Chereads / Puppeteer (Deutsch) / Chapter 5 - Akt 4 - Ensemble

Chapter 5 - Akt 4 - Ensemble

„Marcus?" Eliza ließ ihre Hand von der Waffe sinken und nickte langsam. „Ich hab dich fast nicht erkannt. Komm rein."

„Moment mal!" Cedric verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte Eliza an. „Wer ist dieser Typ, und warum klopft er mitten in der Nacht an unsere Tür?"

Eliza sah Cedric mit einem warnenden Blick an, dann wandte sie sich wieder an Marcus. „Das ist Marcus Sterling, ein Experte für Verschlüsselungen und Cybersicherheit. Ich habe ihn vor ein paar Tagen kontaktiert, nachdem ich die ersten verschlüsselten Nachrichten des Puppeteers gesehen habe. Ich dachte, wir könnten jemanden gebrauchen, der weiß, wie man mit so etwas umgeht."

Marcus schob die Brille nervös auf seine Nase und nickte. „Ja, äh, genau. Ich hab einige Muster in seinen Nachrichten gefunden, ähm, also, nicht vollständig entschlüsselt, aber… ich dachte, ich könnte vielleicht helfen." Er lachte kurz, ein unsicheres Geräusch, das in der angespannten Stille des Raums verhallte.

Cedric ließ die Arme sinken und schnaubte. „Ein Hacker. Großartig. Genau das, was wir brauchen, noch einen Nerd, der uns sagt, wie klug der Puppeteer ist."

„Cedric", warnte Eliza leise. Sie warf Marcus einen ermutigenden Blick zu. „Lass dich nicht einschüchtern. Komm rein, wir erklären dir alles."

Marcus trat zögernd ein, seine nassen Schuhe quietschten auf dem Boden. Er sah sich im Raum um, seine Augen weiteten sich leicht bei dem Anblick der Karte, der verstreuten Papiere und des Chaos, das Cedrics Wut hinterlassen hatte.

„Also, ähm..." Marcus zog einen Laptop aus seinem Rucksack und hielt ihn wie ein Schutzschild vor sich. „Ich könnte direkt anfangen, die Nachrichten zu analysieren, wenn ihr möchtet. Ich, äh, denke, ich habe ein paar interessante Ansätze, die helfen könnten."

Cedric warf Eliza einen vielsagenden Blick zu, bevor er sich abwandte. „Großartig. Noch ein Schachbrettstein in diesem verdammten Spiel."

Eliza ignorierte Cedrics Sarkasmus und wandte sich an Marcus. „Gut, dann pack aus. Zeig uns, was du hast. Ab jetzt arbeiten wir zusammen." Sie legte Marcus eine Hand auf die Schulter, ihre Stimme wurde weicher. „Du gehörst jetzt zum Team."

Eliza reichte Marcus die verschlüsselten Nachrichten und beobachtete ihn gespannt, als er versuchte, die erste Nachricht zu entschlüsseln. Cedric lehnte sich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und seufzte laut, als ob das alles nur Zeitverschwendung war.

„Na, was hast du?", fragte Cedric mit einem Hauch von Sarkasmus in seiner Stimme, als er den jungen Mann beobachtete, der verzweifelt versuchte, die komplexe Nachricht zu entschlüsseln. „Lass mich raten: Du bist ein Genie, und die Lösung kommt gleich in einem Moment der Erleuchtung, oder?"

„Cedric", warnte Eliza und warf ihm einen scharfen Blick zu.

„Was?", erwiderte Cedric kalt. „Ich hab' keine Zeit für Nettigkeiten. Wenn der Typ nicht mal eine einfache Nachricht knacken kann, dann können wir auch gleich ein paar Brettspiele spielen und hoffen, dass er dort besser ist."

Marcus schraubte seine Brille zurecht, seine Finger flogen nervös über das Papier. „Ich... ich kann das nicht einfach so entschlüsseln. Es gibt zu viele Ebenen."

„Tja, du solltest dich vielleicht nach einem anderen Job umsehen, wenn du nicht mal mit einer Nachricht fertig wirst", spottete Cedric und ging zur Kaffeemaschine. „Wie war das mit 'Experte für Cybersicherheit'? Klingt irgendwie nach einem schlechten Witz."

„Cedric, komm jetzt", sagte Eliza ruhig, aber bestimmt. „Er arbeitet daran. Lass ihm Zeit."

„Zeit?", wiederholte Cedric mit einem schiefen Grinsen. „Wenn wir noch mehr Zeit verschwenden, können wir die Leiche von Puppeteer höchstpersönlich im Kühlschrank auftauen."

Es dauerte nicht lange, bis Marcus die Nachricht schließlich aufgab. „Ich kann's nicht", murmelte er niedergeschlagen. „Es ist zu komplex."

Cedric stieß einen genervten Laut aus. „Was für eine Überraschung", sagte er und setzte sich auf einen Stuhl, während er sich eine Zigarette anzündete. „Sicher, das war's dann. Noch ein Rätsel, das du nicht lösen kannst, aber wenigstens bekommst du am Ende der Woche deinen Scheck."

„Cedric!" Eliza schnitt ihm das Wort ab und wandte sich dann wieder an Marcus. „Zeig uns die andere Nachricht. Wir müssen sie zumindest entschlüsseln."

Marcus nickte, völlig verunsichert, und zog die zweite Nachricht hervor. „Ich... ich kann die hier entschlüsseln. Es wird ein bisschen dauern, aber ich glaube, ich habe einen Ansatz."

„Gut, zeig uns, was du kannst, oder du kannst wieder zurück in den Raum, wo du hergekommen bist", sagte Cedric mit einem ironischen Lächeln.

Nach mehreren Stunden intensiven Grübelns, das von Cedrics sarkastischen Bemerkungen und scharfen Kommentaren begleitet wurde, endlich – der Moment der Offenbarung. Marcus starrte auf den Bildschirm und schrie fast auf. „Ich hab's!"

„Wohl eher ein Wunder als ein Talent", murmelte Cedric, doch als Marcus ihm die Koordinaten zeigte, hielt er inne. „Okay, das ist interessant", gab er widerwillig zu. „Wir sind auf dem richtigen Weg."

„Wo führt es uns hin?", fragte Eliza und trat näher.

„Ein Lagerhaus", sagte Marcus und zeigte auf die Adresse auf dem Bildschirm. „East End Road. Und es sieht so aus, als ob das der Ort ist, an dem der Puppeteer... wartet."

„Lagerhaus, ja? Hört sich nach der perfekten Falle an", sagte Cedric zynisch. „Vielleicht bekommt er diesmal eine bessere Performance von uns. Vielleicht sogar einen Applaus. Wenn wir nicht tot sind, natürlich."

„Du redest viel", erwiderte Eliza ruhig. „Bist du bereit, das alles zu beenden?"

„Ich bin immer bereit, aber das heißt nicht, dass ich gut drauf bin", sagte Cedric grimmig. „Das wird kein Spaziergang. Aber du hast recht – wir gehen jetzt. Wo auch immer das uns hinführt."

„Wirklich? Jetzt schon?" Marcus sah sich unsicher um. „Aber was, wenn es eine Falle ist?"

„Das ist es mit Sicherheit", sagte Cedric ungerührt. „Aber was bleibt uns anderes übrig? Warten, bis er uns holt? Wenn du es wirklich willst, können wir auch zurückgehen. Aber ich gebe dir keinen zweiten Rat, Marcus. Du entscheidest, was du tust."

Eliza sah Marcus an, dann nickte sie. „Wir gehen. Keine Zeit verlieren."

Als sie sich auf den Weg machten, war Cedric das erste, was er tat, seine Zigarette in einem dunklen Aschenbecher zu ersticken. „Du kannst nicht gewinnen, wenn du darauf wartest, dass der Puppeteer dir den Vortritt lässt", sagte er schroff. „Also los. Lass uns diese verdammte Falle auslösen."

Der Regen hatte endlich aufgehört, doch der Dunst der Nacht lag immer noch schwer über den Straßen Londons. Cedric, Eliza und Marcus machten sich auf den Weg, der unangenehme Asphalt unter ihren Füßen fühlte sich feucht und kalt an, als sie in Richtung East End Road gingen. Der Wind, der durch die engen Gassen wehte, brachte eine frische Brise mit sich, doch das Gefühl der drückenden Dunkelheit war überall. Es war, als würde die Stadt selbst den Atem anhalten, bereit für das Unvermeidliche.

„Was, wenn es wirklich eine Falle ist?" Marcus' Stimme war nervös, fast unhörbar, als er hinter Cedric und Eliza ging.

„Dann sind wir wenigstens endlich an dem Punkt angekommen, an dem wir wissen, worum es geht", sagte Cedric mit einem spöttischen Lächeln. „Und du weißt, Marcus, es wäre nicht das erste Mal, dass ich in eine Falle laufe."

„Und es wird wahrscheinlich auch nicht das letzte Mal sein", fügte Eliza hinzu, wobei sie den düsteren Ton in Cedrics Stimme zur Kenntnis nahm. Sie hatte bemerkt, dass er zunehmend verbittert und kalt wirkte, aber es war nicht der Moment, darüber nachzudenken. Sie mussten sich auf das konzentrieren, was vor ihnen lag.

Die Straßen wurden zunehmend leerer, die Lichter der Stadt verblassten, je näher sie dem Ziel kamen. Die Atmosphäre war bedrückend, als würde der Ort, an dem sie sich hinbewegen, selbst eine Bedrohung ausstrahlen. Marcus schüttelte sich leicht, als ein weiteres kaltes Lüftchen ihn traf. Er beschleunigte seine Schritte, als er das Lagerhaus vor sich auftauchen sah. Ein verlassenes Gebäude, das an der Ecke eines Industriegebiets stand, umgeben von rohem, unordentlichem Gelände.

„Da sind wir", sagte Eliza und deutete auf das Lagerhaus, das in der Ferne wie ein Schatten in der Dämmerung stand.

„Wunderbar", murmelte Cedric mit einem bitteren Grinsen. „Ein weiterer verlassener Ort voller Versprechen und Morde."

Sie näherten sich der Eingangstür, die mit rostigen Eisenstangen versperrt war, als ob der Puppeteer sie absichtlich unauffällig machen wollte. Der Graben zwischen den vergitterten Fenstern und dem vermoderten Holz wirkte unheimlich, und der gesamte Komplex hatte das Aussehen eines verlassenen Friedhofs.

„Soll ich die Tür aufbrechen?" fragte Marcus und sah zwischen Eliza und Cedric hin und her.

„Mach einfach", antwortete Cedric und trat einen Schritt zurück. „Wir haben nicht die Zeit für diplomatische Lösungen. Wenn er uns erwartet, dann weiß er sowieso, dass wir kommen."

Mit einem schnellen Blick zu Eliza, die ihm ein zustimmendes Nicken zuwarf, trat Marcus vor, zog ein kleines Werkzeug aus seiner Tasche und begann, an der Tür zu arbeiten. Die Geräusche des Werkzeugs, das gegen das rostige Metall stieß, füllten die Stille, und Cedric drehte sich zur Seite, seine Arme verschränkt.

„Ich hoffe, wir müssen nicht allzu lange warten", sagte Eliza leise und blickte nervös auf die dunkle Straße hinter ihnen. Es war fast, als ob die Stadt noch tiefer in die Dunkelheit tauchte, je länger sie in der Nähe des Lagerhauses blieben.

Nach wenigen Minuten gab es ein leises Klicken. Die Tür war offen.

„Rein, schnell", sagte Cedric, als er sich als Erster durch den Eingang drängte. Eliza folgte ihm, und Marcus trat hinter ihnen ein. Der Raum war düster und roch nach Moder und abgestandenem Wasser. Die Wände waren mit grauen Schatten bedeckt, und der Boden war mit Schmutz und Abfällen bedeckt. Die Decke war niedrig, und das einzige Licht kam von schwachen, von Staub bedeckten Fenstern.

Sie hörten nur ihre eigenen Schritte und das gelegentliche Knarren von alten Holzbalken. Es war gespenstisch still, doch Cedric spürte die Anspannung in der Luft – als ob das Gebäude selbst darauf wartete, dass sie einen Fehler machten.

„Ich mag das hier nicht", murmelte Marcus. „Es ist zu ruhig."

„Bleib ruhig", flüsterte Eliza, während sie sich mit Cedric zusammen nach vorne bewegte. „Es gibt noch viel zu entdecken. Aber wir müssen vorsichtig sein. Der Puppeteer könnte überall sein."

Sie gingen weiter durch das verfallene Lagerhaus. Der Raum schien sich immer weiter zu dehnen, als ob er sie in eine Falle lockte. Und dann, mitten in dieser beunruhigenden Stille, gab es plötzlich ein leises Geräusch. Ein leichtes Klirren. Cedric erstarrte und drehte sich sofort um.

„Was war das?", flüsterte Marcus.

„Lass uns das herausfinden", sagte Cedric, seine Stimme hart und entschlossen. „Und wenn er hier ist, dann sorgen wir dafür, dass er keinen Spaß mehr daran hat, uns zu jagen."

Sie gingen weiter, als das Klirren lauter wurde und mit jedem Schritt bedrohlicher klang. Cedric zog seine Waffe, als sie die Ecke erreichten. In dem Moment, in dem sie um die Ecke bogen, sahen sie etwas, das sie nicht erwartet hatten: Auf einem Tisch lag eine Marionette. Doch dies war keine gewöhnliche Puppe. Die Augen starrten sie an, als sie fast menschlich wirkte – eine perfekte Darstellung des Puppeteers, mit einer düsteren Aura.

„Was zum Teufel ist das?" murmelte Cedric, während er langsam auf die Puppe zuging.

„Er will, dass wir es sehen", sagte Eliza, ihre Stimme schwer mit Besorgnis. „Das ist eine Nachricht."

Cedric hob den Kopf und sah sich um, als er die Umrisse von etwas anderem im Raum bemerkte. Etwas Dunkles, das sich in den Schatten bewegte.

„Wir haben uns die ganze Zeit geirrt", sagte Cedric mit einem sarkastischen Lächeln, das nichts anderes als Zorn und Entschlossenheit verbarg. „Wir haben nur das Spiel gespielt, das der Puppeteer uns vorgibt."

Die Dunkelheit des Lagerhauses schien sich plötzlich zu verdichten, als sich ein Schatten in der Ecke des Raumes regte. Cedric, Eliza und Marcus standen still, jeder Schritt, jeder Atemzug, war von Anspannung geprägt. Die Marionette auf dem Tisch war plötzlich kein harmloses Spielzeug mehr, sondern ein bösartiges Symbol für das, was sie hier erwartete.

„Ihr seid also endlich hier", erklang eine ruhige, fast singende Stimme aus den Schatten. Es war der Puppeteer. „Es hat lange gedauert, aber jetzt sind wir endlich am Ziel."

Cedric, dessen Wut und Frustration schon seit Wochen einen immer größeren Raum in ihm einnahmen, zögerte keine Sekunde. Mit einer schnellen Bewegung zog er seine Waffe und richtete sie auf den Raum, als ob er damit den Raum selbst durchbohren könnte. „Du willst uns spielen lassen, Puppeteer? Dann komm raus und spiel mit uns."

„Spielen?" Die Stimme des Puppeteers war jetzt fast amüsiert. „Ich habe nicht gesagt, dass du mir beim Spielen zuschauen sollst. Du bist der Hauptdarsteller in meinem Stück."

Der Raum schien sich zu verengen, als der Puppeteer endlich aus dem Schatten trat. Der Mann, der in Cedrics Augen das personifizierte Böse darstellte, trug ein maskiertes Grinsen und ein schwarzes, elegant wirkendes Outfit, das im schwachen Licht schimmerte. Sein Gesicht war zur Hälfte von einer antiken Theatermaske verdeckt, die ihm ein unheimliches, emotionsloses Aussehen verlieh.

„Du siehst nicht besonders überrascht aus", sagte der Puppeteer mit einem fast freundlichen Ton, als ob er sich über etwas erfreute. „Ich hatte mehr von dir erwartet."

„Ich werde dich umbringen", sagte Cedric mit einer Stimme, die nur vor Zorn bebte. „Sofort. Keine Spielchen mehr."

„Oh, Cedric, wie vorhersagbar", antwortete der Puppeteer leise, seine Stimme voller Ironie. „Wusstest du, dass ich dich schon lange beobachte? Und ich kenne dich besser als du dich selbst."

Cedric starrte den Puppeteer an, das Gewicht seiner Worte traf ihn wie ein Schlag. „Was redest du da? Was weißt du von mir?"

Der Puppeteer machte einen Schritt nach vorne, fast wie in Zeitlupe, und ein seltsames Lächeln umspielte seine Lippen. „Du bist so voller Wut, dass du vergessen hast, wer du wirklich bist. Du hast vergessen, wie es war, als du als Kind hilflos warst, Cedric. Als du dich alleine gelassen hast fühlen müssen."

Cedric spürte, wie sich etwas in ihm zusammenzog, als der Puppeteer weitersprach, jedes Wort war ein weiterer Hieb gegen seine tiefsten, längst vergrabenen Erinnerungen.

„Du hast nie verstanden, warum deine Schwester gestorben ist, nicht wahr?" Der Puppeteer lächelte jetzt, ein schadenfrohes Grinsen. „Du hast nie verstanden, warum du damals die Verantwortung nicht übernehmen konntest. Du warst zu jung, zu schwach. Deine Familie hat dich fallen lassen."

„Halt die Klappe", keuchte Cedric, seine Hände zitterten, als er die Waffe fester hielt. Doch der Puppeteer fuhr fort.

„Du hast deine Schwester nie wirklich gerettet, hast du? Du hast die Zeichen nicht erkannt, Cedric. Du hast zugesehen, wie sie langsam verschwand, wie du nichts tun konntest, obwohl du der Einzige warst, der es hätte verhindern können. Aber du hast nichts gemacht."

Plötzlich brach es aus Cedric hervor – ein wildes, klares Trauma, das ihn in die Knie zwang. Die Waffe in seiner Hand fiel klirrend zu Boden, während sein Atem schneller und schwerer wurde. Bilder aus seiner Kindheit, Bilder, die er jahrelang verdrängt hatte, fluteten ihn. Isabelle – wie sie langsam starb, wie er nichts tun konnte. Der verzweifelte Blick in ihren Augen. Die Verzweiflung, als er versagte, als er sie nicht retten konnte.

„Nein!", brüllte Cedric und stürzte nach vorne. Tränen brannten in seinen Augen, die Wut und die Trauer vermischten sich zu einem unbändigen Sturm. „Ich werde dich töten!"

Der Puppeteer stand einfach da, als Cedric sich auf ihn stürzte. „Genau so wollte ich dich haben. Du hast nicht verstanden, dass du die Marionette bist, Cedric. Du bist derjenige, der von den Fäden gezogen wird."

Bevor Cedric den Puppeteer erreichen konnte, verschwand dieser in einer Wolke aus schwarzem Rauch. Der Raum, in dem sie sich befanden, begann zu brennen. Flammen schlugen aus den Wänden und der Boden gab nach, als sich die Struktur des Lagerhauses auflöste. Cedric schrie und wirbelte um sich, doch der Puppeteer war längst verschwunden.

„Cedric!" rief Eliza, die zu ihm lief, während der Rauch dichter wurde. „Wir müssen raus!"

Doch Cedric war zu sehr in Rage, um auf sie zu hören. Mit einem letzten, wild verzweifelten Aufschrei stürmte er erneut auf die Flammen zu.

„Er hat mich ausgetrickst!" schrie Cedric. „Er hat mich hierher gezogen, und jetzt werde ich ihm zeigen, dass er sich geirrt hat!"

Eliza und Marcus kämpften sich durch den Rauch, während sie versuchten, zu Cedric zu gelangen. Aber es war zu spät. Die Explosionen und die brennenden Trümmer machten es fast unmöglich, sich zu bewegen. Sie rannten, als die Decke zu kollabieren begann. Eliza drehte sich noch einmal um und dachte, sie hatte Cedric nie wieder gesehen.

Der qualmende Rauch waberte in dichten, schwarzen Wolken durch das brennende Lagerhaus, und die Flammen fraßen sich unaufhaltsam durch das alte Holz und das brüchige Mauerwerk. Ein lautes Krachen hallte durch die Luft, als eine weitere Deckenbalkenbrach zusammenbrach und den Raum mit einem lauten, gefährlichen Geräusch durchzuckte.

Doch inmitten des Chaos, des knisternden Feuers und der bedrohlichen Dunkelheit tauchte er auf. Langsam, als ob er die brennende Zerstörung um sich herum kaum wahrnahm, trat Cedric aus dem flimmernden Inferno. Der Glanz der Flammen spiegelte sich in seinen Augen, die wie zwei eisige Sterne in der Nacht leuchteten. Der Rauch, der sich um ihn herum wirbelte, schien ihm nichts anzuhaben.

Seine Kleidung war verschmort, Asche bedeckte seine Schultern und die Ränder seiner Jacke, doch das alles schien ihm nicht zu stören. Mit einem langsamen Schritt und einer fast trotzig wirkenden Haltung bewegte er sich durch das infernalische Labyrinth der Flammen. Das klirrende Knacken der verbrannten Holzstrukturen war die einzige Musik zu den ruhigen, beinahe lässigen Schritten, die er auf dem brennenden Boden setzte.

Ein wenig Funkenflug umspielte seinen Kopf, doch er ignorierte es. Kein Zucken. Kein Hauch von Panik. In diesem Moment war Cedric wie eine Figur, die in der Dunkelheit lebt, der das Chaos nichts anhaben kann. Der Rauch hüllte ihn ein, doch er blieb vollkommen unberührt. Es war fast so, als sei der Raum der Puppen, der brennende Ort des Spiels, seine natürliche Bühne.

Sein Gesicht war starr, doch der Hauch eines grinsens zog sich über seine Lippen. Es war kein triumphierendes Lächeln – es war leer. Furchtlos. Es war das Gesicht eines Mannes, der in den tiefsten Abgrund blicken kann, der für alles zu haben ist, was das Leben – oder der Puppeteer – ihm bieten kann.

„Nichts hält mich auf", sagte Cedric mit einer Stimme, die im Widerspruch zu den Flammen stand, die immer noch lodernd in den Wänden brannten. Der Klang seiner Stimme schien die Hitze selbst zu dämpfen, als ob er wirklich in der Lage wäre, der Realität zu trotzen.

Er hob den Kopf und ging weiter, als ob das Lagerhaus nicht mehr als ein kleines Hindernis war. Langsam, sicher, als hätte er alles schon einmal durchlebt und der Puppeteer ein weiterer unwichtiger Gegner in einem langen, verschwommenen Spiel.

Eliza, die sich erschöpft und atemlos durch das brennende Gebäude gekämpft hatte, drehte sich plötzlich um, als sie die knisternde, fast mystische Stille hinter sich hörte. Ihr Blick stieß auf Cedric, der mit entschlossenem Schritt aus den Flammen heraustrat. Der Rauch zog in langen, gebogenen Bahnen hinter ihm her, wie eine düstere Aura.

Sie konnte kaum fassen, was sie sah. Da war er – unversehrt, ruhig, als ob er gerade einen Spaziergang durch die Hölle gemacht hatte. Der Flammenhagel, der ihn umgab, schien ihn zu ignorieren, als wäre er aus einem anderen Stoff gemacht. Ein Funke des Wunders schlich sich in ihre Gedanken, doch sie konnte sich nicht der Frage entziehen: Was war Cedric wirklich?

„Cedric, du bist… du bist noch am Leben", flüsterte Eliza, als sie ihn erschöpft anstarrte.

„Klar", sagte Cedric, sich die Asche von seiner Kleidung klopfend. „Was hast du denn gedacht, dass mich ein paar Flammen aufhalten können?"

Er drehte sich zu Marcus um, der mit weit aufgerissenen Augen auf ihn starrte. „Wisst ihr, was das Beste an diesem ganzen Chaos ist?" sagte Cedric grinsend, als er aus der brennenden Hölle hinaustrat. „Jetzt wissen wir, dass der Puppeteer nicht der Einzige ist, der das Spiel spielt."

Der Fernseher flimmerte im abgedunkelten Raum, und das Bild von zerstörtem Eigentum und brennenden Trümmern füllte den Bildschirm. Der Mann saß ruhig in seinem Sessel, die Hände auf dem Lederrand abgestützt, als er sich die Berichterstattung über das brennende Lagerhaus ansah. Die Flammen waren längst erloschen, doch der Schaden war unverkennbar. Die neue polizeiliche Einheit hatte einen weiteren Fehltritt gemacht. Doch er hatte es erwartet. Ein solches Chaos war unvermeidlich gewesen, sobald die Ermittler zu tief in das Spiel des Puppeteers eingetaucht waren.

„Die Neulinge, die glauben, sie könnten das Unmögliche verstehen", murmelte er beinahe beiläufig, während er mit einem Glas in der Hand den Bildschirm beobachtete. Doch als der Bericht weiterlief und das Bild einer erschöpften Eliza Cole erschien, veränderte sich sein Blick. Ihre zügige Haltung, ihre Entschlossenheit und der unterschwellige Schmerz in ihren Augen fesselten seine Aufmerksamkeit. Sie war keine gewöhnliche Polizistin – das wusste er sofort. Etwas in ihrer Haltung und ihrer Ausstrahlung sprach von einer inneren Zerbrechlichkeit, die sie nur verbarg, um ihre Stärke zu zeigen.

„Interessant", sagte er leise, ein Hauch von Belustigung in seiner Stimme. „Ich hatte schon das Gefühl, dass du eine interessante Figur abgeben würdest."

Er beobachtete sie genau, als sie in der Kamera stand, mit ihren Kollegen und den restlichen Ermittlern. Es war nicht nur ihre Entschlossenheit, die ihn fesselte – es war ihr innerer Konflikt, das Ringen mit der eigenen Vergangenheit, das in jeder Bewegung, jedem Blick zu spüren war. Und dieser Kampf, den sie mit sich selbst führte, faszinierte ihn. Sie war eine Zerrissenheit zwischen Pflichtbewusstsein und Schmerz, zwischen dem, was richtig war, und dem, was sie tief in sich fühlte. Das machte sie nicht nur gefährlich – es machte sie unberechenbar.

„Das ist noch lange nicht alles, Detective", murmelte er, ein gequältes Lächeln stieg in seine Miene. „Du wirst eine Rolle spielen, von der du noch nicht einmal träumen kannst. Schon morgen werde ich zu dir kommen!"

Er stand langsam auf, sein Blick noch immer auf dem Bildschirm, während er das Glas in seiner Hand drehte. Die Szenerie auf dem Fernseher wirkte nun weit entfernt, fast bedeutungslos, im Vergleich zu dem, was vor ihm lag: Die neue Schauspielerin auf seiner Bühne. Er wusste, dass sie bald ein fester Bestandteil seiner Inszenierung sein würde.

„Ja, Eliza. Es wird noch viel mehr kommen. Und ich werde dich beobachten. Ganz genau."

Mit diesen Worten ließ er das Glas sinken, drehte sich um und verließ den Raum, während das Bild der Ermittlerin in seinem Kopf weiterlebte.

In einem düsteren, halb verdunkelten Raum, der von flimmerndem Kerzenlicht erleuchtet wurde, saßen sie, eine Gruppe von Menschen, alle in dunklen Mänteln gehüllt. Ihre Gesichter waren hinter maskierten Gesichtern verborgen – aus Holz geschnitzt, aus Metall geformt, aus Stoff gewoben – doch alle hatten eines gemeinsam: Sie trugen Masken, die an den Puppenspieler erinnerten, dessen Name und Geheimnisse sie so verzweifelt verehrten.

Der Klang eines Radios, der leise die Atmosphäre füllte, brachte ihre Blicke zur Wand, auf der das unklare Rauschen langsam einem klaren, offiziellen Radiobericht Platz machte. Alle hörten aufmerksam zu, ihre Gesichter blieben reglos. Nur der Mann ganz vorne, der eine glänzende, goldene Maske trug, stützte sich mit einer Hand auf einen alten Tisch, als er auf die Worte wartete, die sich durch das Rauschen ihren Weg bahnten.

„Der Puppeteer hat wieder gesiegt", drang die Stimme des Sprechers durch den Raum. „Das Lagerhaus ging in Flammen auf, und die Polizei ist wieder einen Schritt näher an der Wahrheit, doch das Spiel bleibt gefährlich. Es gibt noch immer kein Ende in Sicht."

Der Mann mit der goldenen Maske hob den Kopf, als er die Worte hörte, und seine Augen glühten mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Besessenheit. Langsam hob er die Hand, und in der Gruppe kehrte absolute Stille ein. Dann sprach er, seine Stimme ruhig, aber voller Überzeugung.

„Das ist nur der Anfang", flüsterte er. „Der Puppeteer hat uns gezeigt, was wahre Kunst ist. Er hat die Bühne bereitet, und wir sind bereit, den nächsten Schritt zu tun. Ein wahrer Meister hat die Zügel in der Hand. Und wir... wir werden nicht länger in den Schatten bleiben. Unsere Zeit kommt."

Während seine Worte die Luft durchzogen, begannen die anderen Mitglieder der Gruppe, wie in Trance, rhythmisch zu murmeln. „Puppeteer... Puppeteer... Puppeteer..."

Es war ein gespenstisches Murmeln, das sich wie ein Gebet anhörte, eine Art Beschwörung, die die Mitglieder mit einer fast religiösen Hingabe wiederholten. Ihre Köpfe neigten sich in einer synchronen Bewegung, als ob sie einen unsichtbaren Puppenspieler anbeteten, der sie alle durch Fäden aus Liebe und Angst führte.

„Bald, bald...", wiederholte der Mann mit der goldenen Maske, und die anderen stimmten ihm in einem tiefen, gleichmäßigen Rhythmus zu. „Wir werden einen Zug machen. Ein Zug, der den Puppeteer noch näher zu seinem Ziel bringt."

Die goldene Maske blitzte im schwachen Licht der Kerzen, als der Mann sich nach vorne beugte, und die Gruppe folgte seiner Bewegung wie ein einziges Lebewesen. „Der Puppeteer wird nicht mehr lange im Schatten bleiben. Wir werden uns erheben, und dann... dann wird die Welt erkennen, dass er der wahre Herrscher der Bühne ist."

Mit diesen Worten schien der Raum für einen Moment still zu stehen. Nur das leise Murmeln der Gruppe und das Knistern der Kerzenflammen waren zu hören. Der Mann mit der goldenen Maske trat zurück und hob die Hände zu einem Symbol, das niemand außerhalb dieser Gruppe je verstehen würde. Doch in diesem Moment wusste jeder, was er meinte.

„Wir sind bereit", sagte er schließlich, und die Gruppe wiederholte, wie ein Chor im Einklang: „Bereit für den Puppeteer."

Ein geistesabwesender Blick trat in die Augen jedes Einzelnen, während sie in die Dunkelheit blickten, als würde die Zukunft, die sie erwarteten, ein Teil ihres Schicksals sein. Sie wussten, dass ihre Zeit gekommen war. Und bald würden sie den Puppeteer zu einem noch größeren Triumph führen.