Die Rückkehr nach Sylvandor
Die Reise zurück nach Sylvandor war still, aber erfüllt von einem neuen Verständnis. Danny fühlte sich verändert. Das Sternenfeuer in ihm brannte nicht mehr mit derselben drängenden Kraft, sondern in einem harmonischen Rhythmus mit der Dunkelheit, die er in der Quelle des Schattenreiches berührt hatte. Es war ein Gleichgewicht – zerbrechlich, aber kraftvoll.
Kira beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. „Du bist ruhiger," sagte sie schließlich, als sie durch die dichten Wälder ritten.
„Ich verstehe endlich," sagte Danny. „Es war nie Licht gegen Dunkelheit. Es war immer Licht und Dunkelheit. Zwei Teile, die nur zusammen die Welt im Gleichgewicht halten können."
Kael'thar brüllte leise und nickte. „Du sprichst wie ein wahrer Hüter, Danny. Aber das Wissen allein wird uns nicht retten. Die Schatten werden sich nicht von Worten überzeugen lassen."
Danny sah zu dem Drachen hinauf. „Das weiß ich. Aber vielleicht können wir etwas anderes finden. Etwas Altes, das die Kräfte dieser Welt vereinen kann."
Ein altes Rätsel
Als sie Sylvandor erreichten, wartete bereits der Rat des Kreises des Gleichgewichts auf sie. Eldara, die Seherin, hatte Neuigkeiten, und ihre Miene war besorgt.
„Während ihr fort wart, hat sich der Himmel verändert," sagte sie und wies auf den Horizont, wo sich am Nachthimmel ein tiefrotes Leuchten abzeichnete. „Was ist das?" fragte Kira.
„Das Lied der alten Kräfte," sagte Eldara. „Es ist ein Phänomen, das nur einmal in tausend Jahren auftritt. Es ist ein Ruf, ein Echo aus der Zeit, als die Welt geschaffen wurde." „Was bedeutet es?" fragte Danny.
„Es bedeutet, dass die alten Kräfte unruhig sind," sagte Eldara. „Das Gleichgewicht ist noch nicht wiederhergestellt, und sie rufen nach einer Entscheidung." „Alte Kräfte?" fragte Kira. „Was soll das heißen?"
Eldara schlug ein uraltes Buch auf, dessen Seiten so dünn waren, dass sie bei jeder Bewegung zu zerreißen drohten. „Die Drachen, die Menschen, die Schatten – wir alle sind nur Kinder der alten Kräfte. Sie erschufen diese Welt, und sie können sie auch zerstören." Danny trat näher. „Und was wollen sie von uns?"
„Eine Wahl," sagte Eldara. „Die Kräfte des Lichts und der Dunkelheit müssen sich vereinen, oder die Welt wird in ihrem Streit zerbrechen."
Die Reise zur Sternenlichtklinge
Das Buch sprach von einem Ort tief in den Ruinen von Ilyathar, einer Stadt, die vor Jahrtausenden im Krieg der Mächte zerstört worden war. Dort sollte sich dieSternenlichtklingebefinden – ein Artefakt, das Licht und Dunkelheit in einem einzigen Schlag vereinen konnte. „Die Klinge wird von einem Wächter geschützt," warnte Eldara. „Und sie fordert einen Preis von jedem, der sie führen will." „Einen Preis?" fragte Kira.
„Ein Teil von dir selbst," sagte Eldara. „Ohne diesen Preis wird die Klinge dich zerstören." Danny nickte. „Dann machen wir uns auf den Weg."
Die Ruinen von Ilyathar
Nach Tagen des Marsches erreichten Danny, Kira und Kael'thar die Ruinen von Ilyathar. Die Stadt war kaum mehr als ein Geisterort – zerfallene Mauern, zerbrochene Statuen und ein bedrückendes Schweigen, das die Luft erfüllte.
„Hier hat einst das Zentrum der Welt gelegen," sagte Kael'thar. „Bevor der Krieg zwischen Licht und Dunkelheit alles zerschmettert hat."
Im Herzen der Ruinen fanden sie den Tempel, der von gewaltigen Säulen aus schwarzem und weißem Marmor flankiert wurde. Darin lag die Sternenlichtklinge, schwebend in einem Strahl aus silbrigem Licht, der von der Decke des Tempels herabfiel.
„Dort ist sie," sagte Danny, seine Stimme ehrfürchtig. Doch als er nähertrat, erschien der Wächter. Es war eine riesige Gestalt, halb aus Licht, halb aus Schatten, die mit einer donnernden Stimme sprach. „Wer wagt es, die Sternenlichtklinge zu beanspruchen?" „Ich bin Danny, Hüter des Gleichgewichts," sagte er.
Der Wächter beugte sich hinab, sein Gesicht eine Maske aus Licht und Dunkelheit. „Warum forderst du die Klinge, Hüter?" „Um das Gleichgewicht zu bewahren," antwortete Danny. „Das Gleichgewicht fordert Opfer," sagte der Wächter. „Bist du bereit, einen Teil deiner Seele zu opfern?" Danny zögerte, doch dann nickte er. „Ja."
Die Prüfung der Klinge
Der Wächter streckte eine Hand aus, und Danny wurde von Licht und Schatten umhüllt. Plötzlich fand er sich in einer anderen Welt wieder – einer Welt, die aus seinen eigenen Erinnerungen und Ängsten bestand.
Er sah sich selbst als Kind, allein in den Ruinen seines Heimatdorfes, während die Schatten alles verschlangen. Dann sah er sich als Krieger, wie er in den Augen der Dunkelheit nach Antworten suchte.
Schließlich stand er vor seinem eigenen Spiegelbild – ein Danny, der von Schatten durchdrungen war, aber auch von einer strahlenden, blendenden Reinheit. „Wer bist du wirklich?" fragte das Spiegelbild.
Danny trat vor, legte eine Hand auf die Brust seines Spiegelbildes und sagte: „Ich bin beides. Licht und Dunkelheit. Stärke und Schwäche. Und ich werde das Gleichgewicht wahren."
Mit diesen Worten löste sich die Vision auf, und Danny fand sich zurück im Tempel, die Sternenlichtklinge in seiner Hand.
Der Preis
Doch der Preis war hoch. Als Danny die Klinge hob, spürte er, wie ein Teil von ihm verschwand – ein Teil, den er nie wieder zurückholen würde. „Was hast du verloren?" fragte Kira, als sie ihn stützte.
Danny sah sie an, seine Augen müde, aber entschlossen. „Einen Teil meiner Seele," sagte er. „Aber es war notwendig."
Kael'thar brüllte leise. „Du hast eine Waffe geschmiedet, die die Schatten und das Licht fürchten. Nutze sie weise, Hüter." Danny nickte. „Das werde ich."
Die Rückkehr nach Sylvandor
Mit der Sternenlichtklinge in der Hand kehrten sie nach Sylvandor zurück. Doch es gab keine Zeit zur Ruhe – die Schatten hatten sich neu formiert, und am Horizont wartete ein neuer Sturm.
Danny spürte das Gewicht der Klinge und wusste, dass die nächste Schlacht ihre härteste werden würde.
„Das Gleichgewicht lebt," sagte er zu seinen Freunden. „Aber wir müssen es kämpfen lassen – bis zum letzten Atemzug."
Die Sternenlichtklinge leuchtete auf, als ein neues Kapitel im Krieg um die Welt begann.