Chereads / Der Aufstieg der Drachen - Schatten des Gleichgewichts Band 2 / Chapter 23 - 19. Die Risse im Gleichgewicht

Chapter 23 - 19. Die Risse im Gleichgewicht

Eine dunkle Erkenntnis

Nach der Schlacht an den Nebelfelsen kehrte der Kreis des Gleichgewichts erschöpft, aber siegreich nach Sylvandor zurück. Die Schatten hatten sich zurückgezogen, doch niemand konnte das Gefühl abschütteln, dass der Krieg gerade erst begonnen hatte.

Danny verbrachte Tage damit, das Sternenfeuer zu verstehen. Es war mehr als nur eine Waffe – es war ein Teil von ihm, ein lebendiges Licht, das ihn durchdrang. Doch mit jedem Tag wuchs auch das Gefühl, dass etwas nicht stimmte.

Eines Nachts, als die Welt in Dunkelheit getaucht war, hörte Danny das Flüstern wieder. Es kam aus seinem Inneren, doch diesmal war es nicht die Stimme der Schatten. Es war das Sternenfeuer.

„Das Gleichgewicht ist gestört,"flüsterte es.„Die Dunkelheit weicht, doch das Licht wird wachsen – und das ist nicht, was es soll."

Danny setzte sich auf und spürte, wie die Flamme in ihm stärker flackerte. „Wie kann das sein?" flüsterte er zurück.

„Das Gleichgewicht ist keine Seite, Danny. Es ist der Tanz zwischen beiden. Wenn das Licht zu hell wird, wird die Welt blinder, als sie es in der Dunkelheit war."

Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Er dachte an die Worte der Schatten in der Festung von Draegos:„Du verstehst nicht, was du bewahrst."Hatte er den Sinn des Gleichgewichts missverstanden?

Ein unerwarteter Besucher

Am nächsten Tag, als der Morgen gerade anbrach, landete ein Bote im Lager – ein mächtiger schwarzer Drache, dessen Schuppen wie die Nacht schimmerten. Es war kein Mitglied des Kreises, sondern ein Vertreter aus Veltharion, dem Reich der Schattendrachen.

„Ich suche Danny," sagte der Drache, seine Stimme tief und resonierend. Danny trat vor, während Kira und Kael'thar wachsam blieben. „Ich bin hier," sagte Danny.

Der Drache beugte seinen Kopf leicht, eine Geste des Respekts. „Mein Name ist Vaelor. Ich wurde vom Rat der Schattendrachen geschickt, um mit dir zu sprechen. Es gibt Dinge, die du wissen musst."

„Warum sollte ich einem Schattendrachen vertrauen?" fragte Danny, seine Hand auf dem Griff seines Schwertes. „Weil wir dasselbe Ziel haben," antwortete Vaelor. „Das Gleichgewicht zu bewahren."

Die Wahrheit über die Schatten

Im Ratssaal von Sylvandor erklärte Vaelor, was er wusste.

„Die Schatten sind nicht nur Dunkelheit," begann er. „Sie sind ein notwendiger Teil der Welt. Wie das Licht existieren sie, um das Gleichgewicht zu wahren. Doch durch das Sternenfeuer hast du das Gleichgewicht verschoben."

Danny runzelte die Stirn. „Das Sternenfeuer sollte helfen, die Dunkelheit zu bekämpfen."

„Und das hat es," sagte Vaelor. „Doch es hat auch das Gleichgewicht zerstört. Die Schatten sind geschwächt, und nun wächst das Licht unkontrolliert. Es wird sich verändern, Danny. Und wenn das passiert, wird es alles verschlingen."

Ein ungläubiges Schweigen legte sich über den Raum.

„Das Licht?" fragte Kira. „Wie kann das Licht gefährlich sein?"Vaelor sah sie an, seine Augen voller Weisheit. „Das Licht kann genauso zerstörerisch sein wie die Dunkelheit. Es blendet, verbrennt, und es erlaubt keine Abweichung. Es ist absolute Reinheit – und das bedeutet, dass nichts anderes existieren kann."

Danny fühlte, wie die Flamme in seiner Brust unruhig wurde. „Was soll ich tun?" „Du musst lernen, das Sternenfeuer zu kontrollieren," sagte Vaelor. „Und du musst die Dunkelheit verstehen. Nur dann kannst du das Gleichgewicht wirklich bewahren."

Die Reise ins Schattenreich

Vaelor lud Danny ein, mit ihm ins Reich der Schattendrachen zu kommen – ein Ort, an dem die Dunkelheit lebte, aber nicht böse war. „Wenn du verstehen willst, was du bekämpfst, musst du es sehen," sagte Vaelor.

Kira und Kael'thar protestierten zunächst. „Es ist eine Falle," sagte Kira. „Die Schattendrachen können nicht einfach plötzlich Verbündete sein."

„Vielleicht," sagte Danny. „Aber wenn er recht hat, und wir das Gleichgewicht wirklich stören, dann bin ich der Einzige, der es wiederherstellen kann."

Nach einer langen Diskussion stimmten sie zu. Danny, Kira und Kael'thar machten sich zusammen mit Vaelor auf den Weg ins Schattenreich.

Das Herz der Dunkelheit

Das Schattenreich war anders, als Danny es sich vorgestellt hatte. Es war dunkel, ja, aber nicht trostlos. Der Himmel war von einem tiefen Violett, und die Landschaft bestand aus schimmernden, schwarzen Kristallen, die das Licht der fernen Sterne reflektierten.

„Die Dunkelheit hier ist rein," sagte Vaelor, als sie durch das Land ritten. „Sie ist nicht wie die Schatten, die ihr bekämpft habt. Diese Dunkelheit ist Teil der Welt, ein Ort des Friedens und der Stille."

Danny konnte es spüren. Die Flamme in ihm war ruhiger geworden, fast so, als würde sie die Dunkelheit akzeptieren.

Am Herzen des Reiches angekommen, brachte Vaelor sie zu einem uralten Tempel, der in den Fels gehauen war. Im Inneren war eine Quelle aus reiner Dunkelheit, die wie flüssiger Nachthimmel schimmerte.

„Das ist der Kern der Schatten," sagte Vaelor. „Eine Essenz, die so alt ist wie die Welt selbst. Wenn du das Gleichgewicht wiederherstellen willst, musst du es berühren – und die Dunkelheit in dir akzeptieren."

Kira wollte protestieren, doch Danny hob die Hand. „Ich muss das tun," sagte er.

Er trat vor, spürte die Kälte der Dunkelheit, die sich wie Wasser um ihn legte. Doch anstatt Angst zu spüren, fühlte er eine seltsame Ruhe.

„Du bist nicht unser Feind,"flüsterte eine Stimme aus der Dunkelheit.„Wir sind ein Teil von dir. Lass uns zusammen das Gleichgewicht bewahren."

Danny öffnete die Augen, und das Sternenfeuer in ihm leuchtete auf – doch diesmal war es kein reines Licht. Es war ein schimmerndes Grau, ein Tanz zwischen Licht und Schatten.

Ein neues Versprechen

Als Danny aus der Quelle trat, fühlte er sich verändert. Das Sternenfeuer war stärker geworden, aber auch ruhiger. Es war, als hätte er eine Wahrheit gefunden, die ihm zuvor verborgen geblieben war. „Was jetzt?" fragte Kira, die ihn wachsam ansah.

„Jetzt kehren wir zurück," sagte Danny. „Der Krieg ist noch nicht vorbei – aber wir wissen, wie wir kämpfen müssen. Nicht für das Licht, nicht für die Dunkelheit, sondern für das Gleichgewicht."

Kael'thar brüllte zustimmend, und Vaelor neigte seinen Kopf. „Das Gleichgewicht wird immer schwer zu wahren sein, Hüter," sagte der Drache. „Aber heute hast du den ersten Schritt getan."

Mit diesen Worten machten sie sich auf den Weg zurück nach Sylvandor – bereit für die nächste Schlacht und die Herausforderungen, die noch kommen würden.