Vor Wut kochend, verzog sich Jennys Gesicht schmerzverzerrt. Sie wollte nicht klein beigeben.
Sie konnte nicht fassen, dass die einst so gefügige Lucille, mit der sie sich einst herumgetrieben hatte, es nun wagte, sich offen vor ihren Mitschülern gegen sie aufzulehnen.
Diese Demütigung brachte ihr Blut zum Kochen.
"Schlampe! Wie kannst du es wagen, meine Hand zu brechen! Ich gehe zur Polizei! Ich werde dich verklagen, weil du mir den Arm gebrochen hast!" schrie Jenny voller Zorn.
Lucille grinste höhnisch und stieß Jenny kräftig zurück.
Jenny taumelte, fiel rückwärts und landete genau im Eimer. Ihr ganzer Körper wurde vom Gestank des Kots durchdrungen.
Sogleich wich die Menge angewidert zurück, hielt sich die Nasen zu und entfernte sich so weit es ging.
Jenny lag im Eimer, ihr Gesicht bespritzt mit Kot. Sie fühlte sich, als würde sie den Verstand verlieren.
Voller Wut stand sie auf und zeigte mit dem Finger auf Lucille. "Du kannst was erleben! Ich sorge dafür, dass du hinter Gitter kommst!"
Lucille lachte spöttisch. "Mich einsperren? Wie stellst du dir das vor?"
"Ich..." Jenny verstummte plötzlich, überrascht, dass ihre Hand doch nicht verletzt war.
Was ging hier vor?
War ihr Arm denn nicht gebrochen?
Sie konnte nicht anders, als sich zu wundern, dass ihre Hand nun völlig in Ordnung war.
Nein, ihre Hand war nicht gebrochen. Sie war nur ausgekugelt, und Lucille hatte sie gerade eingerenkt.
Wie konnte das sein?
War Lucille nicht berüchtigt dafür, eine absolute Nulpe zu sein? Wie zum Teufel konnte sie wissen, wie man einen ausgekugelten Knochen wieder einrenkt?
War sie nicht immer die Letzte bei den Klassenarbeiten?!
Jenny atmete tief durch und zwinkerte sogleich ihrer Anhängerin neben ihr zu.
Diese stand umgehend auf, straffte sich und sagte: "Wir alle haben gesehen, wie du Jenny vor so vielen Menschen angegriffen hast! Das kannst du nicht abstreiten!"
"Genau! Wir können das alle bezeugen."
Die anderen stimmten einer nach dem anderen zu.
"Zudem hast du unsere Designerkleidung ruiniert. Du musst Schadensersatz leisten!"
"Richtig! Wir müssen sie zur Kasse bitten! Jenny, lass uns die Polizei rufen und sie festnehmen lassen!"
Der Tumult im Klassenzimmer war wie das Surren einer Fliege, die in einer Strohhütte gefangen ist, und es schmerzte Lucille in den Ohren.
Kalt blickte sie auf die Gruppe von Menschen vor ihr.
Viele von ihnen waren die Schuldigen, die für den Tod der echten Besitzerin in jener Nacht verantwortlich waren.
Sie hatten sie in den Pool gedrängt, und als sie versuchte, sich herauszukämpfen, schubsten sie sie brutal wieder hinein und ertränkten sie lebendig.
Diese Leute zeigten jedoch keine Reue, als sie Lucille begegneten. Stattdessen waren sie noch unbarmherziger geworden.
Lucille konnte nicht anders, als sich zu fragen: Hatten sie jede Menschlichkeit verloren?
Ihre Lippen formten ein kaltes Lächeln, das jede Wärme vermissen ließ.
Ihr eisiger Blick glitt über die Gesichter dieser Menschen und ließ sie frösteln.
Plötzlich spürten alle einen Schauer über den Rücken laufen und eine Kälte, die von den Füßen aufstieg und sich in ihrem Körper ausbreitete.
Lucille machte einen Schritt nach vorn, ihre Stimme tief und drohend. "Die Polizei rufen? Perfekt, ich habe ihnen auch einiges zu berichten."
Ihre kalten Augen fixierten jeden Einzelnen, der der echten Besitzerin Schaden zugefügt hatte. "Ihr habt mich absichtlich ins Wasser gestoßen, sodass ich beinahe ertrunken bin und fast gestorben wäre. Was meint ihr, welches Verbrechen schwerer wiegt?"
Die Gesichter aller erblassten, und sie traten schuldbewusst einige Schritte zurück.
Jenny schnaubte kalt: "Was redest du da? Dich absichtlich ins Wasser stoßen? Du hast Zoey fast umgebracht, wir mussten für sie einstehen!"
"Genau! Du bist eine solch bösartige Frau, die Zoey aus Eifersucht die Treppe hinuntergestoßen hat. Das geht zu weit!""Warum tust du jemandem so Nettes wie Zoey weh? Eine böse Frau wie du verdient es zu sterben!"
Lucilles Gesicht verdüsterte sich, ihre Augen waren emotionslos, während ein Chor bösartiger Beleidigungen durch das Klassenzimmer hallte.
In diesem Moment betrat Zoey den Raum und tat überrascht. "Was ist hier los? Warum ist das Klassenzimmer so unordentlich?"
Dann wandte sie sich besorgt an Lucille. "Lucille, haben sie wieder ein falsches Bild von dir? Jenny, die Wahrheit ist nicht das, was du glaubst. Lassen wir das."
Jenny blickte Lucille zornig an. "Zoey, warum bist du so mitfühlend? Sie hat dich offensichtlich gehasst, und du verteidigst sie immer noch. So eine bösartige Frau wie sie hat es nicht verdient zu existieren!"
"Genau, Zoey. Verteidige sie nicht. Keine Sorge, wir stehen alle zu dir und werden dich beschützen!"
"Lassen wir heute eine Szene entstehen und bringen die Schule dazu, sie zu entlassen!"
Lucille lehnte sich ans Pult und sagte: "Du sagst, ich habe Zoey gestoßen? Wer hat das gesehen? Wo sind die Beweise?"
Alle waren sofort verblüfft.
Ja, alle sagten, dass Lucille Zoey die Treppe hinuntergestoßen hat, aber wer hatte es gesehen, als es passierte?
Jenny kniff die Augen zusammen und sagte boshaft: "Wer sonst, wenn nicht du?"
Lucille grinste, schaltete den Computer am Pult ein und steckte einen USB-Stick ein. "Schon gut. Da alle wegen jenem Tag so empört sind, spiele ich euch die Szene einfach noch einmal vor."
Zoey war sprachlos, als sie sah, wie Lucille ihren Computer einschaltete und das Bild auf den Projektor warf. "Lucille, du ..."
Bevor sie ihren Satz beenden konnte, begann das Überwachungsvideo des Vorfalls auf dem Computer abzuspielen.
Auf dem Video war deutlich zu sehen, wie Zoey und Samuel sich im Korridor umarmten und küssten.
Je mehr sie sich küssten, desto leidenschaftlicher wurde es. Samuels Hände wanderten über ihren Busen, und während sie weiterhin küssten, gingen sie Richtung Schlafzimmer.
Im Klassenzimmer brach ein kollektives Aufatmen aus.
"Oh mein Gott, bist du das, Zoey?", rief jemand ungläubig aus.
"Ich kann nicht glauben, dass sie so wild ist! Normalerweise benimmt sie sich so unschuldig, aber anscheinend ist das alles nur gespielt", kommentierte jemand sarkastisch.
"Tsk, tsk, tsk, jetzt wird es spannend", sagte ein anderer.
Als sie die anzüglichen Kommentare der Jungs hörte, wurde Zoeys Gesicht kreidebleich.
Was lief hier eigentlich?
Hatte man sich nicht um alle Videos gekümmert?
Wie konnte Lucille ein Video in ihrem Besitz haben?
Lucille sah Zoey grinsend an, schloss das Video und sagte: "Es tut mir leid, ich habe versehentlich den falschen Knopf gedrückt. Es ist meine Schuld, dass ich euch die Szene dieser schamlosen Liebhaber gezeigt habe, die mich hinter meinem Rücken betrogen haben."
Daraufhin klickte sie auf ein anderes Video.
In dem Video trat Lucille aus dem Treppenhaus, Tränen strömten über ihr Gesicht, während sie Samuel und Zoey lautstark zur Rede stellte.
"Warum habt ihr das getan? Samuel, du bist mein Verlobter. Warum hast du dich mit Zoey eingelassen? Sie ist meine Schwester!"
"Und du, Zoey. Du wusstest, dass er mein Verlobter ist, und hast dich trotzdem mit ihm eingelassen. Schämst du dich nicht? Weißt du, was das aus dir macht? Eine Schlampe!"
"Lucille!" weinte Zoey, ihre Augen quollen vor Tränen. Sie eilte herbei und ergriff Lucilles Hand. "Bitte, hör mir zu. Die Dinge sind nicht so, wie sie scheinen."
Lucille zuckte zusammen und zog ihre Hand schnell aus Zoeys Griff.
In diesem Augenblick fror das Video zoomte auf die Hand ein, die Zoey auf Lucilles Handgelenk gelegt hatte.
Jeder konnte im Video sehen, wie Lucille vor Schmerzen zusammenzuckte, als Zoeys Daumen sich in ihr Handgelenk grub.
Dann wurde das Video wieder normal abgespielt.
Auf den Aufnahmen war zu sehen, wie Lucille unter Schmerzen Zoeys Hand heftig abschüttelte.
Trotzdem genug Platz vorhanden war, um sich in Sicherheit zu bringen, fiel Zoey absichtlich in Richtung Treppenhaus und schaute sogar zurück, bevor sie fiel, als wollte sie den richtigen Winkel finden.
Es war so offensichtlich ein vorgetäuschter Sturz, dass es jeder mit Augen erkennen konnte.
Lucille verzog langsam ein Grinsen. "Zoey", sagte sie, ihre Stimme durchdrungen von Verachtung. "Warum würdest du absichtlich die Treppe hinunterfallen, wenn so viel Platz im Korridor ist? Hast du dir Zeit genommen, einen guten Landeplatz zu suchen? Du hattest Zeit, dich umzudrehen und nach der besten Stelle zum Fallen zu suchen, aber nicht genug Zeit, um nach dem Geländer zu greifen. Das ist seltsam."