Als Zoey den Anruf von der Polizei bekam, warf sie sich in Samuels Arme und schrie vor Schmerzen: "Samuel, was ist los? Warum muss ich zur Polizeistation? Was hat Lucille ihnen gesagt?"
Samuel umarmte sie liebevoll, tröstete sie und sagte: "Hab keine Angst, meine Liebe. Solange ich hier bin, wird dir niemand etwas tun. Und um Lucille kümmere ich mich, wenn es soweit ist!"
Zoey schmiegte ihr Gesicht an Samuels Brust und flüsterte: "Du bist so gut zu mir, Samuel."
Samuels Liebe zu ihr wurde noch tiefer, und er fuhr sie persönlich zur Polizeistation.
In dem Moment, als sie das Polizeirevier betraten, trafen sie auf Lucille, die gerade gehen wollte.
Samuel sah Lucille verächtlich an und spuckte aus: "Lucille, mir ist aufgefallen, wie widerlich du in letzter Zeit geworden bist. Du benutzt solch erbärmliche Taktiken, nur um meine Aufmerksamkeit zu erregen. Es ekelt mich an!"
Lucille blieb stumm, sprachlos.
Sie hatte schon viele seltsame Menschen getroffen, aber noch nie jemanden so narzisstisch wie ihn.
Welches seiner Augen hatte gesehen, dass sie versuchte, seine Aufmerksamkeit zu gewinnen?
Es war unbestreitbar – Samuel und Zoey waren wie füreinander geschaffen.
Was für ein komischer Kauz und was für eine Zicke – unglaublich!
Lucille machte keinen Versuch, die Verachtung in ihren Augen zu verbergen. Mit einem höhnischen Schnauben ging sie davon.
Samuel hingegen glaubte, dass Lucille beschämt sei. Er hob seine Hand, um sie aufzuhalten, und legte seinen anderen Arm um Zoeys Taille. "Lucille, ich warne dich. Lass die Anschuldigungen fallen, sonst wird nicht nur die Familie Zane hinter dir her sein, sondern ich werde auch dafür sorgen, dass du es bereust. Außerdem wird die Schule dich nicht tolerieren. Bald wirst du von der Schule verwiesen!"
Lucille grinste und senkte ihren Kopf, dann blickte sie kühl auf. "Was geht dich das an, du Mistkerl?"
Samuel und Zoey waren beide verblüfft.
Keiner von ihnen hatte erwartet, dass Lucille etwas erwidern würde.
Samuel hielt seine Wut lange zurück, bevor er sagte: "Du wagst es, solche Worte zu benutzen?"
Lucille hob ihren Blick, ihr wunderschönes Gesicht leuchtete im Sonnenlicht auf, so hell und zart, dass es jeden Betrachter leicht blenden konnte. "Was ist los? Hast du ein Problem damit?", fragte sie kalt, ihre Stimme übersät mit einem Hauch eisiger Verachtung.
"Haha!"
Plötzlich hallte ein tiefes, sinnliches Lachen aus einer nahen Ecke.
Lucille verengte ihre Augen und drehte den Kopf, nur um zu sehen, wie Joseph am Tor des Polizeireviers stand und sie lächelnd ansah.
Joseph, der am Tor stand, war groß und elegant, mit einer Aura des Adels, die man nicht ignorieren konnte. Sein außergewöhnlich gutaussehendes Gesicht war göttlich in seiner Perfektion und ließ jeden atemlos und ehrfürchtig zurück.
Sein Blick ruhte intensiv auf Lucille, seine Augen waren erfüllt von einem fesselnden Charme, der jeden, der hineinsah, in seinen Bann ziehen konnte.
An den Ecken seiner Augen zeigte sich ein schwacher roter Schimmer, der eine bezaubernde und verführerische Ausstrahlung hatte.In der Tat war er ein Teufel in Menschengestalt!
Lucilles Herzschlag beschleunigte sich plötzlich, doch sie schaffte es, ihn zu beruhigen und gelassen wegzuschauen.
Samuel fixierte Joseph misstrauisch, war jedoch augenblicklich von dessen machtvoller Ausstrahlung übermannt.
Er richtete sich kerzengerade auf, fest entschlossen, sich nicht unterkriegen zu lassen.
Doch Joseph würdigte ihn keines Blickes und steuerte direkt auf Lucille zu.
Lucille machte unwillkürlich einen Schritt zurück, doch hinter ihr befand sich ein Stuhl. In einem Moment der Unachtsamkeit verlor sie das Gleichgewicht und kippte nach hinten.
"Achtung!"
Über ihr ließ Joseph einen besorgten Ruf erschallen und eilte an ihre Seite, wobei er mit einer brennend heißen Hand ihre Taille umfasste und sie zu sich zog.
Lucille stieß überrascht einen Schrei aus und befand sich plötzlich in Josephs Umarmung, während sie den Duft von Heilkräutern an seinem Körper wahrnahm.
Ihre Körper schmiegten sich eng aneinander in einer verführerischen Pose, die mehr zu versprechen schien.
Lucille war die Erste, die ihre Contenance wiedergewann. Ein seltener Ausdruck von Verlegenheit und Verärgerung huschte über ihr sonst so gelassenes Gesicht.
Unbeeindruckt hielt Joseph ihre Taille fest, seine schmalen Lippen zu einem verführerischen Lächeln gekräuselt. "Miss Lucille, versuchen Sie mich zu verführen? Es scheint, als bliebe mir nichts anderes übrig, als mich Ihrem Charme zu ergeben," sagte er mit spielerischer Verlockung.
Lucille kam wieder zu sich und bemerkte, dass sie ihn fest an der Taille umklammert hatte.
Ihre Ohren glühten vor Scham, und sie stieß ihn peinlich berührt und irritiert von sich. "Das war ein Versehen," entgegnete sie.
Joseph kicherte leise, sein Blick auf ihrem rosigen Ohrläppchen verweilend, seine Augen wurden dunkler.
Gerade als sie etwas sagen wollte, platzte plötzlich eine Gruppe von Personen in den Raum. Es waren die Eltern der Schüler.
Joseph kniff seine Augen zusammen und ergriff Lucille, die sich gerade entfernen wollte. "Kommen Sie mit mir", sagte er.
Ohne auf ihr Sträuben zu achten, nahm er ihre Hand und sie verließen den Raum durch eine Seitentür.
Zoey lehnte sich in Samuels Arme und beobachtete ihr Fortgehen, ihr eifersüchtiger Blick schien fast aus ihren Augenhöhlen zu treten.
Schon wieder!
Mr. Joseph hatte schon wieder dieser verachtenswerten Frau, Lucille Jules, beigestanden!
Verdammt!
Was hatte diese Miststück nur, dass es Mr. Joseph so anzog?
Warum konnte Mr. Joseph nur Lucille sehen und nicht sie?
"Samuel..." Zoey biss sich auf die Lippe und begann erneut zu winseln. "Schließlich ist Lucille immerhin deine Verlobte, wenn auch nur dem Namen nach. Wie kann sie es wagen, vor deinen Augen mit einem anderen Mann zu flirten?"Samuels Gesicht verdüsterte sich augenblicklich.
Obwohl er selbst der Erste war, der sie betrogen hatte, er war ein Mann! Die meisten Männer würden in ihren Beziehungen ohnehin untreu sein.
Aber Lucille war eine Frau. Wie konnte sie sich so unverfroren vor seinen Augen mit einem anderen Mann einlassen?! In alten Zeiten hätte das mit dem Tod bestraft werden können!
"Was für eine Schlampe! Absolut schamlos!" sagte Samuel wutentbrannt. "Warte nur ab, ich werde die Verlobung mit ihr so schnell wie möglich lösen! Zoey, meine Frau kann nur so rein und gütig sein wie du."
Zoey senkte den Kopf und versteckte den triumphierenden Glanz in ihren Augen. "Samuel, das ist wirklich zuvorkommend von dir, aber..."
Sie täuschte einen Seufzer der Enttäuschung vor. "Ich bin lediglich die Adoptivtochter der Familie Jules, im Gegensatz zu Lucille, die so viele Anteile der Jules-Gruppe besitzt. Die Gilbert-Familie wird sicherlich auf mich herabsehen."
Samuel holte tief Luft und sagte: "Mach dir keine Gedanken. Ich werde mit Mr. Jules sprechen und die beste Lösung finden."
Lucille war tatsächlich eine Närrin; was gab ihr das Recht, so viele Anteile zu besitzen?
Sie sollte sich von ihnen zugunsten von Howard trennen und die Hälfte davon an Zoey weitergeben.
Auf diese Weise könnte Zoey die Anteile als Mitgift nutzen und ihn heiraten!
...
Im Maybach.
Joseph nahm Lucilles Hand und stieg ins Auto ein. Er flüsterte: "Es tut mir leid, dass das so überraschend passiert ist. Ich habe nur Angst, dass sie dir etwas antun könnten."
Lucille ließ ihren Blick auf die kräftige Hand an ihrem Handgelenk fallen, ihre Pupillen verengten sich.
Sie hatte Joseph für einen zerbrechlichen Mann gehalten, doch seine Stärke überraschte sie.
"Lass los", murmelte sie.
Joseph hob überrascht die Augenbraue und ließ ihre Hand los. "Miss Lucille, sind Sie nicht neugierig, warum ich hier bin?"
Lucille rieb sich das schmerzende Handgelenk und blickte aus dem Fenster.
"Ich habe keine Ahnung. Sind Sie hier, um mir zu helfen?", fragte sie mit Skepsis.
Joseph drehte den Kopf und blickte sie mit einem spielerischen Schimmern in den Augen an. "Das könnte schon sein."
Einen Moment lang verdutzte das Lucille und ihr Gesichtsausdruck verdüsterte sich. "Joseph, ich mag dieses Herumgedruckse nicht. Was bezwecken Sie mit Ihrer Annäherung an mich?"
Joseph hob eine Augenbraue und gab mit einer Gegenfrage zurück: "Wie haben Sie mich bezeichnet?"
Lucille unterdrückte ihren Ärger und antwortete mit zusammengepressten Zähnen: "Joseph."
Josephs schmale Lippen kräuselten sich leicht nach oben: "Das höre ich gerne."
Lucille schwieg, unschlüssig, was sie als Nächstes sagen sollte.
Litt er etwa an einer schweren Krankheit?
Sie stellte eine Frage und er gab eine in keinen Zusammenhang stehende Antwort.
Konnte jemand wirklich so abweisend sein?
Lucille holte tief Luft, um etwas zu sagen, doch bevor sie dazu kam, unterbrach er sie: "Es ist Zeit fürs Abendessen."
Die Implikation seiner Worte war offensichtlich.
Lucille wandte den Blick nach vorne und sagte: "Ich habe kein Geld."
"Kein Problem", sagte Joseph mit einem vielsagenden Lächeln. "Es geht auf meine Rechnung."
Er gab Culver die Anweisung: "Fahren Sie zu Roger's Fine Dining."
Lucilles Stirn legte sich in Falten; plötzlich hatte sie das Gefühl, dass etwas nicht stimmte.
War sie etwa hereingelegt worden?
Roger's Fine Dining befand sich im Zentrum von Shein City, ein Ort, der sich durch seine ruhige Atmosphäre und exquisiten Speisen von der umgebenden Geschäftigkeit abhob.
Ohne Reservierung kam man dort normalerweise nicht hinein.
Ein einziger Anruf reichte jedoch, und man wurde herzlich empfangen.
Als Lucille aus dem Auto stieg, bemerkte sie, dass sich neben Roger's Fine Dining ein Pfandhaus namens Mount Ocean House befand.
Das Gerücht ging, dass die rätselhafte Figur hinter dem Mount Ocean House ein mächtiger und doch rätselhafter Magnat war, der in der ganzen Welt bekannt war. In den Kreisen der Elite gab es Spekulationen über seine wahre Identität, aber niemand wagte es, seinen Namen laut auszusprechen.
Das Mount Ocean House rühmte sich seiner beeindruckenden Sammlung weltweit bekannter Schätze, die auf mysteriöse Weise erworben wurden. Ungeachtet der möglichen Risiken versteigerten sie kühn ihre Fundstücke und bewiesen damit ihre kühne Einstellung.
Lucille fixierte den Blick auf das Mount Ocean House, ihre Augen funkelten mit einem unergründlichen Glanz.
Sie hatte lange davon geträumt, das Mount Ocean House zu besuchen, nie hätte sie aber erwartet, durch eine Laune des Schicksals so bald dorthin zu gelangen.
"Mr. Joseph, bitte treten Sie schon vor. Ich habe noch eine Angelegenheit zu erledigen", entschuldigte sich Lucille.
"Wie haben Sie mich gerade genannt?" Joseph runzelte verwirrt die Stirn.
Mit einem tiefen Seufzer sagte Lucille widerwillig: "Joseph."
Schließlich nickte Joseph zufrieden. "Dann gehe ich vor und warte dort auf Sie."
Als er davonging, konnte Lucille nicht anders, als mit den Augen zu rollen und zu murmeln: "Du bist unmöglich!"
Fest hielt sie ihre Handtasche umklammert und schritt mit Bestimmtheit in das Mount Ocean House.