"Mr. Nelson, Sie machen wohl Scherze!" sagte Ella spielerisch und blinzelte. Eric war eher amüsiert; das Mädchen spielte offensichtlich nur die Unschuldige vor ihrer bösen Stiefmutter und ihrer scheinheiligen Schwester.
"Ich mache keine Scherze. Ich interessiere mich für dich, deshalb schenke ich dir heute Abend dieses Gemälde, 'Verwobene Lichter und Schatten'", sagte Eric mit einem schelmischen Lächeln und hob eine Augenbraue an. Mit einer Handbewegung forderte er seinen Bodyguard auf, Ella die lange Schachtel respektvoll zu überreichen.
Ella war perplexe und starrte ungläubig Erics lächelndes Gesicht an.
Was hat dieser Kerl bloß vor? Er weiß doch, dass ich vor Brianna auf der Hut sein muss, und trotzdem zeigt er mir so offen seine Zuneigung vor ihnen. Will er damit etwa Ansprüche zwischen uns schaffen?
"Oh mein Gott! 'Verwobene Lichter und Schatten' – ist das nicht das Gemälde, das gerade für dreißig Millionen versteigert wurde?"
"Ja, Mr. Nelson hat es für dreißig Millionen erworben. Ich habe gehört, dass es von einem aufstrebenden Künstler aus dem Land S ist, sogar der Präsident hat ihn getroffen!"
"Das ist unglaublich! Einfach so dreißig Millionen zu verschenken, könnte Mr. Nelson etwa Interesse an Miss Davis haben?"
"Die ältere Miss Davis ist ja auch nicht zu unterschätzen, erinnern Sie sich an die Wohltätigkeitsgala? Sie hat ihre Schwester verteidigt, obwohl sie von der zweiten Miss Davis geschlagen wurde!"
Die umstehenden Damen schwatzten untereinander und Hannahs Gesicht färbte sich abwechselnd rot und weiß vor Aufregung. Sie traute ihren Augen kaum!
Wie kann ein so attraktiver und mächtiger Mann wie Eric sich für Ella, diese schmächtige junge Frau, interessieren? Sicher, Ella war hübsch, aber Hannah hielt sich selbst für weitaus überlegener!
"Es tut mir leid, Mr. Nelson. Ich kann so ein kostbares Geschenk nicht annehmen", sagte Ella und schüttelte den Kopf, während sie den Blick senkte und es nicht wagte, Eric in die Augen zu sehen.
Eric zog leicht die Augenbrauen hoch; dieses Mädchen wagte es, ihn öffentlich zurückzuweisen?
"Schwesterchen, wie kannst du nur so undankbar sein? Mr. Nelson bewundert dich, deshalb hat er dir dieses Gemälde geschenkt. Mr. Nelson, bitte entschuldigen Sie, dass meine Schwester so stur ist, ich hoffe, Sie sind nicht beleidigt." Hannah trat schnell vor, wölbte ihre schönen Lippen. Jeder andere Mann wäre von ihrer zarten Stimme und ihrem liebevollen Blick in Versuchung geführt worden.
Doch Eric warf ihr nur einen kurzen Blick zu. "Natürlich mache ich ihr keinen Vorwurf. Egal wie stur sie ist, das Gemälde gebe ich nicht dir."
Ein Lachen ging durch die Menge.
Hannahs Gesicht wurde vor Scham Feuerrot. Schnell zog Brianna sie ein paar Schritte zurück. "Mr. Nelson, nehmen Sie es meiner Tochter nicht übel, sie ist noch jung und redet manchmal, ohne nachzudenken..."
"Dann sollte Mrs. Davis besser auf sie Acht geben. Schließlich sind Sie ihre leibliche Mutter. Wie es so schön heißt: Wie die Mutter, so die Tochter." Erics Lippen formten ein bezauberndes Lächeln.
"Ich... ich werde mich bemühen. Danke, Mr. Nelson, für Ihren weisen Rat!", entgegnete Brianna, deren Gesicht die Farbe einer Leber annahm, und sie lächelte verlegen.
"Meine Liebe, wenn du es nicht annimmst, werde ich das Gemälde trotzdem in deine Villa schicken lassen. Wenn du mutig genug bist, kannst du es ja wie Müll wegwerfen", wandte sich Eric an Ella, seine tiefen Augen zeigten Entschlossenheit.
Ella hatte keine andere Wahl; eine klare Ablehnung würde ihn kränken.
Aber sein Geschenk anzunehmen, würde Brianna und Robert nur misstrauischer machen.
"Dann werde ich nicht unhöflich sein, ich danke Ihnen, Mr. Nelson", nahm Ella die Schachtel vom Bodyguard mit Fassung entgegen.
Sofort richteten sich alle Blicke auf Ella, deren durchdringende Augen sie fast zu verbrennen schienen.
Das war ein Gemälde im Wert von dreißig Millionen!
Und der Schenker war niemand Geringeres als der markante Eric!
Jeder fragte sich, warum Eric sich für ein Mädchen interessierte, das gerade erst volljährig geworden war.Eric hob zufrieden eine Augenbraue. "Da ist das kluge Mädchen. Gut, wenn du was brauchst, ruf mich an. Großer Bruder passt auf dich auf!"
Mit diesen Worten ging er triumphierend davon.
Ella war sprachlos.
Sie hatte zu nichts zugestimmt, und jetzt bezeichnete er sich selbst als ihren großen Bruder? Was hatte sie getan, dass er sich so zu ihr verhielt?
Hannah und Brianna litten innerlich, aber sie mussten es verbergen. Hannah, die den kalten Schimmer in ihren Augen verbarg, nahm Ellas Hand und sie verließen den Ort gemeinsam.
Zu Hause hatte Ella gerade die Schachtel in ihrer Tasche geöffnet, als Robert von einer Geschäftsreise zurückkam. Als er das Aurora-Diadem auf dem Tisch sah, war er verblüfft.
"Ist das… das Aurora-Diadem?"
Die Auktion war weithin öffentlich gemacht worden und als Geschäftsmann war Robert natürlich informiert. Das Aurora-Diadem war das Highlight der Auktion; wie konnte er es nicht erkennen?
"Ja, Daddy, das ist das Aurora-Diadem, das Mama gewonnen hat!" sagte Ella aufgeregt und lächelte strahlend.
Brianna und Hannah tauschten einen wissenden Blick aus und lächelten beide leise, überzeugt davon, dass Ella dieses Mal den Vogel abgeschossen hatte.
"Du hast das gekauft?"
"Ja, Ella sagte, es gefällt ihr, also habe ich dafür geboten." Brianna spielte die Rolle der pflichtbewussten Ehefrau und Mutter.
"Ella, was geht hier vor? Warum hast du für eine so teure Krone geboten?" Robert kämpfte damit, seinen Ärger zu zügeln, um seine Tochter nicht zu verärgern.
Es war normal für ihn als Elternteil, seine Bedenken zu äußern, und Robert wollte seinen Frust nicht unterdrücken.
"Sei nicht böse, Ella mag selten etwas!" Brianna täuschte Besorgnis vor und hielt sich fest an Roberts Arm, ihr Gesicht voller Lächeln.
Hannah lächelte leicht. "Daddy, deine Tochter hat schon immer solche Luxusartikel bevorzugt. Bitte sei nicht sauer."
Ihre Worte, die scheinbar Ella verteidigten, erinnerten Robert subtil an Ellas vermeintliche Verschwendungssucht.
Ella warf Hannah einen überraschten und verletzten Blick zu, bevor sie sich langsam Robert zuwandte. "Daddy, wie kannst du mir die Schuld geben? Mama hat es gekauft! Mama, ich kann so eine teure Krone nicht akzeptieren!"
Briannas Miene verdüsterte sich. "Ella, du hast ganz klar gesagt, dass sie dir gefällt!"
Ella schüttelte unschuldig mit dem Kopf. "Mama, ich habe gesagt, dass sie mir gefällt, aber ich habe nie darum gebeten, darauf zu bieten! Als der Preis auf sechzehneinhalb Millionen stieg, habe ich dir gesagt, du sollst aufhören, aber du hast nicht auf mich gehört! Wenn Daddy mir nicht glaubt, kann er Frau Taylor fragen, sie war auch dort."
"Was? Sechzehneinhalb Millionen?" Roberts Blutdruck stieg!
Robert war in Armut aufgewachsen, doch nachdem er Ellas Mutter geheiratet hatte, verbesserte sich sein Leben dank der Unterstützung durch die Familie seiner Frau, die ihm half, die Davis Group aufzubauen. In den letzten zwanzig Jahren hatte Robert sein Herz und seine Seele in seine Arbeit gesteckt und sich mit aller Kraft für die Zukunft des Unternehmens eingesetzt.
Daher war er immer sparsam bei täglichen Ausgaben und hasste unnötige Ausgaben, insbesondere für Luxusartikel für die Frauen in seiner Familie. Und jetzt, eine Krone für sechzehneinhalb Millionen? Wie konnte er da nicht wütend sein?
"Daddy, Mama hat sie letztlich für zwanzig Millionen erstanden. Als sie gegen Frau Wilson geboten hat, habe ich ihr gesagt, sie soll aufhören... Ich habe nie gesagt, dass ich sie unbedingt haben muss, Daddy, das ist wirklich nicht meine Schuld..." Ellas Augen röteten sich, als sie Robert ansah und sich ungerecht behandelt fühlte.
Roberts Gesicht verdüsterte sich, die Wut brodelte in ihm. Er sah Brianna an, seine Stimme war leise, aber bedrohlich: "Zwanzig Millionen!?"