Chereads / Thalors Flug – Der Drache, der seine Freiheit fand / Chapter 29 - Kapitel 29: Der Gelehrte

Chapter 29 - Kapitel 29: Der Gelehrte

Der Himmel war voller Rauch und Flammen, als Thalor über das tobende Schlachtfeld flog. Unter ihm kämpften Drachen gegen Jäger, und die Geräusche von Schreien, Klauen auf Metall und peitschenden Feuerstößen erfüllten die Luft. Doch während er kreiste, fiel ihm ein einzelner Mann auf, der sich abseits der Kämpfe zu verstecken versuchte.

Er wirkte verloren, seine Bewegungen unsicher, und er trug die Uniform eines Jägers – aber etwas an ihm war anders. Anstatt sich in den Kampf zu stürzen, schlich er davon, als würde er verzweifelt versuchen, diesem Chaos zu entkommen.

Mit einem entschlossenen Flügelschlag stürzte Thalor herab und landete mit donnerndem Krachen direkt vor dem Mann. Der Jäger stolperte rückwärts, als der massive Drache vor ihm auftauchte, seine scharfen Klauen tief im Boden vergraben.

„Du kämpfst nicht wie die anderen," bemerkte Thalor, während er den Jäger mit seinen goldenen Augen durchdringend musterte. „Warum versuchst du zu fliehen?"

Der Mann zitterte vor Angst, als er die riesige Drachenklaue auf sich zukommen sah. „Bitte! Töte mich nicht!" stammelte er. „Ich bin kein Krieger! Ich... ich bin nur ein Gelehrter!"

Thalor hielt inne, seine Klaue schwebte über dem Mann, aber er setzte ihn nicht sofort fest. „Ein Gelehrter?" fragte er misstrauisch. „Was tust du dann hier, mitten im Krieg?"

„Sie haben mich gezwungen!" erklärte der Mann hastig. „Ich studiere Drachen, schon seit Jahren. Aber ich habe nie gekämpft! Die Jäger haben mich gezwungen, ihnen zu helfen, ihnen Informationen über Drachen zu geben... aber ich wollte das nie! Ich wollte nie Teil dieses Krieges sein!"

Thalor senkte die Klaue, griff den Mann jedoch vorsichtig mit der anderen Hand und hob ihn hoch, sodass er direkt vor seinem Gesicht hing. „Wie heißt du?" fragte der Drache mit seiner tiefen, donnernden Stimme.

„Mein Name ist Alaric," stammelte der Gelehrte, den Blick fest auf die riesigen Zähne des Drachen gerichtet. „Ich schwöre, ich habe niemandem geschadet!"

Thalor musterte ihn nachdenklich. „Und was genau studierst du über Drachen, Alaric?"

Alaric schluckte schwer. „Alles. Eure Kultur, eure Magie, eure Geschichte. Ich habe immer versucht, die Drachen zu verstehen, nicht zu zerstören. Bitte, ich wollte diesen Krieg nie!"

Thalor schnaubte, ein warmer Luftstrom wirbelte Alarics Haare durcheinander. „Du willst Drachen verstehen?" Der Drache hielt inne, sein Blick wurde schärfer. „Dann hör mir zu: Wenn du mir jetzt hilfst, diesen Krieg zu beenden, werde ich dir bei deinen Studien helfen. Aber verrätst du mich, oder deine Worte sind Lügen, werde ich dich nicht verschonen."

Alaric blinzelte überrascht, doch dann nickte er hastig. „Ja! Ja, ich helfe dir. Ich will nur nach Hause zurück."

Thalor betrachtete ihn noch einen Moment, dann setzte er ihn vorsichtig in seine Kralle und stieg mit mächtigen Flügelschlägen in die Lüfte. Alaric klammerte sich verzweifelt an eine der Schuppen des Drachen, während der Wind um ihn herum tobte. Der Flug war kurz, aber beängstigend, als Thalor schließlich bei den anderen Drachen landete.

Die Drachenschar trat sofort näher, als sie den menschlichen Gelehrten in Thalors Kralle entdeckten. Misstrauen lag in der Luft. „Was machst du da, Thalor?" fragte eine alte Drachin mit glänzenden, goldenen Schuppen, die vor ihm stand. „Wieso bringst du einen Jäger hierher?"

„Er ist kein Jäger," antwortete Thalor ruhig und setzte Alaric sanft auf den Boden. „Er ist ein Gelehrter, gezwungen, den Jägern zu helfen. Er will keinen Krieg."

Die Blicke der Drachen blieben skeptisch. „Warum sollten wir ihm trauen?" fragte ein anderer Drache knurrend. „Menschen lügen. Er könnte ein Spion sein."

Alaric hob verzweifelt die Hände. „Bitte, ich habe niemanden getötet! Ich habe mich nur versteckt. Ich will nur nach Hause. Ich will mit diesem Krieg nichts zu tun haben!"

Die Drachen um ihn herum zögerten. Sie konnten die Wahrheit in seinen Worten spüren, doch das Misstrauen blieb. Thalor trat vor, seine Präsenz beruhigte die Situation etwas. „Er ist ehrlich. Ich spüre es. Und er kann uns helfen."

Die Drachin sah Thalor mit schmalen Augen an. „Und wie soll er das tun?"

„Die Jäger sind keine vereinte Armee," begann Alaric schnell, in der Hoffnung, ihre Skepsis zu überwinden. „Sie sind in Gruppen aufgeteilt, die kaum miteinander kommunizieren. Sie sind unorganisiert. Wenn ihr ihre Führung lahmlegt und ihre Kommunikation stört, könnt ihr sie leichter überwältigen."

Die Drachen tauschten Blicke aus. Die Worte des Gelehrten schienen einen Funken in ihnen zu wecken. „Das ist riskant," meinte einer der älteren Drachen. „Aber es könnte funktionieren."

Thalor nickte. „Wir haben keine Zeit zu verlieren. Der Krieg hat uns alle erschöpft. Wenn dieser Plan uns hilft, ihn schneller zu beenden, sollten wir es versuchen."

Die Drachin trat näher an Alaric heran und fixierte ihn mit ihren scharfen Augen. „Wenn du uns verrätst, Mensch, wirst du nicht ungeschoren davonkommen."

Alaric nickte eifrig, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Ich werde euch nicht verraten. Ich will nur, dass dieser Krieg endet."

Thalor legte eine Klaue auf Alarics Schulter und sagte leise, aber bestimmt: „Dann bereiten wir alles vor. Wir beenden diesen Krieg – auf unsere Weise."