Als sie Samantha sah und erfuhr, dass auch sie an der diesjährigen Benefizveranstaltung teilnehmen würde, fühlte sich Amelie unruhig und verwirrt. Da sie wieder einmal nicht in ihr eigenes Haus zurückkehren konnte, entschied sie sich, heute Nacht im Emerald Hotel zu bleiben.
Als sie aus dem Aufzug trat und auf ihre Suite zuging, bemerkte sie ein altes Handymodell, das direkt vor der Tür lag. Es war ein verblüffender Anblick.
"Wow, so ein Telefon habe ich schon ewig nicht mehr gesehen. Es hat noch Tasten."
Amelie schaute sich das Telefon genauer an; es ähnelte einem der frühesten Handymodelle, an das sie sich noch aus der Mittelschule erinnerte. Es war kleiner als ein durchschnittliches Smartphone, mit eigenartig runden Kanten, einer ganzen Reihe von Tasten und einem relativ kleinen Bildschirm. Es war ein beliebtes, aber preiswertes Modell, das damals viele ihrer Klassenkameraden besaßen.
"Wer besitzt schon so ein altes Gerät? Und warum steht es vor meiner Tür?", fragte sie sich laut.
Amelie sah sich auf dem Flur um. Es gab nur zwei Penthouse-Suiten auf dieser Etage, was zwei Möglichkeiten bedeutete: Entweder wurde das Telefon von einem anderen Gast hinterlassen oder von jemandem vom Personal, was ihr plausibler erschien.
"Ich werde es wohl einfach zur Rezeption bringen und sie bitten, den Besitzer zu finden", dachte sie.
Sie bückte sich, um das Telefon aufzuheben, und in dem Moment, in dem ihre Hand es berührte, vibrierte es mit einem eingehenden Anruf von einer unbekannten Nummer.
Zuerst war Amelie verwirrt und wusste nicht, was sie tun sollte, aber dann wurde es ihr klar - was, wenn der Besitzer anrief, um das Telefon zu finden? Sie musste den Anruf annehmen.
"Hallo?" Eine männliche Stimme begrüßte sie, noch bevor sie etwas sagen konnte. Amelie räusperte sich und antwortete: "Hallo?"
"Wer ist da?" Die männliche Stimme klang ziemlich dringlich.
"Kennen Sie den Besitzer dieses Telefons?" fragte Amelie hoffnungsvoll.
"Ja, ich kenne den Besitzer dieses Telefons, ich bin es! Ich halte mein Telefon gerade in meinen Händen! Hahaha!"
Amelie hob die Augenbrauen; dieses Telefongespräch wurde langsam frustrierend, zumal der Mann am anderen Ende eindeutig betrunken war.
"Entschuldigen Sie, ich habe dieses Telefon im Flur des Emerald Hotels gefunden. Kennen Sie den Besitzer?"
"Smaragd-Hotel? Aber ich bin doch gerade im Emerald Hotel! Whoa, das ist ja gruselig!"
"Oh mein Gott..." Amelie fand die Situation lächerlich. Seufzend kniff sie die Haut zwischen den Augenbrauen zusammen, um nicht die Stirn zu runzeln, und antwortete mit ernster Stimme: "Also gut, ich bringe das Telefon zur Rezeption. Bitte sagen Sie dem Besitzer - oder sich selbst, wenn Sie wieder nüchtern sind - dass Sie es dort finden können. Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht."
Sie legte auf und ging zurück zu den Aufzügen, wobei sie murmelte: "Was für ein Spinner."
***
Am nächsten Morgen, als Amelie sich gerade für die Arbeit fertig machte, wurde ihre Routine durch ein leichtes Klopfen an der Tür unterbrochen. Sie schaute auf ihre Uhr und versuchte sich zu erinnern, ob sie gestern Abend den Zimmerservice bestellt hatte.
"Nein, ich glaube nicht, dass ich etwas erwarte... Was könnte denn los sein?"
Leicht verwirrt öffnete sie die Tür, fand aber niemanden vor. Jetzt zweifelte sie ernsthaft an ihrem eigenen Verstand. Doch bevor sie sich selbst als leicht geisteskrank abstempeln konnte, blickte Amelie nach unten und weitete die Augen.
"Was um alles in der Welt ...?"
An der Stelle, an der sie gestern Abend das alte Handy gefunden hatte, lagen jetzt ein bescheidener Strauß rosa Tulpen und eine kleine Hochglanzpapiertüte mit einem weißen Post-it-Zettel in der Mitte. Sie sah sich um, wie schon beim letzten Mal, aber der Flur war wieder leer.
Achselzuckend schaute Amelie in die Papiertüte und sah dort das gleiche Telefon, das sie gestern Abend an die Rezeption gebracht hatte. Sie zog das Post-it ab und begann zu lesen:
"An die schöne Dame in Suite 2101,
Es tut mir leid, dass ich Sie gestern Abend mit meinem Anruf belästigt habe. Ich war betrunken und hatte keine Ahnung, was ich da tat. Danke, dass Sie sich um das Telefon gekümmert haben. Die Sache ist die, dass es mir sehr wichtig ist, und ich würde es nur ungern wieder verlieren, also... würde es Ihnen etwas ausmachen, es vorläufig bei sich zu behalten? Ich verspreche Ihnen, dass nichts Verdächtiges dabei ist, aber wenn Sie sich unwohl fühlen, können Sie es wieder in die Tasche stecken und vor die Tür legen. Ich bringe ihn später zurück.
Ich danke Ihnen. Ihr lästiger Nachbar, der selten trinkt. Das ist eine Tatsache."
Irgendwie zauberte die Notiz ein Lächeln auf Amelies Gesicht. Sie fand es immer noch seltsam und leicht verdächtig, dass ein völlig Fremder sie um so etwas bat, aber da es sich um einen Gast handelte, der im teuersten Zimmer wohnte, wusste sie, an wen sie sich wenden musste, wenn etwas schief ging.
"Na gut, dann schreiben wir eben eine Antwort", dachte Amelie bei sich.
Sie ging zurück in ihr Zimmer und suchte einen Stift. Sie drehte das Post-it um und schrieb ihre Nachricht in ihrer gewohnt schönen Handschrift:
"An die lästige Person in Suite 2102, die, wie sie überzeugt sind, selten trinkt,
Ich werde dieses Telefon bei mir behalten, da auch ich Wert auf Dinge lege, die eine Bedeutung haben. Sollten Sie jedoch irgendetwas Lustiges damit anstellen, bringe ich es zurück zur Rezeption und lasse Sie dieses Hotel verlassen.
Mit freundlichen Grüßen, die schöne und rücksichtsvolle Dame."
Zufrieden mit ihrer Notiz nahm Amelie das Telefon aus der Tasche und steckte es wieder in das Post-it. Dann betrachtete sie die Blumen und lächelte.
"Das ist eine Szene wie aus einer billigen, klischeehaften romantischen Komödie", dachte sie.
Sie nahm die Blumen mit in ihr Zimmer und schloss die Tür. Ihre eigene Bemerkung begann sie zu beunruhigen.
"Ich frage mich... Wenn ich jetzt die Tür öffne, wird die Papiertüte dann noch da sein?"
Plötzlich begann ihr Körper von selbst zu handeln. Sie ließ die Tulpen auf ihr Bett fallen, eilte zur Tür und schwang sie auf, nur um festzustellen, dass vor ihrem Zimmer nichts mehr war. Sie konnte sich ein Kichern nicht verkneifen.
"Was für ein lächerlicher Film das ist!"
Immer noch lächelnd, wurde Amelie durch das Klingeln ihres eigenen Telefons in ihr Zimmer zurückgebracht. Sie schaute auf den Bildschirm und sah eine Nachricht von Elizabeth.
"Schau dir den letzten Beitrag in unserem Klatsch-Feed an. Right. Jetzt."