Chereads / Die geschiedene Erbin wird wieder heiraten! / Chapter 13 - Kapitän Pantaloons

Chapter 13 - Kapitän Pantaloons

Richards massige Gestalt überragte Amelies zierliche Figur und warf eine kühle Schatten über alles um sie herum. Sein eisiger Tonfall und sein bedrohlicher Blick ließen Amelie eine erschreckende Erkenntnis gewinnen. Unbeirrt verengte sie ihren Blick und fragte ebenso kühl: "Ist es also wahr?"

Für einen Moment, der sich wie eine Ewigkeit anfühlte, blieb Richard still. Doch auch sein Schweigen war aussagekräftig. Amelie hatte das Gefühl, er könnte sie mit seinen glimmenden dunklen Augen verbrennen.

Schließlich öffnete er langsam die Lippen, immer noch über die richtige Antwort nachdenkend, und sagte fast flüsternd: "Das geht dich nichts an."

Amelie hätte lächeln können, hielt sich jedoch zurück. Es war kein Siegeslächeln; obwohl sie wusste, dass sie einen Nerv getroffen hatte, fühlte sie sich ähnlich schmerzerfüllt. Emilys Worte hallten in ihrem Kopf wider, als sie sich an den Tag erinnerte, an dem ihr Mann von seiner Geschäftsreise zurückkam.

Heißt das, dass Richard all die Jahre ebenfalls Gast in Hostessenbars war?

Dieser Gedanke ließ sie vor Abscheu schaudern. Plötzlich verzerrte sich das Bild ihres Mannes – ihres Jugendfreundes und vertrauten Begleiters. Der Mann, der jetzt vor ihr stand, schien ein völlig Fremder zu sein.

Richards nächste Worte holten sie zurück in die Realität.

"Ich weiß nicht, wie oder was du herausgefunden hast, aber das ist eine private Angelegenheit. Solche Details sollten nie die Beziehung verlassen, denn sie können mehr als nur den Beteiligten schaden. Ich rate dir, dich nicht in Klatsch und Tratsch zu verwickeln, Amelie. Du hast dich mir immer als jemand dargestellt, der darüber steht. Im Gegensatz zu deinen untätigen Freunden."

Amelie ballte frustriert die Fäuste, ihre Nägel gruben sich in das weiche Fleisch ihrer Handflächen. Richard wusste immer, wie er sie manipulieren konnte, sodass sie sich schuldig fühlte, aber bisher hatte sie das nie so nah an sich herangelassen. Jetzt jedoch war es zu viel.

"Die Nachrichten haben bereits die Öffentlichkeit erreicht, Richard. Es war nicht nur interner Klatsch. Deine Bilder sind in den Händen von Reportern. Du solltest mir dankbar sein, dass meine 'untätigen' Freunde es geschafft haben, sie nicht überall im Internet zu veröffentlichen."

Sie wollte es dabei belassen, war aber zu verletzt, um aufzuhören.

"Es war nicht ich. Viele Männer in unserem Kreis besuchen solche Etablissements. Auch deine Freunde tun das. Vielleicht hat sie jemand erkannt."

Richards Lippen verzogen sich zu einem genervten Grinsen, doch es war offensichtlich, dass er nervös war. Ihr Gespräch hatte sich in ein gegenseitiges Sticheln verwandelt. Er seufzte.

"Egal, wie sehr du eifersüchtig bist, du solltest deine Grenzen kennen."

Diese Worte ließen Amelie etwas Wichtiges erkennen – sie war nicht eifersüchtig. Das bedeutete jedoch nicht, dass sie nicht verletzt war.

Sie imitierte sein Grinsen und antwortete: "Ich wäre eifersüchtig, wenn ich in dich verliebt wäre, Richard. Glücklicherweise ist das nicht der Fall."

Sie versuchte, sich zu beruhigen, richtete ihr Haar und ihre Kleidung und fügte hinzu: "Ich schlage vor, du kümmerst dich selbst um die Gerüchte. Zieh mich nicht weiter hinein. Dieses Mal steht dein Ruf auf dem Spiel."

Amelie konnte es nicht länger ertragen, ihrem Mann ins Gesicht zu sehen. Sie war dankbar, dass ihre Bemerkung ihn sprachlos gemacht hatte, und nutzte den Moment, um zu gehen.Sie begann zu laufen, ohne zu wissen, wohin sie ging; die Tränen, die ihr in die Augen stiegen, trübten ihre Sicht. Sie hatte seit Jahren nicht mehr geweint - sie hatte einfach keinen Grund dazu. Aber jetzt konnte sie es nicht kontrollieren.

Aus Angst, jemand könnte Zeuge ihres gebrochenen Zustands werden, eilte Amelie in ihr Schlafzimmer und schloss die Tür ab. In ihrem sicheren Raum angekommen, gaben ihre Beine nach, und sie rutschte auf den Boden, wobei sie ihr heißes Gesicht mit beiden Händen bedeckte.

Sie konnte nicht verstehen, warum sie so verletzt war. Vielleicht war sie eifersüchtig. Vielleicht liebte sie Richard ja doch. Oder vielleicht hatte sie einfach nur Angst. Alles änderte sich so schnell, und sie konnte nicht mehr mithalten.

Plötzlich spürte sie ein kurzes Vibrieren in der Tasche ihrer Jacke. Amelie griff hinein und stellte fest, dass sie das alte Mobiltelefon die ganze Zeit bei sich gehabt hatte.

Als sie sich mit der freien Hand über die Augen wischte, bemerkte sie auf dem kleinen Bildschirm ein kleines blaues Umschlagsymbol, das eine ungelesene Textnachricht anzeigte.

Im ersten Moment war sie sich nicht sicher, was sie tun sollte. Sie hatte zugestimmt, das Telefon sicher aufzubewahren, aber das bedeutete nicht, dass sie das Recht hatte, die Nachrichten oder Anrufe zu lesen. Doch ihre Neugier übermannte sie, und sie drückte auf den Knopf, um die Nachricht zu öffnen.

Zu ihrer Überraschung war der Text an sie adressiert.

"Danke, dass du zugestimmt hast, dieses Telefon zu behalten. Wie ich schon dachte, bist du die netteste Frau der Welt.

Übrigens, da du die Blumen angenommen hast, gehe ich davon aus, dass sie dir gefallen. Ich werde versuchen, Ihnen so oft wie möglich Blumen zu schicken, zum einen als Zeichen meiner Wertschätzung, zum anderen, weil ich glaube, dass sie Sie aufmuntern und Ihnen den Tag etwas versüßen können.

Ich danke Ihnen nochmals,

Ihr unbeholfener Nachbar, der immer noch darauf besteht, kein Trinker zu sein."

Amelie konnte sich ein leichtes Glucksen nicht verkneifen. Sie fand die Situation mit dem Telefon immer noch ein wenig seltsam. Obwohl die Nummer, von der die Nachricht kam, privat war, war die Person dahinter ein Gast in ihrem Hotel, so dass sie seine Identität leicht herausfinden konnte. Gleichzeitig musste sie zugeben, dass die Tatsache, dass er anonym blieb, der Situation einen Hauch von Spannung und Geheimnis verlieh.

Es war etwas Neues und Faszinierendes. Die klischeehafte romantische Komödie begann nun recht unterhaltsam zu werden.

Immer noch lächelnd beschloss Amelie, zu antworten und zu sehen, wohin es sie führen würde.

"Ich werde das Telefon erst einmal sicher aufbewahren, aber die Blumen sind wirklich nicht nötig. Wenn Sie Ihre Dankbarkeit ausdrücken wollen, könnten Sie mir vielleicht einfach Ihren Namen sagen oder den Namen, mit dem ich Sie anreden soll."

Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Als Amelie die Nachricht öffnete, brach sie in unkontrolliertes Lachen aus - etwas, das sie seit Jahren nicht mehr getan hatte.

"Du kannst mich Kapitän Pantaloons nennen."

Ihr Lachen hallte im Zimmer wider und erfüllte den Raum mit einer Freude, die sie fast vergessen hatte.