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Chapter 21 - Ich bin am Arsch... Das denken auch die Medien

Lina öffnete ihre Augen im Traumland. Sie war eine luzide Träumerin und kannte ihre Albträume genau. Doch dieses Mal war alles anders. Hier gab es keine glänzenden Säulen, goldenen Dächer oder östlichen Mauern. Nun befand sie sich in einem Land aus Wolken und Licht, umgeben von Marmorsäulen. Wo war sie nur gelandet?

Sie fühlte sich, als würde sie über die Wolken schweben, hoch oben am Himmel. War sie im Himmel? War ihr Tod im Schlaf gekommen?

"Kade!"

Lina atmete scharf ein, als sie eine vertraute Stimme vernahm. Sie drehte sich um und ihre Augen weiteten sich. Vor ihr stand Lina in einem luftigen, pastellfarbenen Kleid, und sie rannte auf einen Mann zu, durch Lina hindurch, als wäre sie nur ein Geist.

Lina drehte sich um, und ihr entwich die Farbe aus dem Gesicht. Kade. Er war von Rot getränkt. Seine Züge waren von Blutspritzern bedeckt, seine Kleidung eingefärbt in einem unheimlichen Farbton, und vom Schwert tropfte Blut.

Doch die Traum-Lina zeigte keine Furcht. Mit gehobenem Kleid lief sie direkt auf ihn zu.

"Bist du verletzt?", fragte die Traum-Lina, als sie besorgt nach seinen blutigen Händen griff.

In diesem Augenblick wandelte sich Kades abweisende Miene endlich. Früher wirkten seine Augen trostlos und entfernt. Jetzt erblühte der Frühling in ihnen und der Winter wich. Kade schüttelte langsam den Kopf, sein Schwert fiel polternd zu Boden.

Bevor Kade sie berühren konnte, zuckte ein Donnerschlag in der Ferne.

"ICH HABE DICH GEWARNT!" dröhnte eine Stimme über den Wolken.

Schlagartig verwandelte sich das Weiß der Wolken in Sturmgrau. Der Donner grollte, die Sonne flüchtete. Das himmlische Reich versank im Chaos, Blitze schlugen in den Marmor, gefährlich nah bei Kade.

"Ich habe den Krieg gewonnen", sagte Kade mit eisiger Stimme. Er packte seine Geliebte und zog sie an sich. "Die Köpfe deiner Feindschaft liegen zu deinen Füßen."

Diesen Teil erinnerte sich Lina nicht aus ihrem ersten Leben. In der Tat, sie hatte diese Szene nie zuvor gesehen. Wo waren sie? Warum waren die Kleider so anders? Warum wirkte es, als wären sie jenseits der sterblichen Welt? Was ging hier vor?

"Ein Versprechen bleibt ein Versprechen. Deine Tochter gehört mir." Kades blutverschmierte Hand umschloss ihre Taille und zog sie zu sich. Der weiße Musselinstoff war sofort von Schmutz befleckt – Schmutz von ihm, von den Menschen, die er erschlagen hatte.

Die Anzahl der von ihm Erschlagenen hätte ausgereicht, um einen Strom aus Blut von den himmlischen Schlössern in die Welt der Sterblichen fließen zu lassen. Nichts konnte ihn von ihr nehmen. Nicht einmal eine verlorene Schlacht.

"Meine Tochter ist für mehr bestimmt als nur die Frau des Kriegsgottes", donnerte eine Stimme aus den Wolken herab. "Du hast keine Macht in meinem Reich. GEHT!"

Linars Kopf schmerzte. Sie erkannte die Stimme, konnte sie aber nicht zuordnen. Sie zuckte vor Schmerz zusammen und fasste an ihre Stirn. Es schien, als würde der Nebel in ihrem Verstand sich lichten, doch alles war noch verschwommen.

Was ging hier vor?

Lina beobachtete das schicksalhafte Paar. Kade glich Kade. Lina war wie Lina. Es gab keinen Zweifel. Das war sie. Und das war Kade. Was bedeutete das?

"Linars Schicksal war schon immer mit meinem verwoben. Ihr Schicksal ist meins. Ich werde deine Tochter nehmen, mit oder ohne deine Erlaubnis", knurrte Kade und zog sie enger an sich, als wolle er den Himmelskaiser herausfordern, ihr die Frau aus den Armen zu reißen.

"NARR!" brüllte die Stimme aus den Himmeln. "Das Schicksal meiner Tochter mit deinem ist schon lange durchtrennt worden von den Frauen, die eure Schicksalsfäden gewoben haben!"

Kade zwinkerte nicht einmal, als der Blitz in den Boden einschlug. Mamorböden bekamen Risse, Zäune zerbarsten. Die Bäume neben ihnen fingen Feuer. Er war unbeeindruckt vom Chaos, denn er war der Kriegsgott und nichts in dieser Welt konnte ihm Schrecken einjagen.

"Wenn der Preis für die Liebe der Tod ist, dann soll diese Welt ein Schlachtfeld werden", sagte Kade langsam, ruhig und gefasst. "Wenn mir ein Leben mit ihr geschenkt wird, werde ich um die Ewigkeit feilschen. Nichts von dem, was du tust oder sagst, wird mich von meiner Frau fernhalten."

"Suchst du also den Tod!" rief die Stimme im Himmel. "Der Tod sollst du bekommen."

Aber der Tod kam nicht für Kade. Er kam für die Traum-Lina, die ihren Geliebten weggestoßen hatte. Ohne Vorwarnung traf der Blitz die Stelle, wo er gestanden hatte und ein Meer aus Funken flog umher.

Lina schrie. Und ohne Vorwarnung saß Lina kerzengerade in ihrem Bett, atmete schwer und blickte sich in ihrem Zimmer um – sie war aufgewacht.

Was zum Teufel war das für ein Traum?

Plötzlich erinnerte sich Lina an Kadens Worte im Museum.

"Nur ein Leben?", hatte er sie gefragt.

Linars Augen zitterten in Erkenntnis. Hatten sie... mehr als ein Leben lang zusammen verbracht? Gab es mehr zu ihr als nur ihren Tod im früheren Leben als bevorzugte Prinzessin?Lina war verwirrt. Sie hatte gedacht, sie seien nur für ein einziges Leben bestimmt, aber was hatte dann der Albtraum zu bedeuten? „Autsch", stöhnte sie.

Sie konnte sich an nichts erinnern. Je intensiver sie darüber nachdachte, desto stärker pochte ihr Kopf. Sie griff sich an die Brust und keuchte vor Schmerz – es fühlte sich an, als würde ihr ein Messer das Herz durchbohren. Der Schmerz war überwältigend.

Als Lina schließlich versuchte, die Gedanken zu verdrängen, ließen die Schmerzen nach. „Was zum...", hauchte sie.

Sie spürte, dass mehr hinter der Oberfläche lag, als man mit bloßem Auge sehen konnte. Als hätte ihr eigenes Gehirn geliebte Erinnerungen blockiert, Erinnerungen, die sie quälten.

Lina warf die Decke von ihren Beinen und sprang auf; sie hatte so viele Fragen und keine Antworten. Kaden musste etwas wissen, was sie nicht wusste.

Entschlossen zog Lina sich für den Morgen an. Die Sonne spitzte gerade über die Wolken hinaus, als sie aus der Dusche trat und im Vorbeigehen die Zähne putzte. Schnell war sie angezogen und auf dem Weg nach unten.

Unterwegs erhielt sie eine SMS.

[Isabelle: Du glaubst nicht, was ich heute gesehen habe. Komm schnell, treffen wir uns im Einkaufszentrum. Hier ist die Adresse!]

Verwirrt blinzelnd antwortete Lina umgehend.

[In Ordnung, bis in zwei Stunden.] tippte sie zurück.

„Lina!" rief Milo, während er auf sie zustürmte. Lina hob den Kopf und stolperte fast die Treppe hinunter. Milo fing sie auf und hielt ihr Handgelenk fest. Er wollte auf keinen Fall, dass sie hinfiel und noch mehr Schaden erlitt.

Plötzlich hatte Lina Visionen von seiner Zukunft: schwarze Pillen, ein missmutiger Milo... und heißer Tee?

Zum Glück war Linas Reaktion auf die Vision nicht so heftig wie beim letzten Mal. Normalerweise wurde ihr höchstens schwindelig. Das machte sie nur noch neugieriger, warum sie vor Kaden in Ohnmacht gefallen war.

„Das versteh ich nicht!", zischte Milo. „Onkel hätte alle Bilder verschwinden lassen sollen. Aber sieh dir das an."

Er reichte ihr Zeitungen und Magazine mit unseriös wirkenden Bildern von renommierten Verlagen. Was sollte das?

„Das ist dieser verdammte Leclare!", ereiferte sich Milo. Er wollte diesen Kerl umbringen.

„Ich wette, der hatte seine Finger im Spiel!", rief er aus, die Zeitungen zeigend.

„Milo!", tadelte Evelyn scharf. „Solch eine Sprache gehört sich nicht."

„Deine Taten auch nicht, Mutter!", erwiderte Milo zornig. „Ich weiß, dass du das Blind Date gestern arrangiert hast."

Lina zitterten die Hände beim Anblick der Fotos. Es gab so viele davon. Auf jedem wirkten sie und Everett wie das perfekte Paar. Es sah aus, als wäre er total verliebt.

„Sieh mal, es ist überall in den sozialen Medien", sagte Milo zu seiner Schwester. „Siehst du?"

Er drückte sein Handy in ihre Hand. Lina sank das Herz in die Hose. Multiple Beiträge über sie und Everett waren auf größten sozialen Netzwerken des Landes zu finden.

Zweifellos würde bald das ganze Land denken, Lina Yang sei mit Everett Leclare zusammen. Ihr Name und ihre Identität würden überall bekannt werden, ihre Verbindung zu den Yangs, ihre Universität, ihr Privatleben – weit verbreitet.

„Ich bin erledigt", flüsterte Lina wütend.

„Das denken die Medien auch", knurrte Milo. „Sie sagen schon, du hast den Leclare-Erben ausgetrickst und es geschafft, einen der begehrtesten Junggesellen des Landes an Land zu ziehen!"

Lina presste die Zähne zusammen. Wie war das nur möglich? Die Männer ihres Onkels waren sorgfältig. Nie im Leben hätten sie zugelassen, dass diese Fotos veröffentlicht würden. Es sei denn, jemand hatte von vornherein eingegriffen.

Doch wer?