Lina wusste nicht, warum sie den Tempel der Bevorzugten besuchen wollte. Als sie in ihrem langen Kleid aus dem Auto stieg, erfasste ein frischer Wind die Stoffbahnen und ließ sie flattern. Kein Mensch war zu sehen. Die Nacht war weit fortgeschritten und der Ort für Besucher und Touristen geschlossen.
Lina wurde klar, dass ihr weißes Gewand ein Brautkleid sein konnte. Der Schnitt und die Schichten eigneten sich perfekt dafür. Alles, was ihr fehlte, waren Schleier und Blumenstrauß.
Ohne ein Wort zu verlieren, hob Lina den Blick zum zehngeschossigen Tempel. Er war prachtvoll mit roten Säulen, fenstern in Waldgrün, goldenen Verzierungen und einem gewölbten Dach. Sie hatte gehört, dass der Tempel blendend war, wenn die Morgensonne über ihm aufstieg.
Wärme legte sich über Linas Schultern. Als sie sich umsah, erkannte sie Kadens Mantel. Er legte ihn um sie, küsste sie sanft auf den Kopf und lächelte verständnisvoll.
"Danke," sagte Lina dankbar.