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Chapter 20 - How Was It?

Lina erstarrte. Es war, als würden Wurzeln aus dem Boden sprießen und sie festhalten. Lichter flackerten vor ihren Augen auf, genug, um einen Anfall zu provozieren und sie Schaum vor dem Mund haben zu lassen.

Merkwürdige Bilder durchfluteten ihren Geist. Hand- und Fußgelenke, die mit Leder umwickelt waren, Metallhelme, weiße Räume und erschreckende Schreie.

Unfähig, sich zu beruhigen, öffnete und schloss Lina ihren Mund, verzweifelt angesichts des blendenden Blitzlichtgewitters. Die Paparazzi schossen eine Aufnahme nach der anderen, bis alles, was sie sehen konnte, weiß war.

"Miss Yang, schauen Sie hierher!"

"Miss Yang, sind Sie und Everett Leclare ein Paar?"

"Ist das ein Date?"

Eine Frage nach der anderen wurde auf Lina niedergebrüllt. Lina zitterte, sie bekam kaum noch Luft, und ihr Geist wurde leer. Sie konnte nicht einmal mehr denken, geschweige denn blinzeln oder reagieren.

Lina hatte das Gefühl, mitten in einem schrecklichen Sturm gefangen zu sein, während sich die Welt um sie herum schloss.

"Bitte, meine Herren, etwas Privatsphäre", sagte Everett und schützte sie vor dem Licht.

Everett legte einen Arm um ihre Taille und zog sie die Treppe hinunter. Er war über ihre Bewegungslosigkeit verwirrt.

Lina verhielt sich wie eine Puppe. Sie bewegte sich nach seinem Willen, ging wie betäubt und sagte nichts. Ihr Gesichtsausdruck war leer, aber sie zitterte wie ein Hund mit Tollwut. Er konnte nicht anders, als sie zu schützen, obwohl er sie zuerst in diese missliche Lage gebracht hatte.

"Sollten wir nicht eingreifen, Boss?", fragte Sebastian besorgt, während er hinter seinem Boss stand.

Sebastian blickte nervös auf die große Menge an Kameras und Paparazzi, die dem Paar den Weg versperrten.

Das Gesicht von Lina war ausdruckslos. Es war, als hätte sie jegliches Licht aufgegeben.

Kaden sagte nichts. Er brachte einfach seine Zigarette an die Lippen und zog tief daran. Der Rauch kitzelte seine Augen, doch er beobachtete sie weiterhin. Beobachtete die Panik in ihrem Gesicht, wie sie wie eine Stoffpuppe hinterhergezogen wurde, und das Spiel ihres Haares über ihren Gesichtszügen.

Kadens Miene änderte sich auch nicht, als Everett Lina näher an sich heranzog.

"Der Tölpel soll sich selbst sein Grab schaufeln", sagte Kaden kalt.

Kaden lehnte sich an sein schwarzes Auto und zog noch einmal kräftig an der Zigarette, deren Qualm ihm den Hals zuschnürte. Es war das Einzige, was ihn in diesem Moment der vorübergehenden Erleichterung unter Kontrolle hielt.

"Ja, Boss", sagte Sebastian, während er das Paar weiterhin besorgt beobachtete.

Dachte der Leclare-Erbe wirklich, Miss Yang sei dumm? Sobald Lina den Schock über die Blitzlichter überwunden hatte, müsste ihr klarwerden, wer die Paparazzi überhaupt hergeschickt hatte. Sie studierte immerhin an einer der renommiertesten Universitäten des Landes!

In diesem Augenblick sah Sebastian, wie Lina ins Auto stieg. Schon aus der Ferne konnte er erkennen, wie sich der Leclare-Erbe zu ihr hinüberbeugte und Lina anschnallte.

Sie wurden in allen möglichen intimen Positionen fotografiert. Zweifellos würde sich die Nachricht verbreiten. Erst wurde sie auf Fotos mit dem jungen Meister von DeHaven gesehen, und jetzt war es der Erbe der Anwaltskanzlei Leclare.

Wie sollte sich Lina nun aus diesem Schlamassel befreien?

- - - - -

Die gesamte Autofahrt nach Hause herrschte Schweigen. Everett versuchte Smalltalk zu führen, aber sie sagte nichts. Ihr Gesicht ähnelte einer leeren Leinwand, ihr Blick war hohl und distanziert.

Everett bereute sofort, dass er sie nicht besser beschützt hatte. Hatte sie Angst vor großen Menschenmengen oder vor den Paparazzi?

Er runzelte die Stirn und drehte sich um, um zu sehen, wie sie aus dem Fenster starrte.

"Ist alles in Ordnung?", fragte Everett.

Nichts.

Nicht einmal ein Blick.

Everett seufzte leise. Er fuhr sie nach Hause. Sobald das Auto hielt, öffnete sie die Tür und stieg aus.

Lina blickte nicht einmal zurück. Sie schlug die Autotür zu und stürmte in ihr Haus.

Kaum eine Minute später erhielt er einen Anruf. Als er auf den Bildschirm seines Telefons blickte, pressten sich seine Lippen zu einer dünnen Linie zusammen. Linas Mutter, Evelyn Yang.

"Hallo?", antwortete Everett freundlich, während er zur Tür starrte, durch die Lina gegangen war.

"Herr Leclare, wie lief es?", fragte Evelyn freundlich, ihre Stimme erfüllt von Hoffnung.

"Furchtbar", murmelte Everett.

"W-was?"

"Fantastisch", korrigierte Everett sich.

Everett kannte das Verhältnis zwischen Lina und ihrer Mutter nicht, aber aus ihren Fragen schloss er, dass es kein gutes sein konnte. Everett wollte Lina keinen weiteren Grund geben, ihn zu hassen. Obwohl es manchmal recht erfrischend und charmant war...

"Perfekt! Möchten Sie ein weiteres Treffen vereinbaren..."

"Keine Notwendigkeit", unterbrach Everett sie kurz angebunden. "Sorgen Sie einfach dafür, dass ich das einzige Date bin, das sie jemals haben wird."

Evelyn blinzelte. Sie saß im Wohnzimmer und hatte ihn sofort angerufen, als sie hörte, wie Lina nach Hause kam. Dass der junge Leclare so besitzergreifend sein konnte... Ihre Lippen formten ein Lächeln bei der Möglichkeit, durch ihren Schwiegersohn an Macht zu gelangen.In der Zwischenzeit hatte Evelyn noch einen weiteren Anruf zu erledigen – bei jemandem, der selten ihre Anrufe entgegennahm. Dieses Mal aber wollte sie nicht nachgeben. Sie schwor sich, dass ihre harte Arbeit nicht umsonst gewesen sein würde.

"Sie werden natürlich der einzige Mann sein, den meine Tochter je kennenlernen wird", entgegnete Evelyn. "Wie Sie wissen, ist sie reichlich prüde und hat daher kaum—"

"Wieso wird sie dann ständig mit Kaden DeHaven gesehen?" fuhr Everett sie an.

Evelyn konnte nicht antworten, da Everett schon aufgelegt hatte. Er stieß einen lauten Seufzer aus und schlug mit seiner Hand auf das Lenkrad.

Everett verfinsterte sich beim Gedanken an Lina und Kaden. Die beiden sahen zusammen gut aus, widerwillig musste er einräumen, dass es zwischen ihnen knisterte. Es war elektrisierend, und ihr Anblick hielt die Leute in Atem. Verärgert lehnte er sich im Autositz zurück.

"Geduld haben", flüsterte Everett.

Nach den Ereignissen des heutigen Tages würde Lina ganz sicher ihm gehören – ob sie wollte oder nicht.

Leider hatte Everett den Verdacht, dass ein anderer Jäger hinter seiner Beute her war.

Everett verengte die Augen. Er hatte die Tendenz, sich Dinge zu wünschen, die ihn nicht wollten. Und Lina war das Paradebeispiel dafür. Eine Eroberung, sozusagen.

Everett fragte sich, wie lange sie ihre Fassade noch aufrechterhalten konnte.

Alles zu seiner Zeit.

- - - - -

Lina machte sich keine Sorgen, dass die Fotos in der Klatschpresse erscheinen könnten. Sobald sie veröffentlicht würden, würden sie wieder verschwinden. Sie wusste, wer ihr den Rücken stärken würde.

Der einzige Mensch auf dieser Welt, der sie lieber im Hintergrund hielt. Und das zu seinem eigenen Vorteil.

"Ich sollte damit anfangen, dieses Kleid zu verbrennen", murmelte Lina vor sich hin.

Lina starrte an die Decke und beschloss, ihre Schlafzimmertür von nun an abzuschließen. Keine Überfälle mehr. Keine Blind Dates mehr. Sie hatte vor, hier rauszukommen.

Plötzlich klopfte jemand an ihre Tür. Dann öffnete sie sich ein Stück und Milo schaute herein.

"Bist du wach?" fragte Milo leise.

Lina nickte und sah zu ihm auf, seinen entschuldigenden Blick einfangend. Sein Blick glitt dann in das Zimmer und blieb an seinem Blazer hängen, der auf einem Kleiderhaken hing.

"Ein Freund von mir kam vorhin am Museum vorbei und hat einen Aufruhr bemerkt", sagte Milo langsam. "Ich weiß, was passiert ist."

Lina zuckte zusammen. "Ich möchte nicht darüber sprechen."

"Du hast mir nie erzählt, woher deine Angst vor Blitzlichtern kommt", murmelte Milo, während er mit seinen Fingern spielte. "Ich erinnere mich nur, dass du eines Tages aus dem Sommerlager zurückkamst und Angst vor Regen und Blitzlichtern hattest."

Lina blinzelte. Was? "Ich habe diese Angst schon immer gehabt..."

Sie konnte sich an kein Sommerlager erinnern. Worüber sprach Milo?

"Ich war nie in einem Sommerlager", sagte Lina.

Milo wurde starr. Schnell wich er mit dem Blick aus. "Äh, ich meinte deine Internatsschule."

Linageworden. Starr blickte sie zu Boden. Ihre schreckliche Vergangenheit. Sie wollte das alles vergessen. Und plötzlich hatte sie keinen Appetit mehr.

Lina wusste, dass man die Vergangenheit nicht ändern konnte. Die Worte ihres Großvaters blitzten in ihren Gedanken auf: Du wirst nie im Jetzt leben, wenn du dich in deiner Vergangenheit vergräbst.

Lina war bewusst, dass ihr Vater und ihr Großvater getan hatten, was in ihrer Macht stand, aber es half nichts. Alle drei bedauerten die Jahre, die sie im Internat verbracht hatte, und dieses Schuldbewusstsein würde ihren Großvater und ihren Vater ein Leben lang verfolgen.

"Tut mir leid", gestand Milo. "Ich wollte nur... hast du heute schon etwas gegessen?"

Milo beschloss, das Thema zu wechseln. Nach dem Tumult im Museum bezweifelte er, dass seine Schwester etwas gegessen hatte.

Lina presste die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. "Nein, ich habe keinen Hunger."

"Ich habe Kekse gebacken, deine Lieblingskekse", sagte Milo. "Endlich verhalte ich mich wie ein anständiger kleiner Bruder. Willst du sie nicht sehen?"

Lina lachte leise und öffnete die Augen.

"Ich will nur noch schlafen, Milo. Ich bin müde", antwortete Lina.

Milos Gesicht wurde sanfter.

"Gut, okay. Dann störe ich dich nicht weiter", erwiderte Milo.

Lina nickte. Sie kuschelte sich in ihre Bettdecke, obwohl sie immer noch das anhatte, was sie heute Morgen getragen hatte.

Milo löschte das Licht und sie schloss wieder ihre Augen. Er verweilte an der Tür und nahm die kahlen Wände ihres Zimmers wahr. Ein deutlicher Gegensatz zu seinem, in dem Fotos von Mittelschul- und Highschoolfreunden hingen.

Ihr Zimmer war sauber und unberührt, als hätte nie jemand hier gewohnt. Milo hielt einen Seufzer zurück und verließ das Zimmer, in der Hoffnung, dass der Schlaf ihr verwundetes Herz und ihren benebelten Verstand heilen würde.

"Süße Träume", flüsterte Milo, als er ihre Türen schloss.

Aber sowohl Milo als auch Lina wussten, dass es für sie niemals süße Träume geben würde. Es würden immer Alpträume von einer vergessenen Vergangenheit sein.