Chapter 35 - Star - Ein Tag mit Chay Teil 2

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Stern

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Als wir das Einkaufszentrum betraten, erblickten wir einen riesigen Springbrunnen direkt im Zentrum. Er war wirklich hübsch und ich wollte gar nicht mehr weg. Doch bald kam Chay zu mir, hakte sich bei mir ein, wie ich es bei der Fernsehserie gesehen hatte, die sie mir vorher gezeigt hatte.

"Du, setz dich hier hin und warte auf uns", sagte Chay und schenkte ihm einen langen Blick, bevor sie mich mit sich zog. "Tschüss." Sie winkte ihm mit den Fingern nach, als wir gingen. Ich schaute über meine Schulter und winkte schüchtern zurück.

Chay sah sich mit einem Lächeln über das ganze Gebäude und in den Geschäften um. Langsam fühlte ich mich überwältigt und unsicher. Es waren so viele Menschen und Läden hier, ich wusste einfach nicht, wo ich anfangen sollte.

"Wo fangen wir nur an?" fragte Chay laut. "Gibt es irgendetwas, das du möchtest?" Sie sah mich erwartungsvoll an.

[Ich weiß es nicht], antwortete ich ehrlich.

"Ach komm, ich dachte, wenn Artem nicht direkt bei uns ist, würdest du sprechen."

[Zu viele Menschen] Ich war bereits nervös, wollte mich aber auch an das echte Leben gewöhnen. Das hier war echt schwer.

"Ja, es sind wirklich viele hier. Gut, dass wir nicht am Wochenende gekommen sind, dann wäre es brechend voll." Sie lachte darüber. Ich war froh, dass es nicht 'brechend voll' war, denn dann könnte ich mir nur vorstellen, wie viele Menschen hier wären.

"Na komm, lass uns mal umschauen. Vielleicht springt dir ja etwas ins Auge."

Chay zog mich mit sich und führte mich von einem Laden zum anderen. Es gab so viele Dinge, die mir unbekannt waren und die mein Interesse weckten. In einem Laden gab es eine Wand voller Handtaschen, von denen die meisten süß aussahen. Ich muss zugeben, bei manchen habe ich mich gefragt, was sie sich dabei gedacht haben, aber ich verstehe nicht viel von Mode, also lag es wahrscheinlich nur an mir.

Es gab eine Handtasche, die mir besonders gefiel und die ich immer wieder anschaute. Die Farbe hatte meine Aufmerksamkeit erregt: ein tiefes Waldgrün, doch das Material schien die Farbe zu wechseln, denn bei bestimmtem Lichteinfall wirkte es heller. Es erinnerte mich an Artems Augen.

"Gefällt dir die?" fragte mich Chay und bemerkte das Interesse, das ich zeigte. Die Handtasche war viel schlichter als die anderen in ihrer Umgebung. Sie hatte zwei kleine Fächer vorne und zwei Reißverschlüsse oben unter einer Lasche, um ins Innere zu gelangen. Der Gurt war lang und ein wenig breiter als bei den anderen, aber nicht zu stark. Die Reißverschlüsse waren ebenso wie die Verzierung am Rand schwarz. Auf der Lasche befand sich auch ein einzelner schwarzer Pfotenabdruck. Sie war wirklich süß. Ich nickte, um ihr zu sagen, dass mir die Handtasche gefiel.

"Soll ich sie dir kaufen?" fragte sie und lächelte. Ich schüttelte den Kopf, schockiert darüber, dass sie es mir überhaupt anbot. "Warum sind wir sonst hier, wenn nicht, um dir etwas zu kaufen?

[Ich möchte eigentlich nichts, aber wenn, dann soll es perfekt sein.]

"Was meinst du damit?" Sie wirkte verwirrt, ihr Blick und die Neigung ihres Kopfes machten das mehr als deutlich.

[Ich möchte nicht das Erstbeste nehmen, das mir gefällt. Was ist, wenn ich später etwas Besseres finde?]

"Dann kaufe ich dir eben beides. Ich kaufe dir alles, was du willst."

"NEIN!" Diesmal sagte ich das Wort, statt es zu schreiben.

"Warum denn nicht?" Es klang fast so, als würde sie jammern.

"Ich möchte nicht, dass du dich gezwungen fühlst, mir etwas zu schenken. Das musst du nicht." Ich wusste nicht, wie ich ihr sagen sollte, dass es mir ein schlechtes Gefühl bereitete, wenn sie es für mich kaufen würde. Ich schmarotzte bei ihnen, das fühlte sich wie Ausnutzen an. Ich konnte es nicht zulassen, dass sie mir alles kauften, was ich wollte.

"Das verstehe ich jetzt", sagte sie und lächelte mich glücklich an. "Keine Sorge, wir finden das Richtige für dich." Das machte mich glücklich, sie hatte endlich verstanden, was ich meinte.

Chay nahm erneut meinen Arm und wir gingen weiter. Sie hielt ein kleines, rechteckiges Etwas in ihrer Hand, das immer wieder aufleuchtete.

"Was ist das?", fragte ich leise, sodass die anderen es nicht hören konnten.

"Das ist mein Handy." Sie wirkte erst schockiert, dass ich danach fragte, besann sich dann aber eines Besseren. "Natürlich, du hast wahrscheinlich noch nie eines benutzt." Sie machte ein Gesicht, das deutlich sagte: 'Mensch Chay, du bist ein Idiot'. Ich musste darüber und über ihr selbstironisches Gesicht lachen.

"Nein, habe ich nicht", sagte ich und schüttelte den Kopf. "Aber ich habe sie in den Sendungen gesehen, die du mir gezeigt hast, und ich habe darüber gelesen. Sie erlauben es dir, mit Menschen zu sprechen, die nicht in deiner Nähe sind."

"Ja, und du kannst Nachrichten verschicken, die getippt und geschrieben sind, sodass der Empfänger sie lesen kann."

"Das ist ziemlich praktisch, einfacher als all meine Nachrichten zu schreiben." Ich lachte wieder, als ich daran dachte, wie viel schneller das gewesen wäre, obwohl ich eigentlich keine Ahnung hatte, wie man so ein Ding bedient.

"Ich zeige dir, wie man es benutzt, wenn wir zu Hause sind", sagte sie lächelnd. Es schien, als hätte sie meine stillen Gedanken gelesen.

"Okay", antwortete ich und nickte voller Zustimmung.

Im nächsten Laden gab es Kleider in vielen verschiedenen Stilen und Farben. Ich hatte noch nie so viele Farben auf einmal gesehen; es war schockierend für die Augen.

"Oh, ich glaube, dieses hier wird dir ausgezeichnet stehen." Sie grinste, als sie mir ein Kleid zeigte. Es war ein helles Silber, nur ein paar Nuancen von Weiß entfernt. Ärmellos, im Nacken geschlossen und das Top war tief geschnitten, die Vorderseite schien bis zu den Knien zu reichen, der Rücken war etwas länger und reichte bis zum Boden. Es sah hübsch aus, aber ich war nicht sicher, ob es mir stehen würde.

"Komm schon, probier es bitte an?" Chay flehte mich mit ihren Kulleraugen an.

"In Ordnung", stimmte ich zu, ich wollte sie nicht enttäuschen.

Ich nahm das Kleid und ging zur Umkleide. Ich legte meine Kleidung ordentlich weg, schlüpfte in das Kleid und zog es langsam hoch. Das ich den Verschluss nach ein paar Minuten alleine schaffte, grenzte an ein Wunder.

"Wie sieht es aus?" Chays Stimme drang durch die Tür.

Nach ihrer Frage betrachtete ich mich im Spiegel. Das Kleid betonte meinen blassen Teint und meine blauen Augen schienen in diesem Kleid heller und leuchtender zu sein. Trotz dass es meine Dünnheit zeigte, sah es nicht schlecht aus, und der tiefe Ausschnitt zeigte nicht zu viel.

"Komm, Star, lass mich es sehen." Chay ermutigte mich und ich öffnete die Tür. "Oh meine Göttin, Star. Das Kleid ist beeindruckend. Genau, wie ich dachte, es steht dir perfekt. Du siehst aus wie ein leuchtender Stern am Nachthimmel. Du bist atemberaubend."

"D-Danke", stotterte ich, zugleich verlegen und erfreut.

"Das müssen wir kaufen."

"Aber was, wenn ich etwas anderes finde?" Jetzt flehte ich.

"Egal, dann nimmst du beides, aber dieses Kleid kaufen wir auf jeden Fall." Sie schien fest entschlossen, und ich konnte nichts dagegen sagen.

Nachdem ich mich wieder umgezogen hatte, gingen wir zur Kasse und Chay kaufte mir das Kleid. Ich wusste noch nicht einmal, wofür ich das Kleid brauchen würde.

"Jetzt brauchst du noch ein Paar Schuhe dafür", sagte Chay und zog mich aufgeregt aus dem Laden.