Hazel konnte nicht anders, als den Ring in ihren Händen zu betrachten, der völlig fehl am Platz schien. Er war schön, aber es war nicht das, was sie erwartet hatte. Als sie aufblickte, bot ihr der Mann ein harmloses Lächeln, das ihn liebenswert erscheinen ließ. Ihre Wangen färbten sich rot, und sie spürte ein Flattern im Bauch, als sie seinem Blick begegnete.
"Nun, da die Formalitäten erledigt sind, sollen wir gehen?", bot Rafael seine Hand an und instinktiv ergriff sie diese.
Er hatte all ihre Anweisungen befolgt, nun konnte er nicht mehr zurück. Doch als sie dachte, er würde ihre Hand halten, zog er sie näher an sich heran und hob sie hoch.
"Was! Was machst du da?", fragte sie verdutzt, als sie sein Gesicht nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt spürte und seine kalten Hände ihre Oberschenkel und Schultern umfassten.
"...." Der König trug sie auf Prinzessinnenart! Niemand würde es glauben, selbst wenn er es mit eigenen Augen sähe. Wie konnte ein Monster so sanft und liebenswürdig sein?
Der Mann neigte den Kopf, während er das verängstigte Mädchen in seinen Armen ansah. Er konnte ihren schnellen Herzschlag und ihre Angst spüren, obwohl sie versuchte, die ganze Zeit ruhig zu bleiben.
Und doch war er neugierig darauf, wie das Mädchen reagieren würde, wenn sie ankamen.
"Entspricht das nicht auch einer Tradition eures Reiches?", fragte er mit hochgezogener Braue, während seine blutroten Augen sie durchbohrten.
Sie wusste, dass es Tradition war, dass der frischvermählte Ehemann seine Frau beim Betreten ihres Heims auf den Armen trug und sie erst im Schlafzimmer absetzte. Sie hätte nie gedacht, dass ein Mann, der es nicht mal nötig fand, an seiner eigenen Hochzeit teilzunehmen, so etwas tun würde!
Was hatte er vor? Warum bemühte er sich, jeden ihrer Wünsche zu erfüllen? Sie konnte nicht glauben, dass ein Nachtwesen so viel Rücksicht auf seine Nahrung legen könnte!!
Aber warum trug er sie dann in seinem Armen in Richtung Schlafzimmer? Warte!... schließlich ging ihr ein Licht auf, dass er sie in *ein* Zimmer trug!
Nachtgeschöpfe waren für ihren Durst nach Blut und Leidenschaft bekannt! Aber war sie bereit, Teil davon zu sein?
"Noooooo!!!!!!!" alle Nachtgestalten, die ihnen folgten, blieben stehen und lauschten ihrem plötzlichen Schrei, aber der Mann, der sie in den Armen hielt, blinzelte nicht einmal.
Sogar Alfred neigte den Kopf und sah sie verwirrt an.
"Haben wir ein Problem, meine teure Gattin?" Die Worte kamen so selbstverständlich aus seinem Mund, dass Hazel für eine Sekunde sprachlos war.
Wie selbstverständlich er mit ihr sprach und sie als seine Gattin behandelte, könnte man, wüsste man es nicht besser, glauben, es sei eine Liebesehe.
"Ich... ich habe Hunger." Wenn sie Zeit zu essen bekäme, könnte sie einen neuen Plan schmieden, um sich zu retten.
Selbst wenn er aus irgendeinem Grund rücksichtsvoll handeln würde, würde er sie füttern, wenn sie nach Essen verlangte. Oder?
"Ah, meine liebe Gattin!!"
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, bildete sich ein Grinsen auf seinen Lippen, als er sie verführerisch ableckte und ihr Herzschlag wieder schnellte. Dann fielen ihre Augen auf die beiden Fangzähne, die ihr aus nächster Nähe auffielen.
Sie sahen zu scharf aus – was, wenn... Sie konnte es sich vorstellen, wie er seine scharfen Zähne in ihren Hals grub und saugte, bis ihr Körper leblos zu Boden fiel.
Ihr Gesicht verfärbte sich vor Angst weiß! Was meinte er überhaupt damit, dass er hungrig war?
Wollte er sie ins Zimmer bringen, um seinen Hunger zu stillen?
"Ich...", sie wusste nicht, wie sie höflich ablehnen sollte, sein Essen zu sein, als er lachend den Kopf zurückwarf.
"Ich meine... Wir können zusammen essen!" Erneut klang seine sanfte Stimme in ihren Ohren und ihr ganzer Körper zitterte in seinen Armen, während er schmunzelte.
"..." wenn das seine Absicht war, warum leckte er sich dann überhaupt die Lippen und berührte mit seiner Zunge seine Fangzähne, während er ihren Hals so ansah? Sie wollte nicht glauben, dass er harmlos war!
Das Geräusch einer sich öffnenden Tür holte sie schließlich aus ihren Gedanken und ihr Blick richtete sich instinktiv auf die Tür.
Zwei Personen, die im Raum saßen, drehten sich ebenfalls um und ihre Augen wurden groß, als sie sahen, dass das Mädchen in Rafaels Armen war, der gelassen den Raum betrat.
Beide standen auf, als Rafael näher kam.
"Ihr seid beide überrascht, ich dachte, ihr hättet ihre Anwesenheit bereits erwartet!"
"Ja, Eure Majestät! Ich, Edward, der Vorsitzende des Rates der drei Reiche, heiße Sie in Ihrem neuen Heim willkommen. Ich hoffe, die Anreise war unproblematisch?" Sein Tonfall war anfänglich etwas unbeholfen, normalisierte sich aber schnell.
Er war ein erfahrener und alter Mann, der schon viele Launen des Mannes miterlebt hatte, der nun wie ein liebevoller Ehemann vor ihnen stand.
"...." ein Mitglied des Rates! Das Mitglied, das sie zu seiner Gattin erwählt hatte? Waren sie hier, um zu sehen, ob sie sicher war oder nicht? Immerhin ging es hier um einen Krieg zwischen allen drei Reichen?
War das der Grund, warum er sich ihr gegenüber so liebevoll verhielt? Um zu zeigen, dass sie hier sicher war und er sich um sie sorgte, damit er sein Image aufrechterhalten konnte? Hieße das, dass der Mann ihr helfen könnte, am Leben zu bleiben?
Ein helles Lächeln formte sich auf ihren Lippen bei dem Gedanken, das entzückend aussah,
"Nun, da Sie danach fragen, habe ich doch einige Beschwerden!"
"......"