In der Villa des Herzogs versammelte sich eine erlesene Schar Adliger in einem prachtvollen und weitläufigen Saal. Die Damen, in ihre feinsten Seidenroben gehüllt, schwatzten ausgelassen, während die Herren ihre Würde wahrten und sich um Vertiefung ihrer Beziehungen zu anderen Adelsfamilien mühten. Einige der Festgäste genossen das rauschende Bankett, doch manch einer verbarg eine geheime Agenda.
Die sanften Klänge des Hintergrundorchesters mischten sich mit dem Klingen der Gläser und dem leisen Lachen. Die älteren Anwesenden hatten kaum noch Hoffnung, die Rückkehr des Herzogs zu erleben, während die Jüngeren sich weiterhin Hoffnungen machten, den Titel der Herzogin von Grimsbanne vielleicht doch eines Tages zu tragen, und sich dabei gegenseitig im Kampf um die Gunst des Herrschers übertrumpften.
Rufus thronte an einem zentralen Punkt einer prächtigen, aufwendigen und sehr kostspieligen doppelten Freitreppe. Sein Blick schweifte über die Menge des Adels und ein Lächeln erhellte sein Gesicht, als er die Begeisterung in ihren Augen sah; seine Familie hatte die Ländereien von Grimsbanne seit Jahrhunderten geführt, und seine Anwesenheit glich jener einer Berühmtheit. Obwohl die Heirat mit dem amtierenden Schlossherren ihnen nicht den Titel einer Herzogin verleihen würde, strebten viele Adlige nach seiner Gunst, denn für sie waren Land und Macht nach wie vor begehrte Ziele.
"Seid gegrüßt, edle Sippschaft", sagte er und verbeugte sich förmlich. Seine donnernde Stimme übertönte das Orchester und das Gemurmel der Adligen. Allmählich legte sich Stille über den Saal, als sich alle Augenpaare ihm zuwandten, gefesselt von seinem goldschimmernden Haar, das heller als die hypnotisierende Sonne strahlte.
"Ich, Lord Rufus Barrett, herrschender Lord von Grimsbanne, heiße euch alle herzlich willkommen", erklärte er und breitete seine Arme aus. "Heute Nacht haben wir uns im Glauben versammelt, dass Seine Lordship unsere vereinten Herzen vernimmt, die seiner Rückkehr entgegensehen. Genießt bitte die Zeit heute Abend, wir haben alles vorbereitet..." Seine Worte verstummten, als sein Blick auf den Butler der Burg fiel, der eilig am Fuß der Treppe erschien.
Rufus lächelte den wartenden Adligen zu und hob beschwichtigend die Hand, um um Geduld zu bitten, während Fabian, der junge Butler, eilig die Stufen erklomm. "Mein Herr", flüsterte er dringlich, "es gibt einen Notfall, den Sie umgehend erfahren müssen!" Die beunruhigte Miene des Butlers ließ Rufus' Stirn sich heben.
Mit einem unverändert freundlichen Lächeln entgegnete er: "Unser Schloss hat sich unablässig bemüht, die erlesenste Auswahl an Weinen zu beschaffen. Bitte, nehmt euch ein Glas und genießt die handgefertigten Vorspeisen; ich werde mich später zu euch gesellen." Murmeln der Überraschung und des Protestes erhoben sich, doch Rufus gab dem Orchester ein Zeichen, die Musik wieder aufzunehmen und damit Ruhe zu schaffen.
Er führte den Butler in einen privaten Raum und wies ihn an zu sprechen. "Mein Herr, der Sarg...", begann Fabian, seine Stimme brach ab, als schauderte es ihn. "Was ist mit dem Sarg?", fragte er, während sich sein Kiefer anspannte und er sich auf das Schlimmste einstellte.
Fabian wrang seine Hände aus Sorge. "Mein Herr, der Sarg ist leer", sagte er gesenkter Stimme, "und der Herzog ist verschwunden."
"Was?" fragte Rufus ungläubig.
"Wir glauben, dass er sich nicht mehr auf dem Schlossgelände befindet."
Rufus' Gedanken überschlugen sich mit schrecklichen Möglichkeiten. Lord Samael hatte sich zu einem langen Schlaf gezwungen, bevor das gesamte Anwesen in Mitleidenschaft gezogen werden konnte; es war nicht absehbar, in welchem Zustand er erwacht sein könnte. Fast gleichzeitig richteten sich ihre Blicke auf das eindrucksvolle Gemälde an der Wand hinter ihnen, auf dem ein Dämon über einem Haufen von Leichen stand - das Grauen in ihren Gesichtern deutlich erkennbar. Nach einer langen Stille sprach Rufus schließlich.
"Fabian, der Schutz des Anwesens hat höchste Priorität", er hielt inne, um nachzudenken, "und die Gäste dürfen nicht erfahren, dass er verschwunden ist." Fabian nickte und verließ schnell den Raum, um diskret die Ritter zu informieren.
Als er allein war, begann Rufus auf und ab zu schreiten. 'Die Adligen waren als Opfer für den Herrn gedacht, wenn er erwachte', dachte er und fuhr sich durch sein goldenes Haar. "Es muss einen Weg geben, ihn zu locken", sprach er laut, immer frustrierter werdend. Langsam ballte er seine Hand zur Faust, während seine Nägel länger wurden und sich in seine Handfläche gruben. Seine Augen funkelten vor Aufregung und Panik, doch die Furcht hielt ihn am Boden, während er flüsterte: "Wer weiß, welches Ungeheuer nun die Straßen durchstreift."