Träume sind Ebenen, die sich erst auftun, wenn wir sie am Meisten brauchen und die wir dann nur im Schlaf betreten können, meinte einmal mein großer Bruder Uriel, der Engel der Realitäten, zu mir. Das ich Schmerz brauchte, war mir eintausend Jahre nachdem ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, nicht klar gewesen. Ich träumte selbst lange nach der Auflösung unseres Teams, unserer Familie, von ihnen, wenn ich aufwachte und mir klar wurde, dass ich geträumt hatte, tat es weh, mehr als jeder Biss, den mir Lilith jemals zugefügt hat. Dabei waren es keine grausamen Albträume. Im Gegenteil, so giftig sie auch für meine Psyche waren, so gerne schlief ich auch. Dieses Mal träumte ich von meinen Geschwistern. Meine erste Begegnung mit ihnen. Mein älterer Zwillingsbruder Rafael und ich haben vier ältere Geschwister, drei Brüder und eine Schwester. Als die Herrin uns schuf, Mutter kann man sie nicht nennen, waren wir Kinder, circa sechs Jahre alte Kinder, um es menschlich auszudrücken. Meine Augen öffneten sich, das erste Mal in meinen unsterblichen Leben. An meiner rechten Hand war Rafael. Der künftige Engel der Heilung. Er hatte tiefrote Flügel, drei Paar davon, zerzauste braune, lockige Haare, tiefbraune Augen, krankblass mit vielen Sommersprossen. Er trug ein weißes Stoffhemd und eine weiße Hose. Er war schüttern und zitterte auch nun. Ich sah fast gleich aus, als Kinder konnte man uns gar nicht auseinanderhalten. Nur an den Flügeln erkannte man den unterschied zwischen uns Geschwistern. Ich hatte Adlerflügel, auch drei Paar davon, im Moment meiner Kreation trug ich ein weißes Stoffkleid. Die Herrin stand vor uns. Sie war eine gar strenge Frau, überhaupt nicht liebevoll. Wir standen in ihrem Büro, Rafael hielt meine Hand ganz fest. „Willkommen im Leben, Rafaelio, Azraelia." Meinte sie kalt. Sie deutete mit einer Handbewegung an, dass wir ihr folgen sollten. Ich machte meine ersten Schritte. Beide Zwillinge waren noch ein wenig unsicher auf den Beinen. Rafael fiel hin, ich half ihn auf. „Beeilt euch. Ich habe wichtigeres zu tun, als auf Kinder wie euch zu warten." Ich nahm Rafael huckepack, er konnte einfach noch nicht laufen, und auch wenn es mir schwerfiel, ich musste einfach einen Schritt nach dem anderen machen. Das war anstrengend, aber ich konnte mit der Herrin mithalten. Sie beachtete uns kaum. Nur als ich schwer schnaufte und kurz vorm zusammenbrechen war. „Mach nicht so ein Theater, wenn du ihn nicht tragen kannst, lass ihn laufen." Aber dann würde mein Bruder wieder hinfallen. Nein, ich musste ihn einfach beschützen, also schüttelte ich den Kopf und ging weiter. Ich rackerte mich ab, für meinen Zwillingsbruder. Sie führte uns durch einen ganz weißen, sehr hellen Palast. Es tat ein wenig in den Augen weh. Auf meinen Rücken kuschelte sich Rafael an mich heran. Wir redeten noch nicht, aber ich konnte mir denken, was er dachte, Schwester, lass mich nicht los. Rafi war reinen Herzens, ein wundervoller Engel, wie er in so vielen Legenden und Geschichten erzählt wurde. Aber er war ein wenig schwach, konnte nicht einmal ein Schwert halten, geschweige den es führen. Dafür aber war ein guter Heiler und er hatte mich, wenn ihn jemand hänselte, ausnutzte oder verprügelte war ich zur Stelle, um für meinen großen Zwilling einzustehen. Ich habe Kämpfe für ihn geführt… das wusste ich aber in dem Moment noch nicht. Sie führte uns raus in ein kleineres Haus. Es schien mehr bodenständig zu sein als der Palast direkt daneben. Es hatte drei Stockwerke, das konnte man erkennen, ein rotes Dache, die Außenwände waren weiß. Es hatte eine Große braune Flügeltür, das war das Einzige, was extravagant wirkte. Sie öffnete diese Tür, dort standen Vier andere Kinder. Drei Brüder und eine Schwester. Meine älteren Geschwister. „So hier, das Mädchen ist Azraelia, die Jüngere, und der Junge ist Rafaelio, der Ältere. Sind ungefähr sechs Jahre alt, wie immer. Samaelio, du musst sie auch unterrichten. Habt Spaß." Dann drehte sie sich um und verließ das Haus. Die Vier sahen uns etwas überrumpelt an. Dann trat der größte und älteste, Samaelio, war groß, schlank, trug ein weißes Hemd und eine weiße Hose. Er strahlte, kein Wunder nannte man ihn den Lichtbringer, Lucifer. Er hatte lange blonde Haare und hellblaue Augen. Er hockte sich zu mir und Nahm mir Rafaelio ab. „Du musst ganz schön müde sein, armes Mädchen. Willkommen kleine Schwester, willkommen kleiner Bruder, ich bin Samaelio, werde aber Lucifer genannt, aber ihr dürft mich nur Luc nennen. Ich bin der älteste mit vierzehn Jahren und seit acht Jahren am Leben." Er sprach so sanft. Er drehte sich zu den anderen. „Kommt erst nacheinander, so wie damals bei Uri. Brie." Luc winkte elegant das erste Geschwisterchen zu uns. Sie war ein wenig kleiner als er, hatte hüftlange blonde gelockte Haare und dunkelblaue Augen. Sie trug ein weiße Kleid. „Das ist Gabrielia. Wir nennen sie nur Brie. Sie ist zwölf Jahre alt und seit sechs Jahren am Leben." Sie hockte sich zu mir, sah mich neugierig an und trillerte: „Schön dich kennenzulernen kleine Schwester. Ich bin froh eine kleine Schwester zu haben."
Der zweit größte Junge trat vor mir. Er hatte kurze, schwarze Haare, und dunkelbraune Augen, war etwas kleiner als Samaelio, aber größer als Brie. Er trug ein braunes T-Shirt und eine kurze schwarze Hose. „Das ist euer großer Bruder, Michaelio, wir nennen ihn nur Micha. Er ist neuneinhalb und seit dreieinhalb Jahren bei uns." Er lächelte, wirkte aber etwas strenger. „Schön euch kennenzulernen." Dann winkten sie den letzten zu uns, er war kaum älter als wir. Er sah so aus, als hätte man bei seiner Kreation die Farbe vergessen. Er hatte graue Haut, Haare, Augen… dementsprechend wirkte er sehr unsicher. Aber weder Rafaelio noch ich hatten Angst vor ihm, wahrscheinlich waren wir die ersten neuen die er kennenlernte, die nicht vor Angst wegliefen. „Das ist Urielio, wir nennen ihn nur Uri. Er ist sieben Jahre und seit einem Jahr bei uns." Ich weiß nicht warum, aber er sah interessant aus. „Hallo…" Murmelte er leise. Ich legte den Kopf schief und sprach ihm nach, mein erstes Wort innerhalb meiner Existenz war: „Hallo." Uri sah mich verblüfft an. Die anderen kicherten, Rafaelio schlief ein wenig. „Das ist Azraelia." Meinte ich und zeigte auf mich. Sie hockten sich zu uns und Uriel erklärte mir: „Du musst das anders sagen: Ich bin Azraelia." Ich zeigte auf mich und meinte: „Ich bin Azraelia?" „Genau. Du lernst schnell." Lobte er mich und streichelte durch meine Haare. Ich lächelte ihn an. „Ich bin Azra und du Uri." Er sah mich überrumpelt an. „Tja Uri, als direkter großer Bruder musst du beiden ein Vorbild sein." Meinte Brie. Uri wurde rot. Er reichte mir die Hand: „Komm Azra, ich zeig dir und Rafaelio euer Zimmer." Wir gingen alle hoch. „Du, Rafaelio und ich werden uns erstmal ein Zimmer teilen müssen, bis wir zwei neue Zimmer haben, ihr habt uns überrascht." Ich nickte. Das Zimmer war groß und in drei Abschnitte geteilt, eines war bereits zugestellt mit einem Teleskop, herumliegenden unfertigen Erfindungen und Spielzeug. Über den Betten standen Namen. Ich konnte noch nicht lesen, aber das in der Mitte war mein Teil, das zeigte mir Uri. Ich warf mich praktisch auf das Bett und sah meine Plüschtiere an. Uri legte Rafaelio auch ins Bett und meinte: „Wollt ihr euch ausruhen?" Rafaelio schlief fest, ich hingegen meinte: „Nein… zeigen…" Meinte ich und deutete auf die Erfindungen von Uri. „Oh, das ist eigentlich nichts wirklich Erwähnenswertes. Nur ein wenig herumgeschraube. Willst du das wirklich sehen?" Ich nickte nur. Er nahm einen Würfel und meinte. „Damit kann ich holografische Bilder unserer Familie machen." Er schaltete es ein, ein Bild von meinen älteren Geschwistern tauchte auf. Ich deutete auf sie und fragte: „Luc? Micha? Bri? Uri?" Er nickte nur. „Wo Rafa? Ich?" Uri machte ein Foto von uns dreien. Es war das erste Mal, dass ich mich sah. Ich kicherte. „Azra, Rafa, Uri." Uri lächelte auch und zeigte mir mehr Fotos. Er zeigte mir eine wunderschöne Aufnahme des Kosmos. „Meine Aufgabe wird es einmal sein, die Realitäten zu verwalten, neue zu erschaffen und alle unter Kontrolle zu haben. Der Engel der Realität." Ich sah ihn mit großen Augen an und fragte: „Meine Aufgabe?" „Du wirst einmal die Herrin der Anderswelt sein, eine eigene Ebene, die ich nicht kontrollieren darf. Schützer der Anderswelt." „Anderswelt?" „Wir erklären dir alles, wenn du etwas größer bist." „Rafa Aufgabe?" Hörten wir eine kleine, müde Stimme fragen. Rafa war wach geworden. Er krabbelte zu uns und legte seinen Kopf auf meine Schulter. „Meine Aufgabe Rafa." Korrigierte ich ihn. Er zeigte auf sich und fragte: „Meine Aufgabe?" Ich nickte nur stolz. „Du wirst einmal ein Arzt und Mediziner werden Rafi." „Mediziner? Arzt?" „Einer der heilt." Rafa nickte nur, ob er es verstand, wusste ich nicht. Wir bemerkten nicht, wie sich der Rest zu uns gesellt hatte. Ich sah sie und fragte: „Aufgabe?" Uri und Rafa bemerkten sie erst jetzt, Rafa versteckte sich hinter mir. Sie setzten sich, doch Rafa hatte Angst vor ihnen. „Rafa, Familie." Meinte ich und zeigte auf sie. Rafa krabbelte hinter mir hervor. Luc setzte sich zu und tätschelte Rafas Kopf. „Ich werde einmal der Stellvertreter der Herrin sein."
Micha machte weiter: „Ich werde der Hüter der himmlischen Pforte Eden sein."
Brie meine fröhlich: „Ich werde eine Botin sein." Erklärten sie uns.
Plötzlich wachte ich auf. South hatte mich geweckt. South war mein rotes Kitsune, das Kitsune von Feuer und Blut. Sie hatte nur noch acht ihrer neun Ruten, ich wusste nicht, was mit ihrer Neunten geschehen war, aber dadurch konnte sie nicht mehr reden. Sie leckte mir über mein Gesicht. „South, ich will noch schlafen." sie kläffte wie ein kleiner Hund. „Ich hasse es, dass ich deinetwegen aufstehen muss." Fakt war, ich würde den ganzen Tag in meinen Bett träumen, nur um der Realität zu entkommen. Meine Geschwister waren nicht da, ich war allein in der Anderswelt. Als gegangener und verfluchter Engel. Sie knurrte mich an, ich hingegen verdrehte lediglich die Augen und setzte mich auf. Zum Schlafen zog ich meist mein Shirt und meine Hose aus, Unterwäsche war einfach bequemer. Sie reichte mir meine Klamotten, ein braunes Shirt und eine braune Hose, die ich mir kurzerhand anzog. Nichts, außer meinen silbernen Armschienen, deuteten auf eine himmlische Abstammung hin. Danach stand ich auf und machte mir und ihr erstmal Frühstück. Ich hatte einen kleinen Hof, an dem ich Hühner der goldenen Eier hielt und Minotaurus Kühe, beider unterschieden sich lediglich mit der Größe von ihren menschlichen Äquivalenten. Die Herrin nutzte die Anderswelt für Kreaturen, die nicht in ihre eigentlichen Lieblingsebenen passten. Irgendwie schloss mich das auch ein. Ich schlug ein paar Eier mitsamt etwas Speck in eine Pfanne. Als es fertig war, teilte ich es auf, ich nahm etwas und gab den Rest South. Sie sah mich etwas streng an, in meiner Schale war kaum etwas. „South, iss einfach." Sie verdrehte die Augen und aß. Ich aß ein Stück Speck und ein Ei. Die Hütte war klein, sie hatte ein Bett, ein paar Bücher, ein kleines Bad und eine kleine Küchenzeile. Nach dem Essen schüttelte South sich ordentlich durch und stellte sich erwartungsvoll an die Tür. Sie hatte gerade die Größe eines Rottweilers, konnte sich aber theoretisch noch größer oder kleiner machen. Ich stand auf, zog meine Schuhe an und öffnete sie die Tür. Meine Armbänder waren das einzige an mir, das noch edel wirkte, ich brauchte sie, um meine andere Seite zu unterdrücken. Es war ein schöner Tag, was mich mittlerweile leider nicht mehr berührte. Ich seufzte und holte das Futter für die Hühner aus der Vorratskammer, nachdem ich sie gefüttert hatte, öffnete ich den Stall für die Kühe, sie stürmten direkt heraus, nachdem ich ihre Wasserschale aufgefüllt hatte, putzte ich den Stall. Danach wollte eigentlich wieder rausgehen, doch South hielt mich fest. Sie wollte spielen. „South ich will weiterschlafen." Sie bellte nur, machte sich größer und hielt ihren Sattel im Mund. „Ich will nicht ausreiten." Sie bellte erneut, doch ich drehte mich um und ging wieder in die Hütte. Sie folgte mir, biss in mein Shirt und versuchte mich rauszuziehen. Ich wollte wieder schlafen. „Na gut, wir brauchen sowieso Fleisch."
South machte sie groß und ich zog ihr den Sattel über. Ich kletterte auf sie und trieb sie an. Sie rannte schnell und durch eine wunderschöne Landschaft. Na gut, vielleicht hasste ich sie doch nicht, weil sie mich zwang nach draußen zu gehen. Im Gegenteil, ich wusste, dass ich das brauchte. Seitdem meine Familie auseinander gegangen ist, war ich nur noch am Boden zerstört, wenn ich nichts zu tun hatte, würde ich ohne South wahrscheinlich nur den ganzen Tag im Bett liegen. Ich ließ mich nach hinten fallen und lag auf ihren Rücken, so das ich diesen wunderbaren blauen Himmel sehen konnte. Fliegen tat ich schon lange nicht mehr. Nicht, weil ich nicht konnte, sondern weil der Anblick meiner eigenen Flügel mir das Kotzen bereitete. Früher waren sie wunderschön, wie die mächtigen Schwingen eines Adlers. Nach dem Lilith mich erwischt hatte, waren sie grau geworden. Nicht ein schönes grau, sondern ein wirklich widerliches grau. Nachdem meine Familie… naja auseinander ging war mein ganzes Leben grau. Und alles nur wegen Luc. „South, danke." Sie hörte das und schnaubte nur als Antwort. Sie kannte mich mittlerweile, sie wusste, dass sie die einzige Familie für mich war, deswegen hielt sie meine Launen aus. Wir kamen an ein Dorf der Feen. Kleine geflügelte Wesen, die aber eine der größten Metropolen der gesamten Anderswelt hatten. Wir waren oft dort, also kannten sie uns schon. „Die Herrin! Alle man aufgepasst, Azrael ist da."
schrie eine der Wachen mit piepsig hoher Stimme in das Dorf hinein. South kicherte, sie wusste haargenau, dass ich Aufmerksamkeit nicht mochte. Brie war immer unsere kleine Attentionbitch, aber gut, sie war auch immer ein wunderschönes Model gewesen. Sie hasste es Botin zu sein, stattdessen machte sie lieber Klamotten und entwarf für jeden etwas Individuelles. Oh, wie ich es gehasst habe für sie Modelstehen zu müssen. Das ich mich fast eintausend Jahre nach meiner letzten Begegnung mit ihr mir mal wünschen würde, für sie Modelstehen zu dürfen, wäre für mein siebenjähriges Ich wahrscheinlich eine Horrorvorstellung. Ich kaufte etwas Fleisch und etwas Gemüse. South schnupperte alles neugierig an. Sie bekam auch immer netterweise Leckerlis. Das tat uns beiden gut, ein wenig weg vom Hof und von meinem Bett. Also schlenderten wir so noch ein wenig durch die Feenstadt und setzten uns sogar in ein Café, auch wenn mir fast alle Stühle zu klein waren und die Tassen für mich lediglich ein paar Espresso Tassen waren. South bekam eine, für Feen, große Wasserschale, die sie nach ein, zwei Schluck leer hatte. Es tat sich mal wieder mit jemand anderes als mit South zu reden. Doch als ich ihn spürte, verging meine gute Laune. Haniel, ein hoher Engel der Herrin. Ich stand auf, legte Geld auf den Tisch und verließ klammheimlich mit South die Stadt. Wir konnten ihn erfolgreich abhängen.
Als ich nach Hause kam, erwartete mich die nächste unverhoffte, vielleicht sogar noch schlimmere, Überraschung. Samaelio, Lucifer. Von dem einst so schönen Seraphim war kaum was übriggeblieben. Er hatte hüftlange schwarze Haare, schwarze Rabenflügel, lila Augen, und trug eine schwarze Kluft. Er trug ein einfaches schwarzes Shirt und eine schwarze Hose. Mein Schwert war in der Hütte, und auch wenn ich es jederzeit hätte rufen können, ich wollte ihn erstmal anhören. „Was willst du hier?" Fragte ich, South knurrte und aus ihren Nüstern kam Rauch. Sie kannte ihn nicht persönlich, ich hatte ihr aber ausführlich von ihm erzählt. Ich wusste auch nicht, wie er der Haniel hier reinkommen konnten. Eigentlich hatte ich die Anderswelt bombensicher vor der Hölle und dem Himmel gemacht. In mir machten sich schlagartig alle Gefühle breit, die ich in den letzten tausend Jahren vermisst habe, es fühlte sich überwältigend an. „Azra, du siehst… fertig aus. Wie geht es dir?" „Wie soll es mir eintausend Jahre im Exil schon gehen? Was willst du?" Er sah mich geniert an und meinte: „Ich… will die Familie wiedervereinen." Ich glaubte ihm kein Wort. Schließlich hatte er alles zerstört, warum sollte er es wieder aufbauen wollen? Wir waren ihm doch eh egal. Sonst hätte er das nie gemacht. „Schau, Azra ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe, dass ich euer Vertrauen missbraucht habe und das ich mich wie ein egoistisches Schwein benommen habe, aber es ist echt Lebensnotwendig, dass du mir zuhörst. Die Herrin schickt wieder Leute, die nach euch schauen, sie hat auch welche hierhin geschickt. Sie will euch wiedervereinen, um euch zu hintergehen. Bitte, vertrau mir." „Ich kann dem Teufel vertrauen, nicht nachdem er unsere Familie und besonders mich verraten hat."
Aber es könnte gut sein, dass das, was er sagt, stimmt. Haniel war schließlich in der Feen Metropole gewesen. „Ich bitte dich Azra…" Er fiel vor mir auf die Knie, einer der fünf Erzteufel der Hölle verneigte sich vor einen verfluchten Engel. „Warum sollte die Herrin uns schaden wollen?" Fragte ich. „Sie denkt ihr seid-" „Hör nicht auf ihn Azra. Er versucht dich zu manipulieren."
hörte ich Haniels Stimme, er hatte mich dich noch eingeholt. „Er will euch nur beim Kampf gegen Lilith opfern, damit er den Rest des höllischen Gebietes für sich bekommt." Beim Wort Lilith wurde ich hellhörig. Der echte Grund dafür, warum Luc verbannt wurde, war nicht, dass er so eine kindische Rebellion aus Eifersucht und eitel, so wie die Menschen es in diesen dummen Fantasy Büchern, die sie heilige Schriften nennen, stehen hatten, sondern aus Liebe zu seiner Lilith. Die mich gebissen und zu einem verfluchten Todesengel gemacht hat. Das war der Grund, warum ich ihn nie wiedersehen wollte. Daher, dass Lilith nicht an seiner Seite war, glaubte ich Haniel nicht. „Das stimmt nicht, ich habe sie schon getötet, als sie versucht hat mich und die anderen Herren der Hölle zu vernichten. Mutter will euch umbringen, weil sie denkt, ihr wärt ebenfalls Herren der Hölle. Azrael die Zeit drängt, wir müssen noch die andere finden." „Hör nicht auf ihn, eure Mutter würde euch nie umbringen."
Ich wusste nicht, wem ich trauen sollte. Also schrie ich beide an. „Ich glaube euch beiden einen Scheißdreck. Mutter und du Luc ihr kümmert euch einen Scheißdreck um uns, also kann ich guten Gewissen euch beide von meinen Gebiet drängen, raus aus der Anderswelt oder ich schwöre bei all meinen Reichen hier, sie werden euch eigenhändig zerfleischen." South wurde wütend und schnaubte immer mehr Feuer aus. Ich hingegen rief mein Schwert zu mir und machte mich bereit zu kämpfen. Doch als ich Luc Blick sah, bemerkte ich eines. Er log nicht. Niemals, er hatte geschworen uns seine jüngeren Geschwister nie anzulügen, diesen Schwur konnte er nicht brechen, ohne, dass man es ihm ansah, er weinte meistens Blut. Also richtete ich meine Wut gegen Haniel, der beim Anblick des Schwert der Anderswelt Creatura, welches schnell zu Mort, die Sense der Toten werden konnte, beschloss zu fliehen. Ich drehte mich wieder zu Luc. Der nach immer vor mir kniete. „Verzeih mir bitte, ich würde euch nie was zu leide tun."
weinte er, er weinte nie und es sah sehr erbärmlich aus. „Du hast sie wirklich umgebracht." „Ja… ich wollte es viel früher tun, schon als sie dich gebissen hat und dich zum Todesengel gemacht hat. Aber sie… verhexte mich, ich konnte nicht mehr klar denken, weswegen sie mich verführen konnte. Azra, ich bitte dich um Vergebung und gebe dir alles, was du willst, nur um dich und meine anderen Geschwister endlich wieder an meiner Seite zu haben." Ich legte mein Schwert ab und kniete mich zu ihm. Er schnellte nach vorne und umarmte mich. „Bitte, lass mich nicht allein, bitte, bitte…" Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass mein ältester Bruder so erbärmlich war. Trotzdem das erste Mal seit eintausend Jahren wurde ich endlich wieder umarmt, was ich sofort erwiderte. Ich weinte sogar, es war das erste Mal, dass ich wieder etwas empfand. „Wir müssen hier schnell weg, bevor die Herrin kommt." „Ich werde für sie und den gesamten Himmel die Anderswelt versiegeln, so dass man nicht einmal mehr über andere Ebenen mehr hierhin kommt."
Ich aktivierte meine himmlische Kraft, normalerweise würde die Herrin mich nun sofort bemerken, doch es gelang mir sofort meine Anderswelt wieder zu schützen. Luc hingegen öffnete ein Portal in die Hölle. „Ich pack kurz meine Tiere und ein paar Sachen ein." Er nickte und lief mir hinterher. Nicht einmal South war so anhänglich. Aber er half mir wenigstens dabei, die Hühner und Kühe einzufangen. „Ich hab das Haus in ein schönes Gebiet gestellt. Es wird dir gefallen. Es sieht ein wenig aus wie Eden, aber naja ein kleineres Gebiet."
„Du hast das Haus geholt?" Er nickte nur. „Ich habe es größtenteils renoviert und die Zimmer eingerichtet, ich hoffe du magst Videospiele immer noch so sehr ich hab dir das neuste Setup geholt." „Wusste gar nicht, dass es in der Hölle W-Lan gibt." „Naja, man muss sich anpassen. Wir haben viele Menschen da unten mittlerweile. Du weißt ja, dass die Herrin die Menschen nicht in den Himmel einlädt." „Ja, leider." Als wir fertig waren, durchquerten wir ein Portal und standen sofort an einen Ort, den der Menschenwelt nur allzu ähnlich war. Direkt vor mir war das Haus. Ich weinte, als ich es sah, Luc hatte es so aussehen lassen, wie damals, als ich das erste Mal davorstand. South heiterte mich auf, indem sie mir die Tränen wegschleckte. Luc öffnete das Haus und lud uns ein. Es sah haargenau so aus wie vor eintausend Jahren. Die Untere Eben beinhaltete die Essküche und dein Wohnbereich, die riesige Flügeltreppe führte in das erste Stockwerk, wo unsere Zimmer lagen. „Willst du was essen oder trinken?" Fragte er unsicher. Doch in dem Moment realisierte ich, dass das die Wahrheit war. Ich war endlich zu Hause. Ich weinte laut los. Luc nahm mich in den Arm. „Ich mach dein Lieblingsessen, lass dir ein Bad ein und dann zocken wir etwas, okay? Und ab morgen suchen wir Brie, Micha, Rafa und Uri. Du wirst sehen bald sind wir wieder eine glückliche Familie." „Hört sich gut an." Schluchzte ich. Bevor Luc jedoch kochen konnte, klopfte es an der Tür. Ich kannte sie Stimme und sie trieb mir ein Grinsen ins Gesicht. Das war Beelzebub. Er und Belial waren die besten Freunde von Lucifer und sie waren auch wie große Brüder für uns. „Lucifer, kommst du kurz. Die anderen wollen kurz was mit dir bereden." Luc sah mein Grinsen und deutete an die Türe zu gehen. Leise und langsam öffnete ich mit breiten Grinsen die Türe und sah, wie Bel vertieft in sein Tablet war, er tippte wie wild darauf. „Der Hölle sei Dank, ich dachte schon du verlässt dieses Haus nie wieder, bis deine Geschwister wie durch ein Wunder hier stehen. Die Herrin hat…" Er sah hoch und sah mich. Er ließ das Tablet fallen und sein Gesicht wurde direkt glücklich und erleichtert: „Azraelia! Kleine Schwester!" Er nahm mich hoch und drehte sich, als wäre ich noch ein kleines Kind. „Willkommen in der Hölle, willkommen in Sicherheit." Meinte Bel und wollte mich gar nicht mehr loslassen. Erst als er mich wieder absetzte, bemerkte ich die drei Personen, die ihn begleitet haben. Eine Frau und zwei Männer. „Oh Azra, lass mich dir meine No longer human vorstellen."