Eva
Wir blieben einen Moment so stehen, um die Trauer abklingen zu lassen. Ich bemühte mich, die Tränen zurückzuhalten und wieder zu klaren Gedanken zu kommen. Nach allem, was sie durchgemacht hatte, nun einen mutigen und heiteren Schein zu wahren, kam mir vor wie ein Verrat an der Tiefe ihres Schmerzes. Also ließ ich die Trauer zu und trauerte mit ihr - nicht nur um die Jahre des erlittenen Leids, sondern auch um die geraubte Unschuld, die ihr vorenthaltene Liebe und die Freiheit, die stets unerreichbar gewesen war.
Schließlich löste sich Jules ein wenig von mir und wischte sich mit zitternden Händen die Tränen von den Wangen, die von Tränen überströmt waren.
"Danke", hauchte sie mit rauer, heiserer Stimme. "Dafür, dass du zugehört hast und... dass du kein Mitleid mit mir hast. Ich hasse Mitleid. Es lässt mich klein fühlen."
Ich schüttelte entschlossen den Kopf und blickte ihr direkt in die Augen. "Du bist nicht klein, Jules. Du bist gewaltig."