Die Nacht brach über Melbury herein, und der Wind spielte wie ein unsichtbarer Musiker mit den Zweigen der Bäume. Aaliyah und Dean waren noch voller Gedanken an den Unsichtbaren Garten, als sie im Wohnzimmer zusammensaßen. Miss Albright hatte sich in einen Sessel am Kamin zurückgezogen, den Regenschirm neben sich, und hielt eine Tasse dampfenden Tee in der Hand.
„Miss Albright", begann Dean, „warum können Sie all diese magischen Dinge tun? Den Unsichtbaren Garten finden, diese seltsamen Früchte herbeizaubern, und all das?"
Miss Albright lächelte versonnen und ließ ihren Blick kurz auf Dean ruhen. „Magie ist keine Sache, die man besitzt, Dean. Es ist eine Kunst, die aus der Verbindung von Fantasie, Wissen und einem Hauch Mut entsteht. Und manchmal..." Sie zog ihren Beutel mit Sternenstaub hervor und hielt ihn in die flackernde Licht des Kamins. „... braucht es ein kleines bisschen Sternenstaub, um die Dinge zum Leben zu erwecken."
Dean streckte sich neugierig nach dem Beutel, doch Miss Albright zog ihn spielerisch zurück. „Nicht so schnell, mein Junge. Der Sternenstaub ist eine seltene Gabe, und er darf nicht verschwendet werden."
Plötzlich – ein seltsames Geräusch. Es war ein leises, schabendes Kratzen an den Fensterscheiben, als ob sich etwas im Wind bewegte. Aaliyah schreckte hoch. „Was war das?"
Miss Albright legte eine Hand auf den Griff ihres Regenschirms und ging langsam zum Fenster. Sie öffnete es einen Spalt und ließ den kühlen Luftzug herein. Doch nichts war zu sehen außer der Dunkelheit.
„Interessant", murmelte sie.
„Was ist los?" fragte Dean, doch Miss Albright antwortete nicht. Stattdessen ging sie zurück zum Sessel und griff nach ihrem Beutel. Ein prüfender Blick – dann ein scharfes Einatmen.
„Er ist weg", sagte sie leise.
„Was?" riefen Aaliyah und Dean gleichzeitig.
„Der Sternenstaub", sagte Miss Albright und hielt den leeren Beutel hoch. „Jemand – oder etwas – hat ihn gestohlen."
Die Kinder folgten Miss Albright in die Küche, wo sie einen seltsamen Kompass aus ihrem Koffer holte. Doch dieser Kompass war anders als jeder, den sie je gesehen hatten: Die Nadel schien aus purem Licht zu bestehen, und sie bewegte sich unruhig, als ob sie etwas suchte.
„Der Sternenstaub hat eine eigene Energie", erklärte Miss Albright, während sie den Kompass genau beobachtete. „Er wird uns zu demjenigen führen, der ihn genommen hat."
„Aber wer würde Sternenstaub stehlen?" fragte Dean.
Miss Albright zog die Stirn in Falten. „Es gibt Wesen, die glauben, Magie sei ein Schatz, den man horten kann. Aber das ist ein gefährlicher Irrtum. Magie lebt, und wenn man sie stiehlt, wird sie instabil."
Aaliyah spürte ein mulmiges Gefühl. „Was passiert, wenn wir ihn nicht zurückholen?"
„Dann könnte er außer Kontrolle geraten", sagte Miss Albright ernst. „Wir dürfen keine Zeit verlieren."