Die überraschende Entscheidung des Grafen Alaric hatte den Herzog von Everwyn in Verwirrung gestürzt.
"Warum habt Ihr dann beschlossen, nach Hause zu gehen? Wenn Ihr es mir sagt, werde ich versuchen, die Dinge zu Eurem Wohl zu wenden."
"Ihre Füße sehen so schmerzhaft aus. Ich kann es nicht zulassen, dass sie länger auf diesen Füßen steht."
Der Graf blickte Seraphina an, sein Blick war jeglicher väterlicher Fürsorge entbehrend. Stattdessen war er von Frustration erfüllt. Der Graf richtete seinen Blick erneut auf ihre bandagierten Zehen und tat die Verletzung als unwichtig ab, als würde er sich über eine Kleinigkeit ereifern.
"Aber Ihr habt sie bereits behandelt. Das müsste genügen. Wenn sie sich unbehaglich fühlt, kann ich ihr einen Stuhl anbieten."
"Nein. Wir werden heimkehren."
Trotz vorausgegangener Zugeständnisse blieb der Herzog unnachgiebig. Dem Grafen fiel es schwer, diese unerwartete Haltung zu verstehen.
'Was soll diese Reaktion?'
Dieses Ereignis war eine hervorragende Gelegenheit, um das Ansehen der Familie Alaric zu stärken. Es war zudem eine Chance für den Grafen, durch eine Heirat eine festere Allianz mit dem Herzog von Everwyn zu begründen.
Doch die wenig entgegenkommende Haltung des Herzogs durchkreuzte die Pläne des Grafen. Leicht runzelte er die Stirn, als ihm klar wurde, dass sein Einfluss schwand.
"Was ist mit den Gästen? Sie sind gekommen, um Eure Vereinigung zu feiern. Bleibt doch noch eine Weile."
"Ich habe meinen Auftritt bereits absolviert."
"Aber Ihr habt noch nicht viele wichtige Persönlichkeiten getroffen."
"Meinst du, sie haben mein Gesicht nicht gesehen?"
Das Lächeln des Herzogs verschwand und wurde durch einen ausdruckslosen, einschüchternden Blick ersetzt. Vielleicht hätte Seraphina vor dieser plötzlichen Veränderung zurückgeschreckt, doch der Graf, der ihr direkt gegenüberstand, erblasste.
"… nein, das wollte ich nicht sagen."
"Solltet Ihr mit meiner Abreise unzufrieden sein, könnt Ihr die Villa des Herzogs besuchen. Ich werde Euch einen prachtvollen Empfang bereiten."
Das Wort 'prachtvoll' jagte dem Grafen einen Schauer über den Rücken. Er rang darum, seine Fassung zu bewahren. Die anerkannte Stärke und Autorität des Herzogs waren jetzt mehr denn je offensichtlich.
Doch der Graf gab nicht so leicht auf. Als sich der Herzog zum Gehen wandte, unternahm er einen letzten Versuch.
"Wer wird strahlen, wenn das Hauptpaar geht?"
"Ist da nicht der Graf?"
Der Graf war überrumpelt von dem Selbstbewusstsein des Herzogs.
"Ich schätze Eure Fähigkeiten. Ich überlasse diesen Ort Euren fähigen Händen, also erfüllt bitte die Erwartungen."
Mit diesen Worten umarmte der Herzog Seraphina und legte beiläufig eine Hand unter sie, um ihre Oberschenkel zu massieren. Seraphina errötete, doch der Herzog blieb ungerührt und lächelte.
"Ich möchte nicht, dass meine Frau noch mehr Schmerzen erleidet, also werden wir uns jetzt verabschieden."
Der Herzog ging und trug Seraphina fort, während der Graf schockiert dastand. Seraphinas Herz schlug bis zum Hals, als sie den Unmut ihres Vaters wahrnahm.
"Warum bleibst du so still? Tut dein Fuß sehr weh?"
Er sorgte für ihre Kutsche und schaute auf die merkwürdig ruhige Seraphina herab. Sein Blick ließ sie zusammenzucken.
"Nein, nicht wirklich."
"Was dann?"
"Es ist das erste Mal, dass ich meinem Vater nicht gehorche ..."
Ihr Herz schlug so heftig, dass sie das Gefühl hatte, es würde aus ihrer Brust springen. Sie hatte sich dem Grafen zuvor niemals widersetzt. Jeglicher früherer Ungehorsam endete immer damit, dass sie seinen Wünschen nachgab.
Die Worte des Grafen waren Gesetz. Ihm zu widersprechen bedeutete normalerweise eine harte Bestrafung, oft Hunger oder Entzug von Wärme.
Die Erfahrung von Schmerz und Hunger hatte sie darauf konditioniert, ohne zu hinterfragen zu gehorchen. Die Wünsche des Grafen hatten stets Vorrang vor ihren eigenen.
Die Weigerung, einem Befehl des Grafen zu folgen, war von großer Bedeutung. Eine tränenreiche Erkenntnis stieg in ihr hoch, obwohl sie dagegen ankämpfte, ihre Gefühle zu kontrollieren und die Röte in ihren Augen zurückzuhalten.
...
Nach ihrer Ankunft in der Villa neckte Raven Seraphina noch einmal.
"Lass uns unser Spiel noch einmal anfangen ... ja?"
Er trat auf Seraphina zu, die verlegen war.
Dann spreizte er ihre Beine, um ihren Eingang zu betrachten.
Es war immer noch feucht...
Man konnte eine klare... feuchte... vertikale Linie dort erkennen...
In diesem Moment war Seraphinas Gesicht tomatenrot.
Als er sie so sah, kam er ganz nahe zu ihr
Und...