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Chapter 7 - DIE VERBLEIBENDE ANGST

Zuri hasste das. Nein, sie hasste alles. Sie biss ihrem Vater in die Hand. Als sie die Tabletten schluckte, schmeckte sie auch frisches Blut in ihrem Mund. Gut so. Sie wollte, dass er den gleichen Schmerz erdulden musste.

"Wie kannst du es wagen, mich zu beißen!" Alpha Roland schlug ihr wieder ins Gesicht und diesmal blutete Zuri, lachte jedoch trotzdem. "Wahnsinnig!" Dann drehte er sich zu Karina um, die einen ausdruckslosen Gesichtsausdruck hatte. "Wie konntest du so eine verrückte Tochter auf die Welt bringen?!"

"Wahrscheinlich habe ich das von dir." Zuri lachte zwischen den bitteren Worten. Immer noch auf dem Boden sitzend, wischte sie sich das Blut aus dem Mundwinkel. "Wenn du genauer hinschauen würdest, wäre mein Bruder genauso verrückt. In deinen Augen scheint er nur normal, wegen dem kleinen Ding, das zwischen seinen Beinen hängt."

Das war das erste Mal, dass Karina Emotionen zeigte, seitdem Roland sie diesmal belästigte. Ihre Augen weiteten sich, sie warnte Zuri mit einem Blick, nicht ihren bereits wütenden Vater weiter zu provozieren, weil das Ergebnis ihr nicht gefallen würde.

Zuri sprach über ihren ersten Bruder, Rolands Erstgeborenen. Er war tatsächlich wahnsinnig, um es gelinde auszudrücken. Man könnte sagen, er hatte einen eigenartigen Geschmack und er bereitete Roland ständig Kopfschmerzen, seit er die Bedeutung seines Status als Erstgeborener begriffen hatte.

Zuri sah ihre Mutter jedoch nicht an. Es hatte keinen Sinn, sie anzusehen, wenn sie ihr weder helfen noch Trost spenden konnte.

Sie gab nicht einmal vor, Alpha Rolands Zorn zu beschwichtigen.

"Glaubst du wirklich, dass du die Luna des Rudels bist, hm? Nur weil du mit Alpha Xaden gepaart bist, denkst du, dass du einen wichtigen Status hast?" Alpha Roland ging auf Zuri zu, wie ein Raubtier, das sich seiner Beute nähert.

Der Alpha holte etwas aus seiner Tasche; das kleine Objekt glänzte im Licht. Zuri wusste, was es war, noch bevor sie es sehen konnte. Ihr Herz schlug ihr bis zum Halse.

Aber sie war zu stur, um ihre Angst zu zeigen.

"Es scheint, du bist so lange von zu Hause weg gewesen, dass du vergessen hast, wie man sich seinen Eltern gegenüber verhält." Alpha Roland kniete sich hin und nun war sein Gesicht direkt vor Zuri. Er ergriff ihren Arm und sie blickten sich in die Augen. "Dir muss man eine Lektion erteilen."

Nachdem er das gesagt hatte, stach er die Nadel in ihren Oberarm, woraufhin Zuri sich auf die Zunge biss, um ihr Schreien zu unterdrücken.

Alpha Roland zog die Nadel heraus und stach sie erneut. Immer wieder.

Warum wählte er Nadeln, um Zuri zu foltern? Die Antwort war einfach. Eine Wunde von einer Nadel würde sehr schnell heilen, da sie nur einen Stich hinterließ, aber der Schmerz, immer wieder gestochen zu werden, konnte einen in den Wahnsinn treiben.

Zudem würde nicht so viel Blut fließen, sodass es weniger unordentlich wäre als bei der Verwendung eines Messers.Roland wollte seine Tochter nicht umbringen. Er wollte ihr lediglich eine Lektion erteilen, denn sie war ihm immer noch wichtig.

"Zuri, du solltest wissen, dass ich das nicht wollte, doch du hast mich dazu gezwungen."

Er verletzte seine Tochter, machte ihr jedoch den Vorwurf dafür.

Roland bedeckte ihren Mund mit seiner Handfläche, um ihre Schreie zu unterdrücken. Niemand sollte davon erfahren. "Sei ein braves Mädchen. Das ist deine Aufgabe als die Tochter des Alphas. Du musst an dein Rudel denken. Ich werde mit Xaden darüber sprechen und sicherstellen, dass du das nicht mehr siehst."

Das hatte Roland gesagt, doch er hatte nie angedeutet, dass er Xaden davon abhalten würde, den Omega zu treffen. Und trotz des Schmerzes bemerkte Zuri, dass ihr die beruhigenden Worte fehlten, die sie hatte hören wollen.

"Du musst die Lage verstehen und vorsichtig handeln. Das habe ich dir schon unzählige Male beigebracht. Du bist zwar ein Mädchen, aber das klügste unter deinen Geschwistern und ich vertraue dir." Roland sagte immer das Richtige, doch seine Nadel erinnerte Zuri an das Monster, das er wirklich war. "Wenn du nur ein Junge wärst, hätte ich dir gerne das Rudel übertragen." Roland schnalzte missbilligend mit der Zunge.

Zuris Krallen wuchsen, aber sie brachte es nicht über sich, ihren Vater zu erstechen. Ihn zu krallen. Sie hatte ihre Chance, doch die Angst um ihn überwog den Wunsch nach Vergeltung.

In genau diesem Moment trat jemand in den Raum und Roland hörte auf, auf seine Tochter einzustechen. Er warf einen Blick über die Schulter und warf seiner Gefährtin einen wütenden Blick zu, weil sie keine Vorwarnung gegeben hatte.

Zuri konnte nicht sehen, wer reingekommen war und Roland zum Aufhören gebracht hatte, aber sie roch seinen Duft in der Luft und Sekunden später hallte seine Stimme im Raum wider.

"Was macht ihr hier? Was ist ihr zugestoßen?" Xaden runzelte die Stirn, als er Karina und Roland ansah. Er sah, dass Zuri auf dem Boden saß, doch ihr Körper wurde von Roland verdeckt, sodass er nicht erkennen konnte, was vorging.

Rasch entfernte Roland die Nadel und versteckte sie. Er drückte Zuris Kopf an seine Brust und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

"Sie hat einen Zusammenbruch erlitten, als sie vom Verlust des Kindes erfahren hat. Sie ist gerade sehr traurig." Roland hob Zuri hoch und trug sie zum Bett. "Vielleicht solltet ihr sie jetzt allein lassen, wir werden später mit ihr sprechen."

Roland deckte sie zu. Keine Spur der Nadelstiche war mehr an ihrer Hand zu sehen, aber der Schmerz blieb. Als Gestaltwandler heilt man sehr schnell, und Nadelpieks richteten selbst nach einem ganzen Tag keine bleibenden Schäden an.

Unterdessen ging Xaden durch den Raum und musterte Zuris bleiches Gesicht, an dem deutlich zu erkennen war, dass sie geweint hatte.

"Nein. Ich muss mit ihr reden. Ich möchte, dass ihr beide jetzt den Raum verlasst", sagte Xaden bestimmend. "Verlasst diesen Raum sofort."