Ohne ihm zu antworten, drehte ich den Türknauf und schwang die Tür auf. Hayden's Gesicht zeigte eine leichte Überraschung, als die Tür aufging, die aber schnell einem selbstgefälligen Lächeln wich.
"Warum bist du... mhhm!" begann ich zu fragen, doch meine Frage wurde jäh zum Schweigen gebracht.
Einen Moment lang verstand ich nicht, was passiert war. Ich spürte, wie seine Hand meinen Hinterkopf fest umfasste, und seine warmen Lippen auf meinen. Den Duft von Alkohol atmete er mir entgegen, während er nicht aufhörte, mich zu küssen.
Hayden... küsst mich.
Meine Augen weiteten sich vor Schreck, als ich die Realität der Situation begriff. Mit meinen Händen drückte ich gegen seine breite, feste Brust, um uns voneinander zu trennen. Er hielt meinen Hinterkopf jedoch noch fester und zog mit seinen anderen Armen meine Taille an sich, meinen Körper noch näher an den seinen pressend.
Geschickt spaltete Hayden mit der Spitze seiner heißen und feuchten Zunge meinen Mund auf, bevor er seine ganze Zunge hineinstoß. Ich schmeckte den Alkohol auf seiner Zunge, die wild gegen meine eigene in meinem Mund tanzte. Ich versuchte mich zu wehren und zu protestieren, aber aus meinen protestierenden Lauten wurden nur Seufzer, die in seinen Kuss übergingen.
Der leidenschaftliche Kuss dauerte so lange, dass mir mein Körper zu brennen schien. Ich war außer Atem und keuchte nach Luft. Ich wollte schreien und ihm fluchen, aber ich konnte nicht...
Hayden betrachtete mich mit seinen intensiven blauen Augen und lächelte äußerst zufrieden, bevor er sich mit dem Handrücken den Mix aus unserem Speichel vom Mundwinkel wischte.
"Was... machst du da?!" schrie ich ihn an.
"Ich gebe dir einen Gute-Nacht-Kuss, war das nicht offensichtlich?" antwortete Hayden lässig.
"Was?" flüsterte ich schockiert.
"Gute Nacht, Malissa", flüsterte Hayden an mein linkes Ohr.
Sein heißer Atem kitzelte mein Ohr und ließ meinen Körper erstarren. Ich blinzelte verwundert, immer noch verwirrt von dem, was gerade passiert war, während ich meine Finger an meine Lippen legte.
Im nächsten Moment war Hayden verschwunden...
...
Noch 28 Tage.
In den letzten zwei Tagen waren so viele Dinge geschehen, dass mir vor lauter Verwirrung der Kopf schwirrte. Das Schlimmste an allem, was passierte, war Hayden mit seinem unberechenbaren Verhalten. Ich berührte mit den Fingerspitzen meine Lippen, während ich in der Spiegelung des Spiegels mein eigenes Abbild anstarrte.
Er hat mich geküsst... gute Nacht.
Er ist verrückt...Ich ließ mich von ihm küssen und erwiderte sogar seinen Kuss…
Ich werde noch verrückt…
Ich blickte in den Spiegel und sah mein verquollenes Gesicht. Ich erinnerte mich daran, dass ich letzte Nacht kaum ein Auge zugetan hatte. Zuerst wurde ich vom Lärm von Hayden und seinen Mädchen geweckt, und dann hat mich sein „Gute-Nacht-Kuss" so durcheinandergebracht, dass ich nicht mehr schlafen konnte. Kurz gesagt, die letzte Nacht war ein Desaster und mein rotäugiges Aussehen heute Morgen war das Ergebnis davon.
Ich duschte schnell und zog mich an. Wenn ich früh am Morgen leise das Haus verließ, würde ich Hayden nicht begegnen müssen. Er würde sicher nicht früh aufstehen, nachdem er letzte Nacht so betrunken war und spät ins Bett kam. Früh aufzustehen und ihm ein Frühstück zuzubereiten, das er sowieso nicht essen würde, war die beste Methode, um ihm aus dem Weg zu gehen und meinen Teil der Abmachung zu erfüllen. Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen!
Ich bereitete mir schnell ein Frühstück mit Ei und Toast zu und stellte es hastig auf den Tisch. An diesem Morgen begegnete ich niemandem und das war eine Erleichterung.
„Könnten Sie mich ins Krankenhaus zu meiner Großmutter fahren?", fragte ich den Chef meiner Sicherheitsmannschaft.
„Natürlich…", antwortete er.
Seine Antwort war wie immer knapp, einsilbig und monoton. Genau wie am Tag zuvor fuhren sie mich zum Krankenhaus, wo sich meine Großmutter zur Genesung befand. Ich hatte keine Neuigkeiten vom Arzt erhalten, aber sie schien momentan stabil zu sein. Das war für mich ausreichend.
Nach einer ruhigen und friedlichen Fahrt im Auto erreichte ich das Krankenhaus und ging direkt zum Privatzimmer meiner Großmutter. Ich musste es nur ungern zugeben, aber wenn der Boss nicht ihre Arztrechnungen bezahlte, könnte ich es mir nicht leisten, meine Großmutter in einem solchen Krankenhaus zu behalten. Ich biss mir vor Frustration über meine eigene Ohnmacht auf die Unterlippe.
„Guten Morgen, Oma!", sagte ich fröhlich, als ich ins Zimmer trat.
Meine Großmutter war wach und schien heute ziemlich lebhaft, obwohl sie nach wie vor ans Krankenhausbett gebunden war. Sie drehte ihren Kopf in meine Richtung und lächelte mich glücklich an. Ich spürte sofort, wie sich meine Stimmung durch ihr Lächeln aufhellte.
„Ich habe dir doch gesagt, du musst nicht so häufig kommen…", sagte meine Großmutter, obwohl ihr freudiges Lächeln etwas anderes verriet.
Sie musste sich zu Tode langweilen, den ganzen Tag allein in diesem Raum zu verbringen. Ich setzte mich auf den Stuhl neben ihrem Bett und nahm ihre Hand in die meine. Das Beste, was ich tun konnte, war, so viel Zeit wie möglich mit ihr zu verbringen und ihr moralischen Beistand zu leisten.
„Es macht mich immer glücklich, dich zu sehen. Und außerdem habe ich im Moment sowieso nichts anderes zu tun … mach dir also keine Sorgen um mich", sagte ich und lächelte sie an.
„Ist alles in Ordnung … du weißt schon, mit …", begann meine Großmutter zögerlich zu fragen.
Ich wusste sofort, dass sie damit auf mein Zusammenleben mit Hayden und unsere arrangierte Ehe anspielte. Um ehrlich zu sein, die Dinge liefen aus dem Ruder und Hayden war klar verrückt und anders als alle Männer, denen ich in meinem Leben bis jetzt begegnet war. Mit jedem Tag, der verging, hatte ich das Gefühl, jegliche Kontrolle über die Situation zu verlieren.
Doch ich konnte ihr das nicht sagen und sie endlos beunruhigen lassen. Es gab keinen vernünftigen Grund dafür, denn es gibt nichts, was meine Großmutter tun könnte, um meine Lage zu verbessern, und sollte sich ihr Zustand verschlimmern, wüsste ich nicht, was ich tun sollte.
--Fortsetzung folgt…