Und so war Laylas Schicksal besiegelt. Sie wurde in eine von ihrer Familie arrangierte Ehe gezwängt. Ihre Proteste verhallten ungehört, ihr Herz gebrochen durch den Verrat von Roderick, dem Mann, von dem sie glaubte, dass er sie liebe.
Das Schlimmste, was ihr im Leben widerfahren konnte, war die Ehe mit einem alten, kahlen Mann, der laut Orabela zahlreiche Affären hatte. In der letzten Nacht hatte sie ununterbrochen geweint und ihren Vater vor seinem Arbeitszimmer angefleht, sie nicht so zu verheiraten.
Das Traurigste daran war, dass ihre Mutter nicht ein einziges Mal nach ihr gesehen hatte. Auch diese hielt sie nur für eine Last. Layla begehrte weder nach Geld noch nach Ruhm. Sie wäre bereit gewesen, ihrer Familie den Rücken zu kehren, doch auch diese waren dafür noch nicht bereit.
Am Hochzeitsaltar, in einem weißen Kleid und mit einem Blumenstrauß in der Hand, wurden Laylas Knöchel weiß, als sie die Blumen fest umklammerte, während sie auf ihren Bräutigam wartete.
Lucius De Salvo war kein gewöhnlicher oder gütiger Mann. Er war der furchteinflößendste Mann auf Erden. Die Menschen fürchteten sich sogar davor, seinen Namen auszusprechen.
Und sie sollte ihr gesamtes Leben mit Lucius verbringen, einem alten Mann!
Es war der schlimmste Albtraum, den man sich vorstellen konnte.
Sie wollte fliehen und sich irgendwo weit weg verstecken, doch schon allein der Gedanke, von Lucius gefasst zu werden, jagte ihr Schauer über den Rücken. Als sie dies gestern ihrem Vater sagte, waren seine Worte schlicht:
"Versuche zu fliehen, und er wird dich töten, sobald er dich findet."
"Warum verheiratest du mich dann mit ihm? Er ist 36, Dad, und ich bin erst 22. Du verlangst von mir, einen alten Mann zu heiraten?", fragte Layla ihren Vater und wies auf den Altersunterschied hin.
"Weil Lucius das so will. Er will dich zur Frau nehmen", sagte Darius. "Er ist ein einflussreicher Mann im Land und wir können seinen Wünschen nicht widersprechen. Du hast dieser Familie bisher nichts Gutes getan, erfülle wenigstens diese Aufgabe ordentlich."
Layla wurde aus ihren Gedanken gerissen, als das scharfe Klicken von Absätzen den Gang entlang widerhallte und ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Langsam hob sie den Blick, gefasst darauf, ihrem alten, kahlköpfigen Bräutigam zu begegnen, so wie Orabela ihn beschrieben hatte. Aber was sie sah, machte sie völlig sprachlos.
Lucius De Salvo war nicht annähernd der Mann, den sie sich vorgestellt hatte. Er war weitaus kultivierter und strahlte eine kraftvolle Präsenz aus, die sein Alter Lügen strafte. Seine Gesichtszüge waren scharf und eindrucksvoll – dicke, geschwungene Augenbrauen, ein perfekt gemeißeltes Kinn und durchdringende ozeanblaue Augen, die sie mühelos in ihren Bann zogen. Er sah keineswegs wie 36 aus; in Wirklichkeit wirkte er zeitlos und gebot eine Art ewige Autorität.
Layla stand wie erstarrt da und vergaß zu atmen, als sie den imposanten Mann vor sich betrachtete. Lucius strahlte die Aura eines Königs aus – jemanden, der nicht nur gekommen war, um seine Braut zu fordern, sondern eine ebenbürtige Partnerin. Die Luft um sie herum schien sich zu verdichten, als er näher trat und nur wenige Zentimeter vor ihr stehen blieb. Sein Parfüm – ein reicher, berauschender Duft – erfüllte die Luft um sie herum und riss sie schließlich aus ihrer Starre, so dass sie wieder zu atmen begann.Dann verzogen sich seine Lippen zu einem spöttischen Lächeln, nicht von Arroganz, sondern von etwas weit Unheimlicherem geprägt – Bewunderung, als kannte er sie bereits auf eine Weise, die sie nicht verstand. Der Art und Weise, wie sein Blick auf ihr verweilte, entlockte ihr einen Schauer, der ihren Puls beschleunigte.
"Es ist mir ein Vergnügen, Sie endlich kennenzulernen, Layla Rosenzweig", sagte er mit einer tiefen, rauen Stimme, und jedes Wort schien zu wiegen, als hätte er auf sie gewartet. "Sie sehen umwerfend aus in dem Kleid, das ich persönlich für Sie ausgesucht habe." Seine Augen glitten über ihr Gesicht, erfassten jede Regung, jede unwillkürliche Zuckung des Erstaunens, die sie nicht verbergen konnte.
Selbst durch den Schleier, der ihr Gesicht verbarg, spürte Layla die Intensität seines Blicks, der durch den zarten Stoff zu bohren schien, als würde er direkt in ihre Seele schauen. Ihre Wangen glühten unter seinem eindringlichen Starren, und hastig senkte sie den Blick, überwältigt von dem Gefühl, so entblößt, so gesehen zu werden.
Doch im nächsten Moment legte Lucius seinen starken Arm um ihre Taille und zog sie mit einer bestimmten Kraft an sich, die ihr Herz wild schlagen ließ. Die plötzliche Nähe raubte ihr den Atem, sein Griff war besitzergreifend und gebieterisch.
"Beginnen Sie mit den Ehegelübden", befahl er dem Priester, seine Stimme durchdrungen von einem Selbstbewusstsein, das ihren Puls in die Höhe trieb. Das dunkle, rätselhafte Grinsen auf seinen Lippen war erfüllt von etwas, das Layla nicht ganz zuordnen konnte – einer Mischung aus Kontrolle und Begehren. "Ich kann es kaum erwarten, sie zu Layla Lucius De Salvo zu machen."
Die Zeremonie verging wie in einem Nebel, ein Schwarm von geflüsterten Versprechen und ausgetauschten Ringen. Layla erinnerte sich kaum an die gesprochenen Worte; ihre ganze Aufmerksamkeit galt dem Gefühl von Lucius' Hand in ihrer, wie sein Daumen mit besitzergreifender Intensität über ihre Haut strich und etwas in ihr zum Knistern brachte.
Ehe sie es sich versah, saß sie in einer Limousine, und das volle Ausmaß des Tages brach wie eine Welle über sie herein.
Ihr Herz sank, als ihr klar wurde, dass ihre Mutter es nicht einmal für nötig gehalten hatte, sie zu verabschieden, zu vertieft in ein Gespräch mit Orabela, die sie immer mehr wie eine Tochter behandelt hatte, als Layla es je gewesen war.
Das bekannte Gefühl des Verlassenwerdens durchzog sie, doch diesmal war es verbunden mit brodelnder Wut.
Gedanken an Rache köchelten in ihr – lebhafte Bilder davon, wie sie Orabela die Kehle zudrückte und ihr das Leben ausrang, gefolgt von dem Wunsch, sie mit dem Brautstrauß, den sie immer noch in ihren zitternden Händen hielt, gnadenlos zu schlagen.
Ihr Griff um die Blumen verstärkte sich, die Stiele bogen sich unter dem Druck ihrer Wut leicht durch.
"Möchtest du, dass ich diese Frau umbringe?"
Die tiefe, sonore Stimme von Lucius durchbrach ihre Gedanken und riss sie aus ihren gewalttätigen Fantasien.
Layla keuchte auf, als sie sich ihm zuwandte und ihr Herz aus einem völlig anderen Grund erneut zu rasen begann. Er war so nah – näher, als ihr klar war, seine Lippen nur wenige Zentimeter von den ihren entfernt.Sein heißer, minziger Atem vermengte sich mit ihrem zu einer betörenden Mischung, die ihr schwindelig machte. Jeder Zentimeter ihrer Haut war wie elektrisiert, und ihr Körper reagierte instinktiv auf die Spannung, die zwischen ihnen lag.
Seine Finger streiften ihr Kinn und hoben es ein wenig an, sodass sich ihre Blicke trafen. Die Intensität in seinen Augen brannte, verdunkelt von etwas Wildem, etwas, das ihren Magen auf eine Weise umschlagen ließ, die sie nicht kontrollieren konnte.
"Sag es", drängte er, seine Stimme ein rauhes Flüstern, das ihr Gänsehaut bereitete. Seine Berührung war sanft und gleichzeitig bestimmend, sein Daumen strich sanft über ihre Kieferlinie, als er ihr Gesicht zu sich heraufzog. "Ich bevorzuge Worte, Layla."
Lucius' Blick ruhte auf ihrem Mund, seine Augen dunkel vor Verlangen, beinahe herausfordernd, dass sie die Worte aussprach, die er hören wollte.
"Ich hätte das nie gedacht", stotterte Layla, die Lüge entglitt ihren Lippen. Sie wusste wirklich nicht, wie sie ihre Gefühle in Worte fassen sollte, noch weniger wollte sie ihre dunkelsten Gedanken eingestehen.
"Belüge mich nicht. Meine Augen sehen, was andere nicht sehen können, Baby. Die Art, wie sich deine Hände ballten, deine Augen flackerten und dein Kiefer sich anspannte – all das verrät mir deinen Wunsch, diese Frau zu töten," sagte Lucius, ohne den Blick von ihr zu wenden.
Laylas Lippen bebten, aber es kam kein Wort heraus. Die Intensität des Augenblicks ließ sie wie erstarrt zurück.
Bevor Layla überhaupt realisieren konnte, was passierte, berührten Lucius' Lippen die ihren, zart, und schickten einen Stromstoß durch ihren erstarrten Körper. Ihr Atem setzte aus, als seine Hand zu ihrem Hinterkopf wanderte und sie mit festem, besitzergreifendem Griff festhielt.
Zitternd legte sie ihre Hände auf seine Brust, und ihre Stimme kam kaum hörbar über ihre Lippen, als sie flüsterte: "W-Wir sind im Auto..."
Lucius' Augen funkelten vor verschmitzter Freude, als er eine lose Haarsträhne hinter ihr Ohr strich und seine Finger einen Moment auf ihrer Haut verweilten. "Und?" Sein Tonfall war sanftmütig, neckend, als würde ihn ihr Einwand belustigen. "Darf ich meine Frau nicht küssen?"
Laylas Herz pochte wild, sie presste ihre Lippen zusammen in einem nutzlosen Versuch, die Kontrolle zu bewahren. "Nein, das ... das ist unangebracht", flüsterte sie, obwohl sie selbst von ihren eigenen Worten nicht überzeugt war. Ihr Verstand schrie nach Distanz, aber ihr Körper schien in der Anziehung seiner Nähe gefangen. 'Warum verhält er sich so?', dachte sie und ihr Herzschlag beschleunigte sich. 'Ich habe gehört, er lächelt nie, aber jetzt lächelt er mich ständig an.'
Lucius lehnte sich ein wenig zurück, ein verschlagenes Grinsen umspielte seine Mundwinkel. "Gut, Baby. Aber sobald wir mein Anwesen betreten, werden wir genau das tun, was ich möchte. Und ich werde nicht aufhören –" seine Stimme wurde tiefer und bekam einen gefährlichen Klang "– selbst wenn du mich anflehst."
Die Drohung in seinen Worten jagte ihr einen kalten Schauer über den Rücken und ließ ihre Gedanken rasen. War das eine Warnung, oder wollte er nur seine Dominanz behaupten? Laylas Atem beschleunigte sich, als ihr die Realität ihrer Lage bewusst wurde. Sie schluckte schwer und fragte mit bebender Stimme: "Warum ich? Warum hast du mich zum Heiraten ausgewählt?"
Lucius' Miene veränderte sich, sein Ton war gleichgültig und doch entschieden. "Weil du Layla bist."Verwirrung legte sich in ihre Stirn, als sie ihn ansah, und seine Antwort verstärkte nur das Gefühl der Unbehaglichkeit in ihrer Brust. 'Was für eine Antwort ist das?' fragte sie sich, während Frustration in ihr aufwallte. Doch bevor sie mehr verlangen konnte, hielt die Limousine vor dem bedrohlich wirkenden Anwesen der De Salvos an. Der Anblick im fahlen Mondlicht ließ ihr einen Schauer über den Rücken laufen.
Die Nacht hatte sich bereits über das Anwesen gesenkt, und die Bedeutung der bevorstehenden Ereignisse lastete schwer auf ihr. Ihr Herz klopfte heftig, als sie Lucius ins Innere folgte, ihr Geist umklammert von Angst und Unsicherheit.
Sie wurde in sein Schlafzimmer geführt, einen Raum, der die Atmosphäre des restlichen Hauses widerspiegelte - düster, eindrucksvoll und von Schatten verhangen.
Mit zitternden Händen legte sie den Blumenstrauß auf einem Tisch neben der Tür ab und machte einen zögerlichen Schritt vorwärts, während ihr Blick den Raum absuchte.
Doch noch bevor sie ihre Umgebung wirklich erfassen konnte, wurde sie plötzlich zurückgestoßen und ihr Körper prallte gegen die kalte Wand hinter ihr. "Ahh!" Ein leiser Schrei entwich ihren Lippen, als Lucius' Körper gegen ihren drückte, sein Gesicht gefährlich nah.
"Bist du bereit für die Hochzeitsnacht, Liebling?" Seine Stimme war tief, ein verführerisches Schnurren, das ihren Puls im Ohr hämmern ließ. Seine Hand strich ihren Arm entlang, seine Finger glitten sanft über die Haut und ließen sie bei der Berührung zusammenzucken.
"Wir... wir lieben uns nicht", stotterte Layla.
Lucius lachte düster auf, seine Lippen zu einem raubtierhaften Grinsen verzogen. "Spielt das wirklich eine Rolle?" Seine Stimme war ein raues Flüstern, erfüllt von einem Begehren, das ihr Herz zum Rasen brachte. "Ich begehre dich schon lange, Layla."
Ihre Augen weiteten sich in Schock, ihr Körper versteifte sich unter seinem. "Was?" Ihre Stimme klang ungläubig und in ihrem Blick lag Ungläubigkeit. "Warum?"
"Weil du Layla Rosenzweig bist, die Frau, die ich mag", sagte er erneut. Die Worte waren schlicht, doch sie bargen eine Tiefe, die sie nicht fassen konnte.
Und ehe sie weitere Fragen stellen konnte, trafen seine Lippen in einem heftigen, leidenschaftlichen Kuss auf die ihren. Dieser Kuss hatte nichts von der zögerlichen Berührung im Auto - er war fordernd, von einem Verlangen getrieben, das ihre Sinne überwältigte.
Seine Hände umklammerten ihre Taille und zogen sie enger an ihn, während sein Mund den ihren verschlang und sie atemlos und benommen zurückließ. Laylas Verstand schrie, sie solle ihn von sich stoßen, doch ihr Körper, der sie verriet, reagierte auf jede seiner Bewegungen, ihre Lippen öffneten sich, als wären sie von der Hitze des Augenblicks erfasst worden.
Jeglicher Abstand zwischen ihnen verschwand, als Lucius den Kuss vertiefte, sein Mund heiß und besitzergreifend, als würde er sie schmecken, als hätte er eine Ewigkeit auf diesen Moment gewartet.
Layla spürte, wie sie in dem gefährlichen Sog seiner Berührung aufgefangen wurde.