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Chapter 3 - Zwischengespräche zwischen Neckereien

-Aus Mayu's Sicht-

„Dieses Angebot nehme ich ein anderes Mal an. Wir treffen uns in einer halben Stunde vor dem Wohnheim", befahl er mir in den Rücken hinein, dem ich ihn zugewandt hatte und die Arme schützend vor meiner Brust verschränkt hielt.

Eine halbe Stunde?! Ach du scheiße! Ich musste noch meine Haare waschen und wusste noch überhaupt nicht, was ich anziehen sollte! Denn wenn wir schon essen gingen, dann wollte ich auch etwas Schickes anhaben. Damit hatte er mich vollends ins Schwarze getroffen. 30 Minuten waren schier zu wenig. Da war keinerlei Minütchen Zeit für irgendwelche Pannen oder Umentscheidungen. Aber das mal außen vor – er lädt mich zum Essen ein?! Durfte ich das etwa als Date werten?

Quatsch! Jetzt übertreib nicht gleich... Du Doofi...

Mit zusammengezogenen Augenbrauen lauschte ich dabei zu, wie hinter mir das Geräusch von raschelnder Kleidung zu hören war und sich Satoru auch hoffentlich wirklich anzog. Ich wollte ihn nämlich nicht unbedingt direkt unverblümt nackt sehen. Naja, wobei... Ein klein wenig neugierig war ich ja schon. Und ja, ok. Das war eine Lüge! Natürlich würde ich ihn zu gerne nackt sehen! Machten wir uns doch nichts vor.

Immerhin hatte er sich ja auch zu mir in die Wanne gesellt. Zwar mehr als komisch, aber ich fand es unheimlich amüsant. Trotzdem sehr bedauerlich, dass ich ihm so leider gar nichts wegschauen konnte. Für das nächste Mal musste ich mir hinter die Ohren schreiben, dass ich nicht allzu viel Schaum nehmen durfte.

Nächstes Mal...

Mein Herz begann, wie vorhin auch, im Dreieck zu hüpfen, während die tausend Schmetterlinge in meinem Bauch unaufhörlich und wild herumflatterten und nach ihren Plätzen suchten. Wer sprach denn bitte davon, dass er das nochmal durfte?! Oder überhaupt durfte? Ich war ihm gewiss nicht böse gewesen, aber ein zweites Mal? ...

Nun wurde es hinter mir still.

Kein Geräusch von Kleidung oder von ihm selbst.

„Bist du fertig?", fragte ich darauf neugierig und war schon halbwegs dabei, mich unvorsichtig zu ihm umzudrehen.

„Wenn du mir was weggucken willst, dann ja."

Oh Fuck!

Ich hielt zügig in meiner Bewegung inne, presste die Lippen ertappt aufeinander und richtete wieder meinen Blick nach vorne. Der Gedanke, ihn nackt zu sehen, war natürlich aufregend, aber nicht in dieser Situation.

„Nein, möchte ich eigentlich nicht", erwähnte ich kopfschüttelnd sowie schmunzelnd.

„Eigentlich?", wiederholte er hellhörig, „möchtest du mir damit was sagen?"

Oh, Mayu … Nachdenken und dann reden!

„Nein. Nein. Wirklich. Das entkam mir nur aus Versehen!", haspelte ich ertappt über meine Lippen und hoffte, dass mein kleiner Fauxpas damit wieder begraben war.

Manchmal wäre es angebrachter gewesen, erst zu denken, bevor ich sprach... Das klappte auch manchmal, aber eben nicht immer. Besonders nicht, wenn ich in irgendeiner Form aufgeregt war. Und ich meinte – hallo?! Ich stand nackt hinter meinem halbnackten Lehrer, der zudem außerordentlich attraktiv war! Wer konnte denn da bitte noch klar denken?!

Zu meinem Glück erwiderte er auch nichts mehr darauf. War vielleicht auch besser gewesen, dass er dieses Mal nicht seine Gedanken mit mir darüber teilte.

Aber was machte er denn da so lange?! Die paar Kleidungsstücke, die er da vorhin dabei hatte, waren doch blitzschnell angezogen, oder nicht?!

Erneut hörte ich die Kleidungsgeräusche und ließ nochmals die Hoffnung in mir aufsteigen, dass der werte Herr endlich angezogen war. So traute ich mich erneut, einen über meine Schulter hinweg zu ihm zu linsenden Blick zuwerfen, was ich prompt wieder aufs Brot geschmiert bekam.

„Ich kann auch wieder zu dir in die Wanne kommen, Mayu", rügte er mich ermahnend, jedoch neckend im Unterton.

…! War ich etwa schon wieder zu schnell?! Er musste sicherlich im Spiegel, vor dem er gestanden hatte, gesehen haben, dass ich mich ein weiteres Mal umdrehen wollte. Hätte er nicht schlichtweg in eine andere Richtung schauen können? Das war doch unfair. Aber Moment mal – konnte es denn auch möglich gewesen sein, dass er mich bloß nur hinhielt, obwohl er bestimmt schon fertig mit anzuziehen war?

Wenn ich doch nur gewusst hätte, dass dem auch genauso war, dann hätte ich mich an ihm rächen können.

„Ich wollte doch nicht schauen! Und nein, du kommst ganz bestimmt nicht wieder zurück in die Wanne, damit du mich nackt sehen kannst!", keifte ich entsetzt.

„Zu schade aber auch", bedauerte er theatralisch, „aber ich habs genau gesehen, dass du wieder schauen wolltest."

Ich verrollte die Augen und ließ meine Mundwinkel in die Höhe schießen. Wenn ich mir wirklich keinen Ärger einhandeln wollte, dann hatte ich ein wenig vorsichtiger sein müssen. Wobei ich es unaussprechlich geliebt hatte, mit dem Feuer zu spielen. Jedoch war ich nicht gerade in der besten Lage dafür gewesen.

„Ich hoffe doch sehr, dass die halbe Stunde erst dann gilt, wenn du hier raus bist", forderte ich.

„Na klar. Also dann ab jetzt!"

Wie ab jetzt?! Verwirrt hatte ich mich dann doch umgedreht und konnte gerade noch sehen, wie er vollständig angezogen geradewegs die Tür geöffnet hatte und dabei war hinauszugehen.

Dieser Schlingel!

Eine Sekunde eher drohte mir dieser Wicht noch damit, dass ich ihm etwas hätte wegschauen können? Na, das schrie nach Rache! Der konnte was erleben. Augenblicklich erlosch mein Flämmchen des Spielfeuers im Nu, welches ich doch tatsächlich in Erwägung gezogen hätte. Allzu schlimm wäre das nun auch wieder nicht gewesen, wenn er ein wenig mehr von meinem Körper gesehen hätte.

Angesäuert schnaufte ich die Luft durch die Nase aus. Ich hasste es, wenn man mir die Oberhand wegnahm. Zudem hatte er mich eiskalt angelogen. Er war bereits zumindest so weit angezogen, dass ich die intimsten Stellen nicht gesehen hätte. Ich lachte auf. Da war ich doch glatt erneut auf ihn reingefallen.

Kopfschüttelnd griff ich nach meinem Shampoo, machte meine hüftlange Haarpracht zur Gänze nass, ehe ich diese einshampoonierte.

Mit dem machte ich was mit. Ich war zwar erst seit vier Monaten da und in dieser Zeit war er über die Hälfte der Zeit mit Missionen und anderen Krams beschäftigt, aber in den letzten Wochen kümmerte er sich vermehrt um mich und meine vermeintliche Fluchkraft.

Hin und wieder so sehr, dass ich am liebsten geplatzt wäre, aber es gab auch Momente, in denen wir öfters zusammen gelacht und den ein oder anderen Blödsinn fabriziert hatten. Insgesamt verbrachte ich bisher eine ziemlich verrückte, abermals total geniale Zeit hier auf der Akademie.

Sogleich entließ ich das Shampoo wieder aus meinen Haaren und widmete mich weiterhin gedankenversunken meinem Körper, den ich als Nächstes einseifte.

Insbesondere die letzten beiden Wochen waren verglichen mit den anderen davor sehr intensiv. In unseren Trainingseinheiten kamen wir uns körperlich näher – nein, nicht wie jetzt gedacht, dass wir uns unsittlich an die Wäsche gingen, sondern es gab schon die ein oder andere Kampftechnik, die er mir nahegelegt hatte. Also nichts Perverses. Das Baden war dagegen schon weitaus intimer als das, was wir bisher miteinander erlebt hatten.

Schweinchen! Da ging es überaus heißer in meinem Kopfkino zugange, als es in der Realität war.

Zum Schluss brauste ich das duftende Schaumwasser von mir ab und ließ es ebenso aus der Wanne abfließen, ehe ich aus der Badewanne stieg und mich abtrocknete.

Sicherlich waren es nur noch sage und schreibe 20 Minuten, die mir noch bis zum vereinbarten Abendessen blieben, aber ich ersparte mir den Blick auf die Uhr. Das hielt mich nur unnötig auf und wickelte meine Haare in einen Handtuchturban.

Einzig und allein mit einem flauschigen weißen Handtuch um meinen halb nassen Körper gewickelt sowie auf meinem Kopf, stand ich nun vor dem großen Badezimmerspiegel und trug mir nochmals für den Abend mein Make-up auf. Dieses bestand jedoch nur aus einem schwarzen Eyeliner-Strich sowie Wimperntusche, um meine ultravioletten Augen geschickt zur Geltung zu bringen.

Auf den Rest, wie Concealer, Foundation oder Puder verzichtete ich prinzipiell, da es zum einen meine Sommersprossen verdeckte und es mir zum anderen ein puppenhaftes Gefühl gab. Ich mochte es einfach nicht. Es störte mich ungemein, ununterbrochen daran zu denken, dass ich eine Schicht im Gesicht hatte, die ich mit jedem Anfassen zerstören und es fleckig aussehen lassen konnte.

Meine Augen erblickten sogleich meine zahlreichen Lippenstifte, die umgehend mit mir zu flirten

begannen. Darauf hatte ich eher selten verzichtet, denn die wiederum liebte ich, aber für den heutigen Abend empfand ich das als nicht unbedingt notwendig.

Schließlich gingen wir auch nur was Essen, nicht auf ein Date.

Hastig befreite ich als Nächstes meine Haare wieder aus dem Handtuchturban, fuhr grob mit meinen Fingern durch mein glattes Haar, ehe ich Haaröl in die feuchten Längen einmassierte und schlüpfte rasch in die frische und bereits zurecht gelegte Unterwäsche.

Zu meinem Bedauern und weil ich bis eben auch noch nichts von meinem weiteren Abendprogramm wusste, hatte ich nur Unterwäsche sowie meine Schlafklamotten mit ins Badezimmer genommen. Wie bereits angemerkt, hatte ich nicht die nötige Zeit, um mich noch groß umzuziehen, wobei ich immer noch nicht wusste, welches Outfit es hätte werden sollen. Also entschied ich mich dazu, das weiße Handtuch wieder um meinen Körper zu wickeln und darauf zu hoffen, dass jetzt niemand der Jungs aus ihren Zimmern geschossen kam, während ich in mein Zimmer huschen wollte.

Wieso hatte das Bad auch am Anfang des langen Flures und mein Zimmer ganz hinten gewesen sein müssen?! Hatte sich das Satoru etwa so ausgesucht? Immerhin war er derjenige, der mir direkt nach meiner Aufnahme mein Zimmer zugeteilt hatte und sich Megumi noch fragend eingemischt hatte, wieso ich ausgerechnet das bekam. Eine Antwort gab es bisweilen noch nicht darauf.

Also schön!

Mission halbnackt in mein Zimmer zu gelangen in 3... 2... 1...

Leise und vor allen Dingen langsam öffnete ich die Tür vom Badezimmer und erhaschte einen Überblick zu meiner linken in den langen Flur hinein. Bis auf die wenigen blutorangenen Sonnenstrahlen, die durch die Fenster hineinschienen, tat sich auch sonst nirgendwo eine Lichtquelle auf. Also konnte ich fürs Erste davon ausgehen, dass keine der Türen der Jungs offenstand. Auch sonst erblickte ich nichts als den leeren Gang.

Gut so, denn ich hatte nicht unbedingt vor, in meiner mir selbst eingehandelten Misere erwischt zu werden. Schon gar nicht von Kento. Oder Megumi. Ach oder am besten gleich von Satoru. Wobei das auch relativ egal gewesen wäre.

Ich mein, wer geht denn nicht mit seinem Lehrer gemeinsam baden?! Wohlgemerkt ohne Badeklamotten oder sonstiges verdeckend.

Sogleich huschte ich durch die Badezimmertür, ließ diese auch offen und schlich hinaus, wobei sich ein kühles Lüftchen um meine noch nicht zur Gänze trockenen Beine schlängelte, auf denen sich umgehend eine zarte Gänsehaut abzeichnete.

Vorbei an Tür Nummer eins und Tür Nummer zwei, in denen Kento sowie Megumi hausten, wobei sich glücklicherweise nichts regte und ich unbemerkt dran vorbeischleichen konnte. Nur noch zwei Türen und ich hatte mein Reich erreicht! Aber die vorletzte Tür gehörte meinem Date- äh Satoru. Herrgott im Himmel. Wieso machte mich das so durcheinander?!

Mit lautem Herzklopfen, welches beinahe meine fast schon lautlosen Schritte übertönte, ließ ich auch dieses letzte verhängnisvolle Hindernis hinter mir und schmuggelte mich Halbnackedei in mein Zimmer und schloss augenblicklich die Tür hinter mir zu.

Erleichtert stieß ich die Luft aus und ließ die winzige Anspannung, die sich für wichtig genug hielt, aufzutauchen, wieder abfallen.

Geschafft!

Nochmal wollte ich diese Nacht-und-Nebel-Aktion nicht mehr wiederholen.

Jetzt hieß es Beeilung! Mir rannte wortwörtlich die Zeit davon.

Ungeachtet ließ ich das schneeweiße Handtuch zu Boden fallen und stattete meinem großen Spiegelwandschrank einen kurzen Besuch ab, den ich wortwörtlich aufriss und überflog meine Kleiderwahl.

Das kleine Schwarze? Nein, zu kurz und dunkel. Das unschuldige mittellange blütenweiße Kleid? Passte nicht zum Vorhaben. Etwas Buntes sowie kürzer? Nicht für heute Abend! Ein eng anliegender Hosenanzug der Farbe Königsblau? Nein. Eine lockere, einfarbige Bluse mit einer bequemen Jeans? Zu alltagsmäßig! Wieso war ich denn so wählerisch?! Was war eigentlich mit den Schuhen? Schuhe! Die bestimmten letztendlich, welche Kleidung ich mir anzog.

Mich lachten umgehend elfenbeinweiße Sandalen an, mit bequemen mittelhohem Absatz sowie filigranen Riemchen und schon kam mir das passende Outfit in den Sinn. Ich griff nach einem beigen knielangen Kleid, verziert mit floralem Aufdruck, sowie einem hochgeschlossenen Rüschenkragen und langen verspielten Ärmeln. Mit anderen Worten – Romantisch.

Rasch schlüpfte ich in mein Lieblingskleid, schloss den schwarzen Spiegelschrank wieder zu und überprüfte meine Herrichtung.

Hier und da zupfte ich noch den ausgestellten Saum des Kleides zurecht, ehe ich zu meiner linken an meinen Schreibtisch ging und aus dem Regal obendrüber nach meinem Parfum griff. Noch zwei Spritzer auf die Hals- und Schulterpartie sowie ins Haar, weil es dort am längsten duftete und den Handgelenken. Zum Abschluss fuhr ich mir nochmals mit den Fingern durch meine noch feuchten Haare, schnappte mir noch rasch mein Handy, welches ich in eine kleine Handtasche verstaute und umschloss die Klinke meiner Zimmertür.

Mit meinem Blick auf die Uhr, die auf meinem Nachtschränkchen neben meinem großen Bett stand, welche mir sogleich verriet, dass jetzt genau 30 Minuten vergangen sein mussten, riss ich überschwänglich die Tür auf und stieß geradewegs schwungvoll gegen große und breite Schultern sowie starke Brust.

„Hu-uch!", entfleuchte es mir erschrocken und umschloss halt suchend die muskulösen Oberarme, die sich mir in den Weg gestellt hatten, „entschuldige."

„Gerade auf die Minute pünktlich", vernahm ich über meinen Kopf hinweg die mir wohlbekannte Stimme und verspürte, wie sich einer dieser Arme um meine Taille schlängelte.

Sogleich stieg mir der maskuline Duft Satoru's zur Nase, wobei mir blitzartig unsagbar heiß wurde. Mein Puls geriet in Wallungen. Das war mir ein klein wenig zu nah – jedenfalls für den Flur des Wohnheimes. Sicherlich war die Gerüchteküche um uns herum bereits mehr als am Brodeln gewesen. Also trat ich zögerlich einen Schritt zurück, bemerkte aber umgehend, dass es kein weiteres Entkommen gab, da ich bereits gegen die geschlossene Tür lehnte.

Ich schluckte schwer. Hoffentlich waren wir gerade alleine auf dem Gang, denn ich musste nicht unbedingt mit gefundenem Fressen um mich werfen, auch wenn ich mich allzu gerne näher an ihn herangeschmiegt hätte. Als hätte er jedoch meine Gedanken gehört, zog er mich wieder an sich heran, wobei ich erschaudernd in sein Gesicht blickte – viel mehr auf seine von der schwarzen Augenbinde bedeckten Seelenspiegel.

Satoru legte seinen Zeigefinger unter mein Kinn und beugte sich ein Stück weit zu mir herunter. Ich hielt instinktiv die Luft an und war schon gar nicht mehr in der Lage, ihn von mir wegzudrücken. Was tat er da gerade mit mir?! Mein Herz beschleunigte sein Tempo aufs Doppelte, während er mir mit seinem Gesicht näher und näher kam.

Ich blinzelte auf.

Derart nah kam er mir bisweilen noch nicht und wenn er nicht augenblicklich stoppte, würde es zu unserem ersten Kuss kommen.

Jedoch hielt er nicht inne und spürte im nächsten Augenblick, dass seine weichen Lippen meinen Mundwinkel streiften, ehe sie sich zärtlich küssend ihren Weg über meine Wange bahnten. Hauchzart glitten sie bis hin zu meinem Ohr, wo sie Halt machten.

Mir lief ein unsagbarer eiskalter Schauer über den Rücken, wobei ich nicht bemerkt hatte, dass ich mich inzwischen beinahe in sein wolkenweißes Hemd gekrallt hatte.

„Das Kleid steht dir ausgesprochen gut, du Hübsche", flüsterte er mir raunend zu, ehe er mir zärtlich ins Ohrläppchen biss, was mir einen spitzen Atemzug entlockte.

…!

Das tat er nicht wirklich?!

Umgehend stemmte ich meine Hände gegen ihn, um mir ein klein wenig meiner ergaunerten Distanz zurückzuerobern und schaute entsetzt erneut in sein Gesicht auf. Mich nahm sofort eine überaus ausgeprägte Gänsehaut ein, während mir die Luft im Halse stecken blieb. Meine Wangen verbrannten förmlich, die sicherlich die Farbe einer saftigen Kirsche angenommen hatten. Was fiel ihm ein?! Ich war mehr als überaus empfindlich an meinen Ohren, was zur Folge hatte, dass es mich nicht nur dort gereizt hatte.

Satoru!", zischte ich knurrend, dennoch leise genug auf, um ihn deutlich zu machen, dass er mich damit vollends getroffen hatte, „bist du verrückt?!"

Statt aber Reue zu zeigen, hoben sich seine Mundwinkel in die Höhe, während seine Schultern verräterisch zu wackeln begannen. Lachte er mich etwa aus? Was für ein Flegel!

„Du bist echt fies!", im ersten Moment dachte ich, dass du mich küssen würdest und dann das?! Wenn du nur wüsstest, dass du mich damit erregst..., „das nächste Mal werde ich mich beim Baden zu dir umdrehen", versprach ich ihm leise drohend und bezog mich auf die vorhin fast ertappte Aktion meinerseits.

„Eine Einladung für das nächste Mal? Die nehme ich gerne an."

Ich schloss die Augen und drehte meinen Kopf zur Seite hinweg. Ich wollte mich doch bloß nur verteidigen, was hatte ich stattdessen getan? Ihn zum erneuten Baden eingeladen. Gedanklich klatschte ich mir selbst Beifall zu – erst denken, dann sprechen...

„Nein, eigentlich nicht. Wobei du dich sowieso nicht daran hältst. Und jetzt komm! Wir gehen! Ich möchte nicht, dass die anderen beiden uns sehen!"

Um meinen Worten nochmals mehr Ausdruck zu verleihen, übte ich mehr Druck auf seine Oberarme aus und konnte auch erst jetzt bemerken, dass er passend zu mir leger gekleidet war. Seine Uniform machte Platz für ein schneeweißes Hemd, das dezent seine Statur preisgab, welches er großzügig aufgeknöpft ließ und dazu eine sandfarbene Hose trug, die von schwarzen Schuhen abgerundet wurde.

Gab es auch etwas, was ich nicht an ihm gutaussehend fand? Vermutlich nicht.

Zu meinem Glück durchliefen wir, wie ich bereits vorhin auch, ohne entdeckt zu werden, durch das Wohnheim zum Ausgang hindurch. Unsere kleine Annäherung blieb also vor Kento und Megumi versteckt, was mich insgeheim erleichterte.

Für eine dringend benötigte Abkühlung sorgte sogleich die sommerliche Abendluft, als wir das Wohnheim verließen. Zwar auch für meine glühenden Wangen und mein geärgertes Ohr, jedoch war es dafür immer noch viel zu warm. Lag gewiss auch nur daran, dass sich meine Gedanken nicht mehr davon losreißen konnten, wie nah mir eben Satoru kam.

Die zahlreichen Bäume um uns herum ließen auch nur vereinzelte schleierhafte Strahlen der untergehenden Sonne durchschimmern, was den Abend auch schon langsam in Richtung Nacht hineinlaufen ließ.

Auch wenn es vermutlich keine gute Idee gewesen war, lief ich trotzdem direkt neben ihm und umschloss wie selbstverständlich seine Hand mit meiner. Dachte ich zunächst noch, dass er das vielleicht nur wenige Sekunden dulde, so erfreute es mich dann doch, dass er seine Finger mit meinen ineinander verschränkte und mir somit verständlich machte, dass er es eben genauso sehr wie ich genossen hatte, dass wir einander ein Stückchen Innigkeit schenkten.

Gerade stimmte mich die Gesamtsituation mehr als glücklich.

Unseren Weg zum Restaurant sah ich als eine Art Abendspaziergang an, der allmählich zum Nachtspaziergang wurde und eben für diese hatte ich eine gewisse Vorliebe.

Die Atmosphäre war gänzlich eine andere als am Tage, die Luft wirkte reiner und bei klarem Nachthimmel konnte ich die zahlreichen Sterne beobachten, sowie den hell leuchtenden Mond bewundern. Ich zählte mich definitiv zu den Nachtkindern, die diesem Zauber so viel abgewinnen konnten, wie vermutlich die Wenigsten unter uns.

Gleiches galt auch für den Herbst sowie den Winter. Wenn es nach mir gegangen wäre, dann hätte es keinen Frühling oder auch Sommer geben müssen. Auch wenn beide Jahreszeiten ihre unzähligen Vorteile hatten, wie zum Beispiel die prachtvollen Blüten der zartrosanen Kirschbäume, die ich genauso zu meinem liebsten Naturspektakel zählte, wie zu gerne im Sommer im Meer schwimmen gegangen zu sein und noch weiteren unzähligen Vorteile. Dennoch stießen sie meine beiden heißgeliebten Jahreszeiten nicht vom Thron.

Und auch wenn ich vorhin darüber gedanklich geschimpft hatte, dass mir meine Begleitung das hinterste Zimmer zugeteilt hatte, war ich auch wiederum vollends zufrieden damit. Denn ich hatte direkten Zugang zu dem begrünten Innenhof, der etwa einem blumigen Garten glich.

Zwischen den großen und zahlreichen Kirschbäumen verbarg sich die ein oder andere Bank zum Verweilen, die ich bereits in den letzten Monaten zuhauf besucht hatte.

Nachts war es um die Akademie herum fast schon unheimlich ruhig und still, wenn man die lauten Zikaden nicht beachtet hatte.

Genau jene Orte, die ich manches Mal zum Zurückziehen unbedingt gebraucht hatte. Nichts als mich, meine Gedanken und die Ruhe, um mich das ein oder andere Mal zu erden.

Nach ein paar stillschweigenden Minuten ergriff ich dann aber doch die wohlige Ruhe an ihrem Kragen und ließ sie mal eben untertauchen.

„Was möchtest du eigentlich heute essen?"

„Ich habe besonders Lust auf Sushi."

„Oh ja, gute Idee. Das mag ich auch sehr gerne", freute ich mich.

„Ich habe immer gute Ideen", war er von sich überzeugt, woraufhin ich eine Augenbraue hochzog und fast schon zu lachen begann.

„Naja. Das stimmt so nicht ganz. Also grundsätzlich ja, aber deine Foltermethoden, die du an mir anwendest, sind alles andere als gut."

„Na, die sind gut, aber du sprichst einfach nicht darauf an."

„... Das wird vermutlich auch nie werden", seufzte ich entmutigt aus.

„Da bin ich mir nicht so sicher, Mayu. Ich spüre, dass in dir eine immense Fluchkraft schlummert. Die, die einem Sonderrang zugeteilt werden sollte und ich kümmere mich darum, dass du sie baldig anwenden wirst."

Sonderrang... Da hatten wir mal wieder die Bezeichnung, die mich seit meiner Ankunft auf der Akademie nicht losließ. Meiner Meinung nach glich sie auch in meinem Fall eher einer Bestrafung. Es war mir höchst unangenehm und wenn ich es in der Hand gehabt hätte, dann wäre ich gewiss sowas wie eine Vorklässlerin der Jujuzisten – selbst für die erste Klasse nicht geeignet.

Nur talentierte, starke und äußerst wenige Jujuzisten sowie Fluchgeister hielten diesen Rang wie auch Titel inne und waren ihm auch würdig. Ich hingegen?

Es war mir bisher immer noch ein Rätsel, wie man auf die überaus glorreiche Idee und Entschluss kam, mich ohne Weiteres in den Sonderrang eingestuft zu haben.

Meine damalige Aufnahme an der Akademie entsprang aber auch wortwörtlich einer schlechten Filmszene. Zusammen mit Satoru, der mich keine volle Stunde zuvor gemeinsam mit Megumi vor diesem überaus wütenden Fluchgeist des 2. Ranges gerettet hatten, durfte ich mich sogleich meinem nächsten Übel des Abends stellen. Ich stand vor niemandem Geringerem als dem Rektor Masamichi Yaga.

Hätte man mich nett zu diesem Zeitpunkt gefragt, wen ich denn von den beiden furchteinflößender empfand, hätte ich mich vermutlich für … Beide entschieden?!

Hochgewachsener, stattlicher und überaus breiter Mann, geschätzt auf Mitte 40, der zwar keine einzige Miene hinter seiner pechschwarzen Sonnenbrille verzogen hatte, jedoch so etwas wie eine Filzpuppe präparierte?! Später erfuhr ich, dass er sogenannte Fluchhüllen in Form von Kuscheltieren herstellte und ihnen Fluchkraft verlieh. Er musterte mich von oben bis unten und alleine das ging durch Mark und Knochen, wobei mir schon speiübel geworden war. Als er jedoch seine schmalen Lippen, welche von einem definierten schokobraunen Bart umrandet gewesen waren, zu einem Wort ansetzten, bekam ich augenblicklich das Gefühl des Gehorchens.

Ich hätte mir am liebsten in die Hose geschissen! Wortwörtlich! Ich machte mir darum Gedanken, ob ich auch mehr als gerade vor ihm stand. Wohin mit meinen Händen, die ich letztlich hinter meinem Rücken versteckte und achtete auf meinen Gesichtsausdruck, welchen ich ihm entgegengebracht hatte.

All diese Sorgenpäckchen trug ich in jenem Moment mit mir herum.

Grummelnd und tieftönig traf mich unverblümt seine klare und fordernde Stimmfarbe auf, meinen Namen zu nennen und warum ich auf die Akademie angenommen werden sollte.

In meinem Kopf setzten sich die Buchstaben zu meiner Antwort zusammen. Nahm mir vor, souverän und standfest ihm meine Antwort zugeben, wie er mich eben stramm dazu aufgefordert hatte und ihm nicht zu zeigen, dass ich immense Muffensausen vor diesem Gorilla hatte.

Ich konnte mich noch daran erinnern, dass ich mit, „mein Name ist Mayu Ryomen und-", begann. Nichts weiter als diese sechs Wörter hallten durch den Vorraum der Akademie, wobei ich eigentlich noch erwähnen wollte, dass die Aufnahme der Natur der beiden Jungs herrührte, aber Masamichi Yaga unterbrach mich, als sei es selbstverständlich gewesen.

Als wäre es erst gestern gewesen, konnte ich mich noch genau an seinen Wortlaut erinnern, „du, Mayu Ryomen, bist hiermit offiziell an der Akademie aufgenommen! Zeige ihr bitte das Wohnheim, Satoru und kümmere dich darum, sie ordentlich und sachgemäß zu trainieren!"

Anders als zuvor mischte sich ein Stimmfarbton unter, den ich nicht anders als mit Ehrfurcht benennen konnte.

Vielleicht irrte ich mich da auch, aber ich verspürte in jenem Moment, als ich meinen Namen nannte, einen Stimmungseinbruch, den man vehement versucht hatte zu verstecken. Jedoch blieben mir als hochsensible Person solche Schwingungen selten verborgen. Aber wer war ich schon, um eben genau dies hätte nachfragen zu dürfen? So beließ ich es in jener Situation dabei und sparte mir die Frage auf, bis ich mit Satoru wenig später alleine war.

Eine gescheite oder gar gewünschte Antwort bekam ich nicht – ich hätte mich doch damit zufriedengeben sollen. Stattdessen wurde mir brühwarm verraten, dass ich dem Sonderrang zugeteilt wurde. Im gleichen Zuge hatte mir Satoru die verschiedenen Stufungen aufgezählt und dreimal durfte man raten, wie empört ich darüber gewesen war, dass ich Nichtskönnerin ohne Weiteres eine derartige hohe Einstufung erhielt.

„Völliger Quatsch!", tat ich ab und schaute zu meiner Begleitung hinauf und ging auf sein Vorhaben ein, „da schlummert nichts als Angst in mir. Und bitte unterlass' diese Erwähnung vom Sonderrang. Ich finde das schrecklich und überaus unpassend."

„Findest du? Immerhin sind wir gleich auf."

Ich blieb stehen, während mir die Kinnlade runterfiel, „ernsthaft? Genau da liegt doch aber das Problem, Satoru! Wie kann ich, Nichtskönnerin, mit dir gleich auf sein? Demselben Rang zugehören, obwohl ich keine Flüche austreiben kann, es sei denn, es waren diese Pupsis vom 4. Rang. Ich besitze keine Fluchkraft und da wird auch nie welche entstehen", protestierte ich niedergeschlagen.

Dieser Vergleich war noch schlimmer, als die Tatsache selbst.

„Jetzt mal' mal nicht gleich den Teufel an die Wand", versuchte er mich zu besänftigen, kam auf mich zu und legte seinen Arm von der Seite um meine Schulter und brachte mich somit zum Weiterlaufen, „die kommt noch, warts ab."

„Von wegen", nuschelte ich abfällig und wendete meinen Blick von ihm ab, „wenn es nach mir ginge, würde ich mich noch nicht mal Jujuzistin schimpfen..."

„Was?!", empörte er sich, „noch nicht mal Jujuzistin? Wir sind froh um jeden, der das Gleiche ist wie wir. Es gibt nur wenige, die von Geburt aus vererbt bekommen haben, Flüche zu sehen. Zu unserer Einrichtung zählen der Rektor Masamichi, Megumi, Kento und mich. Neben uns vier haben wir aber noch weitere vier Jujuzisten bei uns. Die sind aber gerade für eine längere Zeit in Kyoto beschäftigt, weshalb du sie noch nicht kennengelernt hast."

Jetzt wurde ich hellhörig.

„Echt jetzt? Es gibt also noch weitere Schüler unter uns?!"

„Jap. Sie sind Jujuzisten des zweiten Lehrjahres. Also drei von ihnen. Einer gehört ebenso wie du dem Sonderrang an."

Oh, ein weiterer Sonderrangjujuzist? Zumindest war ich nicht mehr gänzlich alleine auf dem Treppchen, mit Satoru zusammen. Jedoch befürchtete ich bereits, dass dieser eine ebenso verheerende Fluchkraft sowie Fluchenergie besitzt haben musste, wie Satoru. Aber es stimmte mich auch freudig zu hören, dass es noch weitere dieser sonderbaren Personen unter uns gab, als jene, denen ich bereits über den Weg gelaufen war.

„Noch einer vom Sonderrang?", interessierte mich, „der kann doch hoffentlich ein bisschen mehr als nur Flüche sehen, oder?", fragte ich herabwürdigend über mich selbst.

Ich fühlte mich schlichtweg fehl am Platz auf dieser Position.

„Jetzt mach dich doch nicht so nieder. Und ja, kann er. Er ist sogar ein weit entfernter Verwandter von mir. Lass dir gesagt sein, dass er, also Yuta Okkotsu, es ebenso wenig leicht hatte wie du."

Seinen Stolz in allen Ehren über seinen weit entfernten Verwandten, aber da zog doch gerade diese Minihoffnung von dannen, von der ich naiv gedacht hatte, dass es noch jemand Weiteres wie mich Nichtsnutz gab. Auch, dass es mich hätte trösten sollen, dass dieser Yuta es genauso schwer hatte wie ich, glaubte ich kaum bis gar nicht. Immerhin war er auch noch mit Satoru verwandt.

In meiner Familiengeschichte sah das um Längen finsterer aus. Da gab es niemanden, der mir diese sonderbare Fähigkeit vererbt hatte. Wie auch meine vermeintliche schlummernde Fluchkraft, von der ich immer noch der felsenfesten Überzeugung war, dass diese nicht existent war.

Es blieb bloß nur dabei, diese Mistdinger zu sehen, aber gewiss nicht auszutreiben.

Schnellen Schrittes stellte sich mir Satoru sogleich in den Weg und legte mir seine großen Hände auf die Schultern und brachte mich erneut zum Stehen.

„Das nagt doch sehr an dir, was?", missfiel ihm mein Unmut darüber ganz und gar nicht und hob seinen Zeigefinger vor mein Gesicht, „hör zu. Ich habe eine Idee. Wenn mein morgiger Versuch scheitert, werde ich mich nochmal mit den obersten Heinis zusammensetzen und sie fragen, ob man dich nicht herabstuft, einverstanden?"

„Würdest du das echt tun?", schindete ich wieder ein Fünkchen Hoffnung.

„Nur wenn ich dann was gut bei dir habe", grinste er mich breit an und ich vermutete bereits, was er sich da gerade zusammen dachte. Entsetzt erntete er meinen Ausdruck.

„Hast du doch eh schon."

„Nope. Das ist keine direkte Einladung gewesen", frohlockte er siegessicher.

Ich legte den Kopf schief. Kaum zu glauben, dass er dieses Vorhaben geschickt für sich eingefädelt hatte.

„Na schön...", seufzte ich aufgebend aus, „magst du mit mir das nächste Mal zusammen baden gehen?"

Ich konnte es selbst kaum glauben, aber ich hatte gerade dieses absurde Angebot ausgesprochen.

„Als würde ich nein sagen", raunte er zufrieden, „aber findest du nicht, dass das ein bisschen zu wenig ist? Immerhin muss ich mich mit diesen garstigen Alten zusammensetzen und die sind alles andere als freundlich."

Zugegeben teilte ich seine Ansicht, auch, wenn es bedeutet hatte, dass das auf meine Kosten hinauslief. Ich hatte in der wenigen Zeit bereits mitbekommen, wie hartnäckig sie waren und Satoru ungern zu ihnen ging. Von daher wusste ich seinen Vorschlag mehr als zu schätzen.

„Ausnahmsweise ja. Was kann ich dir also noch Gutes tun?"

„Darüber mache ich mir Gedanken, wenn es so weit ist", freute er sich, während ich etwas Böses ahnte. Schließlich hätte es in jede erdenkliche Richtung gehen können.

Nachdem es also beschlossene Sache war, dass ich ihm ein Versprechen gab, wenn sein morgiges Vorhaben scheitern sollte, setzten wir Hand in Hand unseren Weg in die Innenstadt Tokios fort.

Dennoch hielt mich weiterhin meine Aufnahmesituation fest im Griff. Dieser Stimmungsknick, den ich da verspürt hatte, ließ mir keine Ruhe. Hätte ich es nochmal wagen und das Thema anschneiden sollen? Schließlich war ich nun schon ein paar Monate an diesem Ort und lernte Satoru bereits von mehreren Seiten flüchtig kennen, wie auch umgekehrt.

Ich sog die Luft ein, um mich erneut zu trauen, meine Frage zu stellen, „...", ließ es aber dann doch.

Schisser. Frag ihn doch einfach. Mehr als die selbige Antwort kann ich auch nicht bekommen.

„... Sag mal. Du kannst dich doch noch daran erinnern, wie ich anfangs vor Masamichi stand, oder?"

„Natürlich", antwortete er kühler.

Sollte ich ihn wirklich fragen? Er klingt gerade wenig begeistert – erahnt er etwa meine Frage?

„Wieso hatte er mich nach meinem Namen unterbrochen?", fragte ich freiheraus und ignorierte meine aufkommende Unsicherheit über seine Betonung, „mir schien das so, als wäre er augenblicklich beklommen gewesen."

Für kurze Wimpernaufschläge drängte sich die Stille zwischen uns. Wenn es mich nicht täuschte, dann suchte er geradewegs nach den passenden Worten. Er begann zu schmunzeln, was mich dann doch irritierte.

„Sehr gut beobachtet, Mayu", bestätigte er mir meine Wahrnehmung, die ich nebenbei bemerkt nicht für möglich halten wollte, „aber das ist ein Thema, welches wir zu einem anderen Zeitpunkt besprechen sollten."

Seine Sprachfärbung klang nicht unbedingt danach, als würde er nun auf etwaige Fragen Antworten liefern. Aber zumindest musste ich mich nicht mehr nur mit Freude abfinden, sondern wusste indessen, dass da doch etwas dahintersteckte, was anscheinend größer zu sein schien. Blieb also nur abzuwarten, was es war und wann er bereit dazu war, mit mir darüber zu sprechen.