Arabella erstarrte, als Ferdinand ihre Lippen ein weiteres Mal aufsuchte. Sein Arm um sie zog sich fester, presste ihren Körper näher an seinen, enger als zuvor.
[Was ist das? Ich weiß, dass ich mich seit unserer Hochzeit danach gesehnt habe, sie wieder zu küssen. Nein, ich habe schon immer davon geträumt, sie zu küssen, seit ich ihr zum ersten Mal begegnet bin. Aber fühlt jeder so? Mir erscheint es, als hätte ich tausend Jahre danach gelechzt, ihre Lippen zu berühren. Nein, noch länger.]
'Hm? Hatte Ferdinand solche Gedanken schon immer in meinem früheren Leben, wenn er mich geküsst hat?'
Das erschien ihr zu untypisch für den Ferdinand, den sie kannte.
Doch die Intensität von Ferdinands Küssen war selbst für sie, die sie die begierigen und sehnsüchtigen Küsse Ikars erlebt hatte, ein bisschen zu überwältigend.
Er küsste sie, als hätte er sie unheimlich vermisst. Dies wurde noch deutlicher, als ihm die einfachen Küsse nicht mehr genügten und er beschloss, ihren Mund zu öffnen.
Er knabberte an ihren Lippen, bis sie nach Luft schnappte und er die Gelegenheit nutzte, einzudringen und sie zu erkunden. Sein Daumen drückte an ihr Kinn, damit sie es nicht wagte, ihn zu schließen oder ihn zu beißen.
'Nein! Warum tut er das plötzlich? Er hat doch nicht versucht, mich zu berühren, nachdem ich gesagt habe, dass ich nicht bereit bin.'
Arabella versuchte, ihn von sich zu stoßen, aber er drückte sie nur noch enger an sich.
Oder bemerkte er gar nicht, dass sie versuchte, ihn wegzustoßen? Dachte er, sie würde seine Brust streicheln oder Ähnliches?
Sie erschauderte, als sie seine warme Zunge spürte, wie sie jeden Winkel ihres Mundes erkundete und sie kostete. Er neckte ihre Zunge mit der seinen.
Es war so intensiv. Arabellas Knie wurden weich und ihr Verstand begann zu verschwimmen. Sie hatte das Gefühl, als würden ihr Geist und Körper schmelzen, während Ferdinand weiterhin ihre Lippen eroberte.
'Nein! Das ist nicht richtig. Warum reagiere ich so? Ist dieser Körper noch so unerfahren mit solchen Empfindungen, dass ich immer noch so empfindlich bin? Ich sollte nicht derart auf die Küsse und Berührungen dieses Mannes ansprechen. Was ist los mit diesem Körper?!'
Sie atmete schwer, als Ferdinand schließlich Erbarmen zeigte und aufhörte, ihren Mund zu bedrängen.
Doch seine Lippen fanden den Weg von ihren Wangen zu ihrem Kinn und hinab zu ihrem Hals. Dort griff er die sensible Haut an und an der Aggressivität seiner Küsse erkannte sie seine Erregung.
"Nein! Ferdinand, hör auf!", rief sie panisch aus und hielt sich den Mund zu, als ihr bewusst wurde, dass sie gerade seinen Namen ausgesprochen hatte. Niemand wagt es, seinen Namen zu nennen.
[ Hat sie wirklich meinen Namen gesagt?! ]
"Was hast du gesagt?" Ferdinand sah sie ungläubig an und Arabella versuchte, so demütig wie möglich zu erscheinen. Niemand nennt den Kaiser beim Namen. Außer ihr natürlich.
In ihrem früheren Leben hatte sie alles Mögliche unternommen, um ihren Mann zu provozieren. Dazu gehörte das Nennen seines Namens, was gegenüber dem Kaiser respektlos war, doch Ferdinand duldete es. Wahrscheinlich wusste er, warum sie so vieles tat, um ihn zu verärgern.
Seit sie erfahren hatte, dass Ferdinand hinter dem Tod ihres Sohnes stand, hatte Arabella feindselig auf ihn reagiert. Doch er hatte die Dinge, die sie tat, geduldet, vielleicht aus Schuldgefühlen heraus, oder einfach weil er sie noch immer als seine Frau brauchte, wenn auch nur dem Namen und Titel nach.
Doch nun war es zu früh, Ferdinand zu verärgern. Sie hatte keine Zuflucht und konnte ihm nicht entkommen, solange Alwin in der Nähe war. Jener Magier konnte sich einfach überallhin teleportieren. Er würde sie so leicht aufspüren."Es tut mir leid, ich wollte nicht respektlos sein", beeilte sich Arabella klarzustellen, bevor Ferdinand sich dazu entschied, sie zu bestrafen.
"Du bist meine Frau. Ich werde es dir erlauben, mich direkt anzusprechen. Sag es noch einmal", befahl Ferdinand, und es gab kein Entkommen, als er darauf wartete, dass sie sich fügte.
'Ist das eine Falle? Will er, dass ich es sage, damit er mir eine noch härtere Strafe auferlegen kann?'
Sie neigte den Kopf und blickte in Ferdinands Augen. Sie las in seinen Gedanken und sah einen Schimmer davon, wie er sich vorstellte, sie würde seinen Namen aussprechen.
'Will er nur seinen Namen hören? Vielleicht sollte ich ihm jetzt Gehorsam leisten. Wenn ich gleich zu Anfang auf seiner schlechten Seite lande, könnte ich mein Leben verlieren, bevor ich überhaupt eine Chance habe, irgendetwas zu unternehmen.'
"F-Ferdinand."
Ihr Gatte sah sie für den Bruchteil einer Sekunde mit aufgerissenen Augen an, bevor er ihre Lippen erneut ergriff.
'Warum scheint seine Aura jetzt so anders zu sein? Moment... Dieser Art von Kuss...'
So hatte Ikarus sie immer geküsst, wenn er mit etwas, das sie getan hatte, zufrieden war.
'Ist Ferdinand glücklich? Mag er es tatsächlich, seinen Namen zu hören?'
Ihr Mann wurde immer seltsamer. Seinen Namen ohne Titel auszusprechen bedeutete, ihn nicht als Kaiser zu respektieren oder anzuerkennen. Es galt als eine der größten Respektlosigkeiten, die man in Valeria begehen konnte, und wurde mit dem Tode bestraft.
Aber hier gestattete er es ihr, und es machte ihn glücklich. Dieser Ferdinand war wirklich merkwürdig.
"Wohin bringst du mich?!" keuchte sie auf, als er sie plötzlich hochhob.
"Hierher", sagte Ferdinand und sie erstarrte, als er sie sanft auf das Bett setzte. Er schwebte über ihr und sie weitete die Augen, als sie in seine Augen blickte und erahnte, dass er vor hatte, unanständige Dinge mit ihr anzustellen. Er wollte ihre Ehe vollziehen.
"Ich bin noch nicht bereit dafür", sagte sie schnell, um zu verhindern, was er vorhatte.
"Warum? Wir sind doch Mann und Frau."
[Denkt sie immer noch an jenen feingliedrigen Prinzen? Wie lange wird dieser Schuft noch in ihrem Kopf herumspuken? Wie sehr muss sie ihn lieben, dass sie selbst jetzt, wo sie meine Frau ist, noch nach ihm verlangt?]
"Bitte warte noch ein bisschen", versuchte sie so bemitleidenswert wie möglich zu wirken.
Ferdinand seufzte. Doch anstatt sich von ihr zu erheben, verlagerte er ein Teil seines Gewichts auf sie und umfasste ihr Gesicht.
"Du gehörst jetzt mir. Vergiss deinen früheren Geliebten. Solltest du weiterhin an ihn denken, werde ich dafür sorgen, dass seine Existenz ausradiert wird, sodass du niemand anderen mehr in deinen Gedanken hast", drohte er.