Chapter 20 - Denk an mich

Ferdinand blickte Arabella eiskalt an, als er sie aufforderte, Andrew zu vergessen.

Arabella spürte, wie sehr er in Zorn geriet. Seine Ausstrahlung war plötzlich wieder so furchteinflößend, schlimmer als je zuvor.

Doch sie dachte nicht im Entferntesten an Andrew.

Für Arabella, die wiedergeboren wurde, war Andrew keine wichtige Person mehr. Andrew würde ihr nicht einmal in den Sinn kommen, hätte Ferdinand nicht ihn als seinen Rivalen betrachtet.

Es ist folglich nicht sie, die an Andrew denkt.

Es ist Ferdinand. Er war es, der sie an ihre erste Liebe erinnerte. Und dennoch wagte er es, sie zu bedrohen, jenen zu vergessen.

Aber in ihren Gedanken war noch ein anderer Mann.

Ikarus.

Ferdinand würde sicherlich noch wütender werden, wenn er wüsste, dass sie über seinen Erzfeind nachdachte. Er würde vermutlich durchdrehen, wenn er herausfände, dass sie Erinnerungen daran hatte, mit Ikarus geschlafen zu haben.

"Ich werde mein Möglichstes tun, um ihn zu vergessen. Aber bitte gib mir etwas Zeit. Das passiert nicht über Nacht", gab Arabella so demütig wie möglich vor. Fürs Erste würde sie die Rolle eines bemitleidenswerten, schwachen Häschens spielen.

"Gut. Dann werde ich dich eben küssen. Du musst anfangen, an mich zu denken, nicht an ihn. Denk an meine Küsse, nicht seine. Denk an mich", forderte Ferdinand, und seine grünen Augen verdunkelten sich.

Und wieder trafen seine Lippen auf ihre.

Er hörte nicht auf, sie zu küssen. Doch nun lag er auf ihr und drückte seinen Körper gegen sie.

Arabella schluckte, als sie seine Erregung spürte. Sie keuchte, als er damit begann, ihren Bauch zu reiben. Er war riesig. Doch sie erinnerte sich sehr wohl daran, dass er nicht gerade geschickt darin war, ihn einzusetzen.

"Spürst du das? Das bewirkst du in mir. So reagiert mein Körper auf dich. Hast du dieses Stück deines früheren Geliebten zuvor in dir akzeptiert? Wie kannst du seinen akzeptieren, aber meinen nicht? Es macht mich verrückt. Ich will all jene Stellen berühren, die er berührt hat. Ich will alles mit meinem ersetzen. Warum lässt du mich nicht dich berühren? Wirst du ihn nicht schneller vergessen, wenn ich deine Erinnerungen an seine Berührungen mit meinen austausche?", fragte Ferdinand, während seine Augen begierig und verlangend funkelten.

Er war auch vorher niemals so gesprächig gewesen. Er hatte ihr nie seine Gefühle offenbart. Er erlaubte ihr auch nie, nur einen Hauch seiner Gedanken zu erahnen.

Leider konnte sie seine Gedanken nun deutlich hören. Sie konnte sogar seine perversen Gedanken erkennen, wenn sie ihm tief in die Augen schaute.

Und wer hätte gedacht, dass die Gedanken des furchteinflößenden, mit Pokerface ausgestatteten Ferdinands, wenn er bei ihr war, oft frecher Natur waren?

Es war beinahe unglaublich, dass eine solche Person seiner Frau nur Aufmerksamkeit schenkte, bis sie schwanger wurde, und sie dann nie wieder berührte.

Dieses Mal jedoch äußerte sich Ferdinand weit mehr als in ihrem früheren Leben, als er nicht viel redete, obwohl sie im Bett so vieles taten.

'Aber was zum Teufel redet er da? Ich bin die Prinzessin von Lobelius. Glaubt er, ich würde einfach so meine Keuschheit an Andrew verschenken, nur weil ich ihn liebe? Im Palast wurde ich streng erzogen und in meinem Alter sollte ich jung und unschuldig sein. Ich bin nicht wahnsinnig genug, mich von Andrew nehmen zu lassen, wenn wir nicht einmal verheiratet sind. Gewiss, ich bin mit ihm durchgebrannt, aber wir haben nur Küsse und Handhalten getauscht.'

Andrew hatte zwar Versuche bei ihr unternommen, aber Arabella lehnte ab und versprach ihm, dass es erst nach ihrer Hochzeit durch einen Priester geschehen würde. Jeder Priester wäre für sie passend gewesen, da sie auf der Flucht waren. Sie wollten sich von einem Priester in der Stadt, in der sie lebten, trauen lassen. Doch bevor ihr Plan verwirklicht werden konnte, wurden sie von den Leuten ihrer Eltern aufgegriffen.

"Hör auf, an ihn zu denken", knurrte Ferdinand und Arabella keuchte auf, als er ihr in die Schulter biss. Sie spürte, wie seine Zähne sich in ihre Haut gruben.

'Warum verhält er sich überhaupt so wegen eines Mannes, den er nie getroffen hat?'Soweit sie wusste, hatte Ferdinand nur das Porträt von Andrew gesehen. Er stand Andrew in Aussehen, Körperbau und Status in nichts nach. Es gab keinen Grund für seine Unsicherheit.

Es war wahr, dass Arabella Andrew einst geliebt hatte. Doch jetzt war sie bereits mit Ferdinand verheiratet. Es gab keinen Grund für seine derzeitige Art.

Es war nicht so, dass er Gefühle für sie hegte. Und er wusste sehr wohl, dass sie in diesem riesigen Reich nicht vor ihm fliehen konnte.

"Ich werde nicht mehr an ihn denken", sagte Arabella schnell, und Ferdinand hielt schließlich inne.

'Dieser Bastard! Warte nur ab! Ich werde dich wieder vergiften!'

Sie wollte ihn anstarren, schloss jedoch ihre Augen, um ihm ihre Gefühle nicht zu zeigen.

Als sie die Augen wieder öffnete, gab sie sich wie sein bemitleidenswertes Opfer, das keinen Ausweg sah.

"Wie konntest du mich beißen? Das wird Spuren hinterlassen", schniefte sie, so als könnte sie ihre Tränen gerade noch zurückhalten.

[Sie ist so süß! Ich möchte sie noch mehr verschlingen. Aber wenn ich nachgebe, wird sie denken, ich sei ein Schwächling. Ich muss streng bleiben.]

"Genau deshalb habe ich es getan. Wenn du an ihn denkst, während ich dich küsse, werde ich beißen", warnte Ferdinand ernst. "Denkst du jetzt an mich?"

'Dieser verrückte Bastard! Warte nur, bis Alwin nicht mehr an deiner Seite ist.'

"Ja", antwortete sie schwach und gefügsam, trotz ihrer hasserfüllten Gedanken.

In jener Nacht hielt Ferdinand sein Versprechen, sie nur zu küssen. Doch er quälte sie mit seinen lustvollen und bedürftigen Küssen, bis sie fast in Ohnmacht fiel, so warm und prickelnd und schwindelerregend war die Intensität seiner Gedanken und Küsse.

. . .

Arabella erwachte am Morgen beim Klopfen an ihrer Tür. Sie war alleine in ihrem Bett. Der Platz neben ihr war kalt, also war Ferdinand schon eine Weile fort.

'Vielleicht war er schon auf dem Weg zur Grenze.'

"Eure Majestät? Mylady, sind Sie wach? Seine Majestät wird bald aufbrechen. Ich bin hier, um Ihnen beim Ankleiden zu helfen." Es war Aletha.

'Richtig. Diesmal wird er nicht einfach mit Alwin teleportieren.'

Arabella seufzte, als sie das verstand. Sie musste sich anziehen, um ihn zu verabschieden, denn Ferdinand würde mit vielen Rittern abreisen, und sie würden wie bei einem Fest durch die Stadt ziehen.

"Sie dürfen eintreten", antwortete Arabella, während sie sich ein letztes Mal im Bett streckte, bevor sie aufstand.

Als Ferdinands Gemahlin und als Kaiserin war es ihre Pflicht, alle zu verabschieden, die auf eine Reise gingen.

Ferdinand reiste oft, wenn es Krieg gab, und in ihrem früheren Leben war es eher beschwerlich, ihn ständig zu verabschieden.

Die Leute freuten sich jedoch, ihren mächtigen Kaiser zu sehen, daher drängten sie sich an den Straßenrändern, wenn Ferdinand und die Ritter vorbeizogen.

Schließlich hasste er Kutschen, und so ritt Ferdinand auf seinem riesigen Schlachtross, falls Alwin ihn nicht dorthin teleportieren würde, wo er hinwollte.