Chapter 17 - Einladung

Ihrer Majestät, wir haben ein Schreiben vom Rat von Eliora erhalten", überreichte Raymond unvermittelt einen Brief. Valeria, Lobelius und Lahar sind allesamt Teil des weitläufigen Kontinents Eliora, neben fünfzehn weiteren Königreichen. Einige Reiche sind immens, manche klein und andere wiederum Zusammenschlüsse schwächerer Nationen.

Der Rat von Eliora setzt sich aus diesen Ländern zusammen, um ihr Territorium und ihre Unabhängigkeit vor anderen Kontinenten zu wahren. Der Rat ist ein Bündnis, das die Probleme Elioras gemeinsam angehen will.

Unabhängig von inneren Konflikten, wie beispielsweise Nachbarschaftskriegen oder Grenzstreitigkeiten, muss jede Nation diese beiseitelassen, sobald ein größeres Problem die Aufmerksamkeit des Rates erfordert.

Der Zusammenbruch eines Kontinents betrifft alle, daher liegt es in der Verantwortung des Rates, zu verhindern, dass Eliora in die Hände eines anderen Kontinents fällt.

Valeria hatte sich aus unbekannten Gründen lange gesträubt, dem Rat beizutreten. Dennoch werden Vertreter Valerias gelegentlich eingeladen, wenn es notwendig ist.

So kann zum Beispiel in Zeiten von Aggression und Krieg mit anderen Kontinenten Valerias Stärke angefordert werden. Es wäre auch für das Reich unangenehm, wenn ein anderer Kontinent die Kontrolle über alle anderen Nationen Elioras erlangen würde.

"Legt ihn auf meinen Schreibtisch. Ich werde ihn später lesen", antwortete Ferdinand gleichgültig und warf nicht einmal einen Blick auf den Brief, als ob Eliora ihn völlig kaltlassen würde.

"Eure Majestät, dies ist dringend. Was, wenn es um Krieg geht? Es gibt Gerüchte, dass der Kontinent Zynnia wieder aggressiv wird", drängte Raymond, aber Ferdinand warf ihm einen scharfen Blick zu. Raymond wich jedoch nicht zurück.

[Es handelt nur um eine Einladung zur jährlichen Versammlung, aber das ist meine Chance, ihn dazu zu bringen, hinzugehen. Ich bin extra hierhergekommen und habe Alwin mitgebracht, als ich Seine Majestät mit der Kaiserin sah. Er wird sich vor Ihrer Majestät nicht faul verhalten wollen, oder?]

Arabella war über die jährliche Versammlung des Rates von Eliora informiert. Die Versammlung findet stets in Medeus statt, einem neutralen Gebiet im Herzen des Kontinents, wo auch der Hauptsitz des Rates liegt. Medeus wird von einem vom Rat gewählten Repräsentanten geleitet, der jedes Jahr während der Versammlung neu gewählt wird.

Arabella besuchte jedes Jahr mit ihren Eltern die Versammlung, denn es war die Zeit, in der sie „ausgestellt" wurde. Sie wurde zur Versammlung gebracht, um Könige und Prinzen aus anderen Reichen zu treffen und Heiratsmöglichkeiten zu sondieren.

In ihrem früheren Leben nahmen Ferdinand und Arabella nicht an der Versammlung teil, da sie zu jener Zeit bereits schwanger war und eine Reise ihre Gesundheit gefährdet hätte. Raymond nahm an ihrer Stelle teil. Darüber hinaus hatte sie in den zweiundzwanzig Jahren ihrer Ehe nie gehört, dass ihr Mann an der Versammlung teilgenommen habe. Seit sie Lobelius verlassen hatte, war sie ebenfalls nie wieder dort gewesen.

"Es ist lediglich eine Einladung zur jährlichen Versammlung des Rates. Ihr könnt wie immer dorthin gehen", antwortete Ferdinand gleichgültig.

"Aber Eure Majestät, ist Lobelius nicht auch Mitglied des Rates? Ich habe gehört, Ihre Majestät sehne sich nach der Heimat. Ihr könnt sie vielleicht nicht nach Hause schicken, aber ihr könntet beide an der Versammlung teilnehmen und ihre Familie treffen", schlug Raymond vor und lächelte Arabella höflich zu.'[Ich hatte ununterbrochen wegen der Hochzeit Seiner Majestät gearbeitet. Könnte er nicht wenigstens dieses eine Mal etwas übernehmen? Ich habe noch so viel zu erledigen. Bei diesem Arbeitstempo könnte ich noch an Überarbeitung sterben. . .]' Raymond grübelte innerlich.

Arabella zuckte bei dieser Bemerkung zusammen, da sie Raymonds Gedanken gelesen hatte. Er nutzte sie lediglich dazu, seine Arbeitslast zu verringern.

Doch sie wusste, dass Raymond ein fleißiger Arbeiter war. Es stimmte auch, dass sie ihre Familie treffen konnte.

Nach Jahren der Trennung in ihrem früheren Leben sehnte sie sich danach, deren Gesichter zu sehen und zu erfahren, wie es ihnen ging. Sie könnte auch herausfinden, ob es ihrem älteren Bruder jetzt wirklich gut geht.

[Der Kaiserin scheint mein Vorschlag zu gefallen. Seid Ihr denn so herzlos, Eure Majestät?] Raymond zwinkerte Ferdinand zu.

[Ich würde sie gerne fragen, ob sie ihre Familie besuchen möchte. Aber natürlich will sie das, oder? Sie würde kein Heimweh haben, wenn sie sich nicht danach sehnen würde, sie zu sehen. Der Rat ist eine Plage, aber anscheinend müssen wir losziehen. Im Palast zu bleiben, langweilt mich ohnehin zu Tode. Vielleicht ist ein Ausflug fällig.]

"In Ordnung. Wir werden teilnehmen", stimmte Ferdinand zu und Raymond grinste.

In den folgenden Tagen ließ sich Arabella für Kleider, Schmuck und Schuhe vermessen, die sie bei der Versammlung tragen würde. Es dauerte noch vier Monate, aber die Vorbereitungen benötigten Zeit.

Schließlich musste Valeria zeigen, dass sie die schönste Frau in Eliora wertschätzten.

Die Ministergattinnen besuchten Arabella sogar, um sicherzustellen, dass sie bei der Versammlung nur das Beste vom Besten tragen würde, das das Reich zu bieten hatte.

Es war ziemlich anstrengend für Arabella, aber sie musste durchhalten. Zumindest musste sie nicht ständig Ferdinands Gedanken lauschen, da er auch beschäftigt war.

Außerdem waren die Ministergattinnen gute Menschen, auch wenn sie eine ziemlich lebhafte Gruppe waren und ihr viel Energie raubten. Es war ihre Chance, sie frühzeitig auf ihre Seite zu ziehen.

Auch die Reise nach Medeus würde ziemlich lang dauern. Valeria lag im Süden des Kontinents und grenzte an das Meer. Es war weit entfernt von Medeus.

Ferdinand stellte jedoch klar, dass Alwin sie so nahe wie möglich an Medeus teleportieren würde, sodass sie nur wenige Tage Reisezeit benötigen würden, verglichen mit den vermeidlichen zwei Monaten, die normalerweise nötig wären.

Und auf der Reise nach Medeus begegnete Arabella jemandem Unerwarteten.

Es war vielleicht etwas zu früh, aber war dies vielleicht ihre Chance, die Zukunft dauerhaft zu verändern?

Schließlich war es jemand, dem sie eigentlich erst in dreizehn Jahren begegnen sollte, nachdem sie bereits Verzweiflung und Hass erlegen war.