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Chapter 18 - 1.18 Du bist so grausam

Die langen Wimpern von Ren Zexi zitterten, während er seine Arme um Lu Yizhous breite Schultern legte. Sein Kopf wurde leer, und all seine Nerven konzentrierten sich auf das zarte Gefühl seiner Lippen. Dies waren Lu Yizhous Lippen... die Lippen, von denen er jahrelang geträumt hatte...

Er konnte nicht anders, als den Mann tiefer zu küssen und keuchte dabei. Sein Herz drohte vor Liebe und Zuneigung zu explodieren. "Ich mag dich, Onkel Lu... Ich liebe dich, ich liebe dich so sehr... Was soll ich bloß tun?"

Lu Yizhou riss sich bei der Stimme von Ren Zexi aus seinen Träumen. Er stieß den Jugendlichen unerwartet heftig von sich, sodass dieser das Gleichgewicht verlor und auf seinen Hintern fiel. Aber Lu Yizhou war das gleichgültig. Seine Gedanken waren ein Wirrwarr. Aufgestanden hielt er sich mit der Hand den Mund zu und seine zornigen Blicke bohrten sich in den verdutzten Ren Zexi. "Was machst du da?!"

Ren Zexi starrte ihn mit offenem Mund an, fassungslos. Lu Yizhou erhob nur selten seine Stimme. Er konnte sich an einer Hand abzählen, wie oft der Mann das in den letzten elf Jahren getan hatte. Drei Mal. Das erste Mal, als er in der Grundschule gemobbt wurde, das zweite Mal, als sie auf einen Klatschpaparazzo stießen, der von Ren Zexi ein Foto machen wollte, und das dritte Mal in der Firma. Keines dieser Male war gegen Ren Zexi gerichtet gewesen.

Sein Herz bebte. "Warum... Warum bist du so wütend?"

Lu Yizhou presste seine Lippen zusammen, sein Herzschlag war so schnell, dass es schmerzte. Er versuchte ruhig zu bleiben, doch die Erinnerung an den Kuss kam immer wieder und unterbrach seine Fassung. "Ich habe dir schon einmal gesagt, dass du mich nicht mehr auf den Mund küssen darfst! Erinnerst du dich nicht daran?!"

Ren Zexi rappelte sich auf, Unglaube in den Augen. "Warum gräbst du die Vergangenheit wieder aus?! Ich darf dich nicht küssen? Warum?!"

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"Du fragst 'warum'?" Lu Yizhou lachte ungläubig auf und massierte seine Schläfen. "Glaubst du wirklich, das ist eine Frage, die gestellt werden sollte? Was zum Teufel geht in dir vor?"

Schmerz und Besorgnis blitzten in Ren Zexis Augen auf, so lebhaft und auffällig, dass es Lu Yizhou schockierte.

[666, was zum Teufel passiert hier...?!]

Aber das System, das sonst immer laut und lebhaft war, war nicht zu hören. Das Einzige, was in seinem Kopf widerhallte, war eine sinnlose Systemwarnung.

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Ren Zexi machte einen Schritt zurück, seine Augen bedeckt von einem Schleier des Schmerzes. Seine Lippen zitterten heftig, als ein höhnisches Lachen seinen Mund entwich. "Du fragst im Ernst, obwohl du meine Gefühle genau kennst? Lu Yizhou, bist du grausam oder wirklich so ahnungslos? Ich habe sogar—" Er richtete sich auf, um Lu Yizhou in die Augen zu schauen, doch das einzige, was er sah, war extremer Schock, Wut und ein Hauch von Verwirrung. Im nächsten Moment sank Ren Zexis Herz. "Willst du mir sagen, dass du... überhaupt keine Ahnung hast? Wie kann das sein? Das letzte Mal hast du mir Mut gemacht und mir gesagt, ich solle selbstbewusster sein!"

"Das—" Lu Yizhou hielt sich die Stirn und lehnte sich an den Sessel, sein Kopf schmerzte heftig. "Ich dachte, du redest von jemand anderem..."

"Jemand anderem...?" Ren Zexis Verstand wurde leer. Hatte Lu Yizhou also die ganze Zeit nichts gewusst? Als er dachte, der Mann hätte endlich seine Gefühle erkannt und würde ihm eine Chance geben, war alles nur seine eigene Einbildung gewesen? Das Glück, das er beim Fantasieren über ihre Zukunft empfand, der Schwindel, die Vorfreude und die Glückseligkeit, alles war eine... Lüge?

Nein. Das konnte er nicht akzeptieren...'"Zexi, ich wusste wirklich nicht..." Er seufzte lang. "Du bist meine Familie, und..."

"Halt die Klappe!" brüllte Ren Zexi, riss die Tür auf und rannte hinaus, ohne Lu Yizhou Zeit zur Reaktion zu geben.

"Ren Zexi!" Lu Yizhou setzte ihm ohne zu überlegen nach. Er konnte den Teenager jetzt nicht allein lassen, nicht in seinem aufgewühlten Zustand.

Der Flur war leer, nur das Geräusch eiliger Schritte drang von der Treppe her. Lu Yizhou fluchte leise und hastete ihm nach. Er hatte Ren Zexi gerade erreicht, der bereits die Hälfte der Treppe hinter sich gelassen hatte. "Ren Zexi, stopp!"

Die Unruhe, die sie in der Bibliothek verursacht hatten, hatte die Dienerschaft auf den Plan gerufen. Verwirrt eilten sie los, um Butler An zu holen, der bereits in seinem Zimmer ruhte. An Kequ kam sofort herbei und erblickte zufällig Ren Zexi, der die Treppe hinunterlief, Tränen über das Gesicht rinnend.

"Was ist hier los?!" fragte er besorgt, aber die Diener konnten nichts weiter erwidern als "Der Herr und der junge Herr haben Streit."

Als Ren Zexi Lu Yizhous Rufen hörte, hielt er tatsächlich inne. Seine Fäuste waren geballt, seine Augen von Tränen verschleiert.

"Wohin willst du gehen, Zexi?" Lu Yizhou kämpfte darum, wieder zu Atem zu kommen. Schon das kurze Sprinten hatte ihm die Luft geraubt. Seine Brust fühlte sich so schwer an, als könne er nicht mehr atmen. "Es ist schon spät. Komm schon, wenn du etwas sagen willst, ich höre dir zu..."

"Was gibt es zu sagen?!" schrie Ren Zexi unter Schluchzern. "Ich habe alles gesagt, was ich sagen wollte!" Sein Herz schmerzte vor Kummer. Er wollte diesen Ort verlassen - egal wohin, Hauptsache weg von Lu Yizhou - als der nächste Satz des Mannes erklang, der Inhalt für Ren Zexi wie der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

"Ren Zexi, wenn du mich immer noch im Herzen als Onkel siehst, bleib stehen."

"Ha..." Ren Zexi stieß einen höhnischen Seufzer aus. Die tränenversalzten Worte, die ihm in den Mund liefen, waren bitter, sie wuschen die Süße weg, die er zuvor beim Kuss empfunden hatte. "Onkel...? Lu Yizhou, Lu Yizhou. Du bist wirklich grausam..." Seine Kehle schnürte sich schmerzhaft zusammen und er schrie aus Leibeskräften, die Worte aussprechend, die er nie hatte sagen wollen, Worte, die den Schmerz bis in die tiefsten Winkel seiner Seele schnitten. "Von Anfang an habe ich dich nie als meinen Onkel angesehen, geschweige denn als meine Familie!"

Danach rannte er die Treppe hinunter, so schnell er konnte, und ignorierte die Rufe von Lu Yizhou und die Versuche der Diener, ihn zu beruhigen. Bis die Schreie von Butler An durch die Luft hallten, voller Schrecken und Panik. "HERR LU!"

Reflexartig drehte Ren Zexi sich um und der Anblick, der sich ihm bot, war wie ein Eimer voll kalten Wassers, der über seinen Kopf geschüttet wurde und augenblicklich seine Wut und Trauer löschte und durch eine Angst ersetzte, die er noch nie zuvor empfunden hatte.

Lu Yizhou griff sich an die Brust, die Augen vor Schmerz zusammengekniffen. Seine ohnehin blasse Haut wurde aschgrau, seine Lippen nahmen einen bläulichen Schimmer an. Er hauchte Ren Zexis Namen, bevor seine Beine unter ihm nachgaben.

[Systemmeldung: Achtung! Achtung! Die Gefährdung des Zustands des Wirts hat die kritische Grenze überschritten! Wiederherstellungsoperation läuft. Abschaltung beginnt in drei... zwei... eins...]

Das Letzte, was er sah, bevor alles dunkel wurde, war Ren Zexi, der sich mit furchtbarer Angst und Verzweiflung nach ihm ausstreckte.