Chapter 38 - SILENT MARSH

LUO YAN stürmte auf ein Monster zu und schlug mit dem linken Dolch zu, gefolgt von einem weiteren Schlag mit dem rechten Dolch. Er beendete das Ganze mit einem horizontalen Hieb mit beiden Dolchen. Das Monster löste sich sofort auf. Unzufrieden blickte er auf seine Hände mit den Zwillingsdolchen hinunter. Die Aktion ähnelte einer der aktiven Fähigkeiten der Assassinenklasse – dem Dreifachansturm. Es war eine der aktiven Fähigkeiten, an die er sich noch gut erinnern konnte, als er die PC-Version spielte. Mit ihr konnte man Gegnern Schaden zufügen, indem man während des Laufens dreimal zuschlug. Je schneller die Geschwindigkeit, desto höher der Schaden.

Aber gerade eben hatte es nicht den gewünschten Effekt gebracht. Seine Geschwindigkeit war wohl immer noch zu langsam. Das bedeutete, dass er wirklich erst zum Assassinen werden musste, bevor er die aktiven Fähigkeiten anwenden konnte, an die er sich erinnerte. Er konnte diese Fähigkeiten noch immer nachahmen, aber sie brachten nicht den gewünschten Effekt. Das Ergebnis war nicht wirklich überraschend. Er wollte es nur testen. Jetzt, da er das Ergebnis kannte, würde er nicht weiter darüber nachdenken.

Er setzte seinen Weg fort und tötete die Monster, denen er begegnete, auf normale Weise. Luo Yan war auf dem Weg zum Stillen Sumpf, der sich an der Westseite des Sichelwaldes befand. Er wich nicht allen Monstern aus, die ihm begegneten. Er bekämpfte sie direkt – eine weitere gute Methode, um Erfahrungsstufen zu sammeln.

Als er den Stillen Sumpf erreichte, war er erneut aufgestiegen. Jetzt war er Stufe 13. Er lächelte zufrieden. Dann machte er sich auf den Weg in den Stillen Sumpf.

In dem Moment, als er den Sumpf betrat, verstand er wirklich, warum er so genannt wurde. Denn genau wie der Älteste ihm gesagt hatte, gab es dort buchstäblich keinen Laut. Er konnte nicht einmal das Rascheln der Blätter oder irgendwelche anderen Geräusche hören. Zu der dunklen Umgebung kam hinzu, dass dieser Ort noch gespenstischer wirkte. Es war unheimlich, auch wenn er es nicht wollte, bekam er Gänsehaut.

Luo Yan atmete tief durch und sah sich schließlich um. Wie der Name schon sagte, war es ein Sumpfgebiet. Es war feucht und nass, dominiert von krautigen statt von holzigen Pflanzenarten. Ganz rechts konnte er einen See erkennen. Er war nicht zu groß, aber auch nicht zu klein. Der große Mond spiegelte sich auf seiner Oberfläche.

Er suchte weiter nach der Höhle, von der der Älteste ihm erzählt hatte. Fast augenblicklich entdeckte er sie am anderen Ende. Schon aus dieser Entfernung konnte er sehen, dass es eine große Höhle war. Vor ihr stehend, würde sie wahrscheinlich noch größer erscheinen. Nun, sie war groß genug, um einen Drachen zu beherbergen, also war es natürlich, dass sie groß war.

Luo Yan entschloss sich, zunächst die Umgebung zu erkunden. Wenn er Filli nicht fand, würde er sich zusammenreißen und die Drachenhöhle betreten. Zuerst ging er in Richtung links. Als er das tat, konnte er wirklich nichts mehr hören. Nicht einmal seine eigenen Fußspuren.

Moment – nicht einmal seine eigenen Schritte?

Wenn er sich richtig erinnerte, hatte der Älteste gesagt, dieser Ort sei "still", weil die umliegenden Monster Angst hatten, den Drachen zu wecken. Das konnte er nachvollziehen. Aber seine Fußspuren? Sollte ihm das sagen, dass seine Fußspuren ein eigenes Bewusstsein haben und ebenfalls Angst vor dem Drachen hatten? Das wäre doch absurd. Aber was war dann mit den Bäumen und Pflanzen in der Umgebung?Könnte es einen anderen Grund geben, warum dieser Ort so still war?

Bevor er sich weiter den Kopf über dieses Problem zerbrach, entschied er sich zuerst seine Suche zu beenden. Nach einer gründlichen Untersuchung des westlichen Gebietes fand er nichts Ungewöhnliches.

Dann machte er sich auf den Weg zu dem Gebiet, an dem sich der See befand. Beim ersten betreten des Stillen Moores bemerkte er es nicht, aber über dem See schwebten kleine silberne Lichter. Es sah sehr schön aus. Auf den ersten Blick könnten man meinen, dass diese silbernen Lichter denjenigen von Glühwürmchen glichen. Aber bei genauerer Betrachtung stellte Luo Yan fest, dass es tatsächlich sehr, sehr kleine leuchtende Blumen waren. Ihr Aussehen war fast wie der runde Samenkopf einer Pusteblume.

Luo Yan versuchte herauszufinden, woher diese silbernen Lichter stammten, und erblickte einen Silberlotus im Zentrum des Sees, der ein schwaches silbernes Leuchten ausstrahlte. Jene silbernen Lichter kamen eindeutig vom Silberlotus. Seine Neugier war geweckt. Also näherte er sich und berührte eines der leuchtenden Silberlichter.

In dem Moment, als er das tat, platzte das silberne Licht plötzlich auf. Und dann erschien grauer Rauch, der Luo Yans ganzen Körper einhüllte. Schlagartig fühlte er sich gelähmt, als hätte er seinen ganzen Körper verloren. Genauer gesagt, es war, als wäre sein ganzer Körper in einen Schwebezustand versetzt worden.

Dann fiel er direkt in den See.

Sofort erfüllte ihn das Gefühl des Ertrinkens. Er wollte seine Augen schließen, doch sein Körper konnte sich nicht rühren. Dann sah er etwas - oder vielmehr jemanden - unterhalb des Silberlotus schwimmen. Der Körper der Person war an den Wurzeln des Silberlotus gebunden.

Es war der vermisste Filli!

Seine Augen waren geöffnet, doch es war kein Lebenslicht in ihnen zu erkennen. Sein ganzes Wesen schien leblos. Als würde der Silberlotus langsam seine Lebensenergie aufzehren.

Dann schossen mehrere Wurzeln des Lotus auf Luo Yan zu. Da er sich nicht bewegen konnte, waren die Wurzeln schnell um ihn geschlungen. Je fester sie zogen, desto mehr sanken seine Lebenspunkte (HP). Er war völlig handlungsunfähig. Bis schließlich alles um ihn herum schwarz wurde und ein Statusfenster vor ihm erschien.

[Lieber Spieler, du hast keine Lebenspunkte mehr. Möchtest du zum nächsten Wiederbelebungspunkt zurückkehren?]

Luo Yan riss ungläubig die Augen auf. War er tatsächlich gestorben?!