Chi Lian tanzte auf dem Heimweg vor Freude im Herzen. Sie hatte es geschafft, eine exklusive Nachricht für das Phoenix-Medium zu sichern. Sie würden die gesamte Operation von Anfang bis Ende filmen. Das würde sie definitiv auf die Landkarte setzen.
"Schwesterchen, ich kann kaum glauben, dass du so fröhlich vor dich hin summst. Ich dachte, der Minister würde dich erwürgen", sagte Chi Wei noch immer mit finsterem und beunruhigtem Blick nach dem, was sie gerade erlebt hatten.
"Im Ernst, Schwesterchen, du hast es mit dem gefürchteten und geehrten Sicherheitsminister dieses Reiches aufgenommen und lebst, um die Geschichte zu erzählen. Es war unglaublich; ich wünschte, wir hätten es aufnehmen können als Beweis. Niemand wird mir jemals diese Geschichte glauben, wenn ich sie erzähle", lachte Chi Rui.
"Ihr seid meine älteren Brüder. Ihr dürft nicht zaghaft sein, schon gar nicht in dieser Branche. Wir müssen mutig sein, um Gerechtigkeit und Wahrheit für die Bürger des Reiches zu verfolgen."
Sie sah aus wie eine kleine Heldin, als sie das sagte.
"Bruder, ich denke, du solltest anfangen, den Artikel zu schreiben, den wir verwenden werden. Er muss auffallend und provokant sein."
"Aye, Aye, Kapitänin." Er salutierte wie ein Soldat und die Geschwister lachten.
"Was denkt ihr, planen die Rebellen?", fragte Chi Rui. Bei all der ansteckenden Aufregung, die herrschte, hatte die Angst sich noch nicht aus seinem Herzen verzogen. Was auch immer die Rebellen vorhatten, es bedeutete Tod. Die Gefahr von Verlusten war enorm.
Chi Lian dachte über die Hinweise nach, die sie bisher hatten, konnte sie aber immer noch nicht zusammenfügen. Es fehlte etwas im Bild.
"Die Beteiligung der Immobilienfirma muss etwas mit Land oder Gebäuden zu tun haben." meinte Chi Wei.
Sofort kam Chi Lian eine Idee. Zuerst musste sie ihre Hypothese mit Direktor Wang abklären.
Sie nahm ihr Telefon und rief an:
"Lady Chi, ich freue mich so sehr, von Ihnen zu hören. Die Kinder fragen ständig nach Ihnen, und mir gehen die Ausreden aus, die ich ihnen geben kann", lachte sie. Ihre Stimme klang heiter, ganz anders als die der gestressten, überarbeiteten und schwer belasten Frau, die sie zuvor kennengelernt hatte.
"Frau Direktorin Wang, wie geht es den Kindern?"
"Diese Störenfriede geht es gut. Sie sehen bereits gesund und gut gekleidet aus, dank all der Vorräte, die Sie uns bereitstellen."
"Das ist schön zu hören. Frau Direktorin Wang, ich rufe an, weil ich wissen möchte, ob jemand versucht hat, das Grundstück zu kaufen, auf dem das Waisenhaus steht."
"Oh, jemand hat tatsächlich versucht, das Waisenhaus vor etwa zwei Jahren zu kaufen. Das Land gehört meiner Familie, deswegen habe ich mich geweigert zu verkaufen. Was würde mit den Kindern geschehen, wenn ich verkaufe? Tatsächlich erhielten wir zwei Wochen später keine Hilfe mehr. Der Druck zu verkaufen wuchs. Ich glaube, sie haben die Mittel absichtlich gestrichen, damit ich nachgebe und das Land verkaufe."
"Hmm, ich verstehe. Vielen Dank, dass Sie mir das gesagt haben. Bitte sagen Sie den Kindern, ich werde sie am Wochenende besuchen."
"Sie werden sich so freuen."
"Okay dann. Auf Wiedersehen."
"Ja_"
Sie legte auf und lächelte ihre Brüder an: "Ihr habt recht, älterer Bruder, jemand hat vor zwei Jahren versucht, das Waisenhaus zu kaufen. Ich denke, es war der Generaldirektor von Wuliang."
"Wir sollten überprüfen, ob das stimmt."
"Ich habe einen Freund, der die Unterlagen von Wuliang prüfen wird, um zu sehen, ob sie Interesse am Waisenhaus hatten. Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, warum sie die Kinder mitgenommen haben."
"Glaubt ihr, es handelt sich um Kinderschmuggel? Könnten sie die Kinder verkaufen?", fragte Chi Rui.
"Nein, sie würden sie nicht an so einem Ort festhalten. Außerdem hätten sie Mei-Mei nicht einfach weggeworfen. Für Kinderhändler ist jedes Kind, das sie in die Finger bekommen, bares Geld", analysierte Chi Wei. "Sie müssen etwas planen, was nur Kinder ausführen können."
"Schauen wir uns die Hinweise an: Kinder, Rebellen, explosives Material. Was ergibt das?"
"Wollen sie die Kinder in die Luft jagen?", fragte Chi Rui.
"Das glaube ich nicht. Es sind Waisenkinder, nicht gerade hochrangige Ziele."
"Ich habe noch zwei weitere Hinweise", mischte sich T4 ein. "Schuluniformen und Schultaschen wurden ins Lagerhaus geliefert."
Chi Lian schwieg eine Weile, dann sagte sie laut: "Das kann doch nicht sein." Ihre Augen waren vor Schreck geweitet.
"Was?", fragten ihre Brüder.
"Sie_, sie können unmöglich planen, was ich denke! Das ist verrückt und bösartig."
Die beiden Brüder waren von Angst erfüllt. Ein Rätsel zu haben, das nicht passte, war wie ein Juckreiz, den man nicht kratzen konnte. Wenn sie es herausgefunden hatte, wollten sie es wissen.
"Ich denke, diese Monster planen, die Kinder zu benutzen, um etwas oder jemanden in die Luft zu jagen.""Hm." Ihre Brüder schnappten nach Luft.
"Überlegt doch mal, sie haben einige Waisen gegriffen, die vermutlich nicht als vermisst gemeldet werden. Und selbst wenn, würden die Ermittlungen darin schleppend vorangehen, denn es gibt keine Eltern, die Druck auf die Polizei ausüben könnten. Sie haben Explosives, Uniformen und Taschen für die Kinder angeschafft. Meines Erachtens planen sie, die Kinder in Uniformen zu stecken, ihnen den Sprengstoff in die Taschen zu legen und sie an ihren Anschlagszielen abzusetzen. Wahrscheinlich sind das Schulen, Spielplätze, Museen - Orte, wo Kinder nicht weiter auffallen würden."
"Das ergibt absolut Sinn, Schwesterchen. Seit wann bist du so durchtrieben und schlau geworden?" Chi Wei war gleichzeitig befremdet und stolz und sah, wie sie sich von einem weinerlichen Mädchen zu einer starken Frau entwickelt hatte.
"Wir sollten das dem Kommissar melden. Wenn das stimmt, dann müssen diese Verbrecher unverzüglich verhaftet werden."
Chi Wei rief Bolin an und informierte ihn sofort über Chi Lians Vermutungen. Schlagartig vervierfachte sich der Druck, die Rebellen zu fassen. Wenn ihnen ihre abscheuliche Mission gelänge, würden die Bürger beginnen, an der Sicherheit des Reiches zu zweifeln.
Diejenigen, die Verwandte verlieren würden, würden die Polizei und die staatlichen Oberhäupter dafür verurteilen, sie nicht geschützt zu haben. Solche Ressentiments würden die Macht und den Einfluss der Rebellen stärken.
"Und was hat er gesagt?", fragte sie.
"Verdeckte Ermittler sind schon vor Ort. Morgen Abend soll die Operation starten."
"Dann sollten wir nach Hause gehen und uns auf unseren Teil der Mission vorbereiten."
Trotz des draußen wütenden Unwetters war es zu Hause recht friedlich. Mei-Mei spielte und klammerte sich an Chi Lian wie ein Klammeraffe.
Papa Chi saß vor dem Fernseher und schaute die Abendnachrichten, während Mama Chi das Abendessen vorbereitete.
Chi Zimo saß wie üblich vor seinem Computer und spielte Spiele.
Als sie ihre Familie so ansah, überkam Chi Lian der Drang, den Schwur des Stillschweigens zu brechen, den der Minister ihnen auferlegt hatte, und ihrer Familie von der drohenden Gefahr in ihrer Stadt zu erzählen. Da sie das jedoch nicht tun konnte, entschied sie sich für die nächstbeste Alternative: Sie log.
"Vater, du und Mutter sollten in den nächsten Tagen zuhausebleiben und auf Mei-Mei aufpassen. Es treiben Entführer ihr Unwesen, die es auf Kinder abgesehen haben. Nehmt sie einfach nirgendwo mit. Wenn ihr etwas benötigt, bestellt es online."
Ihr Vater wollte protestieren, aber der ernste Ausdruck im Gesicht seiner Tochter verdeutlichte die Dringlichkeit der Situation. Auch ihre Brüder sahen besorgt aus. Er kannte seine Kinder gut genug, um zu wissen, dass sie ihm etwas verschwiegen.
"Und du, Zimo, du verlässt in den nächsten zwei Tagen auch nicht das Haus."
"Eh, ich bin doch kein Kind_"
Ein Klaps auf den Hinterkopf stoppte ihn. "Das ist kein Vorschlag, das ist ein Befehl."
"Wenn er versucht, das Haus zu verlassen, bindet ihn fest." befahl Chi Wei Chi Rui.
"Ich gehe kurz rüber zum Nachbarn." Chi Lian griff sich die Blumen vom Tisch und verließ das Haus.
"Wessen Blumen sind das?" fragte Chi Wei.
"Ich habe sie für eure Mutter gekauft", antwortete sein Vater verwirrt und geschockt. Warum nahm seine Tochter Blumen mit, die für jemand anderen bestimmt waren und ging damit zum Nachbarn?
Die drei Brüder sahen sich an und eilten zum Fenster, das zum Nachbarhaus zeigte.
Chi Lian stand dort mit einem Blumenstrauß.
Ohne dass der Rest der neugierigen Familie, die nach Neuigkeiten lechzte, es bemerkte, hatte Mei-Mei ihrer Mutter langsam gefolgt.
Die Tür wurde geöffnet von einem jungen Mann mit Brille, der einen teuren, aber zerknitterten Anzug trug.
"Wie kann ich Ihnen helfen?", fragte er.
"Ist Jun Muyang da?", fragte sie und lächelte unschuldig. 'Ich bin harmlos und niedlich, bitte lassen Sie mich herein.' Ihr Lächeln sagte mehr als tausend Worte.
"Er ist gerade beschäftigt, aber wenn Sie mir Ihren Namen sagen, werde ich ihn über Ihren Besuch informieren."
Jun Muyang, den sie sehnsüchtig erwartet hatte, kam aus seiner Küche gestürzt und hielt inne, als er sie sah.
"Du bist es", sagte er.
Chi Lian drängte sich herein: "Ich habe dich heute vermisst, Jun Muyang. Hast du mich auch vermisst?" Selbstsicher trat sie auf ihn zu und blieb direkt vor ihm stehen.
Jun Muyang war wie versteinert vor Schock. 'Die Frechheit dieser Frau!'
"Ich habe dir diese Blumen mitgebracht. Sie duften genauso betörend wie du."
"Dada_", rief eine kleine Stimme.