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Chapter 9 - Bestandsaufnahme

Einmal mehr machte ich das universelle Zeichen (zumindest dachte ich, es sei universell), um etwas zu beenden, und Jun Li beendete die Kommunikation.

"Ist es vorbei?" fragte ich, nicht ganz sicher, ob Pippa nicht nochmal anrufen würde, nur weil sie nicht das letzte Wort hatte.

"Sie versuchen nicht mehr, uns zu erreichen, falls Sie das meinen", antwortete Jun Li, seine Stimme nachdenklich. "War das zutreffend? Das, was du gesagt hast?"

"Ich habe viele Dinge gesagt und soweit ich weiß, waren sie alle korrekt. Auf was beziehst du dich genau?" fragte ich und rückte mich im Stuhl zurecht, lehnte meinen Rücken gegen eine Armlehne und schwang meine Beine über die andere. Mit einem Kissen und einer Decke könnte ich mir hier ein schönes, kleines Bett herrichten.

Müsste ich auch noch auf die Liste setzen. Wenn mein Gedächtnis nicht so gut wäre, müsste ich wahrscheinlich damit beginnen, Dinge niederzuschreiben, aber wie es aussieht, komme ich auch so klar.

"Hast du dich selbst ins Visier genommen?" fragte Jun Li.

"Dank ihr? Ja, definitiv. Man kann nicht einfach einen Köder auslegen und erwarten, dass niemand in Versuchung kommt", sagte ich und zuckte mit den Schultern. Ich war mir ziemlich sicher, dass Angebot und Nachfrage überall in der Galaxie ihre Gültigkeit haben. Je weniger Angebot, desto größer die Nachfrage.

"Wie kommst du darauf, du seist Köder?" fuhr Jun Li verdutzt fort.

"Weil es in dieser ganzen Galaxie nur elf Menschen von einem bislang unbekannten Planeten gibt. Es wird Sammler geben, die uns lebend oder tot in ihren Sammlungen haben möchten, um ihren sozialen Status zu erhöhen. Es wird Fleischhändler geben, die uns allein wegen unserer Einzigartigkeit haben wollen. Wir sind klein, kompakt und können einiges einstecken… alles Eigenschaften, die Sklavenhaltern zugutekommen..." Ich hielt inne und blickte auf die Kamera. "Gibt es hier Sklavenhalter?" fragte ich.

"In diesem Sektor gibt es mindestens 15 Einrichtungen, die sich auf den Ankauf und die Lieferung von Wesen für diesen Zweck spezialisieren", gestand Jun Li.

"Also haben wir es damit zu tun", sagte ich seufzend und rieb mir die Stirn. Ist es schlecht, dass ich neugieriger darauf bin, welches außerirdische Franchise der Wirklichkeit am nächsten kommt, als darauf, als Sklave verkauft zu werden?

"Aber du stehst auf der Liste der gefährdeten Arten. Die Allianz ist verpflichtet, dich zu schützen", erklärte Jun Li, und ich konnte nur spöttisch lächeln.

"Du selbst solltest auf der Stelle getötet werden und doch bist du hier", sagte ich, ohne boshaft wirken zu wollen.

"Und doch bin ich hier", wiederholte Jun Li, seine Stimme sanft. "Also, was werden wir tun?"

"Das ist der einfache Teil", sagte ich beruhigend. "Wir werden zur Erde gehen, ein paar Vorräte und einen Körper für dich holen, und dann werden wir jede Ecke dieses Universums erkunden. Und wenn's möglich ist, auch das des Nächsten. Wir tun, was wir wollen, wann wir wollen. Und niemand und nichts kann uns aufhalten."

Ich stand auf und verließ die Brücke. Ich musste mich etwas auf dem Schiff umsehen, um zu erfahren, was wir brauchten und was nicht. Nun, wenn wir ehrlich sind, gab es nichts, von dem wir nicht noch mehr gebrauchen könnten. Manchmal bin ich überzeugt, dass ich in einer Zombie-Apokalypse gut zurechtkäme, mit meinem Bedarf und der Fähigkeit, Vorräte anzulegen."Gibt es hier draußen Zombies?" fragte ich, denn ich wollte sicherstellen, ob ich mich auch darauf vorbereiten musste.

"Zombies? Ich verstehe nicht, was das sein soll", sagte Jun Li, während seine Stimme mir folgte, als ich einen der langen Gänge entlanglief. Ich wusste nicht, wo ich anfangen sollte, aber ich dachte, ich fange einfach dort an, wo dieser Gang endete. Hoffentlich würde ich auf dem Weg eine Karte finden.

"Ich schätze, ein Zombie ist im Grunde eine wiederbelebte Kreatur mit einem endlosen Appetit, die sehr schwer zu töten ist", erklärte ich mit einem Achselzucken. Wenn ich es ihm erklären musste, dann gab es sie wohl nicht im Universum.

"Oh, ja, es gibt einen Planeten mit solchen Wesen. Er steht in keiner der Tourismusbroschüren, aber falls Sie ihn besuchen möchten, könnten wir uns bestimmt einschleichen", sagte er, als ob ich ihn anflehen würde, dorthin zu gehen.

"Wie wäre es, wenn wir diesen Planeten auf die No-Fly-List setzen und einfach meiden?" erwiderte ich mit einem gequälten Lächeln. Ein ganzer Planet voller Zombies? Kein Wunder, dass die Tourismuswirtschaft dort nicht florierte. Mindestens mussten die Reisebüros "Zu Tode gebissen" oder "Mögliche unfreiwillige Verwandlung" in ihr Versicherungspaket aufnehmen.

"Was ist eine No-Fly-List?" fragte Jun Li. Ich schlenderte immer noch ziellos durch den Korridor.

"Das ist eine Liste von Orten, die man als zu gefährlich für Reisen einstuft. Zum Beispiel ein ganzer Planet voller Zombies."

"Ach so, verstehe", antwortete er und es entstand eine kurze Stille. "Der Planet X86970 wurde zur No-Fly-Liste hinzugefügt."

"Danke", sagte ich fröhlich. "Nun, gibt es vielleicht eine Karte oder etwas Ähnliches vom Schiff, das ich bekommen könnte? Ich möchte eine Bestandsaufnahme machen, aber ich weiß nicht, wohin ich gehen soll."

Plötzlich erschien ein Bot aus einer kleinen Tür unten an der Wand zu meiner Rechten und sauste auf mich zu. In seinen Händen hielt er etwas, das aussah wie ein iPad, und er hob das Tablet hoch über seinen Kopf, sodass ich es leicht greifen konnte, bevor er wieder in der Wand verschwand.

"Damit können Sie auf alle meine Dateien zugreifen, einschließlich der Bestandsliste", erklärte Jun Li.

"Bestandsliste?" fragte ich verwirrt. Ich nahm an, es machte Sinn, dass er Zugriff auf den gesamten Bestand an Bord hatte, aber ich wusste nicht, wie genau die Eidechsen die Dinge verzeichneten.

"Alles ist nach Kategorie, Verwendungszweck, Menge und Herkunftsplanet aufgeführt. Insgesamt gibt es 10,87 Millionen verschiedene Kategorien, die weiter unterteilt werden können, um das Gesuchte leichter zu finden", klang das Schiff fast gelangweilt, während mein Kopf ratterte.

"10,87 Millionen Vorräte?" fragte ich, da ich nicht verstand, wie Jun Li so viel Material lagern konnte.

"Nein. Es gibt 10,87 Millionen Kategorien, darunter Nahrungsmittel, Toilettenartikel, Bodentransportmittel, Lufttransportmittel, Wassertransportmittel, Waffen, Kochutensilien..."