Chereads / Die Schicksalsbraut des Drachen / Chapter 8 - WENN ICH STERBEN SOLLTE, BEVOR ICH ERWACHE - TEIL 2

Chapter 8 - WENN ICH STERBEN SOLLTE, BEVOR ICH ERWACHE - TEIL 2

Das Dickicht von Terrewell war in Dunkelheit gehüllt, die Sonne war bereits untergegangen. Der Wind trieb die Blätter über den Waldboden und sorgte für ein raschelndes Geräusch, während das Zirpen der Grillen die Nachtluft erfüllte. Stirling roch den modrigen Duft feuchter Erde, vermengt mit dem süßen Aroma von Kiefernharz. Eine kühle Brise wehte und es nieselte, was ihm einen Schauer über den Rücken jagte. Es war an der Zeit, diesen Ort schnell zu verlassen. Der Herzog erkannte, dass Faye krank und unter Schock stand. Sie war zudem nicht passend für diese Umgebung gekleidet. Die Elemente im Dickicht waren unbarmherzig und würden sie bald töten.

Sterlings rot glühende Augen inspizierten die Umgebung und nahmen den dichten Wald und das unwegsame Gelände vor ihnen wahr. Er befürchtete weitere Monsterangriffe, bevor er sie aus diesem gottverlassenen Ort retten könnte. Er wickelte Fayes eiskalten, bewusstlosen Körper in seinen Umhang, bereit, sie aus den Wäldern zu tragen.

Mit einem tiefen Atemzug stählte sich Sterling für das Gewicht von Fayes Körper in seinen Armen. Als er sie hochhob, überraschte ihn ihre Leichtigkeit, fast als wäre sie federleicht. Er konnte nicht umhin, die seltsame Energie zu bemerken, die sie umgab, ihn wie ein unsichtbares Kraftfeld abwehrte und ein warmes, elektrisierendes Kribbeln in seinen Armen verursachte, während er sie an sich drückte. Trotz der merkwürdigen Energie, die Faye umgab, überkam Sterling ein Gefühl der Ruhe, als er sie fest umschloss. Es war, als würde das Kraftfeld sie beide schützen und in eine warme, sichere Umarmung hüllen. Obwohl es seltsam war, sie zu halten und zu schützen, war er dankbar für diese eigenartige Macht. Er konnte immer noch nicht begreifen, warum er dieses schwache, bemitleidenswerte Geschöpf rettete. Wenn er bei Verstand wäre, würde er sie einfach sterben lassen.

Er ging voran und orientierte sich an seinen eigenen Fußspuren, um herauszufinden, wo sein Pferd und seine Männer warteten. Selbst auf der Hauptstraße war es nachts nicht sicher. Der Herzog mochte es nicht, seine Männer im Falle eines Angriffs allein kämpfen zu lassen.

Mit jedem Schritt, den er machte, spürte er, wie seine Stiefel in den feuchten Boden unter seinen Füßen sanken, was ihn an die jüngsten Regenfälle erinnerte. Der Wind nahm zu und der leichte Nieselregen verwandelte sich in einen strömenden Regenguss. Es wurde immer schwieriger, seine Spuren zu erkennen, da das Wasser sie wegspülte. Einen Moment lang glaubte Sterling, sich verirrt zu haben, bis er das herzhafte Lachen eines seiner Männer hörte. Er konnte die Lichter der Kutschenlampen sehen. Ihr glühender Schein führte ihn näher zur Straße und zu seinem Gefolge.

Während er sich durch das verwickelte Gestrüpp und die dornigen Brombeeren des Dickichts kämpfte, das an seiner Rüstung zerrte, warnte ihn sein feines Gespür davor, dass etwas hinter ihnen her war und sie wie Beute verfolgte.

Ein tiefes, grollendes Knurren durchbrach die Stille, und der Herzog richtete seine scharfen Augen auf die Geräuschquelle. Dort war es, ein Girox, ein abscheulicher Goblin, schleimig und grauhäutig. Seine glühend grünen Augen verbargen sich kaum unter einem wirren Schopf schmutzigen, nassen Haars. Der Gestank von Fäulnis und Verwesung, der von der Bestie ausging, ließ die Nasenflügel des Herzogs sich vor Abscheu aufblähen. Er spürte, wie sich die Haare in seinem Nacken aufstellten, als er die unheilvolle Aura des Girox spürte.

Bevor Sterling Faye absetzen und sein Schwert ziehen konnte, stürmte der Girox ungeschickt vor und begann seinen Angriff. Das monströse Wesen hob seine knorrige, knochige Faust und schleuderte sie auf den Herzog zu. Doch beide erwarteten eine Überraschung. Sterling hatte sich auf einen Schlag eingestellt, doch der Aufprall blieb aus, und er sah, wie der schmutzige Girox durch die Dunkelheit des Waldes zurückgeschleudert wurde, als seine Faust auf die Barriere traf, die Faye ausstrahlte.Das Tier schüttelte seinen Kopf, gewann wieder festen Stand und setzte erneut zum Angriff an. Doch wieder stieß es auf den Widerstand der unsichtbaren Barriere. Sterling lachte über den unerwarteten Verlauf der Dinge. Er blickte hinab auf Faye, die noch immer bewusstlos in seinem starken Arm ruhte.

"Ich verstehe zwar nicht, was das ist, aber danke."

Als Sterling über seine Schulter sah, traf sein Blick die unheimlichen, leuchtend grünen Augen des Girox, die ihn verwirrt anstarrten. Das Tier zeigte seine gezackten Zähne und brüllte vor Wut.

Sterling murmelte und lächelte das Dämonentier spöttisch an.

"Du dummes Biest, jetzt ist es soweit."

Lautstark drangen Rufe von Männern und das Ziehen von Schwertern an sein Ohr, als Paladine aus den umliegenden Hügeln herbeieilten, um den Herzog und Faye zu schützen. Sie gingen auf den Girox los und Sterling beobachtete, wie einer der Männer mit Leichtigkeit die Schulter des Monsters durchtrennte, welches daraufhin schmerzerfüllt aufschrie. Ein anderer kreierte von hinten und spaltete dem Biest den Kopf. Der leblose Körper traf auf den Waldboden und kam zu Sterlings Füßen zum Liegen. Eine schwarze Substanz quoll aus dem abgetrennten Kopf, und Sterling wich instinktiv zurück. Das Blut des Girox war giftig und konnte Halluzinationen und den Tod herbeiführen.

Bei dem Anblick der toten Kreatur musste er schmunzeln. Es war ein Wunder, dass weder er noch Faye ernsthaft verletzt wurden oder von dem abscheulichen Tier getötet worden waren. Es gab sowieso nicht viel, was Sterling verletzen konnte. Er besaß selbst einige geheime Fähigkeiten. In Gedanken spielte er mit dem Gedanken, Faye vielleicht eines Tages seine besonderen Kräfte zu enthüllen. Sein Grinsen wurde breiter, als er sich ihren überraschten Gesichtsausdruck vorstellte, sobald sie davon erfahren würde.

Vielleicht wäre es doch nicht so schlecht, mit diesem zarten Mädchen in seinen Armen verheiratet zu sein.

Die Gruppe von Männern eilte zügig auf ihren Anführer zu, ihre Schritte donnerten auf dem harten Boden. Freude erleuchtete ihre Gesichter, als sie den Herzog sahen, wie er mit seiner Frau im Arm zurückkehrte.

Dennoch lag eine bedrückende Stille in der Luft, während Sterling den reglosen Körper seiner Frau hielt. Trotz des freudigen Moments hing eine unausgesprochene Spannung in der Luft, als wäre etwas nicht in Ordnung.

Sterling wandte sich an seine Männer.

"Fasst uns nicht an. Es wäre keine angenehme Erfahrung für euch. Und jetzt, jemand finde Merrick."

Niemand hinterfragte seinen Befehl. Vorsichtig wich der Mann vor seiner barschen Warnung zurück und machte sich auf die Suche nach dem Ritter Merrick.