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Chapter 12 - Episode 12 - Leviathan

„Manchmal bedeutet es, ein Held zu sein, die Person zu sein, die alle hassen. Wenn es die Welt rettet, dann ist der Verrat ein Preis, den ich bereit bin zu zahlen." - Vincent Eberhart

Aiden starrte Vincent an, seine Augen waren von Zorn und Enttäuschung erfüllt. „Vincent...", flüsterte er, als er die Gestalt seines ehemaligen besten Freundes im Mondlicht erkannte. „Wie kannst du es wagen, nach allem, was du getan hast, vor mir zu erscheinen?"

Vincent stand ruhig da, seine Augen wirkten fast sanft, während ein trauriges Lächeln seine Lippen umspielte. „Lange nicht mehr gesehen, Aiden. Es scheint, als hättest du mittlerweile einige starke Verbündete gefunden. Das freut mich."

„Tu nicht so, als wärst du einer der Guten!" brüllte Aiden, während seine Wut seinen Körper übernahm. Er aktivierte [Body Enhancement], und seine Muskeln spannten sich, als er mit unglaublicher Geschwindigkeit auf Vincent zustürmte. „ICH WERDE NIEMALS VERGESSEN, WAS DAMALS PASSIERT IST!"

Bevor Aidens Faust jedoch auf Vincent treffen konnte, hob dieser ruhig seine Hand. Plötzlich schoss ein massiver Wasserschwall auf Aiden zu, so stark, dass er ihn zurückstieß. Das Wasser glitzerte im Mondlicht, doch es war kein normales Wasser – es war erfüllt von den leuchtenden Augen von 120 Water Nymphs, die sich um Vincent formierten.

Aiden starrte die Bestien an und knirschte mit den Zähnen. „Wie kannst du so viele kontrollieren?"

Vincent schüttelte leicht den Kopf, als er vier massive fliegende Bestien herbeirief – die Merodacti. Sie kreisten über ihm, ihre Schwingen schnitten durch die Luft und ließen ein ohrenbetäubendes Kreischen erklingen.

„Du kämpfst wirklich gegen mich?" Aiden sprang in die Luft und setzte [Lifetime Legend - Restrictionless] ein. Aus dem Boden erhoben sich gigantische Knochen, die sich zu einem massiven Speer formten und einen der Merodacti mit einem einzigen Stoß durchbohrten.

„Beeindruckend, Aiden," sagte Vincent leise, als ein majestätischer Phoenix am Himmel erschien, dessen Flammen die Dunkelheit durchbrachen. Der Phoenix schrie laut und feuerte eine Salve von Flammen auf Aiden ab, die wie ein glühender Regen auf ihn herabfielen.

Aiden konzentrierte sich und setzte erneut [Lifetime Legend - Restrictionless] ein. Sofort formten sich um ihn Knochenschilde, die die Flammen abwehrten. „Das ist also die wahre Macht deines Phoenix... Aber ich bin nicht mehr der Schwächling von damals!"

Vincent hob beide Arme, und zehn gewaltige Direwolves sprangen aus dem Schatten hervor, um Aiden zu umzingeln. Ihre Augen glühten rot, und ihr tiefes Knurren ließ die Erde beben.

Aiden lächelte kalt und streckte seine Hand aus. Knochen wuchsen aus dem Boden und formten sich zu einem gigantischen Knochendrachen, der die Wölfe mit einem einzigen Schlag zurückwarf. „Du wirst mich nicht besiegen, Vincent!"

Vincent nickte, sein Gesicht zeigte keine Überraschung, nur eine tiefe Traurigkeit. „Ich habe nie vorgehabt, dich zu besiegen, Aiden." Er ließ ein kurzes, scharfes Pfeifen erklingen, und drei gewaltige Thunderbears erschienen. Ihre Klauen glühten, als sie mit donnerndem Brüllen Blitze auf Aiden abschossen.

Aiden schrie auf, als die Blitze seinen Knochendrachen zerschmetterten und ihn zu Boden warfen. Rauch stieg von seinem Körper auf, aber er gab nicht auf. „Du wirst mir nicht entkommen," keuchte er und stand wieder auf. Er hob die Hände und rief aus den Knochen des Bodens zahllose Skelette hervor, die wie eine Armee aus den Tiefen stiegen – eine weitere Manifestation von [Lifetime Legend - Restrictionless].

„Das ist die Macht, die ich durch dich erhalten habe, Vincent," sagte Aiden kalt. „Ich werde sie nutzen, um dich zu besiegen."

Vincent seufzte tief, und plötzlich verschwanden alle seine Bestien, als ob er sie nie beschworen hätte. Die Stille war ohrenbetäubend.

Aiden, immer noch schwer atmend, starrte Vincent ungläubig an. „Warum hörst du auf? Warum kämpfen wir dann überhaupt?"

Vincent trat näher, seine Augen voller Schmerz und Reue. „Aiden... Es ist Zeit, dass du die Wahrheit erfährst. Erinnerst du dich an den alten Baum, in dem wir uns versteckt haben?"

Aidens Gesicht verhärtete sich, die Erinnerung an das Feuer flammte in seinen Gedanken auf. „Ja. Du hast mich dort zurückgelassen. Du hast den Baum angezündet. Ich dachte, ich würde sterben."

Vincent schüttelte den Kopf, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Ich habe ihn nicht einfach aus Verrat angezündet. Tief im Inneren des Baumes fand ich eine alte Tafel. Sie beschrieb ein Ritual... Ein Ritual, das denjenigen, der auf dem Altar liegt, während der Baum brennt, zum Auserwählten macht. Die Techniken der gefallenen Krieger, zu denen er die stärkste Verbindung hat, werden seine – ohne Restriktionen."

Aiden weiteten sich die Augen. „Was... Was meinst du?"

Vincent lächelte traurig. „Ich habe dich auf den Altar gelegt, Aiden. Ich habe den Baum angezündet, um dich zum Auserwählten zu machen. Die Macht, die du jetzt besitzt – [Lifetime Legend - Restrictionless] – sie gehört dir, weil ich dich zum Auserwählten gemacht habe. Ich war es auch, der die verbotene Armee informiert hat."

Tränen schossen Aiden in die Augen. „Du... Du hast mich nicht verraten? Du hast es für mich getan?"

Vincent nickte, seine Stimme war brüchig vor Emotion. „Ich wusste, dass du es nicht akzeptiert hättest. Du hättest mich aufgehalten. Aber ich habe es getan, um sicherzustellen, dass du die Kraft erhältst, die du brauchst, um Valenor zu besiegen. Ich habe dich beschützt, Aiden."

Aiden schluchzte, unfähig, die Tränen zurückzuhalten. „Du Narr... Ich hätte dich niemals aufgehalten. Du hättest mir vertrauen sollen."

Vincent legte sanft eine Hand auf Aidens Schulter, ein warmes, echtes Lächeln auf seinen Lippen. „Ich vertraue dir, Aiden. Deshalb habe ich alles riskiert. Und jetzt... werde ich an deiner Seite kämpfen. Gegen Valenor, für unsere Freunde, für all diejenigen, die gefallen sind."

Aiden atmete tief ein und nickte, seine Tränen versiegten langsam. „Dann lass uns gemeinsam kämpfen, Vincent. Als Brüder."

Vincent drückte seine Schulter und nickte. „Ja... Als Brüder."

Episode 12 - Leviathan

Am nächsten Morgen war das Lager von einer angespannten Stille erfüllt. Die ersten Sonnenstrahlen fielen durch die Bäume und tauchten die Lichtung in ein goldenes Licht. Liang Wei, Ash und Yuichiro saßen um das verblassende Lagerfeuer, während Vincent abseits stand, den Blick zum Boden gesenkt. Aiden trat vor, sein Gesicht ernst, aber entschlossen. Er wusste, dass dies ein schwieriges Gespräch werden würde.

Liang Wei blickte skeptisch zu Vincent und verschränkte die Arme. „Aiden, was soll das? Warum ist er hier?" Seine Stimme war scharf, voller Misstrauen. „Das ist Vincent, oder? Der Kerl, der dich verraten hat? Warum um alles in der Welt sollte er uns helfen wollen?"

Ash schnippte fröhlich einen kleinen Stein hoch und fing ihn wieder auf, bevor er zu Liang Wei grinste. „Na ja, vielleicht hatte er einfach eine Laune, sich uns anzuschließen! Manchmal passieren die besten Dinge einfach so, oder?" Er zwinkerte Yuichiro zu, der ihn nur mit verschränkten Armen und einem genervten Blick musterte.

Yuichiro seufzte tief und hob eine Augenbraue. „Das hier ist kein Spiel, Ash. Vincent hat Aiden verraten und uns fast alle umgebracht. Versuch, das ernst zu nehmen, wenn du kannst."

Ash lachte leise und klopfte Yuichiro freundschaftlich auf die Schulter. „Du bist einfach zu steif, Yuichiro! Entspann dich mal. Vielleicht ist Vincent hier, um uns alle zu überraschen – wie ein Plot Twist in einer spannenden Geschichte!"

Yuichiro schnaubte und zog die Hand von Ashs Schulter weg. „Du und deine naiven Ideen… Das hier ist Realität, Ash, keine Geschichte."

„Oh, ich weiß," antwortete Ash und grinste breit. „Aber wer sagt, dass wir nicht ein bisschen Spaß dabei haben können?"

Aiden sah die beiden an und konnte nicht anders, als ein kleines Lächeln zu unterdrücken. „Ihr zwei hört nie auf, euch zu streiten, oder?"

Ash zuckte mit den Schultern. „Was soll ich sagen? Ich bringe die gute Laune, Yuichiro bringt die steifen Vorträge."

Yuichiro verdrehte die Augen, wandte sich jedoch wieder Vincent zu, dessen Gesicht von einer seltsamen Mischung aus Nervosität und Amüsiertheit gezeichnet war.

Liang Wei starrte Vincent weiter an und ignorierte das Geplänkel der beiden. „Also, Aiden, erklär es uns. Was genau ist damals passiert?"

Aiden seufzte und sah Vincent an, der ihm kurz zunickte. „Es ist an der Zeit, dass ich euch alles erzähle," begann er langsam. „Es war damals, in dem brennenden Baum. Ich war nicht allein. Vincent war bei mir."

Liang Wei runzelte die Stirn. „Wie bitte? Du hast nie gesagt, dass er dabei war."

Aiden nickte. „Ich konnte es nicht. Ich war mir nicht sicher, was wirklich geschehen ist – bis gestern Nacht." Er machte eine kurze Pause, dann fuhr er fort. „Vincent hat mich nicht verraten, um mich zu töten. Er hat es getan, um mich zu retten."

Ash, der nun auf dem Boden saß und mit einem kleinen Ast Kreise in die Erde malte, schaute verwirrt auf. „Warte mal! Er hat dich verraten, um dich zu retten? Das klingt wie ein schlechtes Theaterstück. Oder ein richtig guter Plot Twist!"

Yuichiro schüttelte den Kopf und warf Ash einen scharfen Blick zu. „Konzentrier dich, Ash. Das ist kein Spiel."

Ash zuckte mit den Schultern und grinste nur. „Vielleicht nicht, aber es wird spannender als jedes Spiel, das ich je gespielt habe."

Vincent trat vor und hob die Hand, als wolle er Ash beruhigen. „Ich weiß, wie es aussieht, und ich verstehe euren Ärger," sagte er ruhig. „Aber ich habe eine Tafel im Herzen des Baumes gefunden. Darauf stand ein Ritual, das denjenigen, der auf dem Altar liegt, während der Baum brennt, zum Auserwählten macht."

Yuichiro hob eine Augenbraue, seine Skepsis war deutlich zu spüren. „Der Auserwählte? Was bedeutet das?"

Vincent holte tief Luft. „Der Auserwählte erhält die Techniken der gefallenen Menschen, zu denen er die tiefste Verbindung hat – ohne Bedingungen, ohne Restriktionen. Es ist die ultimative Kraft, die nur einmal im Leben eines Menschen verliehen wird."

Liang Wei starrte Vincent ungläubig an. „Und du hast entschieden, dass Aiden dieser Auserwählte sein sollte? Ohne ihm zu sagen, was du vorhast?"

Aiden legte eine Hand auf Liang Weis Schulter. „Ich war wütend auf ihn, als ich herausfand, was er getan hatte," gab er zu. „Aber jetzt verstehe ich es. Vincent hat sein eigenes Leben riskiert, um mich zu dieser Kraft zu führen. Ohne ihn wäre ich jetzt tot – oder schlimmer."

Ash klatschte plötzlich in die Hände und sprang auf. „Also hat Vincent die ganze Zeit versucht, dich zu retten? Das ist ja noch besser als ein Plot Twist! Das ist ein richtiges Happy End!"

Yuichiro verschränkte die Arme wieder und seufzte. „Das ist kein Happy End, Ash. Wir haben immer noch Valenor vor uns."

Ash zwinkerte ihm zu. „Details, Details!"

Aiden schüttelte den Kopf, konnte aber nicht anders, als zu schmunzeln. „Ihr zwei seid unmöglich." Er wandte sich an die Gruppe. „Vincent gehört wieder zu uns. Er hat sich entschieden, uns zu helfen – als Bruder."

Vincent sah in die Runde, sein Blick blieb kurz bei jedem von ihnen hängen, bevor er leise sagte: „Ich weiß, dass ich euer Vertrauen zurückgewinnen muss. Aber ich bin hier, um an eurer Seite zu kämpfen, bis zum letzten Atemzug."

Yuichiro nickte schließlich und ließ die Anspannung in seinen Schultern nach. „Dann lass uns diesen Krieg gemeinsam beenden. Aber denk daran, Vincent – wenn du uns nochmal hintergehst, wird dich niemand mehr retten können."

Liang Wei hob die Faust und schlug Aiden spielerisch gegen die Schulter. „Na schön, Aiden. Wenn du ihm vertraust, dann tue ich es auch. Willkommen zurück, Vincent."

Ash grinste breit und legte Vincent den Arm um die Schulter. „Dann lass uns mal sehen, ob du wirklich so gut bist, wie Aiden behauptet. Du hast eine Menge gutzumachen, Kumpel."

Vincent lächelte, ein echtes, ehrliches Lächeln, und nickte. „Ich weiß. Und ich werde euch nicht enttäuschen."

In diesem Moment standen sie alle vereint, als Brüder im Kampf, bereit, sich dem größten Feind zu stellen, den sie je gesehen hatten.

Vincent trat einen Schritt vor und sah Aiden und die anderen ernst an, als er leise zu sprechen begann. „Es gibt noch etwas, das ihr wissen müsst," sagte er, seine Stimme war fest und ruhig, aber ein Hauch von Aufregung schwang mit. Die Gruppe verstummte, alle Augen auf ihn gerichtet.

„Was ist es?" fragte Yuichiro scharf, immer noch misstrauisch gegenüber Vincent, aber bereit zuzuhören.

Vincent hielt kurz inne, bevor er weitersprach. „Von allen Tier-III-Bestien, die es auf dieser Welt gibt, ist der Leviathan die einzige, die derzeit noch ungezähmt ist. Er ist eine der mächtigsten Kreaturen überhaupt, eine legendäre Bestie, die seit Jahrhunderten niemand mehr kontrollieren konnte."

Ashs Augen weiteten sich vor Aufregung. „Eine ungezähmte Tier-III-Bestie?" Er sprang fast auf und schwenkte spielerisch seine Arme. „Das klingt ja wie der Endboss in einem Spiel! Oh Mann, das wird aufregend!"

Yuichiro schnaubte und verschränkte die Arme. „Konzentrier dich, Ash. Das hier ist kein Spiel. Eine unkontrollierbare Bestie könnte uns genauso gut vernichten wie Valenor."

Ash grinste ihn nur an und zuckte mit den Schultern. „Du bist wirklich immer so steif, Yuichiro. Manchmal muss man auch ein bisschen Spaß an der Sache haben."

„Das hier ist keine Sache, die Spaß macht, Ash!" entgegnete Yuichiro und verdrehte die Augen, doch ein winziges Lächeln konnte er sich nicht verkneifen. „Aber ich schätze, dass deine Naivität manchmal sogar hilfreich sein kann. Schließlich wissen wir, wo die Gegner sind, wenn wir einen Meat-Shield haben."

Liang Wei schüttelte den Kopf, konnte sich ein Lächeln ebenfalls nicht verkneifen. „Ihr beide bringt mich noch um den Verstand. Aber was meinst du genau, Vincent?"

Vincent nickte dankbar, dass er die Gelegenheit hatte, weiterzusprechen. „Ganz in der Nähe befindet sich der See der Wahrheit. Es ist der Heimatort des Leviathans. Der See ist von einer magischen Barriere umgeben, die nur diejenigen durchlässt, die reinen Herzens sind – oder die bereit sind, die Wahrheit über sich selbst zu akzeptieren."

Aiden sah Vincent verwundert an. „Und du denkst, wir könnten den Leviathan zähmen?"

Vincent nickte entschlossen. „Ja. Mit einer Bestie dieser Macht an unserer Seite hätten wir eine bessere Chance gegen Valenor. Der Leviathan ist nicht nur mächtig, er ist auch ein Symbol des Gleichgewichts. Er könnte uns helfen, Valenor zu überwältigen, wenn wir ihn zähmen können."

Ash klatschte begeistert in die Hände. „Oh, das klingt wie ein Abenteuer! Ich kann es kaum erwarten, den Leviathan zu sehen. Glaubt ihr, ich kann ihn streicheln?"

Yuichiro schüttelte den Kopf und warf Ash einen scharfen Blick zu. „Ash, der Leviathan ist eine ungezähmte Bestie, kein Haustier. Wenn du versuchst, ihn zu streicheln, könnte er dich sofort verschlingen."

„Na ja," erwiderte Ash mit einem breiten Grinsen, „dann muss ich eben schnell genug weglaufen, oder?"

Die Gruppe lachte, und selbst Yuichiro musste zugeben, dass Ashs kindliche Begeisterung manchmal erfrischend war. „Du bist unmöglich," murmelte er leise.

Aiden sah zu Liang Wei und dann wieder zu Vincent. „In Ordnung," sagte er schließlich. „Wenn der Leviathan unsere Chancen gegen Valenor verbessern kann, dann sollten wir es versuchen. Zeig uns den Weg, Vincent."

Vincent nickte. „Folgt mir. Der See der Wahrheit liegt nicht weit von hier entfernt. Aber seid gewarnt – es wird kein leichter Weg, und der Leviathan wird nicht kampflos folgen. Wir müssen vorbereitet sein."

Die Gruppe sammelte ihre Ausrüstung und machte sich auf den Weg, angeführt von Vincent, der mit schnellen, sicheren Schritten vorausging. Die Landschaft um sie herum veränderte sich rasch, als sie tiefer in das Celestial Dragon Territorium eindrangen. Die Bäume wurden dichter, der Boden feuchter, und ein leichter Nebel legte sich über den Pfad, als ob er sie in eine andere Welt führen wollte.

Nach Stunden des Marschierens erreichten sie schließlich den Rand eines riesigen, glasklaren Sees. Das Wasser schimmerte im Licht der untergehenden Sonne wie ein riesiger Spiegel, und in der Mitte des Sees konnte man eine dunkle, gewaltige Silhouette erkennen, die sich langsam unter der Wasseroberfläche bewegte.

„Das ist der See der Wahrheit," sagte Vincent leise und trat zur Seite, um den Blick auf den See freizugeben. „Und dort, direkt in der Mitte, schläft der Leviathan."

Liang Wei starrte auf die riesige Kreatur unter der Wasseroberfläche, seine Augen weit vor Staunen. „Das… das ist der Leviathan? Ich hätte nie gedacht, dass er so groß ist."

Yuichiro zog sein Schwert und nickte. „Also gut. Was auch immer wir tun müssen, um ihn zu zähmen – wir sind bereit."

Ash sprang aufgeregt hin und her und rieb sich die Hände. „Das wird episch! Endlich mal eine Herausforderung, die es wert ist!"

Aiden atmete tief ein, dann trat er einen Schritt vor und rief mit fester Stimme: „Leviathan! Wir sind hier, um dich um deine Hilfe zu bitten. Zeig uns, ob wir würdig sind, an deiner Seite zu kämpfen!"

Der See begann zu beben, und Wellen brachen über die Ufer. Die dunkle Silhouette des Leviathans erhob sich langsam aus dem Wasser, und die Gruppe stand vereint, bereit, sich der mächtigsten Tier-III-Bestie zu stellen, die sie je gesehen hatten.

Das Wasser des Sees der Wahrheit begann zu beben, als die Silhouette des Leviathans sich näherte. Die Wellen schlugen hoch und krachten gegen die Ufer, als die gigantische Kreatur sich langsam aus den Tiefen des Sees erhob. Schuppige Haut, die im Licht der Sonne blau und silbern schimmerte, durchbrach die Wasseroberfläche. Der Kopf des Leviathans ragte in den Himmel empor, groß genug, um den gesamten See zu überschauen. Die Augen des Ungeheuers glühten in einem tiefen, leuchtenden Blau, während es seine mächtige Gestalt aus dem Wasser hob und sich in Richtung Land bewegte.

Die Gruppe stand wie versteinert am Ufer, gebannt von der überwältigenden Präsenz der Tier-III-Bestie. Liang Wei, Yuichiro, Ash und Aiden konnten nur zusehen, während der Leviathan seinen massiven Körper aus dem Wasser zog und an Land trat. Der Boden bebte unter seinem Gewicht, als er schließlich vollständig auf dem Land stand. Ein Donnern erfüllte die Luft, als das Wasser in mächtigen Wellen zurück in den See floss.

Ash war der Erste, der seine Stimme wiederfand, seine Augen vor Begeisterung weit geöffnet. „Das ist ja unglaublich! Er ist noch größer, als ich mir vorgestellt habe!" Er grinste breit und machte einen Schritt nach vorne, doch Yuichiro packte ihn sofort am Arm und zog ihn zurück.

„Ash, das hier ist kein Spiel," sagte Yuichiro streng. „Das ist eine der mächtigsten Kreaturen dieser Welt. Einen falschen Schritt, und wir sind erledigt."

Vincent trat vor, das Gesicht ruhig und entschlossen. Der Leviathan beugte seinen Kopf herab, die glühenden Augen fixierten Vincent, als würden sie direkt in seine Seele blicken. Plötzlich hörte Vincent eine tiefe, donnernde Stimme in seinen Gedanken – die Stimme des Leviathans.

„Du wagst es, mich herauszufordern, Mensch? Was macht dich so sicher, dass du würdig bist, mich zu zähmen?" Die Stimme des Leviathans hallte in Vincents Kopf wider, als ob das gesamte Universum mit ihm sprach.

Vincent schloss die Augen und atmete tief ein, dann öffnete er sie wieder, erfüllt von Entschlossenheit. „Ich weiß, dass ich ein Verräter war. Ich weiß, dass meine Entscheidungen zweifelhaft waren und ich viele verletzt habe. Aber alles, was ich getan habe, war für einen höheren Zweck. Ich wollte die Macht, die nötig ist, um Valenor zu besiegen – um das Böse in dieser Welt zu beenden."

Der Leviathan schwieg, beobachtete Vincent weiter, als ob er seine Gedanken tief im Inneren sondieren würde. „Dein Herz ist rein und doch voller Widersprüche. Du suchst Macht, aber nicht aus Gier. Du strebst nach Stärke, aber nicht für dich selbst. Was macht dich sicher, dass du mich zähmen kannst, wenn so viele vor dir gescheitert sind?"

Vincent ballte die Fäuste, seine Augen fest auf die mächtige Bestie gerichtet. „Weil ich bereit bin, alles zu opfern. Weil ich verstehe, dass echte Stärke bedeutet, loszulassen." Er machte eine Pause, dann rief er laut: „Ich werde dir zeigen, dass ich würdig bin!"

Mit diesen Worten hob Vincent die Arme und ließ eine mächtige Welle an Energie frei. In einem Augenblick ließ er alle Bestien, die ihm folgten – die Water Nymphs, die Merodacti, die Thunderbears, die Direwolves und sogar den Phoenix – aus ihren Bindungen frei. Die Bestien erhoben sich, brüllten in den Himmel und verschwanden nach und nach in einem strahlenden Licht.

Die Gruppe, die noch immer am Ufer stand, beobachtete ungläubig, was geschah. Yuichiro machte einen Schritt vor, als wollte er etwas sagen, doch Liang Wei legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Lass ihn," flüsterte er. „Das ist sein Moment. Das hier muss er alleine tun."

Der Leviathan, der bisher regungslos beobachtet hatte, senkte seinen Kopf erneut, diesmal näher an Vincent heran. Die Bestie sah ihn mit einem Ausdruck an, der fast wie Respekt wirkte. „Du gibst die Macht auf, die du mühsam erlangt hast, ohne zu zögern. Das ist die Entscheidung eines wahren Anführers, eines wahren Auserwählten."

Vincent ließ die Arme sinken, atmete schwer, aber sein Blick war ruhig und entschlossen. „Ich brauche diese Bestien nicht, um zu beweisen, dass ich es wert bin. Wenn du mich akzeptierst, dann als denjenigen, der alles geopfert hat, um diese Welt zu retten."

Eine lange Stille legte sich über den See, als der Leviathan Vincent weiter betrachtete. Schließlich neigte die Bestie den Kopf, als ob sie eine Verbeugung machte, und die Stimme erklang erneut in Vincents Gedanken. „Du hast meine Zustimmung. Von nun an werde ich dir folgen, und gemeinsam werden wir diese Welt von Valenors Schatten befreien."

Der Leviathan erhob sich erneut, ein gewaltiges Brüllen entfuhr ihm, das die Luft erzittern ließ. Das Wasser des Sees begann zu steigen und bildete eine riesige, schützende Barriere um Vincent, bevor es sanft zu Boden sank. Die riesige Bestie drehte sich langsam um und glitt zurück in den See, doch diesmal blieb ihr Blick auf Vincent gerichtet, als wolle sie signalisieren, dass sie bereit war, seinem Ruf zu folgen.

Vincent, schwer atmend, wandte sich zu der Gruppe um, die ihn fassungslos anstarrte. „Es ist vollbracht," sagte er leise. „Der Leviathan wird uns folgen, wenn wir ihn rufen. Jetzt haben wir eine Chance, Valenor entgegenzutreten."

Aiden trat zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Du hast wirklich alles gegeben, Vincent. Ich verstehe jetzt, warum du das alles getan hast."

Vincent nickte. „Ich hatte keine Wahl. Das hier ist der einzige Weg, Valenor zu stoppen. Und jetzt, wo der Leviathan an unserer Seite ist, können wir es schaffen."

Liang Wei seufzte und ließ ein kleines Lächeln durchblitzen. „Dann lasst uns losziehen. Wir haben einen Krieg zu beenden."

Ash sprang aufgeregt umher und rief laut: „Auf geht's! Wir haben jetzt einen Leviathan im Team! Das wird der beste Kampf aller Zeiten!"

Yuichiro schüttelte nur den Kopf, konnte jedoch ein Lächeln nicht unterdrücken. „Du bist wirklich unverbesserlich, Ash. Aber vielleicht ist das genau die Energie, die wir jetzt brauchen."

Und so verließ die Gruppe den See der Wahrheit, begleitet von der stillen Präsenz des Leviathans, der im Wasser lauerte, bereit, ihnen in der kommenden Schlacht beizustehen.

Der Weg zum Schloss von Valenor war düster und trostlos, als sich die Gruppe durch den Celestial-Dragon-Territorium vorwärts kämpfte. Das einst dichte Laub der Bäume wurde immer spärlicher, je näher sie dem Schloss kamen, und bald fanden sie sich in einem dunklen, verwunschenen Wald wieder, dessen Äste wie gierige Klauen in den grauen Himmel ragten. Nebelschwaden krochen über den moosbewachsenen Boden, und das einzige Geräusch war das leise Knacken von Zweigen unter ihren Stiefeln.

Ash blieb plötzlich stehen und starrte in die Dunkelheit, ein Lächeln spielte auf seinen Lippen. „Hey, Yuichiro, fühlst du das? Die Luft hier ist so dicht, dass man sie fast schneiden könnte!" Er machte eine schwingende Bewegung mit seiner Hand, als würde er tatsächlich die Luft zerschneiden.

Yuichiro, dessen Gesicht wie immer ernst war, warf ihm nur einen skeptischen Blick zu. „Das hier ist kein Spielplatz, Ash. Wir sind kurz davor, den mächtigsten Feind zu konfrontieren, den diese Welt je gesehen hat. Du solltest dich besser konzentrieren."

Ash lachte leise und zuckte mit den Schultern. „Komm schon, Yuichiro! Wenn wir es so ernst nehmen, werden wir ja ganz steif. Ein bisschen Spaß muss sein, oder?"

„Das ist nicht der Zeitpunkt für Spaß," entgegnete Yuichiro scharf und verschränkte die Arme. „Das hier ist unser Moment der Wahrheit."

Liang Wei schüttelte den Kopf und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Ihr zwei seid wie Feuer und Wasser," murmelte er leise. „Genau das macht euch aber auch stark zusammen."

Vincent ging voran, ohne ein Wort zu verlieren. Der Leviathan schwebte still im Wasser eines nahen Flusses und beobachtete die Gruppe aus der Ferne, bevor er in den dichten Nebel verschwand. Vincent blieb stehen und blickte auf die düsteren Umrisse des Schlosses, das sich nun in der Ferne abzeichnete. Die gewaltigen Türme ragten in den Himmel wie die Zähne eines untoten Ungeheuers, und das schwarze Gestein der Mauern schien alles Licht zu verschlucken.

„Das ist es," sagte Vincent mit ruhiger, aber entschlossener Stimme. „Das Schloss von Valenor. Hier hat alles begonnen, und hier wird alles enden."

Aiden trat neben ihn und blickte ebenfalls auf das gewaltige Bauwerk, das vor ihnen aufragte. „Das ist also Valenors Thron. Die Quelle all des Hasses und der Zerstörung, die über diese Welt gekommen ist."

„Es sieht aus, als ob es schon ewig hier steht," murmelte Yuichiro, während er die massive Struktur mit scharfem Blick musterte. „Aber heute wird es fallen."

Ash grinste breit und schwang spielerisch seine Dolche. „Hört euch das an! Ihr seid ja alle richtig motiviert! Ich kann's kaum erwarten, Valenor zu zeigen, dass er sich mit den Falschen angelegt hat!"

Liang Wei trat nach vorne, legte eine Hand auf die Schulter von Aiden und Vincent und sah sie nacheinander an. „Wir sind bis hierher zusammen gekommen, trotz all der Verluste und trotz des Verrats. Das hier ist unser letzter Kampf. Aber wir sind nicht mehr dieselben wie am Anfang dieser Reise."

„Stimmt," sagte Vincent mit einem festen Nicken. „Ich bin hier, weil ich es mir verdient habe. Und ich werde Valenor zeigen, dass er mich unterschätzt hat."

Aiden ballte die Fäuste, das Glühen von [Lifetime Legend - Restrictionless] blitzte kurz in seinen Augen auf. „Ich werde all die verlorenen Seelen rächen, die unter seiner Tyrannei gelitten haben. Diesmal werde ich nicht scheitern."

Yuichiro zog langsam sein Katana, das in der schwindenden Sonne golden aufblitzte. „Wir haben keine Zeit zu verlieren. Die Dunkelheit hier wird mit jeder Minute dichter. Es ist Zeit, ein Ende zu setzen."

Ash wirbelte einmal herum, seine Augen blitzten vor Vorfreude. „Oh Mann, das wird episch! Wenn wir hier rauskommen, werden wir alle Legenden sein. Keine Bedingungen, keine Restriktionen – nur wir und Valenor."

Die Gruppe schritt weiter, und bald erreichten sie die Tore des Schlosses. Vor ihnen erhoben sich die schwarzen Mauern, verziert mit grotesken Statuen und runenverzierten Platten, die von uralter Magie durchzogen waren. Der Wind pfiff durch die Spalten der Mauern und trug ein tiefes, geisterhaftes Flüstern mit sich.

Vincent trat vor und legte eine Hand auf das kalte, schwarze Metall der Torflügel. „Das hier ist der Moment, auf den wir alle gewartet haben," sagte er, seine Stimme ruhig, aber voller Emotionen.

„Lasst uns Valenor aus seiner Festung reißen," sagte Liang Wei, während er seine Waffen zog. „Heute beenden wir, was wir begonnen haben."

Aiden trat vor und sah seine Kameraden an, sein Blick fest und entschlossen. „Egal, was kommt – wir stehen zusammen. Und wir werden als Sieger hervorgehen."

„Zeit, diesem Albtraum ein Ende zu setzen," murmelte Yuichiro leise, seine Augen scharf und konzentriert.

Ash lachte und zwinkerte seinen Kameraden zu. „Ich hoffe, ihr seid bereit für das größte Spektakel aller Zeiten."

„Dann lasst uns gehen," sagte Vincent schließlich und stieß das Tor mit einem gewaltigen Ruck auf. „Vorwärts, in die Dunkelheit – und lasst uns das Licht zurückbringen."

Mit diesen Worten trat die Gruppe entschlossen durch das geöffnete Tor, ihre Silhouetten verschwanden im Schatten der Festung, während das Echo ihrer Schritte wie ein leises, triumphierendes Trommeln widerhallte.

Nun ist es endlich soweit. Das Team stellt sich Valenor nun endlich! Was wird in diesem schicksalswendenden Kampf nur passieren? Findet es heraus in Kapitel 13 - Erwachen (Teil 1)!

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