Ein Baby schrie verzweifelt, eingewickelt in eine Decke. Es schrie aus voller Kraft, und doch waren seine Schreie so schwach. Alles um es herum war weiß, weiß vom Schnee, aber niemand war da, um es zu trösten.
Warum kam mir dieses Baby so schrecklich bekannt vor?
Ich frage mich...
Plötzlich flatterten meine Augen auf und mir wurde klar, dass ich geträumt hatte. Ich setzte mich im Bett auf und rieb mir die Augen. Langsam gewöhnten sie sich an das Licht und die gewohnte Leere meines Zimmers wurde sichtbar. Dann bemerkte ich etwas Unstimmiges. Ich rieb meine Augen und sah erneut hin.
Es stand immer noch da. Ein Kleiderschrank.
Seit wann habe ich denn einen Schrank hier? Ich stieg aus dem Bett und öffnete ihn – er war voller Kleider. Was ist hier los? Wie kommt das hierher? Ach! Ich träume sicherlich noch. Ich drehte mich um, zurück in Richtung Bett, stolperte jedoch über meine eigenen Füße und fiel mit einem dumpfen Schlag zu Boden. In dem Moment öffnete sich die Tür und Lexus trat hervor.
"M-Meister!", rief ich, während ich auf dem Boden saß, "Da steht ein Schrank." Ich deutete darauf.
"Ja, den habe ich für dich aufstellen lassen, damit du dich umziehen kannst, denn", er neigte seinen Kopf leicht, "du schläfst sogar nackt, um das Kleid nicht zu verknittern."
"..." In diesem Augenblick wurde mir klar, dass ich nackt war. Reflexartig bedeckte ich mich mit den Armen, aber Lexus schien das kalt zu lassen. Ich presste meine Lippen aufeinander und stand auf. Wozu die Scham? Er hat mich in reizvoller Unterwäsche gesehen, er hat mich nackt gesehen. Es fühlt sich an, als hätte er gar meine Seele gesehen! (So kommt es mir vor. Sein Blick ist so durchdringend.)
Ich griff ein schlichtes Hemd und einen Rock aus dem Kleiderschrank und zog sie an.
Aber das ist doch nicht normal für eine Sklavin. Er hat mir Kleider gekauft? Macht das irgendeinen Sinn?
Ich verließ mein Zimmer und mein Blick fiel auf das Klavier. Warum steht das überhaupt hier? Spielt jemand darauf? Ich dachte kurz nach und ging dann darauf zu. Es war sauber und staubfrei.
Es gibt eine Melodie, die ich sehr gerne spiele.
Ich setzte mich hin, legte meine Finger auf die Tasten des Klaviers, atmete tief durch und begann zu spielen.
Die sanfte Musik hatte mir schon immer irgendwie Frieden gebracht. Ich ließ mich von ihr gefangen nehmen, während ich weiterspielte. Die Melodie schenkte einem Frieden, ein Gefühl der Erfüllung, und doch hatte man das Gefühl, dass etwas fehlte oder vielleicht gab es etwas, das man nicht völlig begreifen konnte. Ein Lied, das einem sagt, man soll stark sein, auch wenn man sich verloren fühlt. Für mich war diese Melodie immer ein Zufluchtsort.
Ich beendete das Stück und lächelte. Ich bin froh, dass ich es noch kann. Dann stand ich auf, drehte mich um – und erstarrte.
"M-Meister?" Ich hätte niemals erwartet, dass Lexus dort stand, angelehnt an der Wand und mich ansah. Er richtete sich auf und klatschte langsam, "Das war ein ziemlich schönes Stück, das du da gespielt hast. Wo hast du es gelernt?"
"Ich… ich erinnere mich einfach, dass ich es schon als Kind gespielt habe."
"Weißt du, wie das Stück heißt? Oder was es bedeutet?"
"Nein... Es lässt mich einfach gut fühlen, deswegen konnte ich es nie vergessen. Den Namen oder die Bedeutung kenne ich nicht."
"Ist dem so?" Er war jetzt direkt vor mir, "Für so ein schönes Spiel verdienst du eine Belohnung." Er nahm eine Strähne meiner Haare und küsste sie.
"M-Meister?" In seinen Augen bemerkte ich etwas.
"Warum? Nicht genug?" Seine Augen schienen ein wenig wärmer. Weniger leer.
Zuerst achtete ich nicht auf seine Frage, als ich jedoch antworten wollte, "Nein, ich-" wartete er nicht darauf und zog mich plötzlich mit seiner Hand an meinem Rücken zu sich heran, sodass kein Raum mehr zwischen unseren Körpern war, und drückte seine Lippen auf meine. Seine Hand glitt unter mein Hemd, und als er meinen Körper streichelte, liefen mir Schauer über den Rücken. Seine andere Hand wanderte zu meinem Hals, während er den Kuss vertiefte und dann in meine Unterlippe biss.
Er löste sich vom Kuss und grinste.
"Ich glaube, dieses Gefühl gefällt mir wirklich."
"Was für ein Gefühl?" Keuchend blickte ich zu ihm auf.
Mit sanften Fingern strich er mir die Haare hinter das Ohr: "Du hast einen so empfindsamen Körper." Er sah mir in die Augen: "Ich liebe es, wenn du unter meiner Berührung zitterst." Seine Hand umfasste meine Wange: "Ich frage mich, wie es sein wird, wenn ich etwas rauer mit dir bin."
Rauer? Inwiefern rauer? Was soll das bedeuten?
Er gab mir einen Kuss auf die Wange und trat zurück.
"Schick Summer erst zurück, wenn ein gewisser 'Ray' kommt, um sie abzuholen", instruierte er mich.
Dann ging er die Treppe hinunter und verschwand. Sobald er außer Sichtweite war, fiel ich auf die Knie und presste mir das Hemd an meine Brust.
Es schlägt so schnell!