Chapter 40 - Wir haben geknallt

Nie Heng war von Fräulein Liu besessen. Indem sie sich mit Nie Heng einließ, hat Nie Xi – um es ganz deutlich zu sagen – danach gefragt und sich die Demütigung selbst eingeladen. Wenn ich daran denke, wie Nie Heng sich in jener Nacht gegenüber Nie Xi verhalten hat – er behandelte sie wie ein Sexspielzeug, als wäre sie nur ein Mittel, um seine sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen.

Beim Gedanken daran fühlte sich Xing Shu unwohl. Sie antwortete nicht auf Nie Xis Nachricht. Stattdessen suchte sie an einem Computer nach Neuigkeiten über Nie Heng. Die Berichte über diese Sprösslinge der Pekinger Oberschicht waren umfassend und wimmelten von skandalösen Geschichten. Xing Shu bemerkte überrascht Berichte über die K-Gruppe. Hatte die Nie-Familie tatsächlich mit der K-Gruppe zusammengearbeitet? Die Nachricht war gerade mal eine Stunde alt und bereits in aller Munde.

Die K-Gruppe war Branchenführer im Diamantenhandel. Deren Chef verstand es ausgezeichnet, die Konsumentenpsychologie für sich zu nutzen und die Einzigartigkeit von Diamanten mit der Liebe zu verknüpfen – die Menschen begannen unterbewusst zu glauben, dass sie Diamanten kaufen müssten, um ihre ewig währende Liebe zu beweisen.

Xing Shu kannte die K-Gruppe noch von Fallstudien aus ihrer Studienzeit. Sie war ein Unternehmen, das im Marketing und Verpacken Großes leistete. Gegenüber der Konkurrenz trat die K-Gruppe sehr bestimmend auf. Noch niemals zuvor hatte sie so offenkundig mit einem Konkurrenten zusammengearbeitet. Gerade als Xing Shu weiterlesen wollte, piepte ihr Handy – eine weitere Nachricht von Nie Xi: "Xing Shu, kannst du mir sagen, was zwischen dir und Cheng Lang läuft?"

Nie Xi hatte diese Nachricht nur zögerlich abgeschickt und ging nicht davon aus, dass Xing Shu sofort antworten würde. Überrumpelt fühlte sie sich, als sie von Nie Heng erfuhr, dass Xing Shu Cheng Langs Geliebte war. Sie wusste jedoch auch, dass Xing Shu gerade nicht mit ihr sprechen wollte.

Xing Shu starrte lange auf die Nachricht. Sie kannte Nie Xi schon lange und wusste genau, wie sie tickte. Sie verstand, dass Nie Xi den ersten Schritt machte, um ihr einen Friedenszweig hinzureichen. „Wir hatten Sex."

Nie Xi, die jede Minute auf ihr Handy geschaut hatte, war sehr bewegt, als sie Xing Shus Antwort erhielt. Sie antwortete rasch und benutzte den gleichen Tonfall wie vor ihrem Streit: „Du hast mit dem 'Buddha auf Erden' geschlafen? Wow - Bingo!" Nie Xi, die schlechter Laune gewesen war, fühlte sich nun besser. Sie konnte nicht widerstehen zu fragen: "Wie ist der 'Buddha' denn so im Bett? Kann er Französisch küssen? Wie schlägt er sich im Vergleich zu seiner erhabenen Erscheinung?"

Nie Xi war sehr unbefangen und neugierig auf alle Einzelheiten. Xing Shu war jedoch noch nicht so unverblümt wie Nie Xi, um anderen Details über ihr Intimleben mit Cheng Lang zu erzählen. Ob Cheng Lang den Französischen Kuss beherrschte oder wie seine Fähigkeiten im Bett waren … Xing Shu versank in Träumen …

Xing Shu hatte auf ihr Handy gestarrt und merkte daher nicht, wie Cheng Lang die Treppe herunterkam. Er trug einen maßgeschneiderten Anzug, der seinen athletischen Körper zur Geltung brachte. Vielleicht war er müde, aber zwischen seinen Brauen zeigte sich eine Spur von Erschöpfung, die seinen imposanten Ausdruck ein wenig schmälerte. Mit seiner atemberaubenden Erscheinung, seiner herausragenden Stellung und seinem familiären Hintergrund hätte jemand wie er keinerlei Probleme, das Herz einer Frau zu erobern. Wenn er einen Makel hatte, dann war es seine distanzierte Art.

Als er sich näherte, sah er Xing Shu an und fragte: „Tun deine Hände nicht mehr weh?"

Xing Shu hatte die Verbände abgenommen, um mit Nie Xi zu chatten. Ihre Hände waren noch immer geschwollen, aber glücklicherweise nicht gebrochen.

Xing Shu schaute zu ihm auf. „Jungonkel, hat dir schon mal jemand gesagt, dass du in einem Anzug umwerfend aussiehst?"

Als Cheng Lang dies hörte, senkte er den Kopf und musterte Xing Shu. Unter seinem langen Blick erstarrte das Lächeln auf ihren Lippen und ihr wurde heiß. „Jungonkel, sie sollten mich besser nicht so ansehen. Ich habe Angst, dass ich die Kontrolle verlieren und Ihnen etwas antun könnte."

Xing Shu dachte, dass sie vielleicht einfach von Schönheit angezogen wurde. Aber als sie in Cheng Langs ruhige Augen blickte, verlor sie all ihr Verlangen.

In Cheng Langs Welt gab es wahrscheinlich keinen Platz für Beziehungen. Er war ein leidenschaftsloser Beobachter der Anziehungskraft und der Aufmerksamkeit, die ihm zuteilwurde – unbeeindruckt von der Verliebtheit, Enttäuschung und Niedergeschlagenheit anderer.

In mancher Hinsicht hatte Xing Shu Glück. Sie hatte die andere Seite von Cheng Lang kennengelernt – seine wilde Art im Bett. Aber das war nur körperliche Nähe ohne Emotionen; ein Ventil für die Begierde. Bei einem so bedachten Menschen wie Cheng Lang würde er sich auch dann noch zurückhalten können, wenn es keinen Weg zurück gab und er kurz vor dem Höhepunkt stand.

Bei diesem Gedanken musste Xing Shu plötzlich lächeln.