Chapter 34 - Er ist so freundlich

Am nächsten Tag wurde Mo Rao entlassen.

Sie hatte angenommen, dass Mo Wan sie abholen würde, wie es verabredet war, aber als sie das Krankenhaus verließ, wartete Shen Feng bereits auf sie.

"Rao Rao, die jüngste Tante hat im letzten Moment in ihrer Kanzlei einen wichtigen Fall übernommen. Sie muss das selbst regeln, also bin ich gekommen, um dich abzuholen", erklärte Shen Feng sanft.

Mo Rao fühlte sich etwas peinlich berührt. "Entschuldige, dass ich dir Umstände bereite, Bruder Shen Feng. Eigentlich könnte ich auch allein klarkommen."

"Aber Mädchen, du bist doch noch ein Patient. Die kleine Tante hat mir gesagt, dass es um deinen Magen nicht gut steht und du unterernährt bist. Wie willst du dich denn ganz alleine um dich kümmern?" In Shen Fengs Augen stand die Sorge geschrieben.

Mo Rao erwiderte nichts. Sie spürte nur, dass Shen Feng wirklich nett zu ihr war.

Nachdem sie ihre Sachen zusammengepackt hatten, machten sie sich auf den Weg.

Plötzlich sagte Mo Rao: "Bruder Shen Feng, ich möchte Lin Qun besuchen."

Shen Feng wusste bereits, dass Mo Rao angegriffen worden war, und er kannte auch Lin Qun. Er nickte und sagte: "Natürlich, er ist dein Retter. Es wäre gut, wenn du ihn öfter besuchst."

Mo Rao lächelte. "Das finde ich auch."

"Außerdem habe ich soeben Lin Quns Behandlungskosten beglichen. Ganz egal, wie hoch sie waren, die kleine Tante hat gesagt, dass die Familie Fu dafür aufkommen wird", fügte Shen Feng hinzu.

Mo Raos Gesichtsausdruck veränderte sich. "Ich werde meiner Mutter sagen, dass ich ihr das Geld in Zukunft zurückzahlen werde."

Shen Feng war verwundert: "Musst du das Geld denn zurückgeben?"

"Ich muss, schließlich gehört es der Familie Fu. Ich kann die Familie Fu nicht ausnützen", entgegnete Mo Rao fest.

"Du bist auch ein Mitglied der Fu-Familie", sagte Shen Feng mit Nachdruck. "Rao Rao, was ist eigentlich genau passiert? Du scheinst mit der Fu-Familie abschließen zu wollen. Gibt es ein Problem zwischen dir und Fu Ying?"

Mo Rao senkte den Kopf, aber schwieg.

"Als ich das letzte Mal in der alten Residenz zu Besuch war, ist mir aufgefallen, dass zwischen euch beiden etwas nicht stimmt. Gibt es ein Missverständnis? Du kannst es mir erzählen, vielleicht kann ich dir helfen", fragte Shen Feng besorgt.

In diesem Moment wollte Mo Rao nichts mehr für Fu Ying verschweigen. Sie zuckte mit den Schultern. "Bruder Shen Feng, du kennst doch das einzige Problem zwischen Fu Ying und mir."

Shen Feng nickte verstehend. "Qu Ru?"

"Ja, sie ist aus dem Ausland zurückgekehrt und hat Leukämie. Sie wird derzeit hier im Krankenhaus behandelt", bestätigte Mo Rao.

"Sie hat Leukämie?" Shen Feng zeigte sich sehr überrascht.

"Es gibt da noch etwas, das noch absurder ist. Mein Knochenmark passt mit ihrem überein. Fu Ying wollte, dass ich mich von ihm scheiden lasse und mein Knochenmark an Qu Ru spende. Wie gierig findest du das?", fragte Mo Rao mit einem bitteren Lächeln.

Als Shen Feng das hörte, konnte er sich nicht mehr zurückhalten und stand aufgeregt auf: "Unmöglich! Ich werde nicht zulassen, dass er dir wehtut!"

Mo Rao schaute Shen Feng verdutzt an. Sie hatte nicht erwartet, dass der sonst so sanfte Shen Feng ihretwegen in Zorn geraten würde.

Als sie sich gefasst hatte, sagte sie schnell: "Keine Sorge, Bruder Shen Feng. Ich werde nicht zustimmen. Er kann mir nichts anhaben."

Shen Feng musterte Mo Rao ernst. "Rao Rao, du bist zu nachgiebig. Fu Ying nutzt das aus und wird sicherlich einen Weg finden, dich zu überreden."

"Haha, Bruder Shen Feng, du unterschätzt mich. Ich habe auch meinen Stolz. Es ist undenkbar, dass er einfach bekommt, was er will", entgegnete Mo Rao mit einem schelmischen Lächeln.

Bruder Shen Feng war wirklich sehr nett zu ihr. Wenn Fu Ying sie nur genauso behandelt hätte, hätte sie in ihrem Leben nichts bereut.

Leider war Shen Feng nicht Fu Ying.

Mo Rao wurde neugierig. "Bruder Shen Feng, du bist doch ein so toller Mann, warum bist du noch Single?"

Er hatte einen guten familiären Hintergrund, war freundlich, gutaussehend und sehr sanftmütig. Sollte ein solcher Mann nicht äußerst begehrt sein?

Shen Fengs Blick wurde nachdenklich. "Wenn ich nicht mit der Person zusammen sein kann, die ich liebe, bleibe ich lieber allein."

"Ich habe von der Großmutter gehört, dass du jemanden magst und sogar ein Blind Date abgelehnt hast", erinnerte sich Mo Rao.

"Ja, aber sie ist verheiratet. Ich ... kann nicht mehr darüber sagen", zögerte Shen Feng.

Verheiratet? Oh je!

Bruder Shen Feng hatte wirklich kein Glück!

Mo Rao dachte, er sei noch bedauernswerter als sie selbst. Shen Feng mochte sie, hatte sie aber nie besessen. Sie hingegen hatte immerhin drei Jahre mit Fu Ying zusammengelebt.

"Es tut mir leid, wirklich. Ich habe einen wunden Punkt getroffen", entschuldigte sich Mo Rao rasch.

Shen Feng schien es nicht zu stören. "Macht nichts. Lass uns zu Lin Qun gehen, dann werde ich dich zurück zur alten Residenz bringen."

"Einverstanden", nickte Mo Rao. Sie wollte ihre Sachen tragen, aber Shen Feng ließ das nicht zu.

Wie könnte er Mo Rao erlauben, das selbst zu tun? Shen Feng verhielt sich wie ein Ritter, folgte Mo Rao und begleitete sie zum Besuch von Lin Qun.