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Chapter 32 - Hier kommt der Engel

Der Wind vertrieb die Hitze. Rolands Gewand wehte im Wind, aber Falkens grün umrandetes Gewand war überhaupt nicht betroffen.

Es schien, als sei Falken bereits jenseits der physischen Welt.

Nach einem kurzen Schweigen fragte Roland: "Du bittest mich, die Stadt am Roten Berg früher zu verlassen?"

Das war kein zufälliger Gedanke, sondern das, was er zwischen den Zeilen las.

Falken lächelte und sagte: "Du bist wirklich klug. Ich hoffe, dass du die Stadt der roten Berge so schnell wie möglich verlassen kannst."

"Warum willst du, dass ich gehe?" fragte Roland neugierig.

"Es geht nicht um dich, sondern um sie." Falkens Seele blickte sanft auf die Stadt herab und sagte: "Du hast das Gleichgewicht in dieser Stadt gestört. Ich mache euch keine Vorwürfe. Du hast eine gute Sache getan, aber es ist nicht unbedingt gut für die Stadt."

Roland stellte sich neben Falken und fragte noch interessierter: "Ich habe es noch nicht bemerkt. Auf welche Weise haben wir die Stadt beeinflusst?"

"Du bist anders." Falken sah Roland an und sagte: "Du und der Goldene Sohn, der gerade gekommen ist, seid anders als wir. Ihr seid weder bescheiden noch arrogant, und ihr behandelt alles gleich. Das ist eine gute Eigenschaft, aber keine gute Sache für die Kinder in unserer Stadt."

Roland war verblüfft. "Warum?"

"Weil sie keine Kraft haben", sagte Falken hilflos. "Sie haben keinen nennenswerten familiären Hintergrund. Sie können nicht einmal lesen. Trotzdem lernen sie, wie man mit Dingen umgeht. Was glaubst du, was mit ihnen passiert, wenn sie Adligen oder anderen starken Fachleuten gegenüberstehen, die zwar stolz, aber absolut nicht stark sind?"

Seine Worte waren direkt, wenn nicht sogar unverblümt. Für Roland war das ziemlich schockierend. Das Zwitschern der Insekten und Vögel schien viel lauter zu sein.

Unbewusst räusperte er sich und sagte: "Ist diese Welt so furchtbar, dass man seinen Stolz nicht verteidigen kann?"

"Sie können es, wenn sie stark sind, aber das sind sie nicht", sagte Falken. "Ist die Welt der Goldenen Söhne eine Welt, in der alle Menschen seit Anbeginn in Frieden und ohne jegliche Diskriminierung leben?"

Nein, natürlich nicht! Roland war kurz fassungslos und lächelte verbittert. "Verstehe."

Dann sah er Falken an und fand das merkwürdig. "Warum habe ich das Gefühl, dass dein Geist jetzt, wo du eine Seele bist, viel aktiver ist?"

Falken antwortete nüchtern: "Das Alter wirkt sich sicherlich auf deine Fähigkeiten aus. Mein jetziges Aussehen stammt aus der Zeit, als ich in meinem Leben am stärksten war."

Roland seufzte. Auch er hatte das Gefühl, dass Betta und er zu lange hier geblieben waren und die Stadt ein wenig beeinflusst hatten. Er schaute auf den See, wo Betta immer noch mit den Kindern mit dem Schwert spielte. "Wann hast du gemerkt, dass das unpassend ist?"

"Eine halbe Minute vor meinem Tod habe ich über vieles nachgedacht." Falken schüttelte hilflos den Kopf. "Eigentlich ist unsere Stadt zu klein und die Bevölkerung zu gering, so dass du uns leicht beeinflussen kannst. In großen Städten ist das anders. In Delpon leben eine Million Menschen. Wenn du dorthin gehst, ist es, als würde man ein Tintenfass in einen Ozean werfen. Es wird sich nichts ändern."

"In Ordnung, ich habe verstanden." Da er wusste, dass Falken nicht wirklich tot war, machte er sich über ihn lustig. "Ich gehe, nachdem ich ein paar Blumen vor deinen Grabstein gelegt habe."

Falken war kurz verblüfft. Dann lächelte er und sagte: "Es ist schon ein seltsames Gefühl, wenn man es so ausdrückt ... Es gibt eine Magiergilde in Delpon. Du kannst versuchen, ihr beizutreten. Dort könnt ihr eine Menge Grundwissen erlernen. Aber du solltest vorsichtig sein. Magier glauben an das Überleben des Stärkeren. Du musst vorsichtig sein, sonst könnten dich andere Magier leicht töten. Immerhin scheinen mir alle Magier ziemlich klug zu sein."

"Die Gilde der Magier, ich hab's!" Roland dachte kurz nach und sagte: "Ich leiste dir Gesellschaft, bis du ins Paradies kommst."

"Das ist nicht nötig. Die Abgesandten der Göttin sind da." Falken deutete in den Himmel.

Irgendwann war ein goldener Ring am Himmel aufgetaucht. Er wurde immer größer und verwandelte sich schließlich in einen riesigen goldenen Spiegel, der die Hälfte des Himmels einnahm.

Grüne Pflanzen, Seen und undurchsichtige Flecken, die lebende Menschen zu sein schienen, waren vage auf dem Spiegel zu erkennen.

War es... der Eingang zum Paradies des Lebens? Roland schaltete unbewusst sein Aufnahmegerät ein.

Für Roland war es nur ein interessantes Phänomen, aber für Falken war es sein Lebenstraum.

"Paradies!" Falken blickte zum Himmel und öffnete eifrig die Arme, als wolle er etwas umarmen.

Eine grüne Lichtsäule umhüllte ihn.

Die seltsame Kraft in der Lichtsäule bereitete Roland Unbehagen. Unbewusst trat er einen Schritt zurück.

Exotische Musik hallte vage am Himmel wider. Unzählige helle Federn schwebten herab und bedeckten die ganze Stadt. Ein weiblicher Engel, etwa 1,75 Meter groß, kam langsam vom Himmel herab und landete vor Falken.

Falken fiel auf ein Knie und sagte andächtig: "Schöner und heiliger Leitender Engel, ich bin dankbar für deine Ankunft."

Der weibliche Engel war makellos, was Aussehen und Körperbau betraf. Mit einem Lächeln sagte sie: "Falken, angesichts deiner Hingabe und deiner Beiträge darfst du als heiliger Geist ins Paradies kommen. Du wirst ewig leben, ohne Schmerzen oder Krankheiten."

"Es ist mir eine Ehre!" Falken zitterte vor lauter Glück.

Der Engel nickte zufrieden. Dann starrte sie Roland mit ihren azurblauen Augen an. "Ein menschlicher Magier? Du hast eine besondere Seele."

Roland runzelte die Stirn und trat wieder einen Schritt zurück. Der Engel war tatsächlich die schönste Frau, die er je gesehen hatte, aber sie war auch gefährlich.

"Inwiefern besonders?" fragte Roland zurück und trat noch einen Schritt zurück.

Als hätte sie Rolands misstrauischen Blick bemerkt, kicherte der Engel und wandte ihren Blick von ihm zu Falken.

"Lass uns gehen, Falken. Du bist nicht mehr mit dieser Welt verbunden." Die Stimme des Engels hätte nicht angenehmer sein können.

"Okay!" Falken stand auf.

Der Engel schlug mit den Flügeln und stieg langsam nach oben. Zusammen mit der Lichtsäule erhob sich auch Falken in den Himmel. Er winkte Roland zum Abschied zu und wurde kleiner und kleiner.

Eine Minute später war er ganz im goldenen Spiegel verschwunden.

Roland winkte dem Himmel zu und ließ den Arm sinken.

Der Spiegel war verschwunden, und mit ihm der vage Klang der Musik.

Der Himmel war wieder normal. Die Dorfbewohner, die Falken Tribut zollten, waren immer noch im Hinterhof.

Es schien, als hätten sie nichts von dem seltsamen Phänomen vorhin bemerkt.

Roland fühlte sich kalt, als der Wind vorbei wehte, obwohl es ein heißer Sommer war.

Plötzlich wurde ihm klar, dass das Spiel viel komplizierter war, als er es sich vorgestellt hatte.

Existierten die Götter wirklich?