Wieder vergingen einige Tage, und gehorsam aß ich nun oder schlief ein. Wenn ich nichts runter brachte bekam er es mit, und brachte mich dann dazu. Ebenso beim Schlafen. Das machte ich auch mit, wenn es mich heilte. Und das tat es wohl. Denn Tabletten nahm ich nicht mehr. Nur dafür hatte ich ihn die ganze Zeit bei mir wie eine Klette. War das nicht etwas viel an Beschützerinstinkt? Ein bisschen nervte es, aber nur ganz wenig. Wenn ich dafür der Hölle entkommen konnte war ich dankbar. „Tina?" hörte ich Amaneus. „Was ist? Sorry, war in Gedanken." sagte ich. Besorgt schaute er mich kurz an, und fragte mich dann: „Hast du Lust mit mir shoppen zu gehen? Du brauchst neue Klamotten, meinst du nicht auch?" Ich strahlte über das ganze Gesicht. Endlich mal raus. „Gerne." sagte ich. Nur meine Laune trübte sich rasch. Ich hörte ein „Klick", und dann noch eines. Und Amaneus hatte nun an meiner Hand und seiner jeweils eine Handschelle. „Warum?" fragte ich. Er blieb stumm zuerst, aber ich schaute ihn weiter fragend an. „Warum Amaneus?" wiederholte ich. „Es kümmert dich nicht, mein Schatz." sagte er. „Doch, denn sonst hätte ich nicht gefragt." sagte ich nun meckernd. Wenn er Ärger wollte konnte er ihn bekommen. Da spürte ich eine seltsame Ruhe in mir. „Es ist dir nicht wichtig." wiederholte Amaneus. „Ja, nicht wichtig." „Es ist für dich ok sie zu tragen." sagte er. Ich nickte, aber war nun mehr neben mir als ich selbst. Amaneus ging mit mir summend los, während ich stumm hinterher ging. Mein Blick ruhte auf den Handschellen.
Es begann ein innerer Kleinkrieg:
Es war doch nicht ok.
Aber Amaneus meinte es wäre ok. Er meint es doch gut mit mir.
Von wegen gut! Einsperren und Kontrolle ist das. Ich sollte wohl mein Alptraum nicht vergessen.
Nein, Amaneus ist nett. Er kauft doch jetzt Klamotten für mich.
Mit dem Gedanken schaute ich ihn an. Er merkte es wohl, und lächelte mich an. Ich lächelte auch ihn zaghaft an. Die Handschelle war nicht schlimm. Nein, der dunkle Raum war viel schlimmer.