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Chapter 32 - Anna

"Herr Aethelwolf, wir werden innerhalb der Stadt nach einem Gasthaus suchen. Ihr könnt einfach zu diesem Ort gehen, nachdem ihr alle Kräuter gesammelt habt, die ihr braucht. Ich werde zwei Wachen hier auf Eure Ankunft warten lassen, die Euch dann zum Gasthaus bringen werden." Samira lächelte und verbeugte sich vor Leric.

"In Ordnung. Ich bin dann mal weg..." Leric winkte ihr mit der Hand zu, bevor er sich umdrehte.

Die Stadt Vale war ein blühender Ort für Handel und Gewerbe, obwohl sie eine Festungsstadt war. Man sah viele reiche Kaufleute in ihren luxuriösen Kutschen durch die Stadt fahren. Auch Söldner und erfahrene Jäger waren in der Menge zu finden.

"Wir verkaufen erstklassige Waffen! Kommt und seht euch unsere Waffen an!"

"Kommt! Wir bieten das leckerste Essen in der ganzen Stadt!"

Leric ignorierte die schreienden Ladenbesitzer und schritt weiter. Auf seinem Rundgang durch die Stadt benutzte er immer wieder die virtuelle Karte, um mögliche Gefahren zu erkennen, die sich als gefährlich erweisen könnten. Nach etwa dreißig Minuten Fußmarsch blieb Leric stehen und schnupperte die Luft. Seine Nase zuckte und seine Augen funkelten erwartungsvoll. "Endlich habe ich einen Kräuterladen gefunden! Hoffentlich haben sie alles, was ich brauche."

Leric folgte dem Geruch von Kräutern und stand schließlich vor einem dreistöckigen Gebäude. Der Laden sah viel nobler aus als all die anderen Läden, die er in der Stadt gesehen hatte! So wie es aussah, hatte der Besitzer dieses Kräuterladens einen mächtigen Hintergrund!

"Ein Laden dieser Größe sollte alles haben, was ich brauche." Er lächelte, als er den Laden betrat.

Die beiden Espers der Stufe 1, die den Laden bewachten, machten Platz für ihn, als sie seine außergewöhnliche Anwesenheit bemerkten. An der Art und Weise, wie er sich bewegte, konnten sie sofort erkennen, dass dieser Mann einen gewissen Status hatte.

Als Leric den Laden betrat, sah er eine Reihe von Kräutern, die fein säuberlich in die Regale gestellt waren. Sie waren nach ihrem Wert und ihrer Bedeutung sortiert. Unter den Waren befanden sich auch einige seltene spirituelle Pflanzen und Samen. Es schien, als hätte er den richtigen Ort gefunden, um nach Kräutern zu suchen!

Plötzlich hörte Leric eine Reihe von Schritten, die sich in seine Richtung bewegten. Er blieb stehen und drehte sich um, um die Person zu sehen, die auf ihn zukam, und sah eine junge Frau, die wohl in ihren späten Teenagerjahren war. Sie hatte langes schwarzes Haar, das ordentlich zu einem Dutt gebunden war. Sie trug eine Brille, die sie wie eine streberhafte Frau aussehen ließ.

Leric dachte, sie sei auch eine Kundin, aber als er sah, dass sie einen marineblauen Bleistiftrock und ein dazu passendes weißes Oberteil trug, wurde ihm klar, dass sie zur Belegschaft dieses Kräuterladens gehörte.

"Guten Morgen, lieber Kunde! Mein Name ist Anna, eine Angestellte dieses Kräuterladens. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, kann ich Ihnen bei der Suche nach den gewünschten Artikeln helfen." Anna lächelte, als sie in Lerics hübsches Gesicht blickte. Sie war verblüfft, als sie ihn das erste Mal den Laden betreten sah. Sie hatte in ihrer ganzen Zeit als Angestellte in diesem Laden noch nie jemanden gesehen, der so gut aussah wie er.

"Oh, das wäre großartig!" Leric lächelte aufrichtig. Mit der Hilfe eines Angestellten würde er sicher schneller die benötigten Kräuter im Laden finden.

Als Anna seine Zustimmung vernahm, vertiefte sich ihr Lächeln. Es freute sie, dass der gutaussehende Kunde ihr Angebot annahm. Ihr sonst eher eintöniger Alltag als Angestellte in diesem Laden bekam durch Lerics Anwesenheit einen erfreulichen Lichtblick.

"Könnten Sie mir verraten, wonach Sie suchen?" fragte Anna und zog ein kleines Stück Papier und eine Schreibfeder aus ihrem Speicherring.

Leric war bei diesem Anblick recht überrascht. In dieser Welt war es nur den Reichen und Mächtigen vergönnt, einen Speicherring zu besitzen, denn ein Speicherring galt als höchst begehrenswert – er war bequem überallhin mitzunehmen und sein Wert stieg mit seinem Fassungsvermögen. Anna schien demnach keine gewöhnliche Angestellte zu sein.

Er nannte ihr alle Kräuter, die er benötigte, und sie notierte sie sorgfältig. "Haben Sie alle diese Kräuter vorrätig?" fragte er behutsam. Es wäre ärgerlich, wenn er nicht alles in einem Geschäft fände.

Anna überlegte kurz und lächelte dann. "Unter den Kräutern, die Sie aufgezählt haben, sind sechs besonders selten und schwer zu beschaffen. Aber Sie haben Glück – wir haben gerade neu eingekauft, daher sollten alle vorrätig sein."

Lerics Augen funkelten, als er das hörte, und er ließ erleichtert die Schultern sinken. Er müsste nicht weiter andere Geschäfte aufsuchen. "Das ist wunderbar! Ich würde mir gern die Kräuter anschauen, bevor sie verpackt werden," sagte er mit einem verschmitzten Lächeln. Auch wenn Anna einen guten Eindruck auf ihn machte, wollte er bei den Kräutern auf Nummer sicher gehen, da sie lebensrettend sein könnten und einige davon auch für seinen eigenen Gebrauch bestimmt waren.

Anna kniff die Augen zusammen, als sie seine Bitte hörte. Dieser Kunde war wirklich vorsichtig, aber das störte sie nicht. Die Welt da draußen war gefährlich und ein gewisses Maß an Vorsicht konnte nie schaden.

"Natürlich! Bitte warten Sie hier an der Theke auf mich," sagte Anna mit einem verständnisvollen Lächeln.

"Sicher," erwiderte Leric und nickte, ging allerdings nicht sofort zur Theke. Anna würde einige Zeit brauchen, um die Kräuter zusammenzustellen. Er hatte spezielle Anforderungen und daher ließ er ihr die nötige Zeit.

Währenddessen schlenderte Leric in den zweiten Stock des Ladens, um die Vielfalt der Kräuter zu begutachten. Hier gab es alle möglichen seltenen und ungewöhnlichen spirituellen Pflanzen und Früchte. Der Laden musste eine beeindruckende Quelle haben. Er entdeckte sogar ein Kraut mit einer Preisauszeichnung von 1000 Goldmünzen – absolut teuer und vermutlich das kostspieligste im ganzen Geschäft!

"Zu bedenken, dass sie solch ein Kraut tatsächlich führen…" Leric schmunzelte bei dem Anblick.