Chereads / Meine Frau ist die Asura-Kaiserin / Chapter 4 - Der erste Kuss

Chapter 4 - Der erste Kuss

Rio spürte, wie eine kalte und doch federleichte Hand auf seine eigene gelegt wurde. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Nie hätte er gedacht, dass das Mädchen, das sein Herz so tief bewegt hatte, als er sie zum ersten Mal im Land des Feindes erblickte, eines Tages seine Frau werden würde.

"Nun richtet euer Gebet an Gott, dass ihr einander als Mann und Frau annehmt, und schwört auf Mana, Blut, Familie, Ahnen und Himmel, dass ihr euch gegenseitig mit Liebe und Unterstützung zur Seite steht, besonders in schweren Zeiten. Erfreut euch an der Herrlichkeit des anderen und seid füreinander da in Krankheit," erklärte Dylan mit einer heiteren Stimme, da er über die Hochzeit seiner Tochter glücklich war.

"Ich, Rio Havenglow, erbete vor Gott, diese mir gegenüberstehende Frau, schöner noch als die Engel des Himmels, zur Gattin. Ich schwöre auf mein Mana, mein Blut, meine Familie, meine Ahnen und den Himmel, dass ich sie immer innig lieben werde. Ich werde mich an ihrer Größe erfreuen, sie in schweren Zeiten stützen und für sie sorgen, wenn sie krank ist. Diese Worte werde ich halten, solange sie mir nicht untreu ist," sagte Rio, während er ihren juwelgleichen roten Augen in die Tiefe blickte.

Lias Kälte schmolz ein wenig bei seinem Schwur. Wärme breitete sich in ihrem Herzen aus.

Sie sah zu ihrem Vater, da sie nervös war, doch er nickte ihr ermutigend zu.

Mit zögernder Stimme sprach sie: "Ich, Lia Devlin, erbete vor Gott, Rio Havenglow zu meinem Gatten zu nehmen. Ich schwöre auf mein Mana, mein Blut, meine Familie, meine Ahnen und den Himmel, ihn immer innig zu lieben. Ich werde in seinem Glanz Freude finden und ihm in schwierigen Zeiten beistehen. Ich werde für ihn sorgen, wenn er krank ist."

Diese Worte sprach sie, blickte jedoch in eine andere Richtung, denn ihre Wangen färbten sich rot.

"Perfekt. Besiegelt nun euren Bund mit einem Kuss, und eure Ehe wird offiziell geschlossen sein," sagte Dylan, lächelnd von einem Ohr zum anderen, während bei Lia vor Schüchternheit gleichsam Rauch aus den Ohren quoll.

Sein Blick deutete Rio, was zu tun war.

Dieser verstand und trat zu Lia. Da er einen Kopf größer war, konnte er, als er vor ihr stand, in ihre meergrünen Augen schauen.

Mit einer Hand umfasste er ihre Taille und legte die andere sanft an ihren Kopf. Dann näherte er sein Gesicht dem ihren. Ihr blumiger Duft drang in seine Nase.

Lia setzte keinen Widerstand entgegen und schloss die Augen. Ihre warmen Lippen trafen aufeinander, und Rio spürte eine elektrische Welle durch seinen Körper ziehen. Ihre weichen Lippen, gleichsam den Blütenblättern einer Rose, waren wie ein Rausch. Ihr beider Herzschläge hallten im Ohr des anderen wider.

Um sie herum entstand ein Leuchten, und ein wohlig warmes Gefühl erfüllte ihre Körper. Dylan sah ein Blatt-Tattoo auf jeweils einer Schulter der beiden entstehen.

"Wow… Wer hätte gedacht, dass der Himmel euch beide so segnet. Ich habe nur in Legenden davon gehört. Diese Blätter auf euren Schultern sind ein Segen des Himmels, der eure Seelen miteinander verknüpft. Ihr werdet die Position des anderen auch über große Distanzen hinweg spüren und könnt in Gedanken miteinander kommunizieren," staunte Dylan, während Lia der Kuss verlegen machte.

Sie wollte es nicht eingestehen, doch hätte sie sich gewünscht, der Kuss würde noch etwas länger andauern. Sie empfand eine Art seltsamer Glückseligkeit.

Rio berührte die Tätowierung auf seiner linken Schulter, die dieselbe war wie die auf Lias rechter Schulter.'"Jetzt bist du mein Schwiegersohn. Ich werde diese Nachricht allen verkünden", sagte Dylan.

Rio hob abwehrend die Hand und erwiderte: "Warte mal."

"Was ist los?" Das Vater-Tochter-Gespann sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.

"Es würde Ärger geben, wenn du die Nachricht verbreitest, dass ein Mensch die Asura-Kaiserin heiratet. Bitte formuliert das so um, dass auch ich ein Asura zu sein scheine, und sorgt dafür, dass keiner, auch hier nicht, weiß, dass ich ein Mensch bin", sagte Rio, besorgt darüber, dass er von Menschen gefangen genommen werden könnte.

"Oh… da hast du wohl recht… Manche Informationen sollten wir wirklich für uns behalten. Ich möchte nicht, dass meine frisch verheiratete Tochter so schnell zur Witwe wird", meinte Imperator Dylan mit einem bittersüßen Lächeln.

Er fügte hinzu: "Später werde ich dir helfen, einen Zauber zu erlernen, der dich als Asura tarnt. Du kannst erstmal mit Lia gehen und euer Zimmer ansehen. Morgen früh beginnen wir mit deinem Training. Habt eine unvergessliche Nacht, ihr beiden."

Mit einem Zwinkern verließ er den Saal.

Eine peinliche Stille entstand zwischen ihnen.

"Ich kann es immer noch nicht fassen. Ich glaube nicht, dass er wollte, dass ich dich heirate, nur damit ich seine Macht erbe. Da steckt sicher mehr dahinter", durchbrach Rio die Stille, indem er sie nach seinen Zweifeln fragte.

"Du bist gar nicht so dumm, wie du aussiehst, aber warum hast du ihn nicht selbst gefragt?" entgegnete Lia mit einem amüsierten Funkeln in den Augen.

"Solltest du keine Angst haben, solche Eide zu brechen und deinen Mann zu verspotten und ihn für dumm zu erklären? Ich habe ihn nicht gefragt, weil er es mir sowieso nicht gesagt hätte, und außerdem bist du mein engster Vertrauter hier im Land der Asura, also frage ich dich", entgegnete Rio, der wusste, dass sie in diesem Leben zu seiner engsten Familie geworden war.

"Der heilige Eid verbietet es den Ehefrauen nicht, ihre Männer aufzuziehen, und ja, es gibt einen weiteren Grund, aus dem ein Mensch zum Ehemann auserwählt wurde", sagte Lia mit ernster Stimme.

"Was für einen Grund?" Rio zog die Stirn in Falten, als er sie mit neugierigen Augen ansah.

"Als ich zur Welt kam, hieß es, ich würde zur größten Feindin der Menschen werden und würde an meinem zweiundzwanzigsten Geburtstag von menschlichen Kriegern getötet werden. Aber..." Lia sprach in ernstem Tonfall, hielt dann inne und zögerte, weiter zu sprechen.

"Aber...?" hakte Rio nach.