Als die Nacht hereinbrach, hatte ich gedacht, ich würde bequem auf meinem luxuriösen Bett schlafen, doch es kam anders. Jedes Mal, wenn ich meine Augen schloss, verfolgten mich seine Blicke. Diese kalten und gleichgültigen Augen, die ich gesehen hatte, bevor ich hingerichtet wurde. Warum verfolgte er mich nun? Lag es vielleicht daran, dass ich mich immer noch nicht darum bemüht hatte, unsere Beziehung zu verbessern?
"Killian, ich brauche Zeit, um alles wiedergutzumachen", flehte ich, als wäre er tatsächlich da und würde mich heimsuchen. "Ich würde dich nie zu einem kalten und gleichgültigen Menschen werden lassen", gelobte ich. "Ich werde mein Leben damit verbringen, unsere Beziehung stärker zu machen als die zu deiner leiblichen Mutter."
Als ob er nun endlich mit meiner Antwort zufrieden wäre, verschwanden seine Augen aus meinem beunruhigten Geist. Erleichtert atmete ich auf, als die Dunkelheit meine geschlossenen Augen willkommen hieß. Ich strich mit der Hand über das seidene Bettlaken, auf dem ich lag, dankbar, einen weiteren Tag leben zu dürfen, und schlief dankend ein.
Mit dem Morgen kam die Wärme der Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht und der Duft meiner liebsten roten Kamelie. Lina hatte sie sicherlich für mich hierhergestellt. Als ich meine Augen öffnete, lächelte ich und reckte mich. Das Erste, was mir ins Auge fiel, waren die schockierten Gesichter von Norma und Lina, die mich ansahen, als hätte ich jemanden ermordet.
Ich hob fragend eine Augenbraue, und erschrocken senkten sie ihre Köpfe. Ihre Ausdrücke waren nun ein Quell der Unterhaltung für mich.
Ich schlug den Vorhang meines Bettes zurück und bewegte mich, während Norma herbeieilte und meinen Schlafanzug bereithielt, damit ich ihn leichter anziehen konnte. "Als Herzogin fühlt man sich manchmal wie eine Behinderte", dachte ich. Ich hatte diese Privilegien früher genossen, ihre Unterwürfigkeit, aber nun empfand ich es als Tyrannei des Adels gegenüber den einfachen Leuten.
Ich schüttelte diese deprimierenden Gedanken ab und lächelte. Ich ging zum Fenster, das zum Garten hinausging, holte tief Luft und begrüßte den neuen Tag mit offenen Armen.
"Heute werde ich mein Versprechen an dich halten, Killian", sagte ich entschlossen und begann meinen Tag mit meiner täglichen Routine. Lina und Norma halfen mir beim Baden, während Kate meine Kleider vorbereitete. Alle wirkten heute ein wenig weniger eingeschüchtert durch mich.
"Diese Ohrringe und der Anhänger stehen euch ausgezeichnet", lobte ich sie, und beide verneigten sich und lächelten schüchtern, ihre Ohren dabei rötlich verfärbt. Aber Sorge lag immer noch auf Linas Gesicht, doch ich ließ es auf sich beruhen. Mit der Zeit würde sich das legen. Ich hatte ein langes Leben vor mir, um ihre Ansichten zu ändern, ein sehr langes Leben.
Ich setzte mich auf den Stuhl vor meinem Schminktisch und betrachtete erneut mein jüngeres Ich im Spiegel, während die Mädchen damit beschäftigt waren, mich zu schmücken, als sei ich ein Kunstwerk. Egal wie oft ich mich seit gestern in der Spiegelung gesehen hatte, es beeindruckte mich immer wieder.
Kate fragte mich zögerlich, als sie meinen ständigen Blick im Spiegel bemerkte: "Eure Hoheit, entsprechen die Schmuckstücke nicht Eurem Geschmack?" In diesem Moment bemerkte ich, dass ich ein Amethyst-Set trug, das viele Adlige nicht mochten, weil es im Vergleich zu anderen Edelsteinen weniger wert war.
"Entschuldigt, Eure Hoheit...", hob ich die Hand, um sie zu unterbrechen,
"Es passt gut zu meinem lila Kleid, gut gemacht, Kate", lobte ich sie, und sie lächelte wie eine erblühende Blume – so leicht zufriedenzustellen.
"Lina, ich möchte mit Lord Killian frühstücken. Alles soll perfekt sein", sagte ich. Verwirrung spiegelte sich in ihren Augen wider, aber wie immer verneigte sie sich tiefer und verließ mein Gemach."Kate, ich möchte, dass du ein Geschenk für Lord Killian vorbereitest; etwas, das ihm gefallen würde", sagte ich, als sie mir den letzten Ring an den Finger steckte.
Auch sie verneigte sich und verließ den Raum; nun waren nur noch ich und Norma, meine jüngste Angestellte, übrig.
Ich beobachtete das Mädchen unsicher, unschlüssig, wie ich meine Frage formulieren sollte. Sie war gerade mal achtzehn und damit viel näher an Killians Alter als an meinem.
"Norma, welche Worte geben einem Kind ein gutes Gefühl?" Schließlich stellte ich ihr die Frage und wie erwartet, wirkte sie schockiert.
"Wenn du weiterhin so die Augen aufreißt, werden sie für immer so bleiben und dann wird dich niemand heiraten wollen." Ich drohte ihr in einem ernsthaften Ton, und zu meiner Überraschung wirkte es – ihr Gesichtsausdruck wurde völlig normal und ruhig, aber sie schwieg noch immer, was meine Ungeduld steigen ließ.
"Nun also", fragte ich diesmal bestimmend, um sie wieder zur Besinnung zu bringen.
"Eure Hoheit, jedes Kind mag es gelobt zu werden. Sie spielen und essen gerne leckere Dinge, und sie mögen Umarmungen und Küsse", antwortete sie zögerlich, aber bestimmt.
"Gut, dann erstellst du innerhalb von zwei Tagen eine Liste mit Dingen, die Kinder mögen; es sollte wirklich alles darauf stehen", befahl ich. Diesmal lag ein zufriedenes Lächeln auf meinen Lippen, das ihr Sicherheit gab, und auch auf ihrem Gesicht zeigte sich ein Lächeln.
"Ja, Eure Hoheit", erwiderte sie mit einem Nicken und verneigte sich.
Wenige Minuten später kam Kate mit einer kleinen Kiste zurück und kurz darauf erschien Lina,
"Eure Hoheit, das Frühstück wird im Gemach des jungen Lords serviert, und der Herr ist über euer Kommen unterrichtet worden."
Ich nickte und nahm die kleine Kiste entgegen, während ich fragte: "Hat er etwas dazu gesagt?"
Lina verneigte sich und nickte, "Er sagte, er werde auf Eure Hoheit warten."
Ein Lächeln entfaltete sich auf meinem Gesicht; es gab also noch eine Chance auf Wiedergutmachung. Obwohl ich es nicht mit der Vergangenheit vergleichen konnte – ich hatte ihn nie zuvor um ein gemeinsames Frühstück gebeten – stellte ich mir die Frage: 'Hätte er damals ebenso eingewilligt?' So sehr ich auch versuchte davon zu laufen, blieben die Erinnerungen an die Vergangenheit beharrlich, gleichsam wie die Wellen des Meeres stets die Küste nässen, sodass sie niemals trocken bleiben kann.
Dieser Gedanke hinterließ sofort einen bitteren Geschmack in meinem Mund.
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