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Chapter 6 - Fürsorglicher Großvater (2)

'"Ja, Hua'er? Fühlst du dich unwohl?" fragte Meister Nan besorgt.

Eine Tasse erschien in Nan Huas Hand. Sie hatte sie unbemerkt von den Dienern entwendet. Obwohl ihr Körper schwach war, war es ihr gelungen, eine Tasse zu entwenden. Für alles Weitere würde sie allerdings mehr Übung benötigen.

"Ist das Beweis genug?" fragte Nan Hua langsam.

Meister Nan war verblüfft. Er nahm die Teetasse und bemerkte, dass sich Rückstände darin befanden. Der Geruch von Kräutern war schwach, gemischt mit etwas anderem. Seine Augen verengten sich.

"Tong, überprüfe den Inhalt."

"Ja, Meister." Ein Diener trat vor und nahm den Becher entgegen. An seiner Kleidung konnte Nan Hua erkennen, dass er unter den Dienern die höchste Position innehatte.

"Hat sie dich vergiftet, Schwester?" Nan Luos Augen verdüsterten sich. "Ich werde zur Akademie gehen und diesen jungen Meister Long zur Rede stellen..."

"Tu das nicht."

"Aber..."

"Sie sind unterschiedlich." Nan Hua blinzelte. Sie spürte, dass die beiden Geschwister sich sehr unterschieden. Zudem war Long Qian Xing der Verlobte ihres Körpers, und sie hatte nicht vor, ihm das Leben schwer zu machen.

Nan Luo schnaubte genervt.

Nan Hua richtete ihren Blick erneut auf ihren Großvater. Ihre dunklen, obsidianschwarzen Augen sahen deutlich seine aufrichtige Sorge und seinen Entschluss, für sie Wiedergutmachung zu suchen. Für jemanden, der früher alleine war, war dieser Anblick seltsam.

"Reicht die Tasse aus, Großvater?"

"Leider nein." Meister Nan runzelte die Stirn. Wenn eine einfache Tasse genügen würde, Long Xu Nian zu Fall zu bringen, wäre sie schon lange in Schwierigkeiten gewesen. Leider waren die Dinge nicht so einfach.

"Ich verstehe." Nan Huas Augen leuchteten auf. Es schien, dass sie eine Gelegenheit bekommen würde, wenn Long Xu Nian wieder Ärger provozierte. Sie mochte es nicht, anderen Probleme zu bereiten, aber wenn andere versuchten, ihr welche zu machen, sollten sie nicht erwarten, dass sie nachsichtig war.

Was sie nun brauchte, war, sich mit den Gesetzen und Gebräuchen dieser Welt vertraut zu machen.

Sie wollte sich nicht unüberlegt ihr eigenes Grab schaufeln.

Geduld.

Das war eine der wichtigsten Lehren, die sie schon als Kind gelernt hatte. An Geduld fehlte es ihr nicht.

"Hua'er, bist du müde?" fragte Meister Nan sanft, als er sah, dass sie starr nach vorne blickte. Er setzte sie ab und hockte sich vor seine Enkelin, damit er ihr Gesicht direkt ansehen konnte. Der Größenunterschied zwischen den beiden war enorm, es war schwierig für ihn, sein Enkelkind direkt anzusehen.

Jetzt, da er auf Augenhöhe mit ihr war, konnte er direkt in ihre dunklen, obsidianschwarzen Augen blicken. Sie waren so kalt wie eh und je. Dennoch hatte er das Gefühl, dass etwas anders war.

"Mhm." Nan Hua musste noch mehr über diese Welt herausfinden. Ausruhen würde ihr guttun.

"Xiao Yun, Bai Yin, bringt die junge Dame zurück in ihre Gemächer."

"Jawohl, Meister."

Die beiden waren Nan Huas Zofen. Wenn sie das Anwesen der Familie Long besuchte, nahm sie nur Xiao Yun mit, während Bai Yin zurückblieb.

Meister Nan beobachtete seine Enkelin und spürte eine leichte Beklemmung. Seit dem Tod seiner Schwiegertochter vor nicht allzu langer Zeit war Nan Hua noch verschlossener geworden als zuvor. Es war so, als sei das kleine Mädchen nicht mehr dasselbe.

"Großvater, hat dieses Mädchen aus der Familie Long tatsächlich Schwester schikaniert?" Nan Luos Augen verdunkelten sich. Alle seine spielerischen Gesten verschwanden wie Rauch. Nur in Anwesenheit seiner Zwillingsschwester gab er sich niedlich.

Meister Nan fuhr seinem Enkel durchs Haar. "Selbst wenn sie das getan hat, können wir nicht offen vorgehen. Keine Sorge, ich werde nicht zulassen, dass meine Enkelin leidet."

"Sag mir, ob ich etwas tun kann."

"Du?" Die Augen von Meister Nan verengten sich. "Geh zurück und beende deine Kopiern, sonst gibt es kein Abendessen."

"Neeein! Großvater, diese Worte sind die Hölle! Alles, bloß das nicht, ah!"

"Du unverschämter Bengel, her mit dir! Ich zeige dir, wie man einem frechen Jungen den Hintern versohlt!"

"Hilfeee!"