Wie? Wo? Was?
Hast du einen Schlaganfall oder warum stellst du die drei W-Fragen?
Ich denke eher, das ist normal bei ihm.
Klappe ihr Beiden.
Eine Woche später trainierte ich mit A-Lyn. Ich merkte, seitdem ich so viel mit dem Rat der Dreizehn, meinen Bücherladen und Esyia zu tun hatte, war ich eingerostet. A-Lyn griff mich mit einen Schwert an, ich blockte sie und stieß sie weg.
„Komm schon, A-Lyn, streng dich an!"
„Na warte, Lolo! Salires!"
Sie sprang in einen hohen Bogen auf mich zu. Ach, jetzt wollte sie doch Magie einsetzen! Also gut, meine Liebe, du hast es so gewollt.
„Lanueris!"
Ich stand einige Meter weit weg, als A-Lyn landete. Sie hatte so eine Kraft in diese Attacke reingelegt, dass sie einen gigantischen Krater hinterließ.
„Ictusa Twilaris!"
Ich schlug sie einige Meter weg. Etwas zu feste, andere hätten sich es nicht getraut, eine Hüterin zu weit zu schlagen, aber A-Lyn hätte es mir nie verziehen, wenn ich sie nicht so wie jeden anderen Magier behandeln würde. Bevor sie mich erneut angreifen konnte, hielt Merlin sie fest.
„Setz dich mal kurz auf die Ersatzbank, ich übernehme."
A-Lyn tat das etwas widerwillig, aber sie tat, wie befohlen. Merlin holte Flixia aus seinen Mantel, ich hatte zuvor gegen A-Lyn, die keine magische Waffe besaß, mit einer Waffe aus Armistra gekämpft. Also musste ich mein Schwert erstmal aus der Lederjacke ziehen. Wir umkreisten uns eine Weile, bevor er den ersten Schritt machte und mich angriff. Ich wich aus, doch er baute mir mit Tarrealis eine Stolperfalle und ich fiel hin. So schnell machte er mich nicht fertig.
„Aquarialis, Wirbelstrom!"
Eine Wasserhose bildete sich aus meiner Handfläche und traf ihm direkt am Oberkörper. Er flog einige Meter und landete auf den Hintern. Ich schickte direkt Restra hinterher, doch er schützte sich mit Cliperus. Er hatte mit Ciesglaelis einen Teil der Erde um mich herum vereist. Doch dieses Mal fiel ich nicht darauf ein.
„Moflec Lis!"
Es war Tag, also waren meine Tagattacken stärker als seine Nachtattacken. Der Tagschleim verfolgte Merlin aktiv und lenkte ihn ab.
„Minimalix…"
Während Merlin versuche sich vor diesen intelligenten Schleim in Sicherheit zu bringen schrumpfte ich ihn. Tja, bei Merlin musste man sowohl nachdenken als auch kämpfen. Als mein Meister sage und schreibe fünfzehn Zentimeter groß war, ließ ich ihn mit Staterio zu mir schweben und hielt ihn am Mantel zwischen Zeigefinger und Daumen fest.
„Du bist wirklich unmöglich!"
Hörte ich seine piepsig hohe Stimme sagen.
„Tja Merlin, du kennst meine Qualitäten."
„Ich will ne Revanche!"
„Tut mir leid, Meister, aber ich muss gleich los. Heute wird es etwas stressig, wir verurteilen Riguldo und die Frauen der Negativen. Danach muss ich mit Noman zusammen Matterius Jeevah den ersten verhören. Gianturalis Normalgröße."
Merlin wurde langsam wieder größer und stellte sich gerade neben mich, nebenbei klopfte er sich den Staub aus dem Mantel.
„Vergiss nicht, dass wir heute Abend feiern. Ignis nimmt endlich den Trank ein, den wir so mühevoll zusammengerührt haben. Zusätzlich feiern wir in unseren siebzehnten Hochzeitstag und wir wollen mit euch allen zusammen sein."
„Ich finde es schön, dass Ignis beschlossen hat, bis zu euren Hochzeitstag zu warten."
Wir liefen zusammen in Richtung Haus und unterhielten uns kurz.
„Sag mal Loki, Ignis hat nichts dagegen, wenn ich dich begleiten würde…"
„Gerne, es wäre mir sehr lieb, wenn du mich begleiten könntest. Aber bitte hau Riguldo nicht nochmal eine rein."
Wir wollten ihn schon vor drei Tagen verurteilen, aber es ist mit Merlin durchgegangen und er hat Riguldo so einen Schlag verpasst. Schlag ist sogar noch untertrieben, Riguldo flog mehrere Meter und musste medizinisch versorgt werden. Noman war von dieser Nachricht am wenigsten begeistert. Apropos Noman ich unterrichtete ihn in die Lehre der Anuyomi und er war sichtlich interessiert.
„Dieses Mal werde ich mich wohl oder übel beherrschen. Danach kann ich auch gerne zu deinen Großvater mitkommen."
„Danke, das ist sehr lieb von dir."
Er war in letzter Zeit wieder mehr Vater als Meister und beschützte mich etwas zu arg. Warum ich ihn trotzdem ließ? Naja, ich hatte die Befürchtung demnächst wirklich eine ganze Unkreatur zu werden, weswegen ich deswegen mit den stärksten Magier überhaupt unterwegs sein wollte. Ich konnte es kontrollieren, also mich aktiv in den Wolf der grünen Flammen verwandeln, aber seit dem ich eine halbe Unkreatur war, Merlin hatte extra für mich den Begriff Shidao eingeführt, verstand ich die Unkreaturen um mich herum. Sie hatten alle eine Stimme, die für mich wie die des Königs klang. Und obwohl ich es als unangenehm empfand, die Vorteile waren enorm. Meine Sinne waren ohne Magie so verdammt scharf und meine grünen Flammen waren noch heißer geworden. Kalli und A-Lyn hatten sich auf die Veranda gesetzt. Kalli hatte Roro wie eine Katze auf dem Schoß und lernte.
„Na Schwesterherz, wie läufts?"
Sie sah mich an und lächelte sanft.
„Gut, ich denke ich kann morgen schon mit Ignistra weitermachen können."
Ich lächelte zurück und streichelte kurz durch ihre Haare.
„Hilf aber heute lieber Ignis beim Vorbereiten, ich komme pünktlich zur Feier."
Wir betraten das Haus und Noman kam mir direkt entgegen. Bei ihm war Thorsten, sie waren schon bereit.
„Ich nehme Merlin noch mit. Er hat ja eh schon Schweigepflicht, also-"
„Du musst dich nicht rechtfertigen, Merlin darf jederzeit mit."
Ignis und Alezsa stand in der Küche und machten sich Tee. Wir hatten für heute Abend einen Raum bestellt. Auch weil sehr viele Gäste kommen wollten und Ignis, auch wenn sie eine Göttin am Herd war, aber so viel konnte auch sie nicht.
„Passt bitte auf euch auf."
„Macht euch keine Sorgen. Er kann nichts tun, wir haben sein prämagisches Schild blockiert."
Erklärte Noman stolz.
Eine Stunde später trug ich wieder meine Robe und mein Diadem. Merlin hatte eine blaue Robe bekommen, als Gast stand sie ihm zu. Das war eine der seltenen Momente, wo in der Kammer der Dreizehn gefilmt werden durfte. Um genau zu sein wurde der ganze Prozess von Riguldo übertragen. Ich atmete tief durch und richtete meine Haare kurz vor dem Spiegel, als Merlin mir eine Zigarette hinhielt.
„Ich gebe eine aus. Du siehst aus wie ein nervöser kleiner Hund."
„Ach leck mich, aber danke für die Zigarette. Ich nehme sie gerne an."
wir setzten uns an Fenster und rauchten.
„Merlin, ich möchte nachher was versuchen. Kann ich auf deine Hilfe zählen?"
Er nickte.
„Darf ich fragen was?"
„Ich möchte wissen, ob es möglich wäre, dass jemand der in der Lage ist Anuyomi zu nutzen, mich rein theoretisch zu beschwören."
„Ha, das wäre geil, dann könnte ich jedes Mal, wenn du gerade Sex hast, holen."
„Eben das befürchte ich auch."
Merlins Zigaretten schmeckten nach Sjn.
„Danke für die Zigarette."
Er sah auf meine Hände, noch trug ich die fingerlosen Handschuhe, die mich als gebärreife Magierin entblößten. Aber ich hatte mir wenigstens Handschuhe ausgesucht, die auch zu mir passten, schwarze fingerlose Handschuhe, ähnlich wie die von Merlin.
„Wie geht es dir damit?"
Fragte er.
„Scheiße…"
Er seufzte.
„Hör mal, das ist nun wirklich nicht so schlimm, wie du denkst."
„Ach wirklich?"
Fragte ich mit sarkastischen Unterton.
„Warum magst du es nicht?"
Fragte er… noch niemand war auf die Idee gekommen mich danach zu fragen. Um ehrlich zu sein wusste ich selbst nicht so recht, warum ich so eine Abneigung gegenüber den Gedanken hegte, selbst schwanger zu werden. An sich war es mir egal, wenn ich einen schwangeren Magier oder Magierin auf der Straße sah, mir war es schon immer egal, was andere mit ihren Leben anstellten, Hauptsache sie redeten mir nicht ein, wie ich meines zu leben hatte. Bitte nicht falsch verstehen, ich rede natürlich auch niemanden rein. Aber der Gedanke daran war einfach unangenehm. Ich saß ihm gegenüber und er sah mich verwirrt an. Dann fiel es mir wieder ein. Wie ich damals Kalli aus der Gebärtasche meiner Mutter ziehen musste, all das Blut, wie sie während der Schwangerschaft und der Geburt gelitten hat, wie angewidert ich war.
„Ich… denke es liegt daran, dass ich mit acht Jahren bei Kallis Geburt dabei war. Mutter hat mich gezwungen sie aus ihrer Gebärtasche rauszuholen. Außerdem hat sie mir immer vorgeworfen, dass ich ein furchtbares Wesen war, was gnadenlos aus ihr herausgekrochen kam."
„Okay, aber du weißt, solange du die Handschuhe während deiner Blutung trägst, kann dir nichts passieren, oder?"
„Ich… ich weiß das, aber wer sagt, dass ich jetzt nicht doch…"
Er nahm liebevoll meinen Kopf in seine Hand und lächelte.
„Liebe Loki, du bist nicht mehr bei den Negativen. Dein Leben und deine Gebärtasche gehören dir, wenn du drei Kinder willst, darfst du das, aber wenn du keine willst, dann wird dir hier niemand einen Vorwurf machen oder dich gar auf den Scheiterhaufen stellen."
„Ich weiß, diese Angst ist dumm…"
„Keine Angst ist dumm, solange wir davon Gänsehaut bekommen."
Dann klopfte es, es war so weit.
„Na dann, lass uns anfangen. Treten wir Riguldo in den Hintern."
Merlin freute sich meiner Meinung nach etwas zu sehr. Wir liefen den Gang entlang und betraten die Kammer der Dreizehn. Ich setzte mich auf meinen Platz, Merlin saß schräg hinter mir und wir sahen die anderen nach und nach hineinkommen. Thorsten kam als dreizehnter hinein und die Kammer wurde verschlossen. Nur einige Reporter standen zwischen uns. Sowas hatte ich noch nie mitgemacht, es fühlte sich auch sehr unschön an. An den Wänden tummelten sich Wachen und die spezielle Einheit des Hochsicherheitsgefängnisses von Lusania. Ein gut gekleideter Mann, der Sprecher, trat hervor. Er schrie:
„Zähle durch. Der höchste Magier, Thorsten Lügenbrück, anwesend."
Er machte eine kurze Pause, bevor er ohne Luft zu holen schrie:
„Nummer eins von zwölf hohen Magiern, Loki Esyia Woods, Nummer zwei von zwölf, Noman Adyn, Nummer drei von zwölf Tiancha van Bergauf, Nummer vier von Zwölf, Kleta Warius, Nummer fünf von Zwölf Yensah Sirtha, Nummer sechs von zwölf, Andromeda Hal, Nummer sieben von zwölf Rania vom Phönixhof, Nummer acht von zwölf, Elmich Sonders, Nummer neun von Zwölf, Andrix Magian, Nummer zehn von zwölf, Randmira Booluwix, Nummer elf von zwölf Aral A-Gyrian und Nummer zwölf von zwölf Toma Hirond. Der höchste Magier hat einige Reporter für die Live-Übertragung des Prozesses von Riguldo Clouds dabei. Hohe Magier bitte stellen sie ihre Begleiter vor."
Ich stand als erste auf und sagte, laut und deutlich:
„Ich, Nummer eins von zwölf, Loki Esyia Woods habe den Magier Merlin E. Woods dabei. Vereidigt."
Dann stand Noman auf, er hatte Sajin mitgenommen.
„Ich, Nummer zwei von zwölf, Noman Adyn, habe den ehemaligen hohen Magier Sajin Lumunis dabei. Vereidigt durch den Schwur der Hohen Dreizehn."
kurz sahen alle Sajin an und winkten. Toma hatte noch seinen Schüler Schrägstrich Neffen dabei. Den stellte er auch kurz vor:
„Ich, Nummer zwölf von zwölf, habe meinen Schüler Toral Hirond dabei. Vereidigt."
Er hatte mal wieder seinen Namen vergessen. Thorsten nickte und verkündete:
„Hier und heute werden wir einen Fehler korrigieren und einen Mann verurteilen, der in seiner Zeit als Höchster des Rates der dreizehn und in seiner Zeit als hoher Magier Nummer sieben unverzeihliche Verbrechen begangen hatte. Riguldo Clouds, geboren am sechsten Tag unter dem Sternzeichen Krebs im Jahre fünfhundert vor der Schlacht von Elystria. Er wurde bereits am Tag vor der Nacht der grünen Flammen verbannt, da er versuchte seine Taten in seiner Zeit als Höchster zu verschleiern, und im selben Zuge ein Attentat auf die hohe Magiern Nummer eins verübte. Zu seinen Taten kommen wir heute noch ausführlicher, da wir für mehr, für viel mehr, Beweise offenlegen können. In der vorherigen Woche kehrte Riguldo wieder und entführte mit Hilfe verstoßener Jeevah Frauen fünf der hohen Magier und versuchte erneut die hohe Magierin Nummer eins umzubringen. Ihm werden unter anderen, Entführung in fünf Fällen, versuchter Todschlag in einen Fall und verstoß gegen die Verbannung, weswegen ihn die Sachverhalte der Verbannung ebenfalls hier vorgehalten. Das wären unter anderen die heimliche Verbannung von Waisenkindern kurz nach der Schlacht um Elystria, Fälschung der Geschichtsbücher, plus der damit Erlittene Schaden die Jeevah Familie betreffend, und auch die Mitternacht-Rebellion wird ihm zur Last vorgeworfen."
Das war nur die Spitze des Eisbergs. Es dauerte fast zehn Minuten, bis Thorsten alles runtergerattert hatte und er musste erst etwas trinken, bevor er fortfuhr.
„Also, wie werden wir das angehen. Herr Clouds wird einen fairen Prozess bekommen-"
„Buh!"
Schrie Tomas Schüler. Thorsten würgte Toma mit seinen Todesblick ab. Oh, er war nicht mehr gut auf Toma anzusprechen. Noman und ich mussten und kurz ein Grinsen verkneifen.
„Wie eben erwähnt wird Riguldo einen fairen Prozess, trotz allen, bekommen, da dies im Sinne der hohen Geschwister wäre. Ich bitte die Spezialkräfte aus Lusania den Angeklagten herzuholen."
Sofort, Thorsten hatte gerade den Satz beendet, stürmten sie heraus und holten Riguldo hinein. Selbst zwei Jahre später bekam ich eine Gänsehaut, wenn ich diese Spezialmagier bei der Arbeit beobachtete. Um ehrlich zu sein, sogar noch tausendfünfhundert Jahre später. Riguldo war an den Händen und an den Füßen gefesselt. Der erste Part bei so einem Prozess, war es dem Angeklagten mit all den Vorwürfen zu konfrontieren. Ich merkte es Thorsten an, so gern er sich auch Reden hörte, so sehr hasst er es in diesen Moment. Innerlich verdrehte er die Augen. Er kaute alle Anklagepunkte wieder hoch und fragte am Ende:
„Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen?"
Riguldo sah zu ihn hoch und lächelte bösartig.
„Fühlst du dich nicht schuldig? Schließlich bin ich dein Meister."
„Ich wiederhole meine Frage. Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen."
Er drehte seinen Kopf zu Sajin und Merlin.
„Oder ihr Beiden? Sajin, Merlin, wer hat euch sechs von der Straße gepflückt, als ihr halb verhungert wart? Merlin, wer hat Urian damals wieder aufgepäppelt?"
Ich merkte schlagartig wie wütend beide wurden. Merlin bitte, sei einmal in deinen Leben wirklich faul und lass deinen Hintern eins mit dem Sitz werden.
„Ignis… Ignis hat uns gefunden, Ignis war es, die Urian wieder gesund gemacht hat und Ignis war es auch, die dich gebeten hat, uns alle aufzunehmen."
Knurrte Sajin.
„Und du hast sie in einen Phönix verwandelt!"
fauchte Merlin, aber die Beiden versuchten sich danach zu beherrschen. Stattdessen übernahm ich.
„Wenn sie die Frage des Höchsten nicht beantworten, bewerten wir das als automatisches Schuldeingeständnis, genug Beweise haben wir, dies hier ist lediglich eine Chance für Sie ihren Schuldspruch zu verbessern und das letzte bisschen guten Ruf, was sie noch besitzen, zu retten."
Ich stand auf, da ich merkte, dass Thorsten nicht dazu in der Lage war. Also übernahm ich.
„Ich frage sie daher, was haben sie zu ihrer Verteidigung zu sagen?"
Er sah mich so abgrundtief wütend an, aber ich hasste diesen Mann so sehr, dass es mir so egal war. Das einzig unangenehme in dem Moment, war die Tatsache, dass ich eines seiner Opfer war. Aber es war meine Pflicht als hoher Magier Nummer eins hier zu stehen und ihn gerecht zu verurteilen. Auch wenn ich insgeheim mir wünschte, er würde die Aussage verweigern, dann könnte ich ihn auf ewig nach Lusania steckten und niemand würde das verurteilen.
„Ich wünschte ich hätte Matt und Allector schon früher gesteckt das Thalia beim Versorgungstrupp mitgemacht."
Was? Hatte ich ihn richtig verstanden?
„Obwohl dein Timing war perfekt. Du bist direkt in ihre Arme gerannt. Dafür hat sich die ganze Aktion gelohnt, du elendiger Jeevah Bastard."
Alles war ruhig. Merlin und Sajin waren abgekühlt, ich hingegen ballte meine rechte Hand zu einer Faust.
„Was hast du gemacht?"
„Du wirst mir nichts zu Leide tun, wir sind in der Kammer der Dreizehn, hier darf keiner, weder hoher noch höchster Magier, jemanden umbringen."
Daher, dass Kommis auf mich gerichtete waren kühlte ich mein Temperament runter, aber keine Sorge, er wird sein Fett wegbekommen.
„Daher, dass Herr Clouds die Aussage verweigern würde ich empfehlen, den Angeklagten sofort zu verurteilen. Alle Beweise sollten im selben Zuge der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden."
„Gut, ich würde den Rat der Dreizehn darüber abstimmen lassen. Wer ist für die Blitzverurteilung von Riguldo Clouds?"
Zwölf von Dreizehn Magiern hoben die Hand, Toma musste mit einen Todesblick meinerseits und von Thorsten noch zusätzlich aufgefordert werden.
„Damit ist es beschlossen, wir verurteilen Riguldo Clouds zur Ewigkeit in Lusania. Seine Begleiterinnen werden zu eintausend Jahre mit anschließenden Prüfverfahren verurteilt. Ich bitte die Spezialkräfte die Verurteilten zu überführen."
Sie packten Riguldo und nahmen ihn mit raus.
„Ich erkläre die heutige Konferenz für beendet."
Damit wurden wir entlassen. Gut, ich konnte diese immense Wut nicht mehr lange unterdrücken. Ich ging direkt in mein Zimmer, Merlin, Sajin und Noman hinterher.
„Lolo, ich weiß, dass hört sich schlimm an, aber bitte bring ihn nicht um!"
Ich schlug gegen die Wand und hinterließ Spuren. Noman wich ängstlich einen Schritt zurück.
„Dieser Bastard!"
Schrie ich und ging auf die Knie. Dieser Mann hatte dieses Unheil über sie gebracht, er hatte Thalia auf den Gewissen! Merlin kniete sich zu mir und riskierte verbrannt zu werden. Doch ich riss mich zusammen und stand auf.
„Nein, ich bring ihn nicht um, keine Sorge. Er ist weg und sitzt so tief in Lusania ein, dass er nie wieder rauskommen wird. Das reicht mir."
Ich hatte meinen Frieden mit der gesamten Geschichte um Thalia gefunden. Zusätzlich, seit ich mit der Assassine reden konnte führten wir sehr intensive Gespräche. Sie konnte mir leider nicht sagen, wer sie war, da der König mit ihr eine Wette am Laufen hatte, wenn ich herausfinde, wer sie war, würde er ihr das Leben schenken. Wenigstens das wollte ich schaffen.
„Noman, du und ich sollten auch so langsam nach Lusania, Matterius Jeevah der I. wartet."
„Wir sollten euch begleiten. Schließlich wissen wir nicht, wann Riguldo dort eingeliefert wird."
Bei uns bekam jeder, der ohne Rückkehr nach Lusania eingewiesen wurde, nochmal einen Wünsch erfüllt. Riguldo wollte noch einmal dem Garten der Solar sehen. Wenigstens waren seine Gefühle ihr gegenüber nie gelogen.
„Geht lieber nach Hause. Merlin sollte bei Ignis sein, schließlich feiern wir heute in ihren siebzehnten Hochzeitstag rein."
„Miese Ausrede, Kleines, ich werde auf jeden Fall mitkommen. Ich habe deinen Großvater nie kennengelernt, ich will wissen, wie er zu einem der größten Terroristen der neumagischen Welt wurde."
Auch Sajin sah sehr neugierig aus, auch wenn er es niemals zugeben würde.
„Okay, wie ihr wollt, aber beschwert euch nicht, wenn ihr hinter der Glasscheibe steht und euch aufregt über das, was er sagt."
„Ich habe meine Wut für heute aufgebraucht."
Meinte Merlin, Sajin nickte nur zustimmend. Ich seufzte, das könnte ja noch was werden.
Noman und ich unterhielten uns, als wir den Gang in Lusania entlangliefen. Merlin und Sajin wurden einen anderen Gang entlanggeführt. Daher, dass Noman bei mir blieb, mussten wir einen anderen Gang gehen, der mir eine unschöne Gänsehaut beriet.
„Wir sind gleich bei ihm. Bist du dir sicher, dass du das Verhör führen willst?"
„Sicher, ich bin nach wie vor als Nummer eins für die Sicherheit zuständig, das heißt ich muss auch sowas führen."
„Wie du willst. Aber heul nicht, wenn er dich wieder an sämtliche Kindheitstraumas erinnert."
„Wann habe ich das letzte Mal geheult? Ich heul nicht einmal mehr in Therapie."
„Das stimmt, was ein Zeichen der Besserung bedeutet, du wirst Tag für Tag psychisch gesünder, dank deines wunderbaren Therapeuten."
Auch wenn er das sarkastisch meinte, er hatte doch recht. Dieser junge Mann hatte mir so sehr geholfen, dass ich niemals meine Schuld bei ihm wett machen konnte. Ich griff an seine Schulter und zog ihn an mich heran.
„Um Solars Willen, deswegen habe ich das nicht gesagt!"
„Halt die Klappe, danke, Nom."
„Oh Lolo, deswegen brauchst du dich wirklich nicht bedanken."
„Doch!"
Er verdrehte die Augen und drückte mich liebevoll weg.
„Komm, wir dürfen keine Zeit verlieren. Heute Abend werden wir mal wieder feiern. Ich freu mich schon Ignis kennenzulernen."
Ich musste etwas lächeln. Dann öffnete ich die Tür und sah das ehemalige Oberhaupt der Familie Jeevah. Seine Hände waren an einen kleinen, metallenen Fortsatz am Tisch befestigt.
„Hallo Loki, lange nicht mehr gesehen."
sagte er ungewöhnlich freundlich. Sofort waren alle Schilde oben, als ich mich setzte, Noman neben mich, wusste auch er nicht, was hier gerade veranstaltet wurde.
„Herr Jeevah, ich habe nur einige Fragen an Sie. Ihre Zeit als Nummer eins betreffend."
„Willst du dir ein paar Tipps?"
„Danke, aber ich habe genügend Tipps von meinen Vorgänger bekommen. Es geht um Ihren Bruder, Jenson Jeevah."
Er war anfangs noch sehr freundlich, aber bei der Erwähnung des Namens Jenson Jeevah verfinsterte sich sein Gesicht.
„Kein Mitglied meiner Familie darf diesen Namen erwähnen."
„Ja, gut, dass ich kein Mitglied ihrer Familie, sondern von Amberas Familie bin."
„Ach ja, hab schon gehört, mein nutzloser Sohn hat einen Teil deiner Seele von Rulan erhalten, dem elendigen Bastard von Moon und Ambera. Diese Schlampe hat unser reines Blut damit beschmutzt."
„Ein wenig mehr Respekt wäre wünschenswert."
Er lachte.
„Du kannst froh sein, dass ich keine Magie einsetzen kann. Ich würde dir sowas von Respekt lehren."
„Und ich kann Magie einsetzen. Also zwingen Sie mich Veriates Mandi einzusetzen oder reden sie so?"
Er verdrehte deutlich sichtbar die Augen. Er war nicht nur körperlich ein Teenager, er war auch geistig einer.
„Wie du willst, dann rede ich halt, noch länger kann man mich nicht mehr einbuchten. Was willst du über meinen großen Bruder wissen?"
„Er hat laut Aussagen von Marius Jeevah einige Aufschriebe zum Thema Esyia an Marius weitergegeben. Er wurde umgebracht, wahrscheinlich auch von dir, so wie ich dich kenne."
Ich hätte beinahe meine Zunge verschluckt, als mir auffiel, wie sehr ich mich versprochen hatte.
„Haha, du hast mich geduzt."
hielt er mir vor, war so wütend auf mich selbst.
„Wie dem auch sei, wo sind die Aufzeichnungen?"
„Sicher versteckt in meinen Geheimraum."
„Das war mir auch klar, wo befindet er sich?"
„Was bekomm ich dafür, dass ich es dir sage?"
Noman wollte schon loswettern, doch ich nutzte die Gelegenheit, zwei Fliegen mit einer Klatsche zu erledigen, auch wenn die nächste Aktion meinerseits nicht ganz legal war. Ich beugte mich zu ihn.
„Demnächst, wahrscheinlich heute noch, wird Riguldo Clouds in diese Anlage gebracht. Ich weiß noch gut, wie sehr du diesen Mann verachtet hast, weswegen ich dir ein Angebot mache. Ich sage Kanis und seinen Leuten, sie sollen wegschauen, wann immer du deine Leute zusammensuchst und ihn verprügeln willst. Im Gegenzug spielst du jetzt schön mit."
sagte ich und merkte, wie er strahlte.
„Das wird dir aber trotzdem nichts bringen. Der Geheimraum befand sich im Anwesend der Familie Jeevah, das hast du ja abgebrannt."
Das war der perfekte Einsatz für die Zeitreiseuhr.
„Überlass das ruhig mir. Also, wo befand er sich?"
Im Keller des Nordflügels, um genau zu sein, war neben der Grotte, in der sie dich gequält haben, eine weitere, hinter einen Regal versteckte Tür. Da war alles, was du suchst. Viel Glück, Nummer eins."
Wir standen auf du verließen den Raum. Er sah mich etwas genervt an.
„Musste das sein, der arme Riguldo…"
ich schlug ihn leicht gegen die Brust.
„Manchmal bist du echt mies drauf."
„Du warst selbst dabei und hast gehört, was er ausgesagt hat."
„Ja, ich weiß, lass uns jetzt den schönen Abend genießen und mal ausnahmsweise nicht an Esyia, irgendeinem Vorfahren von dir oder daran, dass du eigentlich Tod bist, denken, sondern daran, dass es Ignis seit siebzehn Jahren mit Merlin aushält."
Ich musste etwas lachen. Er legte seinen Arm um meine Schultern, ich meinen um seinen Torso.
„Na dann komm, Herr Doktor, lass uns die Feier nicht verpassen."
Merlin und Sajin kamen uns entgegen.
„Oh wie süß, ihr beiden seid kuschelig."
Sajin sah mich emotionslos an, aber ich wusste, dass er eifersüchtig war. Ich ließ ihn los und meinte:
„Von wegen, ich geh doch nicht mit dem auf Kuschelkurs!"
Er streckte mir die Zunge raus.
„Oh Moon, ihr seid zwei hohe Magier, benehmt euch auch so."
Meinte Merlin sarkastisch. Sajin stand immer noch unzufrieden da. Also mehr konnte ich nun wirklich nicht tun, um ihn zu befriedigen.
Ach deswegen hasse ich diese Zeit, ich habe mich sooft mit Sajin gestritten, dass ich dachte, ich müsse mich von ihn trennen.
Echt? Warum hast du mir nichts erzählt?
Du hattest schon genug um die Ohren. Oh Solar, ich habe sooft im Schloss gepennt, dass man hätte meinen können, wir wären bereits auseinandergegangen.
Das tut mir echt leid… in Zukunft behellige mich mit deinen Problem.
Du bist so süß, Loli!
Der Name Loli ist für mich die absolute Todsünde.
Kalli hat dich auch so genannt!
Da war sie ein Jahr alt!
Loli! Loli! Kleine süße Loli! Loli! Loli! Kleine süße Loli!
Ich hasse euch beide!
Ich hatte meinen Ruf spielen lassen, das passierte zwar nicht oft, aber an diesen besonderen Tag habe ich im Besten Restaurant Kanoris einen Raum, ein Buffet und massig Getränke reserviert. Ein kleiner Balkon war auch noch dran. Auf dem stand ich mit Merlin und Noman, wir rauchten zusammen. Sajin stand am Türrahmen und sah uns vorwurfsvoll an.
„Was? Ignis ist nicht da."
„Das gilt mir, er meint als Arzt sollte ich es besser wissen."
„Solltest du auch."
„Erstens sind die ungefährlich, zweitens wirken sie beruhigend."
Erklärte er genervt. Ich lachte, unwissend, bis eben, was zwischen den Beiden los war. Die Beiden gingen rein, nur Merlin und ich blieben kurz zurück.
„Na, aufgeregt, Meister?"
„Ich weiß, es wirkt dumm… ich habe Ignis schon so oft als Mensch gesehen, und sei es nur auf Fotos. Wieso fühle ich jetzt dieses Flattern in mir?"
„Oh Merlin, dieses Flattern heißt, dass du sie nach wie vor liebst… Ach, wie sehr ich mir sowas wünsche."
Ich verbrannte die Zigarette und schüttelte ganz schnell diese Laune ab. Seit Thalias Tod hatte ich der Liebe abgeschworen…
„Wie dem auch sei, wo bleiben die denn? Es sieht ihnen gar nicht ähnlich zu spät zu sein."
Ich sah mit dem sechsten Auge nach, um Merlin von dem letzten Teil meines Satzes abzulenken. Aber sie waren sicher, sie hatten sich nur verspätet, weil Alezsa so lange im Bad gebraucht hatte. Merlin war ungewohnt aufgeregt und überhaupt nicht Merlin. So aufgeregt, als wäre es sein eigentlicher Hochzeitstag.
„Na, da sind sie ja, auf den Weg hierher. Und jetzt Merlin, reiß dich zusammen."
Einige Stunden später waren die Feierlichkeiten am Laufen und ich stand mit einen Glas Sjn am Balkon und versuchte der Enge dieser Leute etwas zu entgehen. Kalli lehnte sich an mir an, sie war etwas müde, gut, es war mitten in der Nacht. Wir wollten in den Hochzeitstag reinfeiern, damit Ignis immer an ihren Hochzeitstag ein Mensch wurde. Ich tätschelte ihren Kopf. Keiner durfte Kalli erzählen, was mit mir in der vorherigen Woche geschehen war. Sie würde sich Gedanken machen, sie sollte sich aber eher auf ihre Ausbildung konzentrieren. Auf ihr lag ein gewaltiger Druck, daher, dass sie meine jüngere Schwester war, erwarteten viele, nicht ich, dass sie mindestens so gut war wie ich. Ich will nicht angeben, aber ich wurde von Wut und Hass angetrieben, deswegen war ich binnen sieben Jahren durch. Eigentlich sogar schon sechs Jahre, die letzte Lektion ist, Zitat Merlin, so unnötig, wie Geschichte, der Meinung war ich auch. Ich nahm sie hoch und stellte mich mit ihr auf den Balkon.
„Lolo… mir ist kalt."
Ich beschwor eine kleine, grüne Flamme in meine freie Hand, ja noch konnte ich Kalli mit einem Arm stützen, und hielt sie vor uns. Das Feuer spiegelte sich in ihren braunen Augen. Sie schlang ihre Arme um meinen Hals.
„Es ist so schön…"
„Ja… ich bin so stolz auf dich."
„Auf was? Ich bin viel schlechter als du."
„Nein, das bist du doch nicht. Lass dir nichts einreden."
„Als du in meinen Alter warst, warst du fast mit Lektion drei durch."
„Das liegt an was anderem, erstens habe ich zwei Jahre vor dir angefangen, zweitens… musste ich so schnell lernen."
Sie kannte den Grund und schmuste sich wieder an mich.
„Du hast alle Zeit der Welt Kalli, die Feinde sind weg."
„Ich wünschte, du hättest nicht kämpfen müssen. Dir wären einige Narben erspart geblieben."
„Und trotzdem, ich würde es jederzeit wieder tun. Für dich."
Sie legte ihren Kopf wieder ab und schlief beinahe ein.
„Soll ich dich kurz nach Hause bringen?"
„Nein, ich will Ignis sehen…"
„Okay Kalli…"
Dann gesellten sich Ignis und Merlin heimlich zu uns.
„Na, seid ihr fertig mit Tanzen?"
Er nickte und sah Ignis noch immer so verliebt an, dass es mir peinlich war auf dem Balkon zu stehen.
„Igitt…"
Hörte man die kleine Stimme von Kalli sagen. Ich musste sofort loslachen.
„Kinder können so grausam sein. Aber sie hat Recht, gleich ist unser Hochzeitstag, kommt ihr rein?"
Fragte Merlin. Ich nickte und die grüne Flamme in meiner Handfläche erlosch. Kalli sah müde hoch und versuchte ganz schnell wach zu werden. Noman stellte sich zu mir und reichte mir erneut ein Glas Sjn.
„Nehmen wir uns morgen die nächste Anuyomi Unkreaturen vor."
„Gerne. Als nächstes kommt der Seelenfresser dran."
„Ui, hört sich gefährlich an. Da bin ich dabei. Weck mich rechtzeitig, okay?"
„Wir schlafen morgen ausnahmsweise aus. Ich will nicht noch einmal das wegen meiner Übermüdung einen fatalen Fehler machen."
Merlin nahm einen Löffel und ein Glas und hämmerte wie wild darauf herum.
„Alle mal herhören, heute vor Sage und schreibe siebzehn Jahren habe ich diese wunderschöne Frau geheiratet. Leider wurde sie kaum zwei Jahre zuvor von meinen ehemaligen Meister in einen Phönix verwandelt. Ich habe sie trotzdem zur Frau genommen, denn nur Moon und Solar wissen, was für ein wunderbares Wesen meine liebe Ignis ist. Unser Glück war vollkommen, als Loki und Kahletra ins unser Leben traten doch ich merkte, vor allem seit Kalli bei Ignis lernt, dass ihr ihre wahre Gestalt fehlte. Ich habe schon sehr lange daran geforscht, wie ich ihren größten Wunsch wahr werden lassen kann. Nach fast neunzehn Jahren kann ich leider nur eine halbe Lösung präsentieren. Dank meiner Schülerin Loki, kann ich sie heute vorführen, sie kann zumindest für einen Tag in jeden Tierkreiszeichen eine Magierin werden."
Merlin deutete mir mit einen Nicken an, näherzutreten. Eigentlich wollte ich diesen Moment nicht unterbrechen, aber Merlin und Ignis wollten mir auf ein Stück der Ehre zukommen lassen. Vorsichtig setzte ich meine Schwester ab und nahm ihre Hand. Zusammen traten wir an den Rand der Szenerie, sichtbar aber nicht im Vordergrund. Merlin zog eine schön verzierte Schachtel aus dem Mantel. Sie war klein, war in roten Papier eingepackt und trug eine schöne goldene Samtschleife. Ignis wurde ganz rot, naja, sie wäre sicherlich rot geworden. Sie packte es aus und holte eine runde Trankflasche aus der Schachtel. Die Flüssigkeit darin war schwarz und glitzerte leicht rötlich. Ignis öffnete die Flasche und sah mich unsicher an, seit dem mich Riguldo beinahe getötet hätte, war sie sehr unterwürfig mir gegenüber, als hätte sie Schuldgefühle. Ich nickte nur und lächelte, würde sie das nicht trinken, wäre ich wahrscheinlich wütender. Dann setzte sie an und trank es. Erst passierte gar nichts, dann aber ging Ignis in einem roten Lichtstrudel auf. Eine Sekunde später stand die menschliche Ignis wie ich sie auch schon bei meiner Zeitreise gesehen habe. Eine wunderschöne Frau, mit Karamellbrauner Haut, lockigen schwarzen Haar und Augen, in denen man das Feuer in ihren Herzen lodern sah. Sie stand nicht in ihren gewohnten Klamotten vor Merlin, sondern in einen Kleid mit weiten Saum das mich ein wenig an ihr Gefieder als Phönix erinnerte. Merlin stand wie erschlagen vor ihr.
„Na was ist, Mondtänzer?"
Er zog sie an sich und küsste sie. Meinen Meister ausnahmsweise als Kavalier zu erleben war schön. Aber mich riss mein vibrierender Kommi aus dem Moment. Eigentlich wollte ich ihn nicht beachten. Doch das Vibrieren hörte nicht auf, selbst als Ignis mich umarmte, spürten wir beide wir es deutlich.
„Da versucht dich jemand aber sehr verzweifelt dich zu erreichen."
Sie hielt mich noch in den Armen.
„Das ist gerade egal…"
„Nein, es könnte wichtiger sein als wir, geh lieber ran."
Flüsterte sie und gab mich frei. Als alle anderem ihre Aufmerksamkeit auf sie gerichtet hatten, verschwand ich kurz auf den Balkon zurück und beantwortete den Anruf.
„Hallo Loki, lange nicht mehr gehört, wie geht es dir?"
Die mysteriöse Stimme war am anderen Ende der Leitung.
„Immer, wenn du mit mir reden willst gibst du mir irgendeine scheiß Aufgabe, was ist es dieses Mal?"
„Keine Sorge, dieses Mal habe ich eine sehr nützliche Information für dich. Sagen wir mal dein Großvater hat gelogen, komm in dem Garten der Solar."
„Vergiss es, ich geh nicht wieder in den Garten der Solar!"
Schimpfte ich und legte auf. Doch leider hatte mich jemand beobachtet. Sajin trat zu mir.
„Los komm, Loki. Wir gehen zusammen hin."
„Warum?"
„Ganz einfach, weil gerade mein Verdacht bestätigt wurde. Die Stimme ist mein verstorbener Vorgänger, Keran Warus."
Wir standen mal wieder nachts im Garten der Solar. Sajin hatte mich mit seinem Verdacht nervös gemacht. Wie konnte Keran noch Leben? Er war bei Urians Rebellion, die Schüler Riguldos hatten alle seine Leiche gesehen. Laut Sajin war seine besonderen Fähigkeit gewesen, dass er eine Art Astralkörpererfahrung bewusst beschwören konnte, theoretisch konnte er so seinen Geist von seinen Köper trennen, so hätte er überleben können. Sajin war auf jeden Fall kampfbereit, zumindest sah er so aus. Oh Moon, er machte mich so verdammt nervös.
„Sajin, du machst mich kirre mit deiner Aura. Gibt es irgendwas, was ich wissen muss!"
„Tut mir leid, aber Keran gehörte nach wie vor zu Riguldos Regime. Sosehr ich Keran schätze, er könnte gefährlich sein. Warum sonst sollte er sich auch verstecken."
„Also um ehrlich zu sein, bisher sehe ich das so, dass er auf unserer Seite steht."
„Das sehe ich auch so, aber ich erwarte immer eine Finte, wenn es um Riguldos Leute geht."
Das war eine Ausrede, er redete immer im Kreis herum, wenn er etwas verheimlichte. So gut kannte ich ihn. Irgendwas verheimlicht er mir. Da war was zwischen den Beiden vorgefallen, weswegen Sajin ihn misstraute. Also wurde ich noch aufmerksamer, wenn das überhaupt möglich war. Aber hinterfragen traute ich mich nicht bei Sajin, da waren alle Schüler Riguldos gleich. Tja, leider war ich in dem Moment ziemlich angespannt, okay verdammt angespannt, weswegen die Frage einfach so aus mir rausplatzte:
„Okay Sajin, jetzt raus mit der Sprache, warum bist du wirklich so angespannt, jetzt musst du mir die Wahrheit sagen."
Er seufzte tief und sah mich etwas gepeinigt an. Mein erwartungsvoller Blick ließ ihn aber erahnen, dass ich eine wirklich ehrliche Antwort erwartete.
„Er und ich… hatten mehr oder weniger eine Beziehung."
„Ich… Was! Ich dachte du wärst vor Noman Jungfrau gewesen!"
Er wurde so rot, wie er vor mir noch nie wurde. Stimmt, jedes Mal, wenn der Name Keran Warus in der Vergangenheit gefallen war, war er rot geworden. Wie hatte ich das bisher übersehen können?
„Ich konnte das damals, als Riguldo noch da war, nie sagen. Du weißt ja mittlerweile, dass Riguldo gegen jeden was hatte, der Homosexuell oder Bisexuell war. Zusätzlich war Keran auch noch verheiratet, weswegen wir das geheim hielten. Als Riguldo weg war habe ich es Noman gestanden, aber nur ihm, weil ich nicht will, dass es rauskommt. Schließlich habe ich noch Kontakt zu seiner Ehefrau."
„Verständlich, mach dir keine Sorge Sajin, dein Geheimnis ist bei mir sicher."
Was! Sajin und… und Keran! Die Beiden waren so unterschiedlich wie Tag und Nacht! Keran war der größte Träumer den Elystria jemals gesehen hatte und Sajin… der Typ hat noch nie einen Roman oder gar ein Fantasy Buch lesen!
Nun mein lieber Merlin, wie heißt es doch so schön? Gegensätze ziehen sich an. Außerdem so wie Sajin immer von Keran erzählt war er auch anders, wenn sie unter sich waren. Angeblich war er sehr animalisch.
Irgendwas daran scheint dich richtig anzuturnen, wenn ich die Zeichen richtig deute, bist du richtig erregt.
Ja Lolo, mich erregt es, wenn mein Partner erzählt, wie er flachgelegt wurde, aber dich turnen Bücher an. An deiner Stelle würde ich mir eher darüber Sorgen machen. Vor allem, weil du zweifach verheiratet bist.
Ja Noman, wenn ich einen Porno lese, turnt mich das natürlich an, aber von Büchern an sich werde ich nicht heiß!
Hätte mich nicht gewundert, wenn doch.
Ach, haltet die Fresse ihr Beiden!
„Danke Loki, dass du es geheim hältst. Es war nicht gerade sehr angenehm der Seitensprung zu sein. Ich will nicht, dass mir andere auch noch Vorwürfe machen."
so wie er das sagte, klag es für mich so, als würde er es bereuen. Ich konnte mir gut vorstellen, dass so eine Beziehung nicht gerade sehr einfach gewesen sein muss. Trotzdem, ich war einfach zu neugierig und musste mehr darüber wissen.
„Bereust du es?"
Er sah mich unsicher an, als hätte er sich darüber noch nie Gedanken gemacht. Dann aber lächelte er sanft und gab zu:
„Ja und nein. Es hat sich am Anfang sehr falsch angefühlt, schließlich war auch erst dreizehn Jahre alt gewesen. Es hat sich so unfassbar schmutzig angefühlt. Als wären all seine Liebesbekundungen nicht für mich. Aber als wir länger zusammen waren merkte ich, dass er mich nie als seinen Fehltritt gesehen hatte, sondern so, als wäre ich der Einzige in seinen gesamten Leben. Dann war da noch Riguldos Ablehnung gegenüber dieser Lebensweise, besonders im Rat der Dreizehn und ganz klar auch unter seinem Dach. Deswegen mussten wir noch einmal besonders achtgeben. An manchen Tagen hatte ich das so satt und war genervt. Aber wenn wir dann zusammen waren, liebkoste er mir wie keiner anderen. Er konnte so gut mit Worten umgehen wie Merlin mit dem Okkultismus. Das war es dann doch immer wert."
Das war das erste Mal, dass ich Sajin nicht ernst, sondern verliebt und nostalgisch sah. So musste sich Noman immer fühlen, wenn die Beiden zu zweit waren. Sajin, so schätzte ich ihn in diesen Moment ein, konnte unfassbar romantisch sein.
„Du warst es auch immer wert, liebster Sajin."
hörte ich die mysteriöse Stimme sagen.
„Danke Keran… warte was! Wo zum unendlichen Parafernium steckst du!"
„Ich bin hier, dort und überall. Leider habe ich durch meinen Tod die Verbindung zu meinen Körper unwiederbringlich cutten müssen, damit zumindest meine Seele überleben kann. Deswegen kann ich leider nicht bei dir sein. Aber ich habe gesehen, du bist wieder in einer neuen Beziehung und versteckst dich nicht mehr, das macht mich so froh. Du verdienst dieses Leben mehr als jeder andere."
Sajin wurde noch röter im Gesicht, beinahe wäre ich rausgegangen, damit Beide ihre Ruhe hatten, leider hatte ich nach wo vor ein Anliegen.
„Sajin, Herr Warus, ich unterbreche diesen Moment nur äußerst ungern. Aber Sie haben davon geredet, dass mich Matterius angelogen hat?"
„Ja, leider. Sein Geheimraum liegt in Wirklichkeit in der toten Präfektur, um genau zu sein, am Eingang zum unendlichen Parafernium."
Mir fuhr es kalt dem Rücken herunter.
„W-Wo?"
„In der toten Präfekt-"
„Ja, danke, ich habe da schön verstanden. Oh Moon, das gibt's nicht! Sogar uns hohen Magiern empfiehlt man nicht dahin zu gehen, und dann auch noch zum Eingang des unendlichen Parafernium!"
Bei diesem Eingang zum Parafernium handelte es sich nicht um das echte Parafernium, zumindest gingen wir nicht davon aus. Die tote Präfektur war der einzige Ort, wo man den Spruch Solu lisires einsetzen konnte, um mit den Toten zu reden, der Eingang zum Parafernium war der Mittlerpunkt der toten Präfektur, wo die böseste aller Energien herrschte, man ging davon aus, dass die Negativen ihre Kraft aus ihm gewonnen hatten. Zusammengefasst ist das kein Ort, wo man sich als Magier so einfach hin verirrte, Solu lisires wurde deswegen nur in der Theorie durchgenommen, kein Meister ging freiwillig mit einem meist minderjährigen Schüler dorthin, zumindest kein normaler Meister, Merlin hatte dementsprechend versucht mich einmal dorthin zu ziehen, Ignis hatte sich aber eingemischt, weswegen auch wir beide Solu lisieres nur in der Theorie durchgenommen hatten.
„Wie ist dieser Irre da überhaupt hingekommen, und woher bei allen guten Geistern weißt du davon?"
fragte Sajin und nahm mir so die Worte aus dem Mund.
„Wir beide waren Klassenkameraden, ich möchte betonen, dass wir keine Freunde waren. Aber ab und dann habe ich mich mit diesen verrückten Außenseiter unterhalten. Er war besessen von der toten Präfektur. Nach der Schlacht um Elystria sagte mir Riguldo, dass Matterius nichts weiter Wichtiges hinterlassen hatte als einen Karton, den er mir in die Hand gedrückt hatte. Doch das ließ mich einfach nicht mehr los. Ihn konfrontieren traute ich mich nicht, schließlich war Riguldo so machtversessen. Also sah ich mich in meinen Astralkörper in der toten Präfektur um und entdeckte eine Türe, die am Eingang zum Parafernium lag. Das ist sein Geheimraum, Loki, du musst ihn finden, da liegen nicht nur wichtige Sachen von Marius herum, sondern auch wichtiges von Jenson. Persönliche Aufzeichnungen von Solar. Das ist vielleicht noch wichtiger als Esyia selbst."
Ich nickte nur, merkte aber wie weich meine Knie waren.
„Oh Moon, das kann ja noch was werden."
seufzte ich und raufte mir durch die Haare. Doch trotz meiner Nervosität merkte ich, Sajin und Keran wollten kurz für sich sein. Also verließ ich den Garten und ließ sie somit allein.
Warum hast du das getan, verdammt!
Junge schrei mir nicht so in die Ohren! Und warum bist du sauer, du wusstest doch schon, dass die Beiden mal was vor langer Zeit hatten!
Darum geht es nicht! Sajin kam in dieser Nacht zu mir angekuschelt, dass erste Mal seit Wochen des Streites und wir hatten… sagen wir mal eine sehr schöne Nacht zusammen, die Schönste bis zum damaligen Zeitpunkt. Danach waren auch alle Streitereien begraben!
Und warum ist das für dich nichts Positives! Wahrscheinlich haben die Beiden-
Sajin liebt es, wenn man dreckig mit ihm redet, wahrscheinlich hat Keran ihn heiß gemacht.
Ach, das glaubst du doch selbst nicht!
Stopp! Es reicht, ich will nichts mehr über das Sexleben meines besten Freundes erfahren!
Als ich zu Hause war herrschte bereits der Schlaf. Merlin und Ignis hatten sich ein Hotelzimmer genommen, um etwas zweisam sein zu können. Kalli schlief in ihren Zimmer und ich hörte auch schon A-Lyn und Alezsa oben schlafen. Roro, der sich noch von seiner Verletzung erholte, brummte im Schlaf auf seiner Stange in meinen Zimmer. Ich ging noch kurz ins Bad, um mich umziehen, dabei plante ich schon einen Trip in die tote Präfektur. Am besten Pretitia einsetzen und so schnell wie möglich rein und raus. Vielleicht könnte ich auch versuchen als Wolf der grünen Flammen durchzurennen. Das wäre vielleicht eine Idee. Ich hielt kurz inne und richtete mich auf, um das Mahl des grünen Wolfes auf meinen Rücken zu entdeckten. Gut, ich musste lernen mit ihm zurechtzukommen, daran führte kein Weg vorbei, und auch wenn das eine Feuertaufe war, es wäre doch ein guter erster Versuch und wenn ich dort die Kontrolle verlieren würde, dann wäre ich am richtigen Ort.
„Na dann…"
Ich zog meine Straßenklamotten wieder an und ging wieder.
Bei Moon, man könnte dir den Kopf abschlagen und du würdest nichts daraus lernen! Wie oft haben wir dir schon gesagt, dass du dich nicht allein in Gefahr begeben sollst!
Verdammt noch eins Merlin, ich bin kein kleines Kind! Ich muss nicht mehr vierundzwanzig Stunden sieben Tage die Woche beobachtet werden.
Offensichtlich doch! Du bist eine Gefahr für dich selbst.
Ich stand an der Grenze zur toten Präfektur. Man spürte diese Aura Meilenweit, weswegen niemand mehr in der Nähe dieser Präfektur lebten. Aber als Shidao spürte ich davon nichts, ich war immun. Trotzdem wollte ich das so schnell wie möglich durchziehen, als zeichnete ich das Zeichen an meinen Rücken ab auf meinen Handrücken. Von der Verwandlung merkte ich nicht viel, ich wurde in einen schwarzen Wirbel umschlossen und stand im nächsten Moment als grünflammender Wolf da. Es war schön warm um mich herum, jedoch konnte ich es kaum genießen, im Anbetracht dessen, was vor mir lag. Der Wolf machte sich Start bereit und raste los. Das war, als würde man durch eine Menge toter Magier rennen. Die konnte man auch nicht so leicht ausblenden, es war, als würde man versuchen gegen den Strom zu schwimmen, aber die Strömung riss einen immer wieder mit sich. Ich sprang immer mal wieder hoch, um irgendwie von der Stelle zu kommen. Zusätzlich machte ich meine Flammen noch heißer, um eine Spur aus grünen Flammen zu hinterlassen, die mir später den Weg zurück zeigen sollten. Plötzlich, ich hatte beinahe mein Ziel vor Lauter gegen den Wind ankämpfen vergessen, entdeckte ich eine Öffnung, die schräg unter die Erde führte, und eine große rote Tür an der linken Seite, das war eindeutig der Eingang zum Parafernium und links, das musste die Tür zum Geheimraum Matterius Jeevahs der Erste sein, ich blieb vor ihr stehen und verwandelte mich zurück. Nein, ich war nicht nackt, das war nur bei der ersten Verwandlung der Fall gewesen, wahrscheinlich war der König genauso ein Perversling wie Noman. Ich legte meine Hand auf die Türklinke und sagte:
„Pentibusutris."
Die Türe ging wieder erwarten nicht auf. Obwohl, ich habe mir schon sowas gedacht. Also holte ich meinen Zauberstab aus der Lederjacke und versuchte es mit ihm. Das funktionierte, die Tür ging auf und ich trat in den Geheimraum. Es war dunkel.
„Luxis, Zimmerlicht."
Eine kleine weiße Kugel erschien auf der Spitze meines Zauberstabs und ich warf sie mit einer Handbewegung an die Decke. Der Raum war groß, unordentlich und es roch leicht nach Verwesung. Ich verschloss die Türe hinter mir und zog mein Buch mit meinen Wesen hervor. Blue und jemand neues wollten mir beim Suchen helfen. Der neue war ein dreiköpfiger Hund namens Dopa, Kopa und Lopa, meine Namen sind selbst nach über fünf Jahren Tierhaltung nicht besser geworden. Er sah eher aus wie ein Pudel als wie andere Dreiköpfige, die meistens aussahen wie Rottweiler, hatte aber trotz drei gute Nasen.
„Also ran ans Werk, sucht alles, was wertvoll sein könnte."
Ich sah mich um, es war sehr viel historisch Wertvolles dabei. Geheime Briefe zwischen ihn und Nightmare zum Beispiel. Das war ein eigenartiges Gefühl, ich bekam eine Gänsehaut. Dieser faulige Geruch wurde je mehr ich mich in die Aufzeichnungen von Matterius Jeevah dem ersten durchgrub intensiver. Irgendwann war er so intensiv, dass ich beinahe kotzen musste. Ich hielt mir eine Hand vor den Mund und würgte. Im Hintergrund hörte ich Blue, Dopa, Kopa und Lopa sich ebenfalls übergeben mussten. Ich holte sie zurück in das Buch und versuchte den Ausgang zu finden, aber meine Sicht verschwamm, so schlimm war der Geruch. Ich brach zusammen und kotzte, Moon sei Dank konnte ich mich auf die Seite drehen, wahrscheinlich wäre ich an meiner eigen Kotze erstickt. Das war schlimm, das war sehr schlimm, wenn ich nicht bald wieder auf die Beine kommen würde, dann müsste ich wie Marius Jahrhunderte, vielleicht sogar die Ewigkeit in diesen Raum verbringen. Doch dann betrat jemanden diesen Raum und stolperte zu mir. Er bugsierte meinen Kopf zu sich und füllte meinen Mund mit einen Trank. Ich verschluckte mich kurz, aber der Geruch wurde besser, die Sicht klarer. Ich sah zu der Person über mir und mir verschlug es den Atem. Es war Rulan, der mir den Trank verabreicht hatte.
„Was suchst du hier?"
keuchte ich und zog etwas Wasser aus meiner Jacke, um dieses ekelhaften Geschmack aus dem Mund zu bekommen.
„Na wen wohl, dich! Sag mal du lernst echt nicht dazu! Was suchst du hier in der toten Präfektur?"
„Ist das nicht offensichtlich? Ich suche weiter nach Hinweise, wie ich nach Esyia komme!"
„Und da machst du dich klammheimlich nach davon? Loki, falls es dir nicht aufgefallen bist, du bist letzte Woche zu einer Unkreatur geworden! Weißt du was, du kommst mit mir mit, ich kann nicht verantworten, dass du weiterhin dem Okkultismus nachgehst!"
Rulan packte mich am Arm und wollte mich hinter sich herziehen, doch ich riss mich von ihm. Was dachte sich dieser Wichser? Das ich ein kleines Kind war?
„Denkst du wirklich, dass ich mich so einfach einsperren lasse! Du vergisst in welcher Position ich stehe!"
„Das ist egal, du bist-"
„Ich weiß nicht einmal, was du von mir willst! Du hast mich damals einfach wegegeben!"
„Du weißt-"
„Nein, lass es Rulan, wenn du mir nicht helfen willst, dann lass mich einfach in Ruhe! Du hast jedes Recht dich in mein Leben einzumischen damals weggegeben, als du Matterius Jeevah den zweiten deinen Teil meiner Seele in die Hand gedrückt hast. Warum hast du das getan!"
Der letzte Teil war mir eher rausgerutscht, als ob ich ihm jemals so eine Frage stellen würde. Trotzdem belastete mich das schon lange. Noman und ich hatten oft in der Therapie darüber geredet, er riet mir Rulan selbst zu fragen. Doch das wollte ich nicht, einfach weil ich ums Verrecken die Antwort nicht hören wollte.
„Loki…"
Nein, lass es, sag es nicht, ich will es nicht hören. Wahrscheinlich wusste ich die Antwort schon selbst, ich war ein Fehler gewesen, schlicht und ergreifend. Ich drehte mich um und suchte weiter nach allem, was für mich relevant sein konnte. Doch plötzlich half mir Rulan plötzlich. Wir redeten kein Wort miteinander… vielleicht war ich doch ein wenig zu harsch gewesen. Er meinte es nur gut, aber er war… nur der andere Teil meiner Seele. Insgeheim, wenn ich ehrlich sein soll, war ich manchmal sehr wütend auf ihn. Ich hatte acht Jahre meines Lebens unter schlimmen Umständen verbracht und zum Teil war es auch seine Schuld. Manchmal war ich auch eifersüchtig auf Rania, sie durfte bei ihn bleiben.
„Es tut mir, Rulan, ich bin einfach etwas müde und dieser Raum gibt mir Ekel."
Er nickte nur und meinte:
„Das ist nicht der wahre Grund, warum du wütend auf mich bist. Es ist, weil ich Rania behalten habe und dich nicht, oder?"
Ich hielt kurz inne, bevor ich ein weiteres Dokument in meine Lederjacke steckte.
„Um ehrlich zu sein, ja, das ist der wahre Grund. Warum hast du mich nicht behalten und schieb es ja nicht auf Prophezeiung. Und wenn es doch eine dumme Vorhersage von dir ist, dann Gnade dir dein Vater, wenn du sie mir nicht verrätst."
„Du weißt wie undurchschaubar Rätäkila ist. Ich wusste damals nur, dass ich dich zu meinen Cousin schicken musste. Dir steht ein glorreiches Schicksal bevor, mehr weiß ich nicht. Aber, du musst wissen, ich wollte dich eigentlich nicht hergeben. Deine Seele war so warm, als ich sie in den Händen hielt. Es tut mir unendlich leid, dass dir dort so viel angetan wurde… hätte ich das gewusst, dass sich Matterius der zweite sich umbringt und dich allein lässt, dann hätte ich dich nie wegegeben."
Also ob… aber fürs erste wollte ich es mal dabei belassen.
„Wir haben jetzt alles wichtige, du solltest wieder ins abendrote Land, von hier aus, ist Teleportation zumindest zurück wieder möglich, wenn ich mich beeile, schaffe ich es noch ein wenig zu schlafen."
Ich gab ihn einen Trank und nahm mir selbst einen.
„Kommst du am Sonntag mal wieder zu Kaffee und Kuchen? Moon kommt auch."
„Das werde ich, auch weil ich ihm nach wie vor eine Erklärung schulde."
„Darauf freue ich mich."
sagte er und nutzte seinen, kurz darauf, als der blaue Nebel sich gelichtet hatte, nahm ich den zweiten und stand wenige Sekunden später zu Hause. Ich beschloss nur in Unterwäsche zu schlafen und verteilte auf den Weg in mein geliebtes Bett meine Klamotten auf den Boden und schlüpfte in meine bequeme Hängematte.