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Chapter 31 - Der Junge und das Mädchen

Aus dem Wald kam ein Junge, der aussah, als sei er 16 Jahre alt. Sein markantes und von jeglichen Unreinheiten befreites Gesicht, zog jeden in den Bann dieses Jungen. So schauten alle interessiert und verzaubert auf den Jungen. Seine dunkelblonden Haare machten ihn lieblicher, interessanter und anziehender. Er hatte strahlend blaue Augen und einen gut gebauten Körper, der ihn nicht zu breit aussehen ließ. Er trug eine weiße Robe, die ihn Majestätisch wirken ließ. Darunter trug er ein engsitzendes Kleidungsstück und eine weite weiße Hose, in der er eine menge Beinfreiheit hatte. Allgemein verpasste ihm diese Kleidung einen Look, der jeden, wegen seiner Schönheit, erstarren ließ und ihn adelig erscheinen ließ.

Seine Begleiterin war ungefähr so alt wie er. Sie hatte wunderschönes langes, schwarzes Haar, das sie mysteriös erscheinen ließ. Ihre mandelförmigen Augen und grüne Iris, passten perfekt zu ihrer kleinen spitzen Nase und ihrem wohlgeformten Gesicht. Wie die des Jungen, waren ihre Robe und ihre Hose weiß. Die roten Akzente verfeinerten die Robe und die Hose, die nicht zu eng oder zu groß waren und somit perfekt passten. Unter ihrer Robe trug sie, wie der Junge, ein enges Kleidungsstück, das ihren Körper betonte. Zu alle dem trug sie Schuhe mit Absätzen, die sie ein paar Centimeter größer erscheinen ließen. Sie sah durch und durch adelig aus. Wenn man es nicht wüsste, dann könnte man sie fälschlicherweise als adelig bezeichnen. Ihr kalter Blick aber ließ sie, wie eine Eiskönigin wirken, die einen jeden Moment einfrieren konnte.

Das letzte Mal hatte Tsuyoi die Kälte ihres Blickes zu spüren bekommen, aber diesmal war sie einfach zu weit weg. Doch als das Mädchen Tsuyoi mit ihren grünen Augen sofort fixierte lief es ihm kalt den Rücken herunter. Wah! Mann, ist die gruselig! Als er das dachte, wurde ihr Blick noch kälter.

„Warum fixiert sie dich so, Tsuyoi?", hakte Utopius neugierig nach.

Tsuyoi überlegte, warum sie denn so sauer auf ihn sein sollte. Sie hatten zwar gekämpft aber Tsuyoi dachte, dass sie das so wollte. Vielleicht liegt es daran, dass ich gewonnen habe? Ist sie so eine schlechte Verliererin, überlegte Tsuyoi. Er kannte sie zwar nicht, aber er hatte nie das Gefühl gehabt, dass sie eine schlechte Verliererin war. Er wusste also nicht wirklich, was der Grund für ihre schlechte Stimmung war.

„Ich weiß es nicht, Utopius. Es könnte daran liegen, dass ich gegen sie gewonnen habe, als wir kämpften."

„Okay! Kämpfst du dann gegen sie?"

„Ich kämpfe nur gegen sie, wenn sie das auch möchte. Wenn sie aber wahllos jemanden angreift, dann schreite ich ein. Ich werde aber nicht von mir aus den Kampf suchen. Dafür habe ich mich einfach zu sehr verausgabt.", gähnte Tsuyoi.

Utopius verstand das, denn er würde dasselbe tun. Er ist ebenfalls sehr müde und seine Wunden, die er geheilt hatte, würden aufgehen, wenn er noch mehr kämpfen würde. Deswegen versuchte er sich zu schonen.

„Brauchst du Hilfe, wenn du gegen sie kämpfst? Ich würde dir gern helfen, wenn du es nicht allein schaffst. Aber meine Wunden gehen auf, wenn ich mich zu sehr verausgabe, deswegen könnte es auch sein, dass ich einfach nur ein Klotz am Bein wäre."

„Nein! Ich schaffe das schon! Vertrau mir einfach!"

Utopius seufzte. Er drehte sich zu Tuyoi und hielt ihm die Faus hin. Daraufhin sagte er: „Viel Glück! Und wehe du gehst mir hier drauf!" Er warnte Tsuyoi noch nicht zu sterben, woraufhin sie dann einschlugen.

„Aber … Ich sterb' schon nicht weg. Es besteht ja die Chance, dass ich gar nicht ihr Ziel bin.", beruhigte Tsuyoi Utopius, während Delia Tsuyoi weiterhin fixierte.

Die beiden begannen herrlich zu lachen. Sie hielten sich den Bauch, weil der schon anfing wehzutun.

„Fresse hallten, ihr bastarde!", schrie der Junge Tsuyoi und Utopius an. Die beiden fühlten sich aber gar nicht angesprochen und lachten amüsiert weiter. Ihr lautes Gelächter tönte über den Kampfplatz.

„Luke?!", rief Rood glücklich und verwirrt.

Luke hatte sich zu Rood umgeschaut. Er fixierte Rood mit seinem emotionslosen Blick, den er nur Rood zuwarf.

„Rood! Ich habe den Kampf gegen dich genossen. Aber du bist schon alt und unser Kampf ist noch nicht lange her. Bist du überhaupt in der Verfassung noch einmal gegen mich zu kämpfen?"

„Natürlich!", rief er verärgert. „Ich werde dich wieder zur Vernunft bringen, ob du es willst oder nicht!"

Wolfy legte seine Hand auf Rood's Schulter. Er sah besorgt aus. Rood dachte, dass er besorgt um Luke und Delia war, doch dem war nicht so. Er sorgte sich um Rood.

„Bist du dir sicher, dass du gegen Luke ankommst? Er hat recht damit, dass euer Kampf noch nicht lange her war. Wenn du diesen Kampf verlierst, dann würdest du sterben!", warnte Wolfy Rood flüsternd.

„Ich weiß das! Aber ich kann Luke nicht einfach so zurück zum Goemul gehen lassen oder ihn andere Personen töten lassen! Und wenn ich kurz vor der Niederlage wäre, dann rettest du mich doch, oder nicht, Wolfy?", lächelte Rood.

Damit nahm er Wolfy alle Sorgen, die Wolfy hatte. So konnte Wolfy leichten Herzens sagen, dass Rood Luke nur nicht umbringen sollte.

„Ja! Ich hatte sowieso nicht vor ihn umzubringen!"

Sie lächelten sich beide nochmal an, bevor Luke sie unterbrach.

„Wie lange wollt ihr noch, wie kleine Mädchen tuscheln?", fragte Luke lachend. „Das hier ist ein Schlachtfeld! Wenn ihr tratschen wollt, dann hättet ihr nicht der Yezhu Nanhai beitreten sollen!"

Luke schaute die beiden genervt an und wartete auf eine Reaktion. Als diese kam stieg in ihm Verwirrung auf.

„Tut mir leid! Ich wollte dein fragiles Ego nicht verletzen … Ich hätte mehr auf meine Worte achten sollen.", kicherte Rood in sich hinein.

„Willst du mich etwa beleidigen, Rood? Das funktioniert nicht bei mir!"

Luke sagte zwar, dass man ihn nicht provozieren könne, doch seine Ausstrahlung und wie er sich artikulierte, sagten etwas anderes.

„Dich zu beleidigen war nie meine Absicht … Ich bitte um Entschuldigung."

„Langsam reicht mir das, Rood! Ich bin hierhergekommen, um dich zu besiegen und dem Goemul gute Nachrichten zu überbringen! Also stirb jetzt!"

Er schrie Rood an. Daraufhin flüsterte er Delia ins Ohr: „Mach, was du möchtest … Ich kämpfe gegen Rood! Stirb mir hier nicht weg!"

Daraufhin zischte Luke auf Rood zu.

„Alle weg von mir!", schrie Rood warnend davor, dass ihnen sonst etwas Schlimmes widerfahren könnte. „Das ist mein Kampf!"

Wolfy und zwei Xiongshou nickten und nahmen sofort Abstand. Kurz darauf trafen sich die Klingen von Rood und Luke. Sie erzeugten ein klirrendes lautes Geräusch. Bevor die Xiongshou, die ihnen zuschauten überhaupt begriffen, was passierte gingen die beiden dazu über sich in einem hitzigen Gefecht zu messen.

 

Luke ist auf Rood zu gezischt. Da wollte Tsuyoi natürlich dazwischen gehen. Als er lossprinten wollte, hielt Utopius ihn auf. Er hielt es nicht für richtig in den Kampf der beiden einzuschreiten. Dazu kam, dass Delia gefährlich war. Im Moment hatte keiner außer Tsuyoi eine Chance gegen sie. Im Normalfall würde auch Utopius sie besiegen könne, aber er ist so angeschlagen und schwach, dass er sie nicht bezwingen konnte.

„Was machst du da, Utopius?", fragte Tsuyoi verwirrt.

„Ich beschütze uns alle …"

Tsuyoi verwirrte das noch mehr. Er fragte sich selbst, was Utopius damit meinte, bis er Utopius dann selbst fragte.

„Was meinst du damit, Utopius? Du kannst doch alle hier beschützen. Du wirst auf jeden Fall gegen Delia ankommen."

Utopius fühlte sich geschmeichelt. Doch er konnte sich davon nicht aufhalten lassen und musste Klartext reden, sonst sterben hier vielleicht alle.

„Siehst du, wie sie dich fixiert? Sie hat es zu hundert Prozent auf dich abgesehen. Wenn du jetzt versuchst Rood zu helfen, dann wird sie diesen Moment ausnutzen und versuchen dich umzubringen. Sobald sie das geschafft hat, wird sie uns umbringen. Das glaube ich zumindest. Ich habe zwar keine Beweise dafür, aber wir sollte lieber auf Nummer sicher gehen."

„Aber du kannst sie doch erledigen. Da bin ich mir sicher!", ermutigte er Utopius.

Utopius fühlte sich wieder geschmeichelt und wurde fasst rot, aber er hatte sich beruhigt. Er war ein wenig wütend auf Tsuyoi.

Manchmal ist der wirklich schlau und dann ist der wieder dumm wie Brot, beleidigte Utopius Tsuyoi in Gedanken. Der kapiert wirklich nicht, dass ich sie nicht besiegen kann.

Daraufhin legte Utopius seinen Kopf auf seine Hand und schnalzte mit seiner Zunge, um kurz darauf wieder hochzuschauen.

„Das Mädchen da wird langsam schon sauer, weil wir sie ignorieren. Also fass ich mich kurz: Besiege sie für uns. Ich bin zu schwach, um sie zu besiegen, mein Körper ist einfach schon zu geschunden. Dazu kommt, dass meine Wunden aufgehen würden, wenn ich mich noch mehr verausgabe! Verstehst du endlich, warum ich sie nicht besiegen werde?"

„Ich versteh … Okay! Ich werde sie für euch besiegen. Verlasst euch auf mich!", grinste Tsuyoi.

„Weg hier, Leute!", rief Utopius. „Wir müssen hier ein wenig Abstand nehmen! Wenn die beiden kämpfen, wird es zu gefährlich!"

Tosin, Emma, Asha und die anderen Xiongshou hatten alles schnell verstanden und freiwillig abstand genommen. Emma hatte Cayman in den Armen getragen. Als sie genug Abstand genommen hatte, legte sie Cayman's Kopf auf ihren Schoß. Tosin wollte dagegen ankämpfen und sich Tsuyoi anschließen. Utopius beruhigte ihn, damit er nicht zu sehr nervte.

„Ich will Tsuyoi helfen! Immerhin hat er mir geholfen und wir sind Freunde!", protestierte Tosin.

„Nein, Tosin! Wir haben gesehen, wie stark du bist. Aber gegen sie kommst du nicht an. Du wärst Tsuyoi nur ein Klotz am Bein, verstanden?"

„Verstanden …", murmelte Tosin genervt.

Daraufhin seufzte Utopius. Er fühlte sich, als würde er auf eine kleine Gruppe von Kindern aufpassen müssen.

Viel Glück, Tsuyoi! Stirb mir ja nicht weg!

 

„Du bist also mein Gegner, Tsuyoi!", sagte Delia bedrohlich, während sie den Abstand zwischen ihnen in Gehgeschwindigkeit verkleinerte. „Darauf habe ich schon gewartet. Fernab von Zero habe ich darauf gehofft, dass dich keiner dieser Goblins umgebracht hatte. Ich habe mir aber umsonst sorgen gemacht, denn du hast gegen mich gewonnen. Das bedeutet, dass du etwas draufhaben musst. Das mach meine Niederlage auch ertragbarer."

„Delia, müssen wir wirklich gegeneinander kämpfen? Ich habe nicht vor gegen dich zu kämpfen. Ich fände es viel besser, wenn du dich einfach ergeben würdest und wir dich dann festnehmen."

Delia lachte. Sie lachte, weil sie Tsuyoi als töricht empfand. Sie hatte gehofft, dass Tsuyoi schlauer sei, doch das ist wohl nicht der Fall. Oder er hatte noch nie ein Gefängnis gesehen. Doch wie man es dreht und wendet, Tsuyoi war töricht, so etwas mitten in einem Kampf zu sagen.

„Bist du wirklich so dumm?", fragte sie, woraufhin Tsuyoi sich verwirrt gab.

„Warum soll ich den dumm sein? Ich habe nur gehofft, dass wir das hier auch friedlich lösen könnten."

Daraufhin stoppte Delia abrupt. Sie murmelte: „Der Abstand reicht. Näher will ich ihm nicht in Gehgeschwindigkeit kommen."

„Also … Würdest du mir jetzt bitte erklären, warum ich so dumm sein soll.", bat er sie, während er sein Schwert aus sein blauen Scheide zog.

„Du bist töricht, dumm und gleichzeitig schlau. Warum du aber so dumm bist, ist ganz einfach zu erklären. Wenn ihr mich festnehmt, werde ich verhört und kurzdarauf ins Gefängnis gesteckt. Dieses Land ist noch nicht weit entwickelt. Ich werde hier nicht vor Gericht gebracht und würde dann einen fairen Prozess bekommen. Nein …! Ich würde mit Folter verhört werden, gedemütigt und beleidigt werden, bis ich zugebe, dass ich schuldig bin. Wenn das Geschehen ist, lande ich im Gefängnis und versauere dort, bis ich öffentlich hingerichtet würde, weil ich zum Goemul gehöre. Darauf steht die Todesstrafe, falls du es noch nicht wusstest."

Tsuyoi fand, dass das grausam klang. Er versuchte sich so etwas im Kopf vorzustellen, aber er schaffte es nicht. Daraufhin kam ihm die Idee. Er dachte, wenn hohe Tiere, wie Rood, Wolfy oder Alexander sich für sie einsetzten, dann würde ihnen doch nichts passieren. Diesen Gedankengang sprach er laut aus. Er stieß dabei aber auf taube Ohren.

„Du glaubst wirklich, dass die Yezhu Nanhai Organisation so viel Macht besäße, um den König umzustimmen? Das glaubst du? Wie dumm du doch bist! Ich kann es nicht glauben! Du glaubst doch nicht, dass dieser eitle König auf Leute wir Rood, Wolfy oder Alexander hören würde. Dieser König, der sich für niemanden, außer sich selbst interessiert, die narzisstische König, soll auf die hören? So etwas passiert nur in deinen Träumen, da die Chance, dass er seine Meinung änderte, viel zu gering ist.", sagte sie von oben herab, weil sie an Tsuyoi's Intelligenz zweifelte.

Das brachte Tsuyoi zum Nachdenken. Er fragte sich in was für einer Welt er die ganze Zeit gelebt hatte. Wie es eine Person geben kann, die nur durch ihre Geburt einen höheren Status als alle anderen hatte und wieso diese Person so viel Macht bekam. Tsuyoi hatte schon immer von einer Welt geträumt, in der Menschen Sorgenlos leben konnten. In einer Welt, in der man keine Angst haben musste zu verhungern, weil man kein Geld mehr hatte. In einer Welt, in der alle Menschen gleichgestellt sind und jeder das bekommt, was er verdient. Er wollte in einer Welt leben, in der er angst haben muss zu sterben, weil er krank ist, weil Ärzte zu teuer sind und man dann an den Folgen der Krankheit stirbt. Er wollte schon immer in einer Welt leben, in der man keine Angst haben musste, dass man von Anhängern des Goemuls oder vom Goemul selbst überfallen wird und das gesamte Dorf, in dem man lebte oder dass man nur besucht hatte, um auf seiner Reise eine Pause zu machen, zerstört und die Leben aller genommen wurden.

Das wäre wirklich eine schöne Welt. Eine Welt ohne sorgen. Doch was hindert uns daran so einer Welt zu erschaffen?

Tsuyoi überlegte ein wenig und wurde dann von Delia unterbrochen.

„Wie lange willst du noch darumstehen und nachdenken?"

„Delia, ich habe eine Frage. Wie viel Steuern bezahlen die Adligen und der König?"

„Warum fragst du mich so etwas? Aber ich kann es dir sagen: Sie bezahlen keine Steuern."

Als Delia das sagte verstand Tsuyoi endlich, warum er nicht in so einer Welt lebte. Er hatte aber keine Zeit mehr darüber nachzudenken, denn Delia kam auf ihn zugestürmt.