Ein dunkler Nebel bildete sich vor Rood. Er wusste nicht, ob sich der Nebel nur vor ihm oder auf dem gesamten Platz verteilt hatte. Rood nahm zweiteres an, doch machte sich mehr Sorgen darüber, dass er nichts erkennen konnte. In solchen Momenten würde er „Kan" ohne Zögern anwenden, aber, da der Nebel aus magischen Partikeln besteht, half es ihm nicht, „Kan" anzuwenden.
„Ha?!", erschrak Rood. „Da bist du also!"
Er verspürte ein komisches Gefühl. Es sagte: Er ist hinter dir. So als wolle es sagen, Luke tauche gleich hinter ihm auf. Rood drehte sich sofort um. Er schaute Luke, der überrascht aussah, direkt in die Augen, bildete mit seiner Hand eine Faust und führte diese mit aller Kraft in Luke's Magengrube.
„Aah!", stöhnte er schmerzerfüllt und mit gekrümmtem Körper. Doch Luke konnte nicht warten, bis der Schmerz verging, denn Rood hatte seine Faust so schnell, wie er sie Luke in die Magengrube grub, wegegerissen und ihm dann sein Knie in sein Gesicht gerammt.
„Da ich das mit dir nicht mit Worten regeln kann, werde ich dir mit Gewalt Vernunft einprügeln!"
Luke versuchte sich zu befreien, doch er schaffte es nicht und fing sich noch einmal Roods Faust, diesmal ins Gesicht. Als Luke diesen Schlag abbekam, bemerkte er, dass Rood ihn nicht mehr festhielt. Er nutzte diese Chance und nahm Abstand. Gleichzeitig löste er auch den Nebel auf.
„Das hat gesessen, Rood! Seit wann kannst du bitte so kämpfen? Ich dachte du bist schon lange in Rente und gar nicht mehr aktiv."
„Offiziell bin ich das auch. Ich bekleide nur noch den Platz als Vize-Oberhaupt. Aber inoffiziell arbeite ich immer noch. Ich bin nämlich auf einer langen Mission, die nur jemand wie ich machen könnte. Davon darfst du natürlich nichts wissen."
„Oho … Ist diese Mission etwa so geheim? Mich interessiert es brennend, worum es dabei geht."
Rood kicherte.
„Was gibt es da denn zu kichern, Rood? Ist dir die Situation nicht etwa nicht ernst genug?"
„Ernst? Doch, diese Situation ist ernst. Es geht immerhin darum, dich und deine Schwester zurückzugewinnen."
Luke verstand immer noch nicht, was so lustig war, dass Rood kichern musste, doch er verlor schnell das Interesse daran. Sein einziges Ziel war sowieso, die Xiongshous hier umzubringen.
„Tss … Um uns zurückzugewinnen, ist es zu spät.", murmelte Luke.
Rasch sprang er auf Rood zu. Mit seinem Schwert wehrte Rood aber den Angriff ab und schickte Luke zurück in die Luft. Luke überraschte es, dass er in die Luft geschleudert, sogar so sehr, dass er sein Schwert fast fallen lief. Eine Niederlage ist für ihn keine Option. Er breitete seine Hand vor sich aus und rief: „Hail, Fall!". Riesige Eisklumpen, die Hagel ähnelten, fielen vom Himmel auf Rood. Einige davon trafen ihn und verletzten ihn dabei. Jedoch konnte er den meisten ausweichen.
Ich muss wirklich mehr aufpassen. Dieser Junge ist in diesen paar Jahren viel stärker geworden, als ich es mir je erhoffen hätte können.
Luke ist sicher und ohne Schaden zu nehmen, auf dem Boden aufgekommen. Doch er ist nicht unverwundet geblieben. Der Tritt und die Schläge von Rood, hatten ihm zugesetzt. Aus seiner Nase läuft Blut und an seinen Mundwinkeln klebte Blut. Er sah wirklich mitgekommen aus.
Als Rood sah, dass Luke auf dem Boden aufkam, schoss er so schnell, wie der Wind, auf Luke zu. Als er vor Luke stand, ließ Rood sein Schwert auf ihn herabsausen. Luke versuchte dem auszuweichen, und es gleichzeitig abzuwehren. Das Abwehren gelangte ihm nicht, jedoch schaffte er es dem Schwert auszuweichen. Es war sehr knapp, und unwahrscheinlich dazu. Hätte Luke ein zehntel einer Sekunde zu spät reagiert, dann hätte ihn das Schwert noch getroffen.
„Tsk …! Meine Robe!", beschwerte sich Luke. „Ich habe die gerade neu gekauft."
Rood ignorierte das dumme Gerede von Luke und folgte ihm stattdessen. In Sekunden schnelle tauchte er also wieder vor Luke auf. Er erschrak, jedoch schaffte er es, sein Schwert zwischen sich und dem Schwert von Rood zu halten, und hielt es somit auf.
„Hi hi …"
Ein breites Grinsen bildete sich auf Lukes Gesicht. Er war stolz auf sich und zeigte es sofort.
Rood holte mit seinem Bein aus und zog dann mit voller Wucht Luke's Beine weg. Er verlor den Halt unter seinen Füßen und viel zur Seite. Während Luke noch in der Luft war, rammte Rood ihn mit seiner Faust in den Boden. Darauf folgten der Fuß und dann das Schwert. Rood wollte Luke natürlich nicht umbringen, also stoppte er kurz bevor er Luke traf.
„Hm …? Bin ich doch nicht tot?", fragte er sich, langsam, eines seiner verschlossenen Augen, öffnend.
„Ja du lebst noch, Luke…", sagte Rood, nur um ihm dann seine Faust ins Gesicht zu rammen.
Luke stöhnte, sein Kopf tat weh, er verlor die ganze Zeit Blut und noch dazu sah es so aus, als würde er gegen Rood verlieren. Alles lief den Bach herunter. Er schaffte es selbst jetzt nicht, sich gegen Rood zu wehren. Er versuchte aufzustehen, doch Rood trat ihn oder schlug ihn, um zu verhindern, dass er aufstand.
„Jetzt verstehst du …", sagte Luke schwach und hustend. „Wieso wir uns für den Goemul entschieden haben. Selbst jetzt schlägst und trittst du mich, obwohl ich hilflos bin."
„Das hier ist ein Schlachtfeld, Luke. Du hast diese Schlacht angefangen, also musst du auch mit den Konsequenzen leben."
Auf Luke's Gesicht bildete sich ein schwaches Lächeln. Er hielt seine Hand in die Luft – was Rood kurz zucken ließ, da er dachte, dass Luke etwas vorhatte – und schaute dann durch seine Finger, um den Sternenhimmel zu beobachten.
„Du bist genau, wie früher, als Delia und ich noch jünger waren. Ich frage mich, ob der Goemul die richtige Wahl war …?"
Luke schaffte es noch, einen Satz über die Lippen zu bekommen, bevor sein Bewusstsein verlor.
„Ich frage mich, ob ich Luke und Delia zu grob behandelt habe?"
Es war eine stürmische Nacht in einem kleinen Dorf. Der Goemul hatte das gesamte Dorf zerstört. Alles brannte, Körper von Menschen oder nur ihre Köperteile lagen überall auf dem Boden. Die Xiongshou, die mit diesem Dorf beauftragt wurden, haben verloren und so dafür gesorgt, dass all diese Personen verstorben sind.
„Wie konnte das nur geschehen …?"
Ein junger Rood lief durch das Dorf. Er löschte alle Flammen, die ihm im Weg waren mit Wasser, dass er erzeugte. Als er so durch das Dorf lief, sah er all die Leichen. Er wollte sich übergeben, doch er blieb stark. Als er weiterlief, hörte er Kinderstimmen. Sie weinten und riefen nach ihren Eltern.
Rood rannte sofort los, ohne auf die Flammen achtzugeben. Wo sind diese Kinder? Rood suchte wie wild nach ihnen. Schließlich fand er die Kinder hinter einem Haus, das noch nicht Feuer gefangen hatte.
„Ist alles in Ordnung bei euch?", fragte er hastig, doch die Kinder weinten nur weiter und riefen nach ihren Eltern. „Es wird alles gut …"
Er streichelte den Kindern den Kopf und beruhigte sie. Als sie aufhörten zu weinen, klammerten sie sich an ihn. Sie sagten: „Wo sind Mama und Papa? Bitte hilf uns sie zu finden!" Sie flehten Rood an. Er konnte den Kindern nicht helfen. Rood wirkte Magie auf ihnen, damit sie einschliefen. Er nahm die Kinder in den Arm und trug sie zum Wagen, mit dem er hergekommen ist.
„Rood! Agh …!? Kinder? Warum hast du …"
„Natalie … Nimm diese Kinder bitte und lege sie in den Wagen, damit sie dort in Ruhe schlafen können."
Natalie war damals eine Kollegin, mit der er oft auf Missionen ging. Sie nahm die Kinder und legte sie in den Wagen und nutzte den Proviant, welchen sie mithatten als Kissen. Jacken, die sie im Wagen hatten, nutzte Natalie als Decke.
„Rood, Natalie, habt ihr irgendwas gefunden? Ich habe nichts gefunden."
„Pssst! Krahl! Du weckst die Kinder noch auf!", schimpfte Natalie mit ihr.
„Kinder?"
„Ja, es stimmt, Kinder. Ich habe sie im Dorf gefunden."
Rood sah niedergeschlagen aus. Das war aber auch nicht anders zu erwarten, immerhin hat er gerade so viele Leichen gesehen und dazu noch Kinder gefunden, die ihre Eltern verloren hatten.
„Oh … Es tut mir leid. Ich wollte das nicht."
Daraufhin stiegen Krahl und Natalie vorne in den Wagen ein. Rood löschte währenddessen das Feuer im Dorf. Als er das Feuer gelöscht hatte, stieg auch er in den Wagen ein. Er setzte sich zu den Kindern und passte auf, dass sie nicht wieder aufwachen.
„Bitte fahre nicht zu schnell, Natalie. Du weckst sonst noch die Kinder auf.", sagte Rood, bevor sie schließlich losfuhren. Man hörte die Pferde wiehern, als Natalie die Zügel nahm.
Nachdem sie mehrere Stunden gefahren sind, kamen sie im Yezhu Nanhai Hauptquartier an. Die Sonne stand im Zenit. Natalie und Krahl stiegen aus und öffneten den Wagen, um nach den Kindern zu sehen. Als das Sonnenlicht in den Wagen stieg, wachten die Kinder auf. Sie schauten sich verwirrt um und umarmten sich dann gegenseitig. Daraufhin begannen sie zu weinen und nach ihren beiden Eltern zu rufen.
„Kinder …", seufzte Rood bedrückt. „Hey Kinder! Wie heißt ihr?"
Die Kinder antworteten ihm nicht. Er begann ihre Köpfe zu streicheln und zu lächeln. Die beiden Kinder hörten auf mit dem Weinen und drehten sich zu Rood um. Sie schluchzten leicht und hatten Tränen in den Augen. Rood wischte ihre Tränen mit einem Lächeln weg.
„Wo sind Mama und Papa, Onkel?"
Onkel? Bin ich etwa so alt?
Dass Rood jemals als Onkel bezeichnet werden würde, hatte er nicht erwartet. Aber ihm gefiel es. Es fühlte sich so an, als würden sich die drei schon lange kenne.
„Wollt ihr mir nicht einmal verraten, wie ihr heißt? Der Onkel würde das gerne wissen."
„Ich bin Luke …"
„Und ich bin Delia …"
„Okay, Luke und Delia also. Ich muss euch mitteilen, dass eure beiden Eltern tot sind."
Die Kinder verblassten, ihre Pupillen verengten und ihr Körper wurde schwach. Sie standen mit offenem Mund da, Speichel fiel heraus. Langsam bildeten sich Tränen in ihren Augen.
Natalie und Krahl waren schockiert, dass Rood sie so einweihen würde. Statt feinfühlig zu sein, sagte er den Kindern einfach ins Gesicht, dass ihre Eltern tot sind. Sie begannen zu schimpfen, doch die Kinder begannen zu weinen also trösteten sie die Kinder.
Sie schluchzten bis tief in die Nacht. Es war traurig mit anzusehen. Rood musste seine Tränen zurückhalten.
Als sie am nächsten Tag aufwachten, sahen sie leblos aus. Sie hatten keine Kraft mehr in sich. Rood wusste nicht, ob sie den Lebenswillen in so einem jungen alter verloren haben oder, ob sie einfach nur so traurig sind. In jedem Fall müsste man sie unterstützen. Rood, Natalie und Krahl versuchten monatelang die beiden Fünfjährigen aufzumuntern.
Nach neun Monaten hatten sie es endlich geschafft, dass die Kinder, die jetzt sechs sind, zu ihren alten Ichs wiedergefunden haben. Sie hatten wieder ein Lächeln im Gesicht, das ehrlich war und nicht aufgesetzt. Die letzten neun Monate lief es genauso. Rood bemerkte das natürlich. Aber jetzt ist alles wieder normal, dachte Rood. Er war überglücklich.
„Luke … Delia … Ich hab euch lieb. Es ist schön, dass ihr wieder lächeln könnt, so wie ihr es, als sechsjährige, tun solltet."
Er streichelte beiden den Kopf. Er war so glücklich, dass er sich nicht kontrollieren konnte. Die Kinder beschwerten sich mit harschen Worten bei ihm.
„Lass das, Rood. Ich habe dir doch schon gesagt, dass du das lassen sollst. Bist du etwa schon so alt, dass du nicht mehr hören kannst?", fauchte Luke.
„Genau, Rood. Das tut auch weh. Bitte höre auf damit!"
„Tut mir leid, Kinder.", entschuldigte er sich. „Aber hast du mich gerade alt genannt, Luke?"
Luke zuckte zusammen. Er schaute Rood nicht in die Augen. Stattdessen pfiff er und sagte: „Ich weiß gar nicht wovon du redest …" Schweiß bildete sich auf seiner Stirn.
„In Ordnung.", erwiderte Rood, resignierend. „Dann geht euch in eure Zimmer ausruhen!"
Als Rood das sagte drehten sich die beiden um, riefen laut Okay und liefen dann los.
„Ahh!", schrie Luke aus vollem Halse.
„Nenne mich noch einmal alt und ich bestrafe dich noch schlimmer!"
Luke und Rood lachten zusammen. Sie hatten wirklich viel spaß, auch wenn Luke gerade bestraft wurde.
„Okay. Jetzt lasse ich dich gehen, Luke. Und dich auch, Delia."
„Tschüssi!"
Und so gingen die beiden zurück in ihre Zimmer. Rood lachte müde und begab sich dann auch auf sein Zimmer.
„Was?!", fragte Rood überrascht.
Am nächsten Morgen wurde Rood komplett überrumpelt. Vor ihm standen die Zwillinge, die er gestern noch so glücklich sah. Jetzt standen sie mit ernstem Blick vor ihm und baten ihn, ihnen einen Gefallen zu tun.
Rood war natürlich verwirrt, als er das hörte, und wollte ihnen zuhören. Wie denn auch nicht. Die Kinder waren doch gerade erste geheilt von ihrem Schmerz und Verlust, doch jetzt blicken sie so ernst drein, dass Rood sich nur sorgen machen kann. Ihre Bitte jedoch war etwas seltsam für Sechsjährige.
„Ja, Rood! Wir wissen, das kommt überraschend, aber wir sind uns sicher! Wir möchten unbedingt Xiongshou sein und an deiner Seite Kämpfen! Bitte, Rood, bitte trainiere uns …"