"So fühlt es sich also an, einen Vertrag mit einem Gott zu schließen", murmelte William.
"Ich bin echt neidisch, großer Bruder, du hättest mich zu deinem Schutzgott machen sollen", schmollte Lily. Die kleine Loli ergriff Williams Hand und blickte ihn mit großen Kulleraugen an.
William ignorierte Lily und betrachtete Gavin in einem neuen Licht. "Ist es geschafft? Ist es an der Zeit, dass ich wiedergeboren werde?"
"Noch nicht ganz. Dies hier werde ich dir auch noch geben", sagte Gavin und lächelte.
Issei und Lily zeigten sich überrascht, doch ihr Gesichtsausdruck verflog schnell wieder. Beide hatten erkannt, was das Geschenk von Gavin war, und nickten zustimmend.
"Was ist das?" fragte William. Er betrachtete den Gegenstand, den Gavin ihm reichte. Er war kaum zwei Zentimeter breit und lang. Irgendwie kam er ihm seltsam vertraut vor. Der Junge war sich sicher, dass er dieses Objekt schon einmal auf der Erde gesehen hatte.
"Ich denke, das wird auf der Erde als CPU-Kern bezeichnet", erklärte Gavin. "Das ist mein letztes Geschenk an dich. Ich bete, dass es dir in deinem nächsten Leben von Nutzen sein wird."
"Danke", antwortete William.
Er war sehr dankbar, denn ihm war klar, dass Gavin ihm etwas sehr Wertvolles überreicht hatte. Obwohl er die Fähigkeiten des CPU-Kerns nicht kannte, spürte er, dass dieser in seinem neuen Leben eine entscheidende Rolle spielen würde.
"Ich bin an der Reihe!" Lily hob ihre Hand und reichte William einen Lutscher. "Großer Bruder, das ist ein Geschenk von mir. Bitte, nimm es an!"
"He, Lily, was soll das?" Gavin sah die kleine Loli fest an. "William ist nun mein Jünger. Hör auf, dich an ihn heranzumachen."
"Ich weiß, dass er dein Jünger ist, aber was soll's?" Lily schnaubte. "Ich breche damit keine Regeln!"
"Lily hat Recht." Issei schmunzelte von der Seite. "Sie bricht keine Regeln. Kleiner Bruder, du solltest Lilys Geschenk dankbar annehmen. Es ist nicht jeden Tag, dass sie jemanden mag, der nicht ihr Anhänger ist."
"A-Also gut." William nahm Lilys Lutscher dankend an, was das Lächeln auf ihrem Gesicht noch breiter werden ließ. Zum Glück trug er nicht die Brille der Wahrheit. Sonst hätte er womöglich Angst bekommen und wäre zurückgewichen.
Gavin seufzte, ließ die Sache jedoch auf sich beruhen. "Danke, Lily."
"Warum mir danken? Ich habe es dem großen Bruder gegeben, weil ich ihn mag", schnaubte Lily. "Es war nicht für dich. Mach dir bloß keine falschen Hoffnungen, Baka."
Der CPU-Kern und der Lutscher schwebten durch die Luft und zielten auf Williams Brust. Eine Welle göttlicher Energie durchflutete seine Seele und ließ ihn schwindelig werden.
Nach zehn Minuten gewann William schließlich seine Fassung zurück. Noch einmal bedankte er sich bei Gavin, Issei und Lily für die Geschenke, die sie ihm gemacht hatten. Nachdem sie ihre Mahlzeit beendet hatten, führten sie William zum Zyklus der Reinkarnation.
Der Zyklus der Wiedergeburt war ein Ort, an dem unzählige Portale zu verschiedenen Welten im Sternenhimmel schwebten.
Die farbenfrohen Portale sahen selbst aus wie Sterne und William fühlte gleichzeitig Angst und Aufregung.
"Ich denke, William sollte zu diesem goldenen Portal dort drüben gehen", schlug Issei vor.
"Goldene Portale sind gut, aber ich möchte nicht, dass der große Bruder sein Leben wie ein Schwein führt", warf Lily ein. "Das silberne Portal wird perfekt für ihn sein, denn es wird ihm Raum für Wachstum bieten."
"Ähm, könntet ihr mir mehr über die Portale erzählen?" fragte William. Da es mit seiner Wiedergeburt zu tun hatte, wollte er mehr über die Unterschiede zwischen den Portalen erfahren.
"Nein", antworteten die drei Götter bestimmt. "Es ist uns nicht gestattet, Informationen über die Portale preiszugeben."
William war nicht sehr schlau, aber er hatte verstanden, dass Issei und Lily ihm bereits einige Hinweise gegeben hatten, welche Portale die besten waren. Gavin stand an seiner Seite und wartete darauf, dass er sich für eine Welt entschied, in der er geboren werden würde.
Während er noch über seine Entscheidung nachdachte, erstrahlte das goldene Portal vor ihm. Ein alter Mann in einem weißen Gewand, mit einem Holzstab in der Hand, erschien vor ihm.
"Gavin? Issei? Lily?" Der alte Mann war überrascht, seine Bekanntschaften im Zyklus der Reinkarnation zu sehen. "Seid ihr alle hier, um auf meine Rückkehr zu warten? Tut mir leid, ich habe keine Souvenirs dabei."
"So ein Quatsch, Alter!" Lily hob ihre kleine Faust. "Wir sind hier, um William zu verabschieden, nicht um deine Rückkehr zu feiern!"
"Che~", machte der alte Mann enttäuscht. Doch sein Gesichtsausdruck änderte sich, als er William ansah. "Oh, das ist ja interessant!"
"Hah! Wunderbar!" Der alte Mann trat näher und mustererte William von oben bis unten. "Dass eine Seele so viele göttliche Gaben erhalten hat!"Gavin und Issei hielt der alte Mann den Mund zu und zerrten ihn fort, während Lily William mit belanglosem Gespräch ablenkte. Die Drei Götter waren sich einig, dass William vorerst nichts wissen sollte.
"Alter Mann, du sagst besser kein Wort!" Issei funkelte ihn an. "Das ist ein Geheimnis! Wenn die anderen Götter das erfahren, gibt es Ärger!"
"Halt den Mund, Alter," flehte Gavin. "Das ist meine letzte Chance, einen Anhänger zu gewinnen, zwing mich nicht, dich zu verprügeln!"
"Schon gut, ihr Gören!" stimmte der alte Mann widerwillig zu, doch auf seinem Gesicht zeigte sich ein verschmitztes Lächeln. "Lasst mich aber mitmachen! Das sieht nach Spaß aus! Außerdem scheint dieser Junge wie gemacht dafür zu sein, mein Schüler zu werden."
"Häh?!"
"Warte, Alter, meinst du das ernst? Du willst William zu deinem Schüler machen?"
"Warum nicht? Es verstößt doch nicht gegen die Regeln, oder? Außerdem... das kommt auch dir zugute, Gavin."
Gavin runzelte die Stirn. "Alter, die Seele des Jungen kann keine weiteren Gottheiten ertragen. Schon drei sind zu viel."
"Keine Sorge, ich werde ihm keine Gottheiten geben," versicherte der alte Mann. "Ich werde ihm etwas anderes geben."
Nachdem sie sich geeinigt hatten, kehrten sie zurück zu William und Lily.
"Hallo, William," begrüßte ihn der alte Mann mit einem strahlenden Lächeln. "Mein Name ist David und ich bin ein Freund dieser drei Götter."
"Hallo, Sir David," William verbeugte sich.
"Has du schon entschieden, durch welches Portal du gehen wirst?" fragte David.
"Ja!" antwortete William entschlossen. "Ich werde zu diesem Silberportal dort gehen."
William zeigte auf ein silbernes Portal, das regenbogenfarben funkelte.
"Diese Welt? Nicht schlecht. Eine sehr gute Wahl." David nickte zustimmend. "Da wir uns nun begegnet sind, muss es Schicksal sein. Nimm dies hier als Andenken, bevor du diesen Ort verlässt."
David reichte William einen hölzernen Stab. "Nimm ihn mit."
"Eh? Aber Opa, das ist doch dein Gehstock, oder?" William blickte David verwirrt an.
"Keine Sorge, ich habe noch mehr davon," sagte David lässig und schwang einen ähnlichen Stab in seiner Hand.
"Nimm ihn als Erinnerung an unsere Begegnung." David klopfte William auf die Schulter. "Und nun geh."
William schwebte zur Luft und flog auf das Portal zu. Auf halbem Wege blieb er jedoch stehen und blickte zurück auf die vier Götter, die seinen Aufenthalt im Tempel der Götter unvergesslich gemacht hatten.
"Danke euch allen!" William verbeugte sich ehrerbietig. "Ich werde mich im nächsten Leben anstrengen."
"William, bevor du gehst, hör gut zu," sagte Gavin. "Denke auf deiner neuen Reise daran, dass der Weg selbst einen Sinn hat. Der Sonnenaufgang, der Sonnenuntergang und die Schönheit der Welt - genieße alles und lebe dein Leben voll aus."
"Danke! Das werde ich!" William winkte ein letztes Mal und wandte sich dem Portal zu.
Plötzlich tauchte ein Lastwagen aus dem Portal auf, genau neben dem Silbernen Portal, das William betreten wollte.
Mit einem lauten Knall traf der Lastwagen William und schleuderte ihn in Richtung eines roten Portals in der Ferne. Binnen Sekunden betrat Williams Seele das Portal und hinterließ die vier Götter wie erstarrt.
Gavin, Issei, Lily, David: "...Verdammt!"
Der Lastwagen hielt an und verwandelte sich in einen zehn Meter hohen Roboter. "Ähm? Habe ich gerade jemanden überfahren?"
"Truck-kun! Ich werde dich auseinandernehmen!" Gavin brüllte vor Wut.