Das erste, was sie sich vornahmen, war die Erkundung der Stadt. In dieser erhofften sie sich, einige Spuren finden zu können. Bis jetzt hatten sie noch keine Idee, was nötig war, um die Kuppel zu räumen.
Die Stadt sah aus, als hätte hier schon eine Weile niemand gewohnt. Viele Fenster waren kaputt und manch eine Mauer war bereits eingefallen. Auch die Straßen sahen nicht besser aus.
In Luc kam eher das Gefühl auf, als wäre er in einem Filmset unterwegs. Nichts in dieser Stadt deutete darauf hin, dass in ihr jemals jemand gelebt hat.
Was der Gruppe noch viel komischer vorkam, dass es absolut keine Geräusche gab. Kein Wind, der durch die löchrigen Mauern pfiff, keine Tiere, die Geräusche machten. Selbst ihre eigenen Geräusche schienen von irgendetwas gedämpft zu werden.
Nach einigen Stunden Suche, hatten sie nach wie vor nichts gefunden. Leicht erschöpft blieben sie stehen. Luc und Elena setzten sich auf Steine und Elias lehnte sich an eine der Hauswände.
Während sie überlegten, wie sie ihr Vorgehen verändern könnten, krachte es laut und die Wand hinter Elias brach zusammen. Elena sprang vor Überraschung auf. Auch Luc stand auf und folgte Elena durch das neu kreierte Loch in der Hauswand.
Im Inneren lag Elias auf dem Boden. Bis auf den Staub auf seinen Klamotten, schien es ihm gut zu gehen. Auch sein Capybara hatte es sich bereits wieder auf seiner Brust bequem gemacht.
Doch Luc war noch etwas anderes ins Auge gefallen. In der Decke waren in regelmäßigen Abständen Löcher. Fast schon zu symmetrisch, als dass sie natürlicher Ursache sein konnten.
Mehr Instinktiv als geplant, griff er sich die anderen beiden und zerrte sie aus dem Haus. Eine Sekunde zu langsam und sie wären alle durch die Stacheln, die aus der Decke kamen, aufgespießt worden.
Elias rappelte sich schnell auf und klopfte sich den Staub von den Klamotten.
"Danke für die Rettung."
Bevor Luc jedoch antworten konnte, fing plötzlich an, sich das ganze Dorf zu bewegen. Häuser änderten ihren Standort. Alte Straßen schlossen sich und neue taten sich auf. Elena erschuf zum Schutz der Gruppe eine magische Barriere.
Diese war auch dringend nötig, sonst wären sie einige Male von vorbei huschenden Häusern umgerannt worden.
Die Neustrukturierung der Stadt dauerte einige Minuten und kurz danach legte sich auch der aufgewühlte Staub wieder. Elena schlug Elias leicht gegen die Schulter.
"Was musst du auch immer irgendwelche Wände einreißen?"
"Ich glaube, mit dem Schimpfen wirst du noch etwas warten müssen."
Elena und Elias schauten auf. Luc war zur nächsten Straßenecke gegangen und hatte sich kurz umgeschaut. Dabei hatte er in der Ferne einen kleinen Platz entdeckt.
Nach wie vorsichtig, gingen sie zu diesem Platz. Darauf bedacht, nicht aus versehen, wieder eine Falle auszulösen. Denn jetzt mit dem Wissen, dass es hier Fallen gab, entdeckte Elias an fast jedem Haus eine.
In der Mitte des Platzes fanden sie eine Steintafel. Sie war bereits stark verwittert. Auf der Tafel stand etwas in einer anderen Sprache geschrieben. Elena wirkte überrascht.
"Mich erstaunt es immer wieder, was man alles in diesen Kuppeln findet. Die Sprache auf der Tafel ist Altgriechisch."
Erfreut, dass Elena die Sprach erkannte, fragte Luc:
"Kannst du die lesen?"
"Ja, ich sollte den Text übersetzen können. Gib mir einen Moment."
Elena überlegte kurz, dann fing sie an zu übersetzen.
"Auf alter Tafel aus Stein gemeißelt,
Ein Lied vergangener Zeiten erzählt.
Doch Lücken klaffen im ehrwürd'gen Band,
Geheimnisvoll, wie vom Schicksal gesandt.
Einst flüsterte sie von Heldenmut,
Von Reisen ins Dunkel, ins Unbekannte tut.
Doch Teile des Liedes fehlen nun,
Wie Tränen im Sturm, wie ein vergehender Nun.
Gefahren lauern im Schatten der Nacht,
Ungeheuer erwachen, wenn es schlägt Mitternacht.
Die Helden, einst stark, vor dem Ungeheuer bang,
Ein Kampf um das Leben, ein endloser Drang.
Das Ende der Reise, ein Rätsel bleibt,
Im Dunkel der Tafel, das Schicksal schreibt.
Die Helden verschwinden, in der Dunkelheit verweht,
Ihre Namen nur noch ein Echo, das der Wind verweht."
Luc hatte nicht mit einem Gedicht gerechnet. Auch Elena blieb noch etwas über die Tafel gebeugt und murmelte immer wieder einige Worte. Sie schien bei einigen Worten eine bessere Übersetzung zu finden.
Elias schien hingegen die Rückseite der Tafel zu untersuchen.
"Hey Luc, komm mal kurz zu mir. Ich habe irgendwie das Gefühl, als würde auf der Rückseite etwas fehlen."
Nun schaute auch Luc sich die andere Seite der Tafel genauer an.
"Du hast Recht. Hier auf der Rückseite fehlt definitiv etwas."
Die Tafel sah so aus, als hätte sie jemand halbiert und die Rückseite entfernt.
"Ich glaube, wenn wir die Rückseite finden und hier wieder anbringen, dann sollten wir einen Hinweis bekommen, wie wir diese Kuppel räumen können."
Elias stimmte Luc zu. Elena hingegen war immer noch in ihre Übersetzung vertieft. Sie berührte die Tafel an verschiedenen Stellen und versuchte Moos und Schmutz runter zu wischen.
Mit einem Mal schoss ein Blitz gen Himmel und dieser fing an, sich zu verdunkeln. Irgendwo in der Ferne donnerte es und weitere Blitze erschienen am Himmel. Durch die Dunkelheit konnte man nun auf dem Platz kleine Lichter im Boden entdecken.
Ein lautes Brüllen, gefolgt von einem Feuerstrahl, erhellt die Dunkelheit am Horizont. Luc wandte sich den anderen zu.
"Ich glaube, wir sollten uns beeilen, den anderen Teil der Tafel zu finden. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es hier gleich super unbequem wird."
Mehr Worte mussten nicht gesprochen werden. Instinktiv wussten sie, dass etwas Gefährliches auf sie zukam. Jeder der drei rannte in eine andere Richtung und begann die Suche nach der Tafel.
Luc nutzte die Suche nach der Tafel, um einige seiner Glyphen an Hauswänden anzubringen. Er rechnete fest mit einem Kampf und wollte definitiv auf dem Platz nicht von Monstermeuten überrannt werden.
Leider hatte er aber auch kein Glück beim Suchen der zweiten Tafelhälfte. Auch brauchten die Fallen in den Häusern super viel Zeit.
Er wollte gerade schon aufgeben und zurück zum Platz gehen, als vor ihm aufgrund eine kleinen Sprengfalle eine Mauer einstürzte und ein Teil der Tafel freigab. Leider war es nur ein Bruchstück und nicht die ganze Tafel.
Allerdings konnte Luc sich darüber nicht zu viele Gedanken machen. In dem Moment wo er das Teil angefasst hatte, verdichtete sich neben ihm schwarzer Nebel. Und aus diesem Nebel traten Höllenhunde.
Luc, der sich gerade erst wieder aufgerichtet hatte, stand nun 3 Hunden gegenüber mit schwelendem Fell. Die Lefzen geöffnet, zwängten sich kleine Flammen zwischen den Reißzähnen hervor. Es verbesserte Lucs Situation auch nicht, dass die Hunde genauso hoch waren wie er.