„Wie heißt du?", fragte Alex, seine Stimme nähernd. „Ich heiße Kaiden, Kaiden Lain." Alex schien erfreut zu sein, mehr über Kaiden zu erfahren, doch Kaiden wirkte etwas überfordert und zurückhaltend. Er wusste jedoch, dass er reagieren musste, um sich kennenzulernen.
Alex, in schlichter Kleidung mit einer hellblauen Jeans, weißem T-Shirt und gewöhnlichen weißen Sneakern, hatte braune Haare und Augen. Er war etwa so groß wie Kaiden, also etwas über 1,80 Meter. Er stellte grundlegende Fragen wie nach Kaidens Geburtstag und Interessen, auf die Kaiden ganz normal antwortete. Kaiden erzählte, dass er am 5. November Geburtstag hatte und an allem Möglichen interessiert war.
Alex, der begeistert über diese Neuigkeiten war, teilte voller Enthusiasmus mit, dass er am selben Tag Geburtstag hatte. „Was für ein Zufall, findest du nicht auch?" „Ja, sicherlich", sagte Kaiden immer noch zurückhaltend. Doch im Laufe der Zeit entspannte sich die Stimmung, da Alex eine freundliche Art an den Tag legte und Kaiden sich allmählich wohler fühlte.
Nach einigen Minuten schien Kaiden jedoch immer wankender zu werden, bis er schließlich leicht zusammenbrach und am Rand des Schiffes entlang taumelte. Mit besorgtem Blick fragte Alex, ob er ihm etwas bringen sollte, wie eine Flasche Wasser oder ähnliches, doch Kaiden winkte ab.
„Du bist also seekrank?", schien eine weitere Stimme aus der Menge zu Kaiden zu rufen, doch er ignorierte sie. Der rothaarige Sprecher, dessen Haare seine Neugier verrieten, wurde selbst etwas rot. Er hatte nur nett sein wollen, doch als er Kaidens Erscheinung sah, schien er ihn als abgehobenen und verwöhnten Bengel abzustempeln. Er blieb ruhig, um nicht vom Schiff geworfen zu werden, und wandte sich dann ab, um sein Glück bei anderen Bekanntschaften zu versuchen.
„Komm, lass uns kurz woanders hingehen", bat Kaiden, der etwas verschwitzt war. Alex stimmte zu und stützte den etwas geschwächten Kaiden mit seinen schmaleren Armen. An einem entspannteren Ort im Schatten angekommen, fragte Alex, ob Kaiden seekrank sei. Kaiden verneinte und erklärte offen, dass er an Glioblastom, einem Tumor im Gehirn, litt.
Alex schaute ihn etwas verwundert an und fragte, was das sei. Doch als Kaiden die ernste Miene von Alex sah, verwandelte sich sein Gesichtsausdruck von Neugier in Mitleid. Kaiden entschuldigte sich leicht lachend, dass es ihm leid nicht tun müsse, da er erstens nichts dafür könne und zweitens es nicht so schlimm sei. Dabei überspielte er seine eigene Lüge, um die Stimmung nicht zu drücken.
Nach einigen Minuten Stille zwischen den beiden fragte Kaiden schließlich eine Frage, um das Gespräch zu unterbrechen und aufzulockern. „Wie hast du eigentlich die Schranke hochbekommen, als sie sich geschlossen hat?"
Etwas verlegen erklärte der dennoch stolze Alex, dass er bestimmte Objekte beliebig bewegen könne, ohne sie zu berühren. Diese Fähigkeit nannte er Telekinese. Sie sei nicht sonderlich mächtig, aber äußerst nützlich.
Kaidens Gesicht zeigte noch mehr Neugier, als er von dieser Kraft hörte. „Und weiter? Wie hast du das bekommen?" Verwundert schaute Alex ihn an und sagte, durch sein Erwachen. Als Kaiden daraufhin fragte, was er damit meinte, schien Alex plötzlich abweisend zu reagieren und wandte sich von Kaiden ab.
„Verdammt, warum habe ich meine Zeit mit einem Normalo verschwendet? Nichts für ungut, du bist wahrscheinlich ganz nett und so, aber ich muss Prioritäten setzen, verstehst du?" So sagte Alex und ging weiter. Er ließ den nun verwirrten Kaiden mit einem schwindeligen Gefühl im Schatten stehen. Was meinte er damit? Warum geht er auf einmal?
Kaidens Fröhlichkeit erlosch, und er nahm einen normalen Gesichtsausdruck an. Die Beziehung war noch nicht so eng, dass er trauern müsste, aber er fand es dennoch schade, da Alex eigentlich ganz nett gewesen war.
Kaiden verweilte nun allein im Schatten am Rand des Bootes, mit den Händen am Geländer angelehnt und verdrehten Augen, da es deutlich war, dass es ihm nicht gut ging. Mit gesenktem Blick auf das wellige Meer sah er Möwen und Quallen. Ein Schwarm weißer Quallen, durchsetzt mit einigen orangefarbenen, zog vorbei.
Plötzlich wurde er von einem lauten, starken Gebrüll aufgeschreckt und schrak kurz auf. Es kam vom Sergeant, der allen mitteilte, dass sie nun an ihrer kurzen Raststelle, dem ewigen Damm, angekommen waren.
Während alle anderen den Gang entlang gingen, fühlte sich Kaiden einsam und wurde teilweise leicht angerempelt, da er im Weg stand. Der Sergeant bemerkte, dass noch eine Person zurückblieb, und rief ihm zu: „Hey! Wenn du jetzt nicht sofort kommst, dann bleibst du hier zurück und wirst elendig verhungern und verdursten! Also komm gefälligst und zwar schnell!"
Trotzdem drohender Worte raffte sich Kaiden auf, auch wenn sein Körper anderer Meinung war. Seine zuvor mühelosen Schritte fühlten sich qualvoll an, nicht wegen Schmerzen, sondern weil die Reize zum Würgen dadurch verstärkt wurden. Kurz darauf, als er versuchte, das Schiff zu verlassen, rannte er schnell wieder an den Rand und übergab sich erneut, braune Flüssigkeit ergoss sich aus seinem Mund.
Der kräftige und grimmige Sergeant drehte sich etwas angeekelt um. Bevor er jedoch weiterging, forderte er sämtliche Wertsachen zur Konfiszierung auf und überreichte Kaiden einen Steckanhänger, weiß mit seinem Namen, den er sich an die Brust klemmen sollte. Nachdem er dies getan hatte und seine Übelkeit allmählich schwand, lief er die Treppen des Bootes hinunter in Richtung des steinernen Damms.
Dort angekommen, sah er viele Soldaten stationiert und patrouillierend, um sicherzustellen, dass niemand leicht rein- oder rauskommen konnte. Er bemerkte auch, dass alle in seinem Alter in verschiedenen Gruppen waren. Sowohl Alex als auch der Rothaarige, der gefragt hatte, ob er seekrank war, befanden sich getrennt in Gruppen von etwa fünf Personen. Es schien, als hätte sich bereits in kurzer Zeit eine Hierarchie gebildet. Doch Kaiden verstand nicht genau, um was es dabei ging. Schließlich war er, wie jeder hier, ein Erwachter. Doch dann fiel ihm ein, dass es einige gab, die zwar erwacht waren, aber keine besonderen Fähigkeiten hatten und deshalb als Söldner oder in riesigen Robotern kämpfen mussten. Kaiden wollte das nicht wahrhaben.
Er fühlte sich nun allein gelassen und ohne jegliche Verbindung zu anderen Menschen. Besonders schlecht fühlte er sich, da er dachte, er habe keine besondere Fähigkeit. Das wollte er nicht wahrhaben, schließlich hatte er gehofft, schnell Geld zu verdienen und es seinem Bruder zu geben, um ihm zu helfen. Doch dieser Gedankenansatz war verschwunden, als die Menge in eine Richtung lief, geführt von Sergeant Ken.
Kaum hatten sie die langen Treppen hinunter in die etwa einige Dutzend Meter tiefe erreicht, schien die zuvor sichtbare Barriere extrem hell zu leuchten. Jeder musste sich die Hände vors Gesicht halten, um überhaupt die Augen etwas offen halten zu können. Nach oben blickend konnten sie nun die scheinbar endlose Barriere sehen, die von einem zerrissenen Himmel gestoppt wurde. Die lilanen Blitze, die dort oben lagerten, schmückten den galaxieartigen, zerrissenen Himmel. Die Schritte, immer noch geführt von Sergeant Ken, schienen direkt auf die Barriere zuzuführen.
Die Berührung mit ihr ließ alle staunen und ihre Münder öffnen. Es war ein erwärmendes Kribbeln, das immer wärmer wurde und sie in einen scheinbar neuen Ort zu tragen schien. Das grelle Licht, das eben noch vor ihnen war, schien sich hinter ihnen zu bewegen, und sie schienen schon durch das scheinbare Portal gereist zu sein. Als sie nach vorne blickten, sahen sie eine riesige Fläche voller merkwürdiger Dinge. Riesige Felsen schienen in der Luft zu schweben oder Wasser schien nach oben zu steigen. Ein scheinbares Meer schwebte in der Luft, und riesige bunte Bäume, kilometerbreit und hoch, schienen die Ferne zu füllen. Mit diesem Ausblick auf ebenfalls mehrere Planeten im scheinbar ebenfalls bunten Himmel hinter dem dünnen Meer in der Ferne schienen ebenfalls mehrere Planeten, teilweise große und kleine, den sternübersäten bunten Himmel zu schmücken. Er wusste, dass er sich in einer anderen Welt befand.