Die Szene vor mir war derart chaotisch, dass ich sie nicht einmal im Ansatz zu beschreiben vermochte. Das Schlachtfeld, das sich vor mir erstreckte, war um ein Zehnfaches tödlicher als das, aus dem ich gerade entkommen war. Ein halber Tag war vergangen, in dem ich hoch am Himmel auf meinem ersten herbeigerufenen Wesen dahin flog.
Die herbeigerufene Kreatur war wirklich beeindruckend, sie zeigte keinerlei Erschöpfung, obwohl ich sie bereits seit 12 Stunden ritt. Genau, 12 Stunden lang hatte ich das Biest durch den Himmel gelenkt. Jeder Teil meines Körpers fühlte sich müde und steif an. Ich hatte das gesamte Reich durchquert und vor mehr als vier Stunden die Grenze zwischen den beiden Ländern erreicht.
Darauf hatte ich die neuen Territorien der Vereinigten Föderation durchquert. Sie waren nur verschwommene Linien, die an mir vorbeizogen, daher konnte ich keine neuen Eindrücke gewinnen oder sehen, wie die Menschen hier lebten.
Ich zückte nur alle Stunden mein Handy um zu überprüfen, wieviel näher ich den Koordinaten gekommen war.
Nachdem ich zwei neue Fähigkeiten des S-Rangs erlernt hatte, fühlte ich mich selbstsicherer, insbesondere bezüglich der herbeigerufenen Kreatur, deren Kraft ich noch nicht vollständig ausgelotet hatte.
Dank ihrer atemberaubenden Fluggeschwindigkeit erreichten wir das Schlachtfeld, auf dem die Truppen der Vereinigten Föderation mit tausenden von Bestien kämpften.
Die erste Szene, die ich wahrnahm, war ein gigantischer durchsichtiger Speer, der auf eine Figur am Boden zuraste, die tatsächlich über den nahenden Angriff lachte. Sein Körper schien schwer verletzt zu sein und er konnte sich nicht bewegen, aber ich war dennoch beeindruckt von der Haltung des Mannes, als der Tod sich ihm näherte.
Ich erinnerte mich an die Worte der geheimnisvollen Kreatur, die mich in diesen Raum gezogen hatte, während ich die Kraft der humanoiden Gestalt spürte, die in der Luft schwebte. Es war das mächtigste Wesen, das ich auf diesem Feld spürte, daher fragte ich mich, ob es das Ziel war, nach dem ich suchte.
Ich entschied mich jedoch, das erst einmal beiseite zu schieben und handeln: Ich wollte den Mann retten, der scheinbar unerschrocken dem Tod ins Gesicht lachte. Er schien gut zu der Beschreibung des rücksichtslosen Wesens zu passen, dieses die geheimnisvolle Kreatur erwähnt hatte.
Ich löste mich von dem Körper meiner herbeigerufenen Kreatur und befahl ihr, den Speer mit all ihrer Kraft abzuwehren, während ich auf die verletzte Gestalt am Boden das "Licht des Wächters" herabbeschwor.
BUMM!
Ein lauter Aufprall hallte wider, als wir vollständig auf dem Schlachtfeld erschienen, was die Aufmerksamkeit der meisten stärkeren Kräfte auf uns zog, als die fünf Meter hohe Abscheulichkeit in Erscheinung trat.
Seine stählernen grünen Muskeln glänzten im Licht und lösten den heranrasenden schweren Speer vollständig in Luft auf.
Der Jäger auf dem Boden ließ sein Lachen nun ungehemmt freien Lauf, da er aufgrund des eintreffenden "Licht des Wächters" nicht mehr blutete und mich und meine herbeigerufene Kreatur mit großem Interesse betrachtete.
Ich sah zu seiner Gestalt, die sich nun aufrichtete und fragte, nur um sicher zu gehen: "Ist das Ding da oben etwa der Schwarze Drache?".
Er zögerte einen Moment, scheinbar schockiert über meinen gelassenen Ton, bevor er antwortete: "Ja, das ist er."
Ich nickte und richtete meine ganze Aufmerksamkeit auf die humanoide Gestalt in den Wolken, die eine gewaltige Kraft ausstrahlte, obwohl sie sich nicht rührte.
Meine herbeigerufene Kreatur war zur meiner Seite zurückgekehrt, für den Fall, dass ich auf eine weitere Bestie stoßen würde, die zu schnell für mich war. Ich fühlte mich selbstsicher, wollte aber nicht von tödlichen Angriffen getroffen werden, die ich vermeiden konnte.
Die Gestalt am Himmel sah mich an und sprach: "Immer mehr von euch tauchen auf wie Kakerlaken."
Während sie das sagte, war ein wütender Ausdruck auf ihrem Gesicht, was mich fragen ließ, was der Mann da unten getan hatte, um das Biest soweit zu bringen.
"Ja, tut mir leid", erwiderte ich, "ich hatte das Ziel, jemanden zu retten und den Amoklauf eines Drachens zu stoppen. Es scheint, als hätte ich das eine schon erledigt und komme nun zum anderen."
Die Stille hing in der Luft, als hätte ich einen wunden Punkt getroffen. Die humanoide Gestalt antwortete nicht und setzte stattdessen eine Fähigkeit ein, woraufhin mehrere durchsichtige Waffen in der Luft erschienen.
Dabei handelte es sich um Speere, Schwerter, Hämmer und sogar... Fliegenklatschen? Sie formten sich weiter, bis sie den gesamten Himmel verdeckten.
Ich war von derartigen Fähigkeiten beeindruckt und gab meiner herbeigerufenen Kreatur einen Befehl und setzte gegenüber den umliegenden Jägern den "Kriegsschrei" ein: "Räumen Sie sofort dieses Gebiet, sonst könnten Sie Ihr Leben verlieren!"
Meine Stimme hallte durch das Gebiet und aufgrund des Anblicks der vielen riesigen Waffen, die am Himmel erschienen, suchten die Jäger das Weite.
Meine Virulente Abscheulichkeit breitete ihre Flügel aus und verschwand, um sich auf den Drachen zu stürzen.
Der Moment, als sie dem Drachen näher kam, markierte den Beginn einer giftigen Explosion, die die durchsichtigen Waffen grün färbte. Die noch in der Luft befindlichen Waffen begannen sichtbar zu zerbersten und zu verschwinden, während der Drache von der Explosion zurückgestoßen und schockiert meine herbeigerufene Kreatur anblickte.
Mit gespannter Verwunderung beobachtete ich die Kraft dieser S-Rang-Beschwörung und darauf, wie sie gegen ein tatsächliches S-Rang-Monster bestehen würde.
BRÜLLEN!
Ein lautes Heulen ertönte von der Gestalt, während schwarzer Rauch aufwallte und sie sich rasch in die Form eines riesigen Schwarzen Drachens verwandelte.
Ich betrachtete diese Gestalt mit Ehrfurcht, während die stachelige Hand der Virulenten Abscheulichkeit auf sie zufuhr und sie auf den Boden stieß.
Es war offensichtlich eine Bestie von anderer Stufe, denn sie stürzte kurz zu Boden, bevor heftige Winde aufzogen und der Drache in den Himmel zurückkehrte, zugeschnitten auf meine herbeigerufene Kreatur.
Sein weites Maul öffnete sich und ein gigantischer Flammenstrahl erhitzte den purpurroten Himmel. Der schnelle Hieb traf direkt auf die Virulente Abscheulichkeit. Als die Flammen erloschen, waren zwar die Flügel meiner herbeigerufenen Kreatur zerfetzt, aber sie war immer noch so lebendig wie je zuvor.
Ohne die Unterstützung der Flügel begann sie zu fallen, bis sie auf dem Erdboden aufschlug. Sie stieß ein Heulen in Richtung des Drachens aus und überall um sie herum brachen giftige Gase aus.
Beim Betrachten, wie die Beschwörung sich trotz der extremen Hitze des S-Rang- Ungeheuers hielt, entdeckte ich ein Lächeln auf meinem Gesicht. Ich sah ihre zerfetzten Flügel und hob meine Hände - daraufhin explodierte sie in einer giftigen Fernentladung und alles um sie herum begann zu schmelzen.
Die Jäger waren schon lange aus der Umgebung verschwunden, nur der töricht mutige Jäger, der noch vor einiger Zeit dem Tod ins Gesicht gelacht hatte, war nicht allzu weit entfernt sichtbar.
Er hielt ein scharfes Katana fest in seiner Hand, seine Augen waren gebannt auf den laufenden Kampf gerichtet.
Als die Virulente Abscheulichkeit am Boden explodierte, erschien ein malachitfarbener Runenkreis in der Luft, und ich beschwor erneut die "Virulente Abscheulichkeit".
Eine Sekunde verging und von dem Runenkreis geschmiedet, erschien eine brandneue Kreatur, ihre breiten Fledermausflügel und ihren großen, grünen Körper waren so gut wie neu. Dies bestätigte meine Vermutung, dass immer nur eine Kreatur auf einmal beschworen werden konnte und mir fiel eine weitere nützliche Angriffsmethode ein, als ich an die gefährliche Explosion dachte, die die alte Abscheulichkeit auslöste, als ich eine weitere beschwor.
Der Drache blickte böse auf unsere beiden Gestalten und sprach: "Ich habe lange genug mit euch Narren herumgespielt."