Er hat doch auch Freunde, Familie. Kann ich ihn wirklich für immer ausradieren. Auch wenn mein Überleben auf dem Spiel steht. Ich habe Sayumi doch versprochen, ich schwor ihr, dass ich kein Mörder bin. Da, das sind Schritte, aber von wo. Hinter mir! Wie? Ich drehe mich um und steche das Messer auf Bauchhöhe nach vorne, aber bevor ich treffe halte ich das Messer doch zurück. Ich kann das nicht. Lieber sterbe ich als ein Mörder zu werden. Ich spüre einen stechenden Schmerz im Unterleib. Ich lasse mein Messer fallen. Ich fasse an die Stelle. Ein Messer! Es steckt nicht wirklich tief, aber es fließt trotzdem Blut aus der Wunde. Das Messer zittert. Ich fasse weiter Richtung Griff an. Zwei Hände. Sie werden hektisch wegezogen. Ich höre nur ein "Es tu mir lei..."Dann rennt sie panisch weg. Es ist eine 'sie'. Hab' mich wohl geirrt. Ich breche zusammen. Ich kann mich grad noch auf den Knien halten. Hilfe, versuche ich zu rufen. Nochmal, Hilfe. Aber es kommt nichts. Akeno, Sayumi, sogar dieses arrogante Arschloch wäre in Ordnung. Irgendjemand? Niemand. Nein! Durchhalten, es wird Hilfe kommen. Das war doch schon immer so. Wenn man Hilfe braucht, bekommt man sie auch. Ich kann mir das nicht einmal selbst glauben. Aber wie kann man's mir übel nehmen. Meine Hände sind nass vom Blut. Ich fühle mich immer schwächer. Ich will doch einfach nur, dass es aufhört. Die Tür fällt zu. Ich halte mich einfach nur auf den Knien. Ich bin in eine Art Trance gefallen. Das leise Zufallen einer Zimmertür, wohl die des Täters, lässt mich kurz aufwachen. Scheiße. Ich merke wie ich mich verliere. Bitte. Irgendwer? "H....", versuche ich irgendwen um Hilfe zu rufen. "Hee.....". "Chaa!", stöhne ich mit einem lauten, kratzigen, schmerzhaften Stöhnen aus. Es kommt niemand. Scheiße. Ich muss einfach durchhalten das wird schon. Meine Schwester. Ja, meine Schwester, für sie kann ich diese Scheiße ertragen.
Wie lange ertrage ich mittlerweile diese Schmerzen, diese Scheiße. Ich weiß es nicht. Einfach nur nicht die Augen schließen. Ich muss wach bleiben, aber ist es wirklich so schlimm wenn ich jetzt aufgebe? Schwesterchen du wirst das deinem großen Bruder sicher verzeihen. Nein, wird sie nicht! Und viel wichtiger du wirst es nicht! Also halte durch! Aber ein bisschen kann ich nachgeben. Ich lasse mich fallen und und falle nach vorne. "Arhh." Das Messer. Ich hab's vergessen.
Ich muss meine Augen irgendwann geschlossen haben. Als ich sie öffne sehe ich Akeno besorgt weinen: "Fuck! Wieso? Komm Yorio du schaffst das!" Ich verstehe ihn nur schwer. Akeno. Ich liege in seinen Armen. Es macht mich glücklich, dass er da ist. Ich lächle ihn an und lege mit starker Anstrengung meine auf seine Hand. "Danke", flüstere ich. Zumindest denke ich das. "Was? Was hast du gesagt? Yorio? Du schaffst das. Es ist halb so wild." Ich schaue zu Sayumi. Sie schaut bedrückt weg. Ist sie doch nicht so kühl wie sie immer tut. Ich schaue sie weiter mit einem Lächeln an. Und da dieser Akira. Ich mache mit einer Fingergeste deutlich, dass er näher kommen soll. Er kommt näher. Ich lächle ihn an und zeige ihn mit sehr großer Anstrengung den Mittelfinger. Ich grinse ihn zufrieden an. Er schaut einfach nur dumm zurück. Zum totlachen denke ich, während meine Sicht schwin...
Gedanken....schwerer....fassen... .
"Scheiße! Scheiße! Scheiße! Er... Er..." Ich atme kurz durch. "Er war mir fremd und trotzdem bin ich traurig. Warum muss Yorio sterben? Wieso? Ein Mörder. Das war ein Mörder. Ich muss den Mörder fassen! Ich fasse ihn und dann töte ich ihn. Ja, ich bringe diesen Bastard um. Wieso Yorio? Warum tust du mir das an? Ich verstehe es nicht? Du warst vorhin noch lebendig und jetzt liegst du tot in meinem Armen. "Ich kann das nicht!" Meine erste Träne tropft auf... auf Yorio. Yorio. Verdammt. Ich kann das nicht. "Wieso musstest du alleine rausgehen. Du hättest doch bescheid geben können? Warum?" Ich wische mir meine nassen Tränen aus dem Gesicht.
"Akeno, es ist nicht deine Schuld." Sayumi legt ihre Hand auf meine Schulter. Ich schaue sie an. Mir laufen Tränen ununterbrochen aus den Augen.
"Ich..", fange ich schluchzend an, "werde denjenigen umbringe!"
"Beruhige dich."
"Beruhige dich. Beruhige dich! Fick dich doch!" Sayumi schaut mich überrascht an.
"Wer war das?", brülle ich.
"Die Person ist schwach. Sonst würde das Messer tiefer stecken. Wahrscheinlich ein Mädchen. Und der Täter bereut seine Tat oder wurde bei seinem Mord unterbrochen. Sonst hätte er Yorio nicht sterbend zurückgelassen.", antwortet der Typ in Sportkleidung.
"Also ein Mädchen. Wer? Warst du das, Sayumi?"
"Nein, natürlich nicht."
"Du?", fauche ich das nächst beste Mädchen an.
"Wenn der Täter seine Tat bereut, wird er wohl kaum nochmal zum Tatort zurückkehren.", ergänzt der Junge.
"So ist das." Ich nehme mir das Messer, das vor Yorio liegt.
"Was hast du vor?"
"Lass mich durch!" Ich stehe auf. "Ich hab' noch was zu erledigen."
Ich gehe voller hass ans erste Zimmer und klopfe wild an. Als niemand aufmacht, öffne ich die Tür. Es ist niemand drinne. Ich gehe zur nächsten Tür und öffne sie sofort. Wieder kein einziges Arschloch drinne! In meinem Wahn öffne ich auch die dritte Tür, meine. Durch das laute Türen aufreißen. Gehen viele aus ihre Zimmer um zu schauen was los ist. Ich gehe zu den Zimmern die ihre Tür nicht aufgemacht haben. Die Tür ist verschlossen. "Hey! Mach' auf!", brülle ich. Keine Reaktion. Ich hämmre gegen die Tür. Wieder keine Reaktion. Ich trete immer und immer wieder gegen die Tür. Ein Junge will mich aufhalten. "Lass das!" Ich drehe mich aggressiv zu ihm um. Als er das Messer in meiner Hand bemerkt, geht er still Schritte rückwärts. Noch ein Tritt, noch einer und bumm. Die Tür schlägt auf. Auf dem Bett sitzt ein Mädchen in ihre Bettdecke gewickelt. Sie weint und schaut mich todesängstlich an. Ich gehe auf sie zu. "Warst du das?", schreie ich sie an. Sie schaut weg. "Warst du das?" Sie meidet weiterhin Blickkontakt. Ich gehe zum Bett und ziehe die Bettdecke weg. "Du weißt das du Yorio umgebracht hast? Du hast dafür gesorgt, dass er nicht mehr neben mir steht. Er hat mich beschützt und du hast ihn getötet!", schreie ich sie weinerlich an. "Hammurabis Gestzt: Auge, Auge... " Ich ziehe sie vom Bett. "Du kleine Bitch!"
"Ey, lass' sie." Die Stimme kenne ich doch. Ich drehe mich um. Das Muskelpaket.
Ich schrei ihn an: "Du weißt nicht was sie getan hat! Sie hat..." Ich wische mir die Tränen aus dem Gesicht.
"Beruhige dich. Du weißt nicht ob sie es war. Und selbst wenn sie es war, solltest du sie trotzdem nicht umbringen."
"Du meinst sie ist es nicht gewesen? Dann frag die Schlampe doch selber." Er schaut mich an.
"Frag sie. Los!"
Der Junge fragt beruhigend: "Hast du Yorio umgebracht?" Sie schaut ihn an und fängt an zu weinen. Sie nuschelt irgendwas vor sich hin.
"Arschloch! Sprich lauter!"
"Es tut mir leid.", bereut sie kaum verständlich.
"Was willst du noch als Beweis? Also lass mich meine Arbeit erledigen." Sie schaut mich todesängstlich an. Das Muskelpacket kommt langsam näher und hält dabei den linken Arm vor.
"Beruhige dich erstmal und denke ruhig nach. Willst du das wirklich? Würde Yorio das wollen?"
Unterbrechend schreie ich ihn an: "Was weißt du schon!"
"Wäre deine Mutter stolz auf dich?" Seine Worte lenken mich kurz ab. Die Gelegenheit nutzt er um nach vorne zu laufen, mich zu entwaffnen und auf den Boden zu drücken.
"Es ist nichts persönliches. Wenn du sich beruhigt hast, lasse ich dich frei, verstanden?" Ich winde mich und versuche mich zu befreien, aber es bringt nichts.
"Verstanden?", wiederholt er sich.
"Ja-a!"
"Und du?", fragt er das Mädchen. Sie schaut ihn unter Tränen an.
"Ich hatte keine Wahl. Ich musste. Es ist nicht meine Schuld. Ich habe keine Schuld. Er ist schuld. Er war mein Ziel. Wäre er nicht da, hätte ich ihn nicht umgebracht. Seine Schuld. Es ist seine Schuld."
Ich schreie sie: "Was redest du da für einen Schwachsinn. ich bringe dich um du hinterhältige Fotze!"
"Beruhige dich!", sagt das Muskelpack mit ernster Stimme. "Falsch liegt der Junge aber nicht. Du übernimmst die Verantwortung und die Schuld für dein Handeln. Du trägst die Schuld. Für immer."
Sie schaut ihn geschockt an: "Aber..."
"Nichts 'aber'. Dein Handeln hat Yorio umkommen lassen. Du warst das."
Der Junge mit dem Sportanzug fragt: "Was machen wir mit dem Mädchen? Ich meine umbringen wäre die sicherste Option."
"Nein. Ich habe nur ein Ziel. Sonst hätte ich ihn niemals umgebracht."
"Das kann man einfach behaupten. Die Stimme meinte man hat ein bis vier Ziele. Gehen wir davon aus, dass sie gleichmäßig verteilt sind. Liegt sie Wahrscheinlichkeit bei 25 Prozent. 75 Prozent sprechen gegen dich."
"So funktioniert das nicht.", antwortet das Muskelpacket, "Wir werden niemanden umbringen. Und schon gar nicht wegen einer Wahrscheinlichkeit."