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Chapter 9 - Das Urteil

"Du kannst mich jetzt los lassen. Ich hab' mich beruhigt." Das Muskelpacket schaut mich abmusternd an.

"Na gut, aber wehe du randalierst wieder." Er lässt mich los. Sofort stürme ich auf das auf dem Boden sitzende Mädchen zu. Ich strecke das Messer zu ihrem Kopf. Sie zuckt zusammen. Das Muskelpacket versucht mich zu greifen. Er bekommt mich zu fassen, nachdem das Messer im Schädel des Mädchens steckt.

"Fick dich!", schreie ich das Mädchen an als mich das Muskelpacket erneut auf den Boden drückt. Ich habe das Messer teilweise in ihr linkes Auge durch den Schädel gestochen. Blut strömt aus der Wunde. Sie bewegt ihren Kopf orientierungslos im Kreis. Sie scheint unvorstellbare Schmerzen zu haben.

Ein Mädchen, das in der Tür steht muss sich übergeben.

"Scheiße! Was ist mit ihr!", ruft ein Junge.

Der Junge im Sportanzug geht auf das Mädchen zu.

"Was wird das?", fragt das Muskelpacket.

Der Junge zieht das Messer aus dem Kopf, indem er ihren Kopf festhält. Dann schlitzt er dem Mädchen die Kehle auf. Es strömt Blut aus dem Schnitt. Viel Blut.

"Was soll die scheiße?", ruft ein Junge, "Wieso bringst du sie um?"

"Sie war schon tot. Ihr Anblick tat mir leid. Ich wollte mir das nicht länger ansehen."

"Trotzdem kannst du sie nicht einfach töten!"

"Ich habe keine Lust mich vor irgendwen rechtfertigen zu müssen."

"Ich bin nicht irgendjemand. Ich bin der Schlächter."

Ich blinzle zweimal. Er ist wirklich der Schlächter. Außerdem sehe ich im Hintergrund zwei meiner Ziele.

"Hä? Bist du geistigbeh... Ach lass mich in Ruhe.", entgegnet ihm der Junge im Sportanzug.

"Nein, hier sind zwei Morde geschehen. Wir müssen die Konsequenzen noch festlegen. Du bist der Mörder in einem der Fälle."

"Das ist irrelevant. Als Bewohner sollten wir alle Mörder töten wollen, die noch Ziele haben."

Das Muskelpacket redet mit: "Ich finde es zwar auch nicht gut, dass er das Mädchen getötet hat. Aber wenn wir ehrlich sind, wissen wir alle, dass es das beste für sie war. Der im Sportanzug ist nicht der, der bestraft werden sollte. Wenn jemand eine Strafe bekommen sollte, dann der den ich hier festhalte."

Was Strafe? Ich hab' doch nur Yorio gerächt. Ich war doch gerecht, oder? Ich will nicht bestraft werden.

"Wieso muss ich bestraft werden? Ich hab doch nichts schlimmes gemacht. Ich habe Gerechtigkeit walten lassen."

"Verwechsle Gerechtigkeit nicht mit Rache. Wird gerne synonym verwendet. Ist aber falsch.", antwortet mir der Junge im Sportanzug, "Ihn zu töten ist dennoch sinnlos. Wie ich schon sagte sollte man nur Menschen töten, die Mörder sind und noch Ziele übrig haben."

Der Schlächter antwortet: "Wir können doch nicht jeden einfach irgendwen umbringen lassen ohne das zu bestrafen. Was hält einen denn sonst davon ab jemanden zu töten? Außerdem ist es gut möglich, dass er ein Mörder ist."

"Nur weil du der Schlächter bist, kannst du nicht einfach andere als Mörder beschuldigen.", erwidert das Muskelpaket.

Der im Sportanzug wiederholt sich zum dritten mal: "Schlächter. Wenn man jemand einen Mörder umbringt, ist das kein Problem. Habt ihr noch nicht verstanden worauf das hinausläuft. Entweder sie oder wir. Es gibt da keinen Kompromiss. Alle Mörder, die noch Ziele haben, müssen sterben, sonst werden sie früher oder später dafür sorgen, dass die Ziele umkommen. Er hat sein Rache bekommen und hat deshalb keinen Grund noch jemanden umzubringen. Wenn es nach mir ginge, kann der auf dem Bodenliegende Junge ohne Konsequenzen freigelassen werden."

Das Muskelpakt hält mich weiterhin fest: "Der Schlächter hat nicht ganz unrecht. Er ist ein Mörder. Er hat jemanden umgebracht. Das kann man nicht einfach ignorieren. Wie der Schlächter schon gesagt hat, hält dich sonst nichts davon ab, jemanden aus persönlichen Gründen umzubringen."

"Doch. Natürlich.", erwidert ihm der Junge im Sportanzug, "Wenn ich jemanden umbringe und euch dann sage: 'Ja also wisst ihr ich bin kein Mörder, sondern das war Rache und deshalb bringt ihr mich jetzt ja nicht um.', wird mir das niemand glauben und ihr werdet mich für einen Mörder halten und umbringen. Aber wenn ich beweisen könnte, dass ich kein Mörder bin, weil ich beispielsweise der Schlächter bin, würdet ihr mich nicht umbringen. Wenn der Schlächter nun ein wahnsinniger Serienkiller wäre, hätte ich nichts dagegen auch mal einen Nicht-Mörder umzubringen. Aber dieser Typ hat eindeutig aus Rache gemordet und nicht zum Spaß. Er wird jetzt niemanden mehr umbringen. Da kann man ihn auch am leben lassen."

"Und ihn einfach der Gerechtigkeitshalber umzubringen? Ich meine das Mädchen ist, ich meine war, auch ein Mensch.", antwortet ein Mädchen.

"Gerechtigkeit, tss.", sagt der Junge leise vor sich hin. "Gerechtigkeit ist nicht fest definiert. Wenn sich also nicht einmal die klügsten Köpfe der Welt wissen was genau noch gerecht ist, wie willst du das dann wissen?", er macht eine Pause, "Ist das dann nicht einfach eine Ausrede um seine eigenen Ziele durchzusetzen, wie beispielsweise Rache."

"Also ich finde schon, dass es gerecht ist einen Mörder umzubringen.", antwortet das Mädchen.

"Finde ich nicht. Da bin ich eindeutig andere Meinung.", sagt das Muskelpaket, "Töten ist nicht in Ordnung. Auch wenn man es im Sinne der Gerechtigkeit tut."

Hab' ich nochmal Glück gehabt. Scheint wohl so als könnte ich hier lebend rauskommen.

"Allerdings", fährt das Muskelpaket fort, "habe ich nichts gegen eine Bestrafung um davor abzuschrecken zu morden."

Was für eine Bestrafung. Der Griff des Muskelpakets wird stärker. Mein Arm wird stark unter Druck gesetzt.

"Ich kann ihm ein Arm brechen." Mein Arm? Was, nein! Tu das Nicht! Will ich schreien, aber durch die Schmerzen kann ich nicht reden. Er fühlt sich an, ob würde er jeder Zeit brechen.

"Ahhh!", schreie ich raus.

"Ich bin damit einverstanden.", sagt das Mädchen. Auch der Schlächter stimmt zu. Der im Sportanzug geht: "Macht doch was ihr wollt."

"Hat irgendjemand der hier anwesenden etwas dagegen?" Er schaut sich um. "Wenn nicht breche ich im jetzt den Arm.

"AHHHHH!!" Verdammte scheiße! "Fick dich!"

"Jetzt hab' dich nicht so. Das ist nur ein Bruch." Nur ein Bruch? Bist du "Geistig behindert!"

Er lässt mich los. Mein linker Unterarm schmerzt. Und wie er schmerzt! Er ist zur Seite gebogen. "Haaa!" Was ist hier los. Der hängt einfach zur Seite, ob wäre da ein Gelenk! Aber da ist keins!

"Komm beruhig' dich wieder.", fordert mich das Muskelpaket auf. Ich schaue ihn mit einem-Fick-dich-du Hurensohn Gesicht an.

"Was soll ich jetzt machen?" Niemand antwortet mir.

"Kann mir wer helfen?"

Ein Junge antwortet: "Das ist deine Strafe. Da musst du alleine durch."

Gibt es überhaupt eine Krankenstation? Nein, oder?

"Will mir wirklich niemand helfen? Könnt ihr mir wenigstens sagen wo ich eine Schiene finde."

"Und was machen wir mit der Leiche?", ignoriert mich ein Junge.

"Stimmt. Was ist jetzt damit? Wir können sie doch nicht einfach so liegen lassen.", stimmt ihm ein weiterer Junge zu.

Ich habe andere Sorgen. Ich verlasse den Raum. Wie komme ich denn jetzt an eine Schiene? Als ich auf dem Flur Ziellos umher gehe, läuft mir ein Mädchen nach.

"Ich habe gehört, dass du Hilfe mit deinem Arm brauchst." 'Gehört' ist gut. Ich drehe mich zu ihr um. Meine Pupillen weiten sich, meine Hände fangen an zu schwitzen. Ich schaue sie erstarrt an.

"Ich kann dir helfen. Auf meiner Schule habe ich der Krankenschwester häufig geholfen.", sie unterbricht sich, "Wie unhöflich von mir. Ich heiße Hanami Narita."

"Wie?"

"Ich bin Hanami Narita. Und du?"

"Achso, ich bin Akeno Satō."

"Ist irgendwas? Du verhältst dich irgendwie abwesend."

"Nein, alles in Ordnung.", lüge ich dem rot umrahmten Mädchen ins Gesicht.